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Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF-Fjällstation Kvikkjokk

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 Dieser Artikel ist Teil 11 von 11 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Stellt Euch vor, Ihr solltet nachts im Zelt ‘mal raus, aber draußen steht bereits die Sonne hoch am Himmel. Da dreht man sich doch lieber nochmal um, und wartet dann vollends auf den Wecker. Als der Garmin aber nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch keinen Ton von sich gegeben hat, schaue ich auf Claudias Uhr: Da ist es gerade kurz nach Eins..!   

IMG 3367 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkAls der Garmin dann wirklich piepst, ist es 7.30 Uhr und draußen scheint die Sonne immer noch, es wird also wohl ein freundlicher Tag werden.
Nach dem kurzen, gewohnt kargen Frühstück packen wir zusammen und bauen zügig das Zelt ab.
Der Stugwart hatte gestern Abend keine Lust mehr, noch nach uns zu sehen und heute Morgen habe nun ich Keine auf ihn! Vor allem sehe ich auch absolut keinen Grund, hier für irgendetwas bezahlen zu müssen!
Ich bin etwas angesäuert, weiß aber selbst nicht recht warum. Und als ich dann auch noch in die feuchten, kalten Schuhe hinein muss, hebt das meine Stimmung ebenfalls nicht wirklich. Im Gegenteil! Kurz darauf sind wir dann fertig und verschwinden. Jetzt kann der Stugwart ruhig kommen!

IMG 3368 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkZuerst müssen wir nun wieder das Stück im Moorwasser eingesunkenen Bohlenweg überwinden, der hier auf die Halbinsel mit der Partestuga führt. Eine Umgehung gibt es leider nicht!
Das ist insofern kritisch, weil man nie so recht weiß, wie weit die bereits unter dem Wasserspiegel liegenden Bohlen dem Gewicht noch weiter nachgeben. Und da sie ständig im Wasser liegen, sind sie auch entsprechend schmierig und bieten den Sohlen absolut keinen Halt. Schon ein leichtes Nachgeben lässt unsere Schuhe immer sofort entlang der neuen Neigung rutschen, und die Stöcke finden im Moor natürlich auch keinen Grund, um sich auf ihnen abzustützen!

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Wir meistern aber auch diese Aufgabe und folgen dann dem Wegweiser nach links, in Richtung Westen. Schon kurz darauf nehmen uns wieder recht angenehm zu gehende Waldwege auf. Der Kungsleden führt hier durch einen Mischwald, in dem sich nun auch Säulen-Fichten und einige Kiefern zu den Birken gesellen. Und natürlich sind hier auch wieder große Mengen von Moskitos unterwegs. Aber das neue Mygga hält sie wirklich zuverlässig in Schach. Oder besser: Auf Distanz!

IMG 3379 2 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkIMG 3375 3 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation Kvikkjokk

Aber man muss sich wirklich erst daran gewöhnen, dass einem die Stechmücken – nach der ersten Anwendung – immer noch dicht um den Kopf herum schwirren, und man sie daher auch weiterhin giftig in den Ohren sirren hört. Aber sie landen nun auf der eingeriebenen Haut nicht mehr! So dauert es dann auch eine ganze Weile, bis man zu diesem schwedischen Mücken ein echtes Vertrauens-Verhältnis aufgebaut hat.
Nach der ersten Anwendung beobachtet man dann, wann sich die ersten Moskitos wieder vorsichtig auf der Haut niederlassen. Das ist (meist nach 15 bis 30 minuten) der richtige Augenblick, die Anwendung zu wiederholen. Und dieses zweite Eincremen verschafft einem dann wirklich für geraume Zeit Ruhe!

P1070473 176x176 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkIMG 3380 176x176 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkIMG 3385 176x176 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation Kvikkjokk

Inzwischen hat sich der Himmel nicht nur bewölkt, sondern es hat vorübergehend auch wieder geregnet. Als es dann aufhört, lassen wir die Regenhosen lieber gleich an und öffnen nur die langen, seitlichen Beinreißverschlüsse zur besseren Belüftung. So passieren wir den Stuor Tata, einen beeindruckend großen See.

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In diesem Bereich des Kungsledens werden wir nun durch ausgedehnte Tiefebenen geführt. Schade ist eigentlich nur, dass dabei ganz zwangsläufig auch ausgedehnte Moor und Sumpfflächen zu durchqueren sind. Die Millionengeschwader von Moskitos gedeihen hier natürlich prächtig und sind daher nicht mehr extra zu erwähnen. Man hält sie sich eben vom Hals und ignoriert sie dann möglichst! Und werden es doch einmal zu viele, dann zieht man einfach vorne nur den Mückenschleier herunter, den wir dazu immer griffbereit über dem Kopf tragen! So wird dann auch sicher verhindert, dass man – einmal außer Atem gekommen – wieder welche einatmet!

IMG 3389 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkDurch den Regen der letzten Tage ist der Boden hier im Tiefland nun völlig mit Wasser gesättigt und man sinkt schon unmittelbar neben dem Weg tief ein. Hier wäre ein Zelten absolut unmöglich!
Und weil das Petrus ganz offensichtlich doch noch nicht genug ist, fängt es kurz darauf erneut an zu regnen. Und dieses Mal können wir uns gerade noch gegenseitig in die Ponchos helfen, bevor der Himmel einmal so richtig seine Schleusen öffnet! Und mitten in diesem Wolkenbruch habe ich dann mein absolutes Highlight an Natur-Erlebnis: Während ich stumpfsinnig vor mich hin trotte, nehme ich nämlich vor mir plötzlich eine langsame Bewegung wahr. Ich hebe den Kopf etwas und bleibe dann wie angewurzelt stehen. Nur drei Meter vor mir, direkt neben dem Weg, ist ein Auerhuhn aufgestanden und blickt mich nun völlig unbeweglich an!
IMG 3391 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkInzwischen läuft Claudia von hinten auf mich auf, da ich für sie viel zu abruppt stehengeblieben bin.
Was ist los..?“, ruft sie laut durch den Regen.
Rechts vor mir steht ein Auerhuhn am Wegrand..!“, antworte ich leise.
Was..?“, fragt sie erneut laut nach, weil der Regen gerade unglaublich auf die Kapuzen unserer Ponchos prasselt.
Ich drehe mich zu ihr um und nehme den Finger vor die Lippen. Dann zeige ich wieder langsam nach vorne. Das Auerhuhn steht immer noch völlig unbeweglich am gleichen Platz und sieht uns nur an.
Leider habe ich in diesem Wolkenbruch keine Chance, die Kamera herauszuholen um ein Foto zu machen. Aber ich vermute spontan, dass die Henne dort nur deswegen so unbeweglich stehen bleibt, weil sie junge Kücken führt, die nun im starken Regen wohl irgendwo unter ihr kauern. Sehen kann ich leider keine
IMG 3387 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkAußenrum..!“, sage ich daher etwas lauter zu Claudia, dann gehe ich im rechten Winkel nach links vom Weg herunter, um die Henne zu umgehen. Claudia folgt mir. Das gibt unseren Stiefeln nun zwar den Rest, aber dafür setzt sich die Henne ganz langsam wieder hin, wie wir beobachten können.
Sie ist dann immer noch am gleichen Platz, wo sie ganz am Anfang war, sehen wir als wir etwas weiter wieder auf den Weg zurückkehren.

Mann, ist die groß gewesen..!” sprudelt Claudia dann los und will wissen, ob ich vielleicht Kücken gesehen habe.
Nein.., leider nicht..!” antworte ich ihr. “Aber so, wie sie sich verhalten hat, hatte sie ganz bestimmt welche..!”
Doch..!“, bestätige ich Claudia “Die war ja wirklich recht groß gewesen..!
Und ich habe so nahe vor ihr gestanden, dass mir heute zum ersten Mal diese sehr fein gezeichnete, intensiv-rote Linie über dem Auge der Henne aufgefallen ist. Wie ein ganz dünner Lidstrich.
Mädels halt..!“, schmunzle ich still in mich hinein.!
Dass ich keine Fotos von ihr schießen konnte, ist natürlich schade. Aber wie sagt Claudia immer so treffend:
Manche Dinge muss man sich halt gleich anschauen..!

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Kurz darauf lässt der Regen wieder nach und hört dann sogar ganz auf. Aber das ist für unsere Schuhe inzwischen nicht mehr relevant, denn die sind natürlich längst wieder völlig “durch”! Und auch heute kam die “Suppe” in ihnen wieder ausschließlich von oben, über die Zungen! So muss ich meinem neuen Hanwag-Tatra heute erneut ein Kompliment machen. Denn selbst wenn ich in ihm klatschnasse Füße habe: Einen besseren Stiefel habe ich unterwegs noch nie am Fuß gehabt und ich bin mir völli sicher, jeder andere Schuh hätte den Geist unter diesen Bedingungen wohl ebenfalls schon längst aufgegeben!

IMG 3395 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation KvikkjokkNun ist es nicht mehr weit bis nach Kvikkjokk und wir gehen trotz widriger Bedingungen ziemlich zügig. Heute wartet nun wieder einmal eine größere STF-Fjäll-Station auf uns, die nicht nur an ein Straßennetz, sondern auch an ein Stromnetz angeschossen ist. Das bedeutet: Wir können in Kvikkjokk ganz sicher mit Karte bezahlen (und hoffentlich auch etwas Bargeld holen). Aber in erster Linie freuen wir uns heute auf eine heiße Dusche!

Kvikkjokk ist nun bereits das Ende des Zweiten, von insgesamt fünf Kungsleden-Abschnitten, wir haben nach 10 Tagen also schon fast Halbzeit.
Als wir die Station dann endlich erreichen, tut uns wieder mal alles weh! Es ist schon faszinierend, wie man unterwegs Schmerzen und Wehwehchen weckstecken und unterdrücken kann. So lange eben, bis man endlich “loslassen” kann, weil man die Etappe gemeistert und sein Ziel erreichthat. Aber spätestens dann kommt schlagartig alles “raus”. Und natürlich auch alles auf einmal!

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Wir ziehen noch vor der Türe die durchgeweichten Stiefel aus und melden uns dann in der Reception an. Anschließend gehe ich in Crocks hinaus, ziehe die Schuhbändel aus den Stiefeln und bürste am Brunnen auch noch den letzten Schlamm von ihnen herunter. Dann bringe ich sie hinauf in den beheizten Trockenraum, und schiebe in jedem von ihnen den Luftschlauch eines speziellen (elektrischen)  Schuhtrockners ganz nach vorne. So IMG 3394 300x199 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation Kvikkjokkwird nun die ganze Nacht über warme Luft hineingeblasen, was sie bis morgen früh doch eigentlich durchtrocknen lassen sollte!

Dann gehen wir gemeinsam Duschen und ziehen uns um. Und während Claudia noch etwas Wäsche von Hand “herausdrückt”, damit diese ebenfalls über Nacht im Trockenraum trocknen kann, bereite ich uns in meinem neuen Lieblings-Topf wieder etwas Tee und eine heiße Suppe zu. Dann lassen wir den Tag langsam und sehr harmonisch auslaufen!

Zusammenfassung 10. Etappe: 16,3 Kilometer, 356 Höhenmeter im Anstieg, 528 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 10, 5 Stunden.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation Kvikkjokk*

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!


Download GPS-Track   HD Kungsleden 10 580x261 Kungsleden, 10. Etappe: Partestuga – STF Fjällstation Kvikkjokk  

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Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk – Tsielekjakka (Zelt)

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 Dieser Artikel ist Teil 12 von 17 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Die nun folgenden Etappen sind die Stiefkinder des (nördlichen) Kungsleden. Von Kvikkjokk bis Jäkkvik (96 km) gibt es nämlich keine Unterkünfte, so dass man unterwegs auf ein Zelt zwingend angewiesen ist. Aus diesem Grund ist es auf diesem Abschnitt auch deutlich einsamer, da nur wenige Wanderer die (vermeintlich) größeren Strapazen auf sich nehmen. Wir hingegen freuen uns auf diesen Abschnitt..!

IMG 3399 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Als der Garmin piepst stehe ich auf und gehe sofort in den Trockenraum, um nach unseren Schuhen zu sehen: Die sind über Nacht doch tatsächlich völlig durchgetrocknet!
Mit beiden Paaren kehre ich zurück ins Zimmer, wo sich Claudia gerade aus dem Schlafsack schält. Dann mache ich uns Kaffee und creme nebenher die Stiefel dick mit speziellem Bienenwachs ein. Nach dem Frühstück wienere ich sie dann noch einmal ab und ziehe die Schuhbändel wieder ein – fertig..!

Da könnte man ja fast eifersüchtig werden, so wie Du Dich um die kümmerst..!“, schmunzelt Claudia. Aber sie ist natürlich froh, dass ich ihr diese Arbeit abnehme und nach 12 Jahren Bundeswehr habe ich mit dem Stiefelputzen wohl auch die größere Erfahrung!

IMG 3400 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Dann packen wir zusammen, denn auf 10.30 Uhr ist unser Boot bestellt, das uns die vier Kilometer hinüber, zum Startpunkt des Kungsleden auf der anderen Seite des Saggat bringen soll. 200 SEK / 23,27 Euro kostet der Transfer pro Person. Wir bezahlen für die Unterkunft 790 SEK / 91,19 Euro und holen an der Rezeption per Mastercard noch 1.000 SEK in Bar (115,43 Euro). Mehr geht aus der Kasse leider nicht und Geldautomaten gibt es hier natürlich keine. Das kostet uns aber ebenfalls noch mal die stolze Gebühr von 144,95 SEK / 16,73 Euro.
Naja, zumindest haben wir nun genügend Bargeld für das Boot, und auch für eine mögliche Stuga-Übernachtung in Reserve. Und zwei neue Mygga-Sticks haben wir uns ebenfalls noch besorgt, für 286 SEK / 33,01 Euro!

Dann ziehen wir die paar Meter hinunter, zum Boots-Steg am Saggat. Dort wartet schon ein finnisches Wanderer-Ehepaar, und kurz darauf gesellen sich auch noch unsere beiden Franzosen, Justine und  Péha zu uns. Sie sind erst spät in der Nacht angekommen und haben dann (einmal mehr triefnass!) einfach in der Lobby übernachtet. Sie beenden ihr Kungsleden-Abenteuer nun hier in Kvikkjokk und wollen zum Abschied noch eine Boots-Tour machen. (Also Ausdauer haben sie ja, das muss man ihnen lassen!)

IMG 3405 176x176 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)IMG 3408 176x176 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)IMG 3409 176x176 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)

Dann kommt unser Kapitän mit dem Boot und hat es furchtbar eilig. Kaum ist das Gepäck verstaut, geht es auch schon los. Während er mit einer Hand kassiert, dreht er mit der anderen an der Pinne noch eine kipplige Sightseeing-Rund über den Zulauf des Kamajokk, der hier als mächtiges Wildwasser in den Saggat fließt. Danach geht es über viele, stille Seitenarme (ein Vogelparadies) zum gegenüberliegenden Ufer.

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Dort muss ich schmunzeln, denn an einem Baum hängt neben dem Schild “Kungsleden” ein Briefkasten am Baum – sonst ist hier nichts..!
Der Kapitän drängt jedoch erneut zur Eile und kurz darauf stehen wir einsam am Ufer und winken Justine und Péha ein letztes Mal zu. Dann drehen wir uns ebenfalls um und folgen dem finnischen Ehepar.

P1070479 176x176 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)IMG 3412 176x176 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)IMG 3411 176x176 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)

An der Schutzhütte nehmen dann aber auch wir das Gepäck noch einmal kurz ab und richten uns in aller Ruhe für diese Etappe. Nebenher erzählt uns der Finne, daß seine Frau 25 Kilo, und er sogar ganze 35 Kilo im Rucksack hat.
That’s no Problem..!“, meint er völlig gelassen. “We have all, we need outdoor..!
And a small Helicopter also, for rescue..?“, rutscht mir dummerweise über die Lippen, aber der Finne lacht nur.

IMG 3414 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Mit aufrichtiger Bewunderung beobachte ich dann, wie sie die Rucksäcke (jeweils alleine!) schultern und losziehen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her.
Mann.., was sind wir doch nur für Weicheier..!” sage ich anschließend erfürchtig zu Claudia, als sie außer Hörweite sind. Claudia hatte zu Beginn unserer Tour gerade mal 16,2 Kilo auf dem Rücken und ich 21,6 Kilo. Und das ist inzwischen schon wieder deutlich weniger geworden, da wir ja bereits Verpflegung und viele Batterien verbraucht haben.
Äh.., sorry..?“, meint Claudia aber nur. “Mit 25 Kilo auf dem Rücken kann Wandern eigentlich keinen Spaß mehr machen, und mit 35 erst Recht nicht..!”
Sie hat natürlich Recht, aber trotzdem nötigt mir diese Leistung Respekt ab. Das gilt jedoch leider nicht für den Charakter der Beiden, denn der Grund für ihre unglaubliche Pace waren wir. (Das sollten wir aber erst am Abend erfahren!)

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Wir überqueren einen Gebirgsbach, indem wir auf Crocks hindurchwaten und folgen drüben dann dem Pfad weiter, steil aufwärts. 450 Höhenmeter gilt es heute zu überwinden, bis wir den Fluss Tsieljakka erreichen. Der liegt wieder ziemlich weit oben, auf etwa 600m Höhe. Zuvor müssen wir aber erst mal ein Hochplateau überwinden, das sogar noch 150 Meter darüber liegt. Also werden wir wohl auch heute wieder durch ein Kahlfjäll wandern, denn die Baumgrenze verläuft hier oben, in Lappland, etwa auf 700m Höhe n. N.

IMG 3425 2 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)P1070483 2 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)

Irgendwann bin ich dann aber völlig überrascht, denn hier oben blüht sogar Knabenkraut. Diese Orchidee hätte ich hinter dem Polarkreis eigentlich nicht mehr erwartet, schon gar nicht so hoch oben! Und auch davon mache ich natürlich noch einige Fotos, bevor wir weiterziehen.

IMG 3427 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Dann können wir aber auch schon wieder die Regenhosen und Ponchos auspacken, denn urplötzlich setzt dieser ekelhafte, feine Nieselregen wieder ein. Aber heute scheint Petrus ein Einsehen zu haben, denn kurz darauf hört der auch schon wieder auf und – Gott sei Dank – bevor die Birken wieder richtig nass sind!

Dieses Fjäll – wir befinden uns nun inmitten der Baumgrenze – ist einfach atemberaubend schön. Eine helle, offene Tundra-Landschaft, mit nur wenigen, ganz niederen Bäumen. Hier könnte man stundenlang wandern, ohne sich satt zu sehen! Und man könnte sich auch genauso gut tot-fotografieren, wäre da nicht der schwere Rucksack auf dem Rücken und ein Tagesziel, das unbedingt erreicht werden muss!

IMG 3428 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Wir erreichen oben dann gerade so das baumlose Plateau, etwas oberhalb der Baumgrenze, da senkt sich die Landschaft vor uns auch schon wieder ab. Komischerweise bleiben die Bäume hier aber trotzdem zurück, denn obwohl wir nun wieder unter das Niveau der Baumgrenze absteigen, bewegen wir uns auch weiterhin im Kahlfjäll. Dafür blühen hier nun aber unzählige Blumen, überwiegend Trollblumen, was Claudia wieder in absolute Verzückung versetzt! Die liebt sie nämlich heiß und innig..!

Kurz darauf erkenne ich in der Ferne den Tsielekjakka, den Fluß an dem sich die Hütte befindet, in der wir heute gerne übernachten wollen.
Endspurt..!“, rufe ich Claudia zu. “Da vorne ist der Fluß..!
Schon gesehen..!“, antwortet sie fröhlich von hinten.

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Kurz darauf stehen wir dann vor der Hängebrücke, die hinüber führt, zur Schutzhütte. Dort sehen wir den Finnen bereits Holz machen, aber die Hütte ist ja schließlich für alle da, daher stört uns das nur wenig. Wir werden schon ein Plätzchen in ihr finden.

Werden wir aber doch nicht, wie uns die Finnin kurz darauf, sehr deutlich klar macht, als wir die Hütte betreten. Ihr: “We live hier..!” ist unmissverständlich!
IMG 3436 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Ich bin so sprachlos ob dieser Unverfrorenheit, daß ich nur noch ein wütendes: “Okay.., enjoy it..!” heraus bringe. Dann machen wir auf dem Absatz kehrt und ziehen erst mal ein paar Meter weiter. Dort dreht sich Claudia um und wischt verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
Und was jetzt..?“, fragt sie mich.
Sie ist maßlos enttäuscht vom Verhalten dieser Finnin. Wäre es umgekehrt gewesen, dann wären wir ganz selbstverständlich zusammen gerückt und hätten so in der Hütte auch zu viert Platz gehabt!
Du darfst nicht immer von Dir auf andere schließen..!“, beruhige ich sie.

Die Finnen haben sich in der Hütte aber auch wirklich frech ausgebreitet. Sogar zwei Decken (wie wir sie beim Bund hatten!) lagen über den Betten ausgebreitet und eigentlich fehlten am Fenster nur noch die Vorhänge. Da waren Töpfe, Wasserkanne und auch sonst noch alle möglichen Gebrauchs-Gegenstände, in der ganzen Hütte verteilt. Hier wohnen keine Wanderer, denke ich mir spontan, sondern eher Trapper! Fallensteller..! Und man wollte uns auf diese Weise wohl auch unmissverständlich klar machen, dass hier schon besetzt ist!
Und der Finne selbst war unterdessen draußen am Holz sägen. Axt und Säge waren also ebenfalls noch im Rucksack gewesen. Langsam wird mir deren enormes Gewicht klar!

IMG 3437 300x199 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)Obwohl ich ebenfalls vor Wut koche, beschließe ich, doch lieber weiter zu ziehen und dem Ärger aus dem Weg zu gehen. Und die Beiden haben eigentlich nur Glück, dass es draußen gerade nicht regnet, denn sonst wäre ich jetzt nämlich ebenfalls in diese Hütte eingezogen – so, oder so!
So ziehen wir aber erst mal weiter und suchen uns eben in der weichen Tundra ein lauschiges Plätzchen. (Was im Nachhinein unser Glück sein sollte, wie sich aber erst am nächsten Morgen herausstellte!)
Nur wenige Höhenmeter über dem Niveau der Hütte sind wir dann aber wieder mal diesem eiskalten, all-abendlichen Wind ausgesetzt. Er hat eben pünktlich eingesetzt, als wir die Hütte verlassen haben.
Heute kommt er uns aber mal direkt entgegen, was mich darauf hoffen lässt, dass wir etwas weiter oben und näher an den Bergen, in deren Lee kommen werden. Wir müssen aber auch noch Wasser finden, bevor wir übernachten können, erinnere ich Claudia.

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Kurz darauf haben wir dann aber auch schon Beides: Wir sind im Lee der Berge, haben unweit eine kleine Quelle und zudem auch noch ein wirklich lauschiges Zeltplätzchen, direkt neben dem Weg! Herz, was willst Du mehr? Da ist dann sogar Claudia schon wieder zufrieden..!

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Zusammenfassung 11. Etappe: 19,0 Kilometer, 754 Höhenmeter im Anstieg, 346 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 9,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)

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HD Kungsleden 11 580x264 Kungsleden, 11. Etappe: Kvikkjokk   Tsielekjakka (Zelt)

 

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Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka -Tjieggelvas (Zelt)

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 Dieser Artikel ist Teil 13 von 17 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Im weichen Moos-, und Flechten-Teppich der Tundra haben wir toll geschlafen! Irgendwann hat dann wohl der Wind etwas gedreht, so dass unser Zelt schon seit geraumer Zeit leise flattert. Das ist aber ein recht angenehmes, ja fast einschläferndes Geräusch. Und als der Garmin piepst scheint bereits wieder die Sonne. Es könnte also auch heute wieder ein toller Wandertag werden..!

IMG 3440 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Mann.., habe ich super geschlafen..!“, schmunzelt Claudia gut gelaunt, als sie sich mit kleinen Augen im Schlafsack aufrichtet. Dann winkt sie grob in Richtung der Schutzhütte und ruft laut: “Herzlichen Dank, Ihr lieben Finnen..!
Ich grinse und reiche ihr die warme Fleece-Jacke, denn im Zelt ist es recht frisch, da wir seit einiger Zeit genau im Wind liegen.
Macht nix..!“, meint Claudia nur dazu und kuschelt sich dann für einen Moment an mich. Da ist bereits das Kaffee-Wasser heiß, und wir frühstücken.

Heute steht erneut eine Kahlfjäll-Etappe an. Zuerst geht es dazu nochmal 150 Höhenmeter hoch, danach dann aber gleich wieder 450 hinunter. Und “gleich” meint: Das Ganze über zwanzig Kilometer verteilt..!

IMG 3441 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Nach dem Frühstück packen wir in aller Ruhe zusammen und schlagen das Zelt ab. Als wir fast fertig sind, hören wir das freundliche “Hej-hej..!” eines Wanderers, der gerade vom Tsielekjakka herauf kommt. Der Ausrüstung nach ist er ebenfalls Deutscher (die Wanderer anderer Nationalität tragen weder Jack Wolfskin-Jacken, noch haben sie Deuter-Rucksäcke auf dem Rücken), daher anrwortet Claudia auch gleich auf Deutsch:
Hej-hej..! Wo kommst Du denn so früh schon her..?
Der Wanderer grinst: “Ich bin erst spät in der Nacht an die Tsielekjakk-Schutzhütte gekommen und wollte dort eigentlich schlafen. Die war jedoch völlig mit Utensillien belegt, ohne dass jemand drinnen war. Nur unglaublich viele Mücken!
Unmittelbar daneben war aber ein Zweimann-Zelt aufgebaut. Da bin ich dann einfach noch etwas weitergegangen und habe ebenfalls hier oben am Berg geschlafen, oberhalb der Mücken..!

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Claudia und ich sehen uns nur kurz an und erzählen ihm dann die Geschichte von gestern. Der Franke lacht und mutmaßt dann:
Die sind in der Hütte heute Nacht bestimmt von den Moskitos gefressen worden und haben sich dann irgendwann in ihr Zelt geflüchtet..!
Tjaahhh.., kleine Sünden bestraft der liebe Gott eben immer sofort..!“, schmunzelt Claudia laut, ohne ihre Schadenfreude auch nur im Ansatz zu verbergen. Dann verabschieden wir uns von ihm mit einem fröhlichen:
Bis später..!
IMG 3448 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Erfahrungsgemäß trifft man sich auf einer Mehrtages-Strecke nämlich immer mehrfach wieder, da man unterschiedlich schnell geht, Rast macht, oder übernachtet. Die Chance, ihn im Laufe des Tages also erneut zu treffen, ist sehr groß..!

Gerade als wir aufbrechen wollen, nähern sich dann jedoch auch die beiden Finnen mit zügigem Schritt. Er hält neben uns an und güßt, etwas außer Atem:
Hej-hej.., good Morning! This night, we learned the first Kungsleden-Lesson: Don’t sleep in a cabin near the Water..!
And would you please tell me, why not..?“, gebe ich den völlig Ahnungslosen.
There are millions and millions of Moskitos inside, coming out when you sleep..!

IMG 3450 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Oh my goodness..!“, höre ich da Claudia von hinten (völlig gekünstelt) ausrufen und muss mir fest auf die Zunge beißen, um nicht sofort laut loszulachen..!
Dann ziehen sie auch schon wieder weiter und ich kann mich kaum zurückhalten, bis sie endlich außer Hörweite sind:
Oh – my – goodness..!“, pruste ich dann los und bekomme fast keine Luft mehr, vor Lachen! Diesen Ausruf hat Claudia nämlich von Jean auf Teneriffa gelernt, einer lieben, alten Engländerin, die stets very Brittish war!

Mann, sind wir böse..!“, stellt Claudia dann irgendwann fest und ich nicke nur. “Yeep..!

Danach starte ich die Trackaufzeichnung des Garmin und wir ziehen endgültig los. Nun steigen wir den Pfad immer weiter in Richtung Hochebene auf, was uns schon bald einen phantastischen Blick zurück gewährt. Nur nach vorne ist die Sicht noch begrenzt, bis wir die Kuppe erreichen. Kurz darauf können wir dann auch dort weit hinunter sehen, in die Ebene vor uns (Siehe Titelbild, ganz oben!).

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Kurz davor treffen wir aber schon unseren Franken wieder. Im weichen Gras in der Sonne liegend, hat er ein Buch in der Hand und liest. Schön, wenn man keinen Zeitdruck hat..!
Hej-hej.., tolle Hose hast Du da an..!“, feixt Claudia, als wir ihn passieren und erntet dafür ein Lächeln. Er trägt nämlich ebenfalls die Fjäll Räven – Barents Pro (G – 1000), die auch wir anhaben.
Und das ist schon komisch: Ohne die würden wir hier auf dem Kungsleden wohl richtig auffallen, denn bisher haben wir noch keinen Wanderer getroffen, der eine andere getragen hätte!
Anmerkung: Das haben wir vorher natürlich nicht gewußt! Aber im Nachhinein war die Entscheidung, sie für den Kungsleden auszuwählen absolut richtig gewesen! Sie ist (auch ohne ihre spezielle Möglichkeit, sie noch zusätzlich zu wachsen!) robust, schmutzabweisend und steckte unterwegs so einiges weg!)

IMG 3460 176x176 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)IMG 3465 176x176 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)IMG 3466 176x176 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)

Der folgende Abstieg erstreckt sich nun über knappe sechs Kilometer und Claudia ist davon natürlich “begeistert”! Das tut ihr in den geschundenen Knien nämlich wieder so richtig weh! Aber es hilft ja nichts, wir müssen durch. Dafür streichelt sie ihre Seele dann mit kleinen Belohnungen, wie z. B. dem hübschen Wollgras, das hier in ganzen Wiesen blüht.

IMG 3469 2 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)P1070501 2 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)

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Leider ist das Gelände aber wieder so sumpfig, dass ich die schönsten Plätze mit der Kamera gar nicht erreichen kann. Dafür komme ich aber sehr nahe an blühendes Knabenkraut heran und während ich mich dem mit der Kamera widme, fotografiert mich Claudia ihrerseits (oben). Gleich ganze Orchideen-Wiesen hat es hier, was ich am Polarkreis natürlich nicht erwartet hätte!

IMG 3474 176x176 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)IMG 3473 176x176 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)IMG 3472 176x176 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)

Diese Blütenpracht hat uns so gefesselt, dass uns dabei völlig entgangen ist, wie wir die Ebene erreicht haben. Hier blüht und grünt nun natürlich wieder alles, und auch die Moskitos gedeihen in dieser Sumpflandschaft prächtig. Aber auch das kann uns inzwischen nicht mehr erschrecken, denn seit gestern haben wir ausreichend Mygga, (schwed. Mückenschutz-Mittel) um selbst den größten Schwärmen begegnen zu können.
P1070506 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Dabei gehen wir inzwischen so gelassen mit ihnen um, dass ich (meist gerade selbst von Stechmücken umkreist!) sogar über die Viecher schmunzeln muss. Die fliegen nämlich so unglaublich schlecht, dass sie kaum mit Claudia Schritt mithalten können, wenn die nur normal geht.
Dann hängt hinter ihr nämlich immer gleich eine ganze Moskito-Wolke – auf etwa zwei Meter Distanz. Und jedesmal, wenn sie stehen bleibt, holen die sie dann ein, stoßen nun aber auf die unsichtbare “Mygga-Barriere”, auf ihrer Haut. So sirren sie dann eben weiter um Claudias Kopf herum – völlig ohnmächtig zu landen, wohlbemerkt! Blöde Viecher..!

Wir sind gut gelaunt und erreichen so den Fálesjávrre. Auf dem dort entlang führenden Pfad finde ich dann aber etwas, das mir spontan Angst macht: Bärenspuren! Und diese sind über(!) den Spuren des nicht weit vor uns gehenden Franken, also noch ganz frisch!
IMG 3480 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Was mich an ihnen aber wirklich kribblig macht ist, daß es sehr kleine Spuren sind. Sie stammen zweifellos von einem Bären-Welpen! Wo aber ein Welpe ist, da ist meistens auch die Mama nicht weit. Und Bärenmütter sind – wenn es um ihre Jungen geht – als recht humorlos bekannt..!

Ich sehe mich nervös um, aber die Fjällbirken entlang des Flusses verhindern jeden Überblick. Und die Spur führt ausgerechnet auch noch in die Richtung, in die wir nun ebenfalls gehen müssen.
Was hast Du..?“, will Claudia irgendwann wissen, weil ihr meine plötzliche, innere Anspannung natürlich auffällt. Ich zeige ihr die Spuren und erkläre ihr, dass das wohl ein ganz junger Bär war.
Ein ganz Junger..? Ach Gott, ist das süß..!
Na klar! Was sonst könnte wohl Claudias Mutterinstinkt besser auslösen, als irgend ein Jungtier?
Wo ein junger Bär ist, da ist aber meistens auch die Mama nicht weit..!“, erkläre ich ihr und sie versteht sofort.
Oh sch…e..! Und jetzt..?“, flüstert sie, nun doch deutlich verängstigt..
Nicht leise sein! Gib der Bären-Mama einfach die Chance uns zu hören, damit sie uns rechtzeitig ausweichen kann..!“, antworte ich ihr übertrieben laut und mache mich dann wieder vorsichtig auf den Weg.

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Nun, wir sehen heute keine Bären mehr. Auch keine weiteren Spuren von ihnen – und das ist gut so! Aber dieses Elebnis hat uns auch einmal empfinden lassen, wie groß doch unser Respekt vor Braunbären ist! Denn alleine schon ihre Spuren zu sehen genügte völlig, um unsere Adrenalin-Ausschüttung in Regionen anschwellen zu lassen, die wir doch als sehr unangenehm zu empfinden..!

IMG 3484 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Kurz darauf erreichen wir dann die Hängebrücke, die uns über die rauschenden Wildwasser-Verbindung zwischen Fálesjávrre und Tjeggelvas führt. Und Claudia weiß wohl ebenfalls, dass Bären allgemein nicht über Hängebrücken gehen, denn so schnell hat sie bisher noch keine überwunden.

Und drüben kann dann auch ich fühlen, wie die innere Anspannung deutlich nachlässt. Allerdings tut sich nun gleich ein neues Problem auf: Vor uns liegt nämlich wieder tiefer, wegloser Sumpf, ohne jeden Bohlenweg! Nur schrittweise tasten wir uns voran und kommen daher auch kaum vorwärts. Claudia muss sich hinter mir sogar meistens schon wieder einen neuen Weg suchen, weil meiner – durch das Gewicht mit dem Rucksack – bereits “abgesoffen” ist!
Irgendwann geht es dann aber doch wieder weiter und ein zunehmend trockener werdender Trampelpfad führt uns am Seeufer entlang, und direkt zu unserem Zeltplatz.

IMG 3487 300x199 Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)Dieser hübsche Platz ist uns bereits in Michael Hennemanns Kungsleden-Führer avisiert worden. Er hat Klo-Häuschen, Abfalltonne und eine Feuerstelle, und wäre eigentlich wunderschön, wären da nicht wieder tausende von Moskitos.
So bauen wir nur schnell unser Zelt auf und bringen uns dann in ihm in Sicherheit. Draußen waschen ist, trotz dem direkt zugänglichen Seeufers des Tjeggelvas, auch heute wieder, leider nicht möglich.
So hole ich uns am See halt nur vier Flaschen Wasser. Dann waschen wir uns eben im Zelt und lassen den Abend dort gemütlich auslaufen. Mit Tee, heißem Süppchen und der bereits üblichen, langen Nase für die doofen Moskitos..!

Zusammenfassung 12. Etappe: 20,5 Kilometer, 516 Höhenmeter im Anstieg, 795 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 10,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 12. Etappe: Tsielekjakka  Tjieggelvas (Zelt)

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

Download GPS-Track

 

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Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – Jakkakaskajarro

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 Dieser Artikel ist Teil 14 von 17 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Als der Garmin piepst, wissen wir bereits beide, wie draußen das Wetter ist. Keiner konnte das Prasseln des Regens auf dem Außenzelt überhören, das nun schon die halbe Nacht anhält. Und das ausgerechnet heute, wo wir erneut wieder ausgedehnte Moorflächen überwinden müssen. Aber auch zwei knackige Anstiege mit über 600 Höhenmetern warten auf uns.

IMG 3488 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroIch muss erst mal raus und habe es danach ziemlich eilig, wieder ins trockene Zelt zu kommen: “Ekelhafter Niesel-Regen und Wind..!“, beantworte ich Claudias fragenden Blick, als ich den Zeltreißverschluss wieder ganz zugezogen habe. Dann mache ich uns Kaffee, dazu wie immer Schüttelbrot und Philadelphia-Käse.
Das (bewusst herbeigeführte) Miss-Verhältnis zwischen Energie-Zufuhr und Energie-Verbrauch zeigt bereits deutlich Wirkung, denn an meiner Fjällräven Barents-Pro muss ich den Gürtel inzwischen schon fast täglich etwas enger machen! Dabei leiden wir aber nie Hunger, denn wenn der Körper etwas anfordert (Hunger), dann bekommt er es auch! Meistens sind wir abends aber schon so kaputt, dass wir gar nicht mehr viel essen möchten. Unsere Maggi Asia-Snacks genügen völlig! Dafür trinken wir dazu dann aber immer Unmengen von leicht gesüßten Tee. Obwohl wir auch tagsüber reichlich trinken, verlangt der Körper gerade abends noch einmal sehr viel Flüssigkeit!

IMG 3489 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroWährend wir frühstücken hört das Prasseln auf dem Zeltstoff aber plötzlich auf und als ich kurz darauf vorsichtig hinausschaue, hat der Regen doch tatsächlich aufgehört. Trotzdem ist draußen noch alles grau in Grau. Aber was noch schlimmer wiegt: Die ganzen Birkenblätter sind nun wieder voll mit Regenwasser. Wir werden es also auch heute wohl wieder literweise von ihnen abstreifen!
Wir packen ziemlich lustlos zusammen und natürlich kommt auch das Außenzelt wieder einmal nass in die Zusatztasche, außen am Rucksack. Kurz nach Neun starte ich die Trackaufzeichnung des Garmin, dann brechen wir auf.

Wir wandern auf dem Pfad von gestern weiter, der hier immer dem Ufer des Tjieggelvas folgt und durch überraschend lichten Wald führt. So können wir den nassen Birken erst mal ausweichen. Dann kündigt sich mit kräftigem Rauschen ein Gebirgsbach an und Claudia, die inzwischen vor mir geht, betritt die Brücke, die sie über den ersten, der geteilten Wasserläufe führt.
IMG 3492 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroNoch bevor Claudia das Malheuer überhaupt registriert, bleibe ich mitten auf der Brücke stehen und hole tief Luft: Die zweite Brücke, die einst über den nächsten Wasserarm führte, fehlt nämlich! Offensichtlich wurde sie irgendwann von den Schmelzwassern eines Frühjahrs weggerissen, denn ihre Armierungen sind an den Felsen noch vorhanden.
Claudia hat das immer noch nicht gesehen, bemerkte aber wohl, dass ich stehen geblieben bin.
Was ist los..?“, fragt sie ahnungslos.
Die zweite Brücke fehlt..!“, erwidere ich.
Welche Brücke..?“, will sie wissen und wendet sich wieder nach vorne. Dann macht sie plötzlich ein paar hastige Schritte vorwärts und erstarrt.
Sch…e..!“, höre ich nun ganz deutlich, und es klang auch richtig entsetzt.

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Mit ein paar wenigen Schritten hole ich sie ein, dann stehen wir erst mal nur wortlos nebeneinander. Das ist hier nun nicht einfach nur ein Fluss, an dessen Ufer man Schuhe und Strümpfe auszieht und dann mit seinen Crocks locker hindurch watet. Das hier ist vielmehr ein richtiger Gebirgsbach, der an einer Stelle sogar richtig tief ist. Und aufgrund der starken Regenfälle in der letzten Nacht, ist die Strömung dort auch ziemlich stark, wie ich sehe.
Als einziges Hilfsmittel liegt nur ein dünner Birkenstamm über dem Wasser, ein trügerisches Geländer.

IMG 3493 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroIch nehme erst mal den Rucksack ab, um mich besser bewegen zu können und sehe mir die Sache dann genauer an. Dort, wo wir ins Wasser müssen, steht noch ein Eisen der alten Brücke aus dem Felsen, an dem wir uns gut festhalten können. Dann im Wasser angekommen, müssen wir dieses aber gleich loslassen, um den ersten Schritt machen zu können. Wir stehen dort also in oberschenkel-tiefem, reißendem Wasser, nur mit diesem dünnen Birkenstämmchen als “Halt” – whow..!
Aber es hilft ja nichts, wir müssen hindurch. Claudia sieht mir erstmal nur etwas entsetzt zu, wie ich meine Hose ausziehe und dann, nur im Slip, den Rucksack wieder auf den Rücken nehme und mir meine Stiefel um den Hals hänge. Dann verspreche ich ihr, dass ich gleich wieder zurück kommen werde, um auch ihren Rucksack und ihre Stiefel zu holen. So kann sie das Hinderniss dann ohne zusätzlichen Balast meistern, was immer noch Anforderung genug sein sollte!

IMG 3495 176x176 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroP1070511 176x176 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroIMG 3496 176x176 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – Jakkakaskajarro

Nachdem ich den Weg insgesamt dreimal gemacht habe, locke ich Claudia dann ebenfalls zu mir herüber. Etwas ängstlich lässt sie sich am Felsen hinunter und steht dann ziemlich verkrampft im tiefen Gumpen. Nur langsam gewinnt sie Vertrauen in ihren Stand und folgt dann meiner Aufforderung, den Griff loszulassen, und langsam auf mich zuzugehen. Und als sie schon der zweite Schritt wieder so weit nach oben führt, dass ihr das Wasser nicht einmal mehr bis zu den Knien reicht, geht sie tapfer weiter und steht kurz darauf neben mir. Stolz wie Oskar fällt sie mir um den Hals und fragt dann völlig ungläubig:
Habe ich das gerade wirklich getan..?

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Wir ziehen gut gelaunt weiter und erreichen dann nach nur wenigen Höhenmetern auch schon das erste Moor. Hier ist nun natürlich ebenfalls alles vollgesogen und bis zum Anschlag vom Regen der letzten Nacht gesättigt.
Bohlenwege..? Fehlanzeige..!
Kungsleden..? Ebenfalls Fehlanzeige, hier gibt es jetzt nämlich noch nicht einmal mehr einen Weg! Nur an vereinzelten Birken sieht man noch rote Pinselstriche, was auf der weißen Rinde – Gott sei Dank – weithin sichtbar ist.
IMG 3499 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroBald sinken wir bei jedem Schritt immer sofort bis zu den Schuhbändel in die weiche, mit Wasser vollgesogene Moordecke ein und sind daher bemüht, nie lange stehen zu bleiben. Das funktioniert aber nicht immer, da man sich ja auch mal orientieren muss. Dabei sinkt man dann ganz zwangsläufig immer tiefer ein.

Und das Moor scheint hier sogar immer noch tiefer zu werden, denn wir gehen teilweise schon durch richtige, kleine Wasserflächen, aus denen nur noch Grasbüschel ragen. Und natürlich Fjällbirken. Aber obwohl die immer wieder eindeutige, rote Ringe tragen, verlieren wir doch ganz langsam das Vertrauen in diese “Wegführung”!
Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl mehr, als dieses Moor dann aber urplötzlich ein Ende hat und vor uns ein fester Pfad weiterführt. Ja, der Kungsleden ist immer wieder für Überraschungen gut..!

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Nun beginnt der Anstieg, auf den wir bereits gewartet haben. Und wir freuen uns auch wieder auf das Kahlfjäll, denn hier unten im Moor sind die Moskitos wirklich penetrant: Dank Mygga stechen sie zwar nicht, aber ich habe inzwischen schon mehrfach wieder welche eingeatmet, wenn ich mal kurzatmig war. Daher greife ich irgendwann auch zum Mückenschleier – danach habe ich Ruhe!

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Bald erreichen wir die Baumgrenze und verlassen damit auch das Moorgebiet. Hier oben scheint es noch nicht einmal geregnet zu haben, stellen wir fest, oder der Wind hat die Landschaft bereits wieder abgetrocknet. Sowohl der Boden, als auch der niedere Tundra-Bewuchs sind hier oben absolut trocken.
Da nun keine Bäume mehr die Sicht begrenzen, genießen wir beim Aufstieg zum Jakkakaskajarro auch wieder eine Phantastische Aussicht. Und da wir seit unserem Aufbruch heute Morgen noch keine größere Rast gemacht haben (Wo hätten wir uns denn auch hinsetzen sollen?), holen wir das nun hier oben nach!

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Wunderschön weich im dicken Moos-, und Flechtenteppich der Tundra sitzend, schauen wir eine ganze Weile zurück, zum See Tjieggelvas und unserem Zeltplatz. Dann nehmen wir uns den zweiten Anstieg vor, der uns nun ganz hinaufführen wird, zum “Gipfel” des Jakkakaskajarro, auf guten 1.000 Meter.
Hier oben bläst nun auch wieder ein kühler, sehr konstanter Wind, der uns beim Aufstieg aber recht gut tut, weil er das Gesicht von Schweiß trocken hält.

P1070523 176x176 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroIMG 3513 176x176 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroIMG 3512 176x176 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – Jakkakaskajarro

Hier oben kämpfen wir nun einmal mehr mit der Weite. Schon auf mehrere Kilometer Distanz sind die senkrecht stehen Felsplatten zu erkennen, die den Verlauf des Kungsleden markieren. Und auch hier oben scheinen diese fernen Wegmarkierungen nun nicht wirklich näher zu kommen, was natürlich nur ein Trugschluss, ein kleiner Selbstbetrug ist.
IMG 3516 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroRealität bleibt aber: Der Weg führt nun über acht Kilometer kontinuierlich bergauf. Erst dann werden wir auf der anderen Seite – vielleicht – ins Tal sehen können. Und da sich die für uns “einsehbare” Landschaft nun während dieser ganzen Zeit kaum verändert, wird das Gehen dadurch schon etwas eintönig und monoton.

Abhilfe schaffen da dann ein paar, schon fast wie wilkürlich in die Landschaft hineingestreute Gitter-Roste, die uns über ein paar Hindernisse helfen. Und obwohl sie teilweise doch ziemlich verwegen aussehen, sind sie doch alle fest in den Felsen verankert – also keine Angst! (Bild oben rechts..!)

P1070527 300x199 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – JakkakaskajarroKurz nach Vier überschreiten wir dann endlich diese Kuppe und beschließen spontan, uns hier oben einen Zeltplatz zu suchen. Der könnte zwar vielleicht etwas windig werden, dafür ist er aber auf jeden Fall frei von Moskitos, denn so weit oben gibt es die Viecher nicht mehr! Und auf die etwas tieferen “Nacht”-Temperatur brauchen wir ja auch keine Rücksicht nehmen, da wir unsere Ajungilak-Winter Schlafsäcke dabei haben. Und deren Wohlfühltemperatur wird hier oben ganz bestimmt nicht ausgereizt werden. (Zumindest nicht jetzt, Ende Juni!)

Ein kuschelliges Plätzchen – eben, weich und frei von Steinen – ist schnell gefunden und das Zelt bauen wir inzwischen in nur wenigen Minuten auf. Dann verschwindet Claudia auch schon darin, zum “Bettenmachen” – Aufgaben-Teilung!
Unser noch von der letzten Nacht völlig nasses Außenzelt, trocknet hier im Wind bereits rekordverdächtig schnell! Als ich nämlich mit den vier Wasserflaschen vom Bach zurückkomme, ist es schon fast völlig trocken!

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Dann ziehe ich ebenfalls meine Stiefel aus und leiste Claudia im Zelt Gesellschaft, wo wir auch diesen Abend wieder harmonisch ausklingen lassen: Waschen, Tee und Süppchen kochen und essen. Dann cremt uns Claudia noch die geschundenen Füße ein – wie jeden Abend..!

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Zusammenfassung, 13. Etappe: 15,3 Kilometer, 634 Höhenmeter im Anstieg, 132 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 8,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – Jakkakaskajarro

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

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HD Kungsleden 13 580x269 Kungsleden, 13. Etappe: Tjieggelvas – Jakkakaskajarro

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Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof Vuonatjviken

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 Dieser Artikel ist Teil 15 von 17 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Es ist so ätzend: Draußen prasselt es schon wieder gegen die Zeltwand! Auch in dieser Nacht hat es irgendwann wieder ganz leise begonnen, zu regnen. Aber ganz langsam scheine ich wohl eine Allergie dagegen zu entwickeln, denn schon beim ersten Tropfen liege ich immer hellwach im Schlafsack. Sch…wetter..!

IMG 3521 300x199 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenUnsere Schuhe sind (innen) noch immer völlig nass von gestern. So sind wir heute beim Frühstück dann auch etwas einsilbig, denn gleich in nasse, kalte Schuhe steigen zu müssen – darüber möchte man beim Kaffee eigentlich noch nicht nachdenken!
Draußen ist es zudem so neblig, dass ich einmal mehr froh bin, mit dem Garmin orientieren zu können! Naja, eigentlich ist es damit ja überhaupt kein “orientieren” mehr, da man ja nur noch der im Display vorgegebenen Linie nachlaufen muss. Das Feststellen des eigenen Standortes entfällt ebenfalls, und gerade das ist in dichtem Nebel natürlich besonders schwer.

IMG 3522 300x199 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenPünktlich zum Zelt-Abbauen hört der Regen dann wieder auf.
Brav..!” meint Claudia nach einem kritischen Blick nach oben. Da man “oben” aber rein garnichts erkennen kann weiß ich, dass sie nur kurz das Gesicht nach oben gehalten hat, weil man auf der Gesichtshaut eben am Empfindlichsten ist und dort selbst feinsten Niesel spürt!
Und was sich Anfangs auch wirklich noch wie ein feines Abnieseln des Nebels angefühlt hat, entwickelt sich dann ganz langsam zum Landregen und nötigt uns kurz darauf sogar, wieder in die Taucheranzüge zu steigen: Regenhosen und Ponchos!

Diese Ponchos mit den Kamelhöckern für die großen Rucksäcke, haben wir zusätzlich dabei. Wir können also bei Regen stets zwischen atmungsaktiver Texapore-Jacke und Raincover über dem Rucksack, oder nur dem Poncho wählen. Dann natürlich ohne Raincover und Regenjacke. (Zu beiden Varianten gehört aber natürlich auch noch eine zusätzliche Regenhose!)

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Bisher habe ich mich dabei grundsätzlich für den Poncho entschieden, da bei ihm auch die Kamera-Tasche (die ich vor dem Bauch trage) geschützt ist. Außerdem kann man ihn eingerollt bequem hinter den Schultern tragen und bei Bedarf dann mit nur einem Griff nach vorne holen. Das sieht auf den Fotos vielleicht nicht immer besonders schön aus, ist aber recht praktisch!
IMG 3523 300x199 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenBei Dauerregen und gleichzeitiger Anstrengung sammelt sich unter ihm dann aber doch gewaltig “Dampf”, was zwangsläufig zu viel Kondenswasser an den Innenseiten führt. Aus diesem Grund können wir auch immer zwischen beiden Varianten wählen.
Wo der Poncho klare Nachteile hat, ist bei starkem Wind, oder bei Sturm. Da solltet Ihr Euch dann lieber für die atmungsaktive Regenjacke und das Raincover über dem Rucksack entscheiden!

Als wir aufbrechen regnet es bereits ordentlich und die Entscheidung für den Poncho war richtig gewesen.Der ist heute auch kein großes Problem, da es überwiegend bergab geht und wir dabei kaum ins Schwitzen geraden sollten.
Schade ist eigentlich nur, dass wir auf die tolle Aussicht verzichten müssen, die wir von hier oben bei klarer Sicht hätten! Irgendwo im Nebel liegt uns nämlich gerade das ganze Gabdag-Seensystem zu Füßen.
IMG 3524 300x199 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenUnd auch den großen See Riebnes, an dessen Ufer unser heutiges Etappenziel liegt, sollten wir von hier aus eigentlich schon in der Ferne ausmachen können.
Aber erst als wir bereits gut Höhe abgebaut haben, kommen wir dann unten aus den Wolken heraus. Und damit bessert sich natürlich auch die Sicht etwas.
Leider geschieht das aber erst wieder unmittelbar über der Baumgrenze, wo uns – trotz des Regens – auch heute wieder ganze Moskito-Schwärme in Empfang nehmen.
Die Entscheidung, oben zu schlafen, ist absolut richtig gewesen..!“, stellt Claudia irgendwann fest und spielt damit natürlich auf die Stechmücken an.
Klar..!“, erwidere ich. “Dort oben war zudem aber auch der Boden deutlich trockener gewesen..!” Dann greife ich nach dem Mygga und creme mir zumindest mal Gesicht und Hände ein.

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Für alle Fälle haben wir auch beide bereits den Mücken-Schleier unter der Kapuze des Ponchos übergezogen, so dass wir ihn bei Bedarf nur über das Gesicht ziehen müssten!

IMG 3529 300x199 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenDann erreichen wir ein weiteres Sumpfgebiet, das aber – Gott sei Dank – nicht ganz so schlimm ist, wie das von gestern. Und da uns die “Soße” inzwischen ja ohnehin schon in den Stiefeln herum läuft, macht es uns heute auch deutlich weniger aus, mit den Schuhen ins Wasser zu treten!
Aber auch heute müssen wir immer mal wieder danach suchen, wo wohl gerade das beste Durchkommen ist. Trotzdem haben wir im Moor aber nie das Gefühl, den Weg verloren zu haben, wie es beispielsweise gestern der Fall gewesen ist.
IMG 3533 300x199 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenAußerdem gibt es hier nun auch immer wieder Stellen mit festem Untergrund, an denen man mal etwas “entspannen”, und sich in aller Ruhe orientieren kann. Trotzdem fordert auch dieser Wegabschnitt wieder einige “Körner” von uns! Und mit Verlaub: Die nassen Füße gehen mir langsam ebenfalls auf den Sack..!
Aber unsere Füße sind – trotz des kühlen Wetters – nicht kalt. Es ist jedoch sehr unangenehm, wenn einem bei jedem Schritt im Schuh die Soße von vorne nach hinten, und dann wieder zurück läuft. Und jedesmal, wenn wieder neues Wasser hinzu kommt, wird es in ihm auch sofort wieder etwas kühler. Versucht das doch mal einen ganzen Tag lang zu ignorieren..!

Und nun möchte ich Euch auch einmal zeigen, wo das ganze Wasser in den Schuhen ursprünglich her kommt:

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Schon mehrfach habe ich hier von den nassen Birken gesprochen, bei denen wir immer wieder “literweise” Regenwasser abstreifen. Für Claudia, die meist hinter mir geht, ist dieses Problem nicht ganz so groß, da ich zuvor ja schon das meiste Wasser von den Zweigen geholt habe. Die Birken, durch die ich aber als Vorausgehender hindurch muss, sehen immer so(!) aus: (Bild unten!)

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Ausweichen kann man den Birken nur selten, und so holt man sich bei jedem Vorbeistreifen wieder neues Wasser auf den Poncho. Von dort aus läuft es dann hinunter, auf die Regenhose und von dort aus direkt auf die Zungen der Schuhe, in denen es es dann auch ganz spontan wieder etwas “kühler” wird. Ein Scheiß-Spiel, das einen aber irgendwann abstumpfen lässt.
An einer weiteren Hängebrücke weiß ich dann aus dem Handbuch, dass wir kurz hinter ihr den nördlichen Polarkreis wieder verlassen werden. (Man wird aber in der Wildnis natürlich nicht extra darauf aufmerksam gemacht..!)

IMG 3536 176x176 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenIMG 3537 176x176 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof VuonatjvikenIMG 3526 176x176 Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof Vuonatjviken

Außerdem herrscht auf der anderen Seite des Polarkreises das gleiche Sauwetter! Das stundenlange, monotone Prasseln des Regens auf der Kapuze des Ponchos, schläfert einen aber auch langsam ein, so dass man leicht seine Konzentration verliert. Die ist auf den nassen Bohlenwegen aber lebenswichtig, denn die sind bei diesem Wetter natürlich gefährlich glatt! Immer wieder mal rutschen wir auf ihnen aus und können uns oft nur gerade noch so fangen. Ohne Wanderstöcke hätte man da dann überhaupt keine Chance!

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Der letzte Abschnitt unserer Tagesetappe führt uns über ein dichtes Insellabyrinth, das mit lauter Brücken und Bohlenstege untereinander verbunden ist. Ein richtiger Abenteuer-Pfad, der wohl wunderschön zu gehen wäre, wenn nur auch das Wetter etwas besser mitspielen würde.
Ohne, dass der Regen nachlassen würde, erreichen wir dann endlich den Hof Vuonatjviken, am Ufer des Gabdak, unser heutiges Etappenziel. Und dort steht es für uns auch außer Frage, dass wir uns heute Nacht einquartieren würden, denn keiner hat nach dieser Wasserschlacht noch Lust, ein nasses Zelt aufzubauen.

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Und da wir hier mal ausnahmsweise wieder mit Karte bezahlen können(!), geben wir sogar freiwillig auch noch etwas mehr aus dafür, dass wir Dusche und Toilette im Haus haben. Welch ein Luxus hier draußen, am A…. der Welt!
Als wir dann aber unser kleines Ferien-Häuschen beziehen, sind wir über die Ausstattung erst mal richtiggehend sprachlos: Elektroherd, Kühlschrank, Microwelle, Wasserkocher und eine elektrische Heizung..!

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Wir duschen erst mal heiß und ausgiebig, dann mache ich uns einen ebenfalls heißen Tee.Inzwischen habe ich im Trockenraum (Extra-Gebäude) bereits einen elektrischen Schuhtrockner, und sogar einen elektrischen Trockenschrank für Wäsche entdeckt. Im Nu hängen da natürlich die Stiefel ohne Schuhbändel an den Luftschläuchen. Die sollten bis morgen früh also eigentlich wieder trocken werden!

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Und Claudia ist natürlich ebenfalls begeistert und drückt gleich noch ein paar Slips und T-Shirts heraus. Das alles hängt dann kurz darauf ebenfalls schon im Trockenschrank, während ich uns zur Feier des Tages mal wieder eine feine Nudelsuppe koche. Das Leben kann doch so schön sein. Und so einfach..!

Zusammenfassung 14. Etappe: 14,2 Kilometer mit nur ca. 33 Höhenmeter im Anstieg, jededoch 449 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 9,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 14. Etappe: Jakkakaskajarro – Hof Vuonatjviken

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!


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Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF-Fjällstation Jäkkvik

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 Dieser Artikel ist Teil 16 von 17 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Wir haben in unserer komfortablen Stuga hervorragend und sehr erholsam geschlafen. Inzwischen haben wir uns längst daran gewöhnt, dass hier draußen keine Autos zu hören sind. Die einzigen Geräusche sind natürlichen Ursprungs und stammen überwiegend von Vögeln. Dass die hier aber auch “nachts” aktiv sind, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig..!

P1070540 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikNach dem Aufstehen stelle ich Kaffeewasser auf und sehe dann sofort nach unseren Stiefeln. Die hingen die ganze Nacht über am elektrischen Schuhtrockner und sind inzwischen vollständig durchgetrocknet. Mit beiden Paaren unter dem Arm kehre ich zurück zur Stuga, wo wir dann erst einmal frühstücken.
Das Außenzelt ist auch wieder trocken..!“, erwähnt Claudia nebenher. Wir hatten es gestern Abend ebenfalls noch in die Dusche gehängt.
Anschließend bekommen die Stiefel ihr Fett weg! So dick wie möglich creme ich sie mit Bienenwachs ein, vor allem die Schwachstellen an den Zungen. Danach werden sie noch abgeglänzt und bekommen die Schnürsenkel wieder eingezogen – fertig!
Inzwischen hat Claudia bereits in der Stuga “Klar-Schiff” gemacht , wir brauchen also nur noch zu packen und sind dann auch schon wieder startbereit.

IMG 3558 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikFür 9.00 Uhr ist der Bootstransfer über den See Riebnes vereinbart, der ebenfalls von der Familie Johannson durchgeführt wird. Zuvor bezahlen wir im Büro (mit Karte!) noch unsere Stuga (1.000 SEK / 114,69 Euro) und auch gleich noch das Boot (300 SEK pro Person / 34,41 Euro).

Der Preis für den Bootstransfer ist auch hier wieder saftig. Er führt aber auch über eine Strecke von insgesamt 10 Kilometern und die möchte ich hier nicht selbst rudern müssen, noch nicht einmal um 68,82 Euro zu sparen!

Als wir das Büro gerade verlassen wollen, kommen unsere beiden “Lieblings-Finnen” herein, und draußen wartet auch noch unser Franke. Alle Drei sind gestern noch recht spät angekommen und waren dann gezwungen zu übernachten, da sie heute ebenfalls auf das Boot angewiesen sind. Unser Nürnberger schlief sogar standhaft im Zelt! Ja, auf dem Kungsleden trifft man sich eben immer wieder..!

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Drüben nimmt uns dann gleich wieder ein typisches Birkenwäldchen auf, das heute aber ausnahmsweise mal trocken ist. Dafür sind aber sofort wieder die Moskitos da. Aber die haben wir mit Mygga ganz gut im Griff. Und wir sind heute auch mal etwas schneller unterwegs, wie die Finnen!
Ja..,” meint Claudia dazu nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht, “auch die werden ruhiger..!” (Außerdem zeigen die 35 Kilo langsam Wirkung!) Dafür sind aber zwei Schweden mit Hund im Eiltempo unterwegs, und auch unser Franke ist bereits wieder außer Sichtweite.

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Kurz darauf steigt der Pfad dann steil an und Claudia hängt etwas ab. Das gibt mir Gelegenheit zu fotografieren, bis sie mich wieder erreicht hat. Bereits hier passieren wir nun die Baumgrenze und lassen mit den Birken auch die Stechmücken zurück. Als Claudia wieder bei mir ist, setzen wir uns in den weichen Planzen-Teppich des Kahlfjälls, und verschnaufen erst mal ‘was.

P1070542 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikDann werde ich auf die dunkle Wolkenfront aufmerksam, die sich von Westen nähert. Auch der Wind frischt bereits auf, Zeit sich wetterfest zu machen. Wir ziehen die Regenhosen an, lassen aber die durchgehenden Beinreißverschlüsse noch offen. Dann werfen wir auch die Ponchos über die Rucksäcke, rollen die Vorderseiten aber noch hinter den Schultern zusammen. So genügt dann bei Bedarf nur ein einziger Griff, um sie vollends nach vorne, über den Kopf zu ziehen. (So lange sie auf diese Weise hinter den Schultern zusammengerollt sind, schwitzen wir auch nicht unter ihnen!)

Während wir uns noch wetterfest machen, schließen unsere Finnen wieder auf.
It will not rain today..!“, weiß er im Vorbeilaufen, und ich schenke mir eine Antwort.
IMG 3573 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikLass ziehen dahin..!“, schmunzelt auch Claudia nur, während sie Distanz zwischen uns bringen.
Seit unserem Zwischenfall haben die beiden bei Claudia keine Chance mehr. Und wofür andere meistens ziemlich lange benötigen, hat diese Finnin doch mit nur einem einzigen Satz geschafft! Hut ab..!

Als wir die Kuppe der Hochebene Tjidtjakvalles überschreiten, geht es drüben auch gleich wieder, immer steiler abwärts. Im Höhendiagramm wird es später so aussehen, als ob wir hier den “Zuckerhut” in Rio überschritten hätten. Und – Gott sei Dank – hat der Finne mit seiner Wetterprognose Recht behalten, denn das erwartete Unwetter ist doch tatsächlich (mit ganz wenigen, vereinzelter Tropfen) an uns vorbei gezogen.
Wenn ich dafür trocken bleiben darf, dann sei ihm das gegönnt..!“, schmunzelt Claudia nur, als wir unsere Regenhosen wieder ausziehen und zusammen mit den Ponchos (griffbereit!) unter dem Rucksack-Deckel verstauen.

 P1070544 176x176 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikP1070546 176x176 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikIMG 3577 176x176 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation Jäkkvik

Dann erreichen wir von oben wieder die Baumgrenze und uns fällt auf, dass sich die Landschaft seit Abisko bereits deutlich verändert hat. Gab es im Norden fast nur lichte Birkenwäldchen, so herrschen hier nun wieder überwiegend Mischwälder, mit teilweise stattlichen Kiefern vor.  Das ist aber auch kein Wunder, denn schon gestern haben wir den nördlichen Polarkreis wieder verlassen, und haben somit nun schon über 200 Kilometer Lappland (Luftlinie!) zu Fuß überwunden!

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Da das Überschreiten des Polarkreises gestern buchstäblich “ins Wasser gefallen” ist, unterhalten Claudia und ich uns heute etwas darüber.
Wird es nun nachts eigentlich auch wieder dunkel werden..?”, möchte Claudia wissen.
Nein, nicht gleich!“, erkläre ich ihr. “Aber Du kannst die Sonne nun keine 24 Stunden mehr am Tag sehen..!
Na.., ob mir das wohl auffallen wird..?” grinst sie nur, mit einem Seitenhieb auf das Wetter.
Dann kommt uns ein Wanderer entgegen und sein freundliches “Hej-hej..!” ist nun wirklich einmal ganz original schwedisch. Wir unterhalten uns eine ganze Weile mit ihm und zum Abschied schießt er noch das Foto oben, von uns beiden.

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Erwähnenswert ist hier in Lappland auch das häufige Vorkommen des blauen Eisenhutes, der giftigsten Pflanze Europas! Wir durchqueren immer wieder ganze Felder von ihm und müssen dabei auch immer wieder Pflanzen zur Seite halten, um an ihm vorbei zu kommen. Vorsicht aber beim Anfassen, denn sein Nervengift wirkt sogar durch die gesunde Haut!

IMG 3585 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikUnd kurz darauf ist dann einfach wieder einmal der Weg weg! Er wurde in diesem Bereich neu angelegt, daher ist der Pfad auch noch nicht so ausgetrampelt, dass man ihn jederzeit – und auch ohne Markierung – sehen würde. Außerdem ist es hier erneut wieder stellenweise sumpfig.
Ich ziehe den Garmin heraus und Claudia fragt spontan:
Wo ist der Weg..?
Laut Garmin stehen wir drauf..!“, schmunzle ich und sehe mich um.
Sag’ Deinem Garmin, dass er keine Ahnung hat..!” grinst Claudia, gut gelaunt.
Nein, selbst bei einer augenblicklichen Ungenauigkeit des GPS-Signals von ca. 12 Metern, hier ist weit und breit kein Weg zu sehen! Also suchen wir einfach mal wieder in Richtung des eigentlichen Wegverlaufes und stoßen dann kurz darauf auch wieder auf eine neue Markierung. (Und die ist wirklich nagelneu!)

IMG 3586 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation Jäkkvik“Nun geht es nur noch durch ein Rentier-Gehege, dann müssten wir eigentlich auch gleich am Ufer des Sees stehen, an dem unsere letzte Ruderstrecke ansteht..!” erwähne ich.
Sagt Dein Garmin..?“, frotzelt Claudia.
Sagt mein Garmin..!“, grinse ich zurück und zeige ihr die Wasserfläche, die bereits durch die Bäume glitzert.

Kurz darauf stehen wir dann am Ufer und nehmen mit einem Schulterzucken zur Kenntnis, dass auch hier wieder nur ein Ruderboot am Ufer liegt. Dafür ist die Ruderstrecke aber sehr moderat, vielleicht gerade mal einen Kilometer lang. Und außerdem ist das ja nun auch die letzte Stelle des Kungsleden, an der ein Gewässer überwunden werden muss!
Ich gehe diese Ruderstrecke wirklich ganz entspannt an, zumal hier auch ganz neue Aluminium-Boote liegen, mit perfekten Verankerungen, für die Ruder. (Das war das letzte Mal eine Katastrophe gewesen!)

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Wir verstauen unsere Rucksäcke im Boot, dann schiebe ich es etwas in den See, halte es aber für Claudia am Ufer fest. Dann steige auch ich ein und stoße mich mit dem letzten Fuß ab.
Das Rudern ist sehr erholsam und macht beiden Spaß. Claudia fotografiert mich ein paar mal, dann sind wir auch schon drüben.
Hier ist eine kleine, offene Schutzhütte, in der wir unsere Rucksäcke deponieren, bevor wir das zweite Boot in Schlepp nehmen und zum ersten Steg zurückrudern. Dort ziehe ich dieses zweite Boot dann völlig aus dem Wasser und vertäue es ordentlich. Anschließend rudern wir endgültig hinüber, zu unseren Rucksäcken.

P1070551 176x176 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikP1070560 176x176 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikP1070565 176x176 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation Jäkkvik

Nachdem wir auch das benutzte Boot wieder aus dem Wasser geholt und ordentlich vertäut haben, nehmen wir unsere Rucksäcke auf und setzen zum Endspurt an. Es ist zwar schon wieder 16.45 Uhr, aber es sind ja auch nur noch ein paar Kilometer, bis Jäkkvik. Außerdem macht heute ja auch ausnahmsweise mal das Wetter mit, und mit trocken Schuhen macht das Wandern auch mir wieder Spaß!

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Daß wir auf einer Halbinsel sind, zeigt mir erst ein Blick auf den Garmin. Der Kungsleden überquert sie an ihrer schmalsten Stelle, dann folgt er dem Ostufer des Jäggávre nach Süden, bis zur STF-Station. Jäkkvik ist nun wieder eine große STF-Fjällstation, mit Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz. Und: Mit dem Eintreffen hier haben wir nun bereits drei, der insgesamt fünf Kungsleden-Abschnitte “abgearbeitet”! Klar, dass wir hier zur Feier des Tages dann auch nicht im Zelt übernachten werden.

Als wir ankommen ist es aber auch heute schon wieder kurz nach Acht. Trotzdem werden wir wieder sehr freundlich empfangen und erleben dann gleich drei Überraschungen:

  1. Die Übernachtung kostet nur 200 SEK / 22,94 Euro pro Person – inklusive heißer Dusche!
  2. Die Zimmer sind picobello-sauber und absolut super(!) ausgestattet!
  3. Leider hat der Supermarkt bereits zu und wir können unsere Verpflegung nicht ergänzen, wie wir das eigentlich geplant hatten. Langsam werden nämlich Tee und Zucker knapp! Aber noch reicht ja alles für die nächsten Tage..!

IMG 3588 300x199 Kungsleden, 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – STF Fjällstation JäkkvikDann noch eine weitere, nette Überraschung: Als uns die Stugwartin in die Räumlichkeiten (Dusche/WC, etc.) einweist, geht plötzlich eine Tür auf und unser Franke strahlt heraus!
Die Begrüßung ist erneut herzlich und Claudia erwähnt ihm gegenüber, dass wir leider nicht mehr einkaufen können, weil der Supermarkt bereits zu hat.
Was braucht Ihr denn..?“, will er wissen.
Ach.., nur etwas Tee und Zucker..!“, wiegle ich ab. “Aber damit kommen wir auch so noch ein paar Tage aus..!
Ich hätte mich aber über etwas frisches Obst gefreut..!“, rügt mich Claudia und bekommt vom Nürnberger darauf hin eine große Orange geschenkt!

 

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Damit ist ihr Abend dann endgültig gerettet! Allerdings weiß ich als Heilpraktiker, dass unser Körper inzwischen kräftig Vitamine “anfordert”, indem er uns einfach Lust auf ganz bestimmte Nahrungsmittel empfinden lässt. Ich selbst könnte nämlich glatt ein paar Dosen Fisch auf einmal verdrücken. Mein Körper will also ganz offensichtlich Eiweiß zum Muskelaufbau haben!

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Ich richte Claudia die Orange liebevoll als hübsches Dessert an, nach einem heißen Süppchen. Außerdem gibt es heute auch wieder mal einen Vitamin-/Eiweiß-Cocktail aus der Apotheke. Das gönnen wir uns unterwegs regelmäßig, um keine größeren Mangelerscheinungen aufkommen zu lassen. Danach lassen wir auch diesen Abend ganz gemütlich ausklingen.

Zusammenfassung 15. Etappe: 24,6 Kilometer (ohne Bootstransfer) 347 Höhenmeter im Anstieg, 435 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 11,0 Std.

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Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – Adolfsström

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 Dieser Artikel ist Teil 17 von 17 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Auch in Jäkkvik haben wir wieder gut geschlafen. Allerdings ist für das Einschlafen nun immer öfter auch mal Ibuprofen nötig, um die vielen Wehwehchen auf ein Maß zu dämpfen, das einen überhaupt noch einschlafen lässt. Denn erst wenn der Körper abends zur Ruhe kommt spürt man, was einem inzwischen so alles weh tut..!

P1070569 300x199 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmDas mag nun vielleicht nicht gerade besonders gesundheits-bewußt klingen, inzwischen gerät jedoch der ganze Kungsleden immer mehr zur “Pflicht-Übung”, die jeder nur noch irgendwie bewältigt haben möchte. Zumindest denkt man abends oft so..!
Aber heute ist wieder ein neuer Tag (ohne Schmerzen und mit trockenen Schuhen!) und außerdem scheint die Sonne. Da sieht dann sowieso alles gleich wieder viel freundlicher aus.
Als wir starten, summt Claudia neben mir sogar ein Liedchen und strahlt fröhlich zurück, als ich sie angrinse. Ja, man möchte gar nicht glauben, wie so banale Dinge wie trockene Füße und Sonnenschein, der Seele gut tun können!

IMG 3602 300x199 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmIn Jäkkvik halten wir uns an der Hauptstraße links, und folgen dann kurz darauf schon wieder dem Wegweiser in den Wald hinein. Na ja, “Wald” ist aus Hochschwarzwälder-Sicht vielleicht etwas übertrieben, aber hier werden eben Bohlenstege von einer ganzen Ansammlung Birken flankiert. Aber dazwischen stehen auch ein paar Kiefern.

Und inzwischen sehen wir als Bodendecker auch immer öfter Gras, was wir im Norden über weite Strecken überhaupt nicht gesehen haben. Dort herrschen eben eher nur winterharte Moose und Flechten vor. Außerdem finden wir hier nun auch wieder Farne unterschiedlicher Art, und vor allem das buschig wachsende Wurmfarn leuchtet dabei meist in saftigem Maigrün.

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Für heute haben wir uns mal eine richtig knackige Etappe vorgenommen, um endlich vorwärts zu kommen: 27 Kilometer sollen es nämlich, bis nach Adolfström sein! Unterwegs gäbe es zwar auch noch die Möglichkeit, in der Pieljekaisestuga zu übernachten. Aber das wäre ja schon nach 9 Kilometern, was uns für eine Tagesetappe (bei schönem Wetter) einfach zu wenig ist.

IMG 3606 300x199 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmSchon nach kurzer Zeit beginnt dann unser Anstieg, hinauf zum Pieljekaise-Nationalpark. Auch hier gilt es nun erst wieder, 400 Höhenmeter zu überwinden. Wir werden also auch heute das Kahlfjäll (so wird der Baumlose Bereich oberhalb von etwa 700m n. N. genannt) durchqueren und dort ebenfalls wieder etwas Abstand zu den Moskitos gewinnen. Die gibt es oberhalb der Baumgrenze nämlich nicht mehr.
Der Aufstieg durch diese Baumgrenze ist aber jedes Mal erneut ein Erlebnis für uns: Die Birken (andere Bäume wachsen innerhalb dieser Baumgrenze nicht mehr!) werden dabei zuerst immer “dünner”, und wachsen dann auch mit immer größerem Abstand zueinander. Das erweckt den Eindruck, als ob der Wald immer lichter werden würde. Danach werden diese “dünnen” Birken dann aber auch immer niederer, fast so, als ob die Bäume in Richtung Berg nun immer “jünger” werden würden. Und ganz zum Schluss werden aus diesen jungen Birken dann langsam Büsche, die nun ebenfalls immer niederer und lichter werden, bis die Birken plötzlich völlig zurück bleiben. An diesem Punkt ist das Ende der Baumgrenze, das Kahlfjäll erreicht!

IMG 3608 176x176 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmP1070571 176x176 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmIMG 3610 176x176 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – Adolfsström

Als wir das freie Kahlfjäll erreichen, passieren wir rechter Hand eine Schutzhütte, die sich in den letzten Büschen versteckt. Wir machen eine kurze Pause direkt am Wegrand und nutzen dabei unsere Rucksäcke als Sitzkissen.
Es ist äußerst wichtig, auf Trekking-Touren regelmässige Pausen einzulegen und dabei den schweren Rucksack für ein paar Minuten abzunehmen. So gibt man der Muskulatur Gelegenheit, sich wieder etwas zu erholen. Außerdem sollte man nun auch etwas trinken.
Wir legen diese kurzen Stopps etwa alle 50 bis 60 Minuten ein – allerdings sprechen wir dabei auch nicht von einer Rast, denn diese Pausen dauern nur selten länger, als 5 Minuten!

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Von ganz oben erhaschen wir dann nochmal einen letzten Blick auf den See Räggavne, an dessen Ufer Jäkkvik liegt, wo wir übernachtet haben. Kurz darauf passieren wir ein Schild, das uns darauf hinweist, dass wir hier nun den Nationalpark Pieljekaise betreten. Wenig später senkt sich der Pfad dann auch schon wieder abwärts und wir sehen erneut die Baumgrenze vor uns liegen, diesmal aber von oben.

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Zwischen den Bäumen angekommen, wandern wir bald wieder durch ganze Wiesen von Trollblumen und Claudia ist völlig im Glück, denn Trollblumen liebt sie über alles! Aber auch Storchenschnäbel blühen hier, und Unmengen von blauem Eisenhut – der giftigsten Pflanze Europas!

P1070574 300x199 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmWo sich das Gelände dann etwas stärker abzusenken beginnt, suchen wir nach der Pieljekaisestuga, da wir sie uns doch zumindest einmal anschauen wollen. Außerdem wird es langsam ja auch Zeit, für eine richtige Rast.
Sie liegt etwas versteckt zwischen den Bäumen, rechts vom Weg. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein tolles, privates Ferienhaus, mitten im Wald. Allerdings greift hier ein Schwedisches Gesetz, das Hauseigentümmer in der Einöde verpflichtet, für Notfälle stets einen “Emergency-Room” offen zu halten, in dem man notfalls Zuflucht finden kann.
Wir legen unsere Rucksäcke ab, dann öffne ich die Türe und wir riskieren einen Blick hinein: Der vordere Bereich ist öffentlich zugänglich, mit super eingerichteter Küche und zwei Ess-Tischen und Bänken! Sogar ein Ofen und Holz ist hier! Der separate Schlafraum ist jedoch verschlossen. Den Schlüssel hätte man sich in Jäkkvik, im Lebensmittel-Laden (kostenpflichtig) abholen können.

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Wir machen es uns draußen, auf der Terrasse in der Sonne gemütlich, und Claudia futtert ein paar Trockenfrüchte. Nach einer Weile bemerke ich dann aber Bewegung auf dem Weg zur Hütte und kann kurz darauf unsere Lieblings-Finnen ausmachen, die gerade ebenfalls die Stuga ansteuern. Sie haben auch in Jäkkvik übernachtet, wie wir wissen, denn wir hatten im Appartement neben uns ihre Wanderstöcke auf der Terrasse stehen sehen.
P1070579 300x199 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – AdolfsströmHej-hej..!“, begrüßen sie uns freundlich, bleiben aber sichtlich distanziert. Bis sich im Gespräch herausstellt, dass sie sich in Jäkkvik den Schlüssel für die Stuga organisiert haben und nun wohl Angst haben, dass wir vielleicht ebenfalls hier bleiben könnten.
Oh nein! So viel Gastfreundschaft können wir heute dann doch nicht mehr ertragen und klären sie daher rasch darüber auf, dass wir gleich weiterziehen werden! Da hellen sich ihre Mienen schlagartig auf und auch wir sind richtig froh, hier keine Übernachtung in Erwägung gezogen zu haben!

Nach kurzer, erholsamen Rast verabschieden wir uns und ziehen weiter. Am, zur Stuga gehörenden Bach, ergänzen wir noch schnell unsere Wasservorräte, dann versuchen wir nur noch “Strecke” zu machen, um unser heutiges Soll zu erfüllen.

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Der Weg führt nun – in lebhaftem Auf und Ab – immer weiter abwärts, in Richtung Adolfström. In Adolfsström ist ebenfalls wieder eine größere STF-Station mit Anschluß an das öffentliche Straßennetz, sie markiert jedoch nicht das Ende eines Kungsleden-Abschnitts. Für uns ist aber eigentlich nur eines wichtig: Die haben Strom – dann können wir hier auch mit Karte bezahlen!

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Durch einen richtigen Wald mit kräftigen Kiefern, erreichen wir dann auf ebenfalls “richtigen” Waldwegen (breite Forstwege) die ersten Häuser. Und hier müssen wir nun doch tatsächlich noch einmal kurz mit dem Garmin navigieren, da wir plötzlich überhaupt keine Hinweise mehr auf den Kungsleden finden.
Kurz darauf erreichen wir aber die “Hauptstraße” von Adolfsström und halten uns rechts. Und nur wenige Meter weiter sehen wir dann endlich auch den STF-Wimpel im Wind flattern, der das Ende unserer Etappe bedeutet. Wir mieten uns für 335 SEK / 38,42 Euro (für beide!) eine kleine, preiswerte Stuga und freuen uns nun so richtig über eine kalte Flasche Fanta..!IMG 3654 580x386 Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – Adolfsström

Zusammenfassung der 16. Etappe: 20,7 Kilometer, 543 Höhenmeter im Anstieg, 479 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 11,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 16. Etappe: Jäkkvik – Adolfsström

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Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

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 Dieser Artikel ist Teil 18 von 20 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 3677 580x386 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeAuch in Adolfsström brechen wir morgens wieder früh auf. Es ist kurz nach halb Neun, als wir unsere Stuga verlassen und in der Rezeption den Schlüssel abgeben. Wir wollen im nahegelegenen Laden (nächste Straße rechts!) noch schnell Tee und Zucker einkaufen. Claudia ergänzt zudem ihre Trockenfrüchte, dann schultern wir endgültig unsere Rucksäcke und ziehen los!

IMG 3656 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeZuerst gilt es nun, den See Iraft zu umrunden und der ist gewaltig. Der Kungsleden folgt ihm mit teilweise malerischen Pfaden um das Nordufer herum und hält sich dabei fast immer in Sichtweite des Wassers.
Hier könnte man den Kungsleden auch abkürzen und sich mit dem Boot direkt nach Bäverholmen (Biberinsel) bringen lassen. Buchen kann man das im kleinen Lebensmittel-Laden, in dem wir gerade eingekauft haben.
Für uns kommt das aber nicht in Frage, schließlich wollen wir den Kungsleden wandern und dabei auch alle GPS-Tracks komplett aufzeichnen.
Der Königs-Pfad hält seine Generalrichtung “Nordwest” auch dann noch bei, als das Westufer des Iraft bereits nach Süden abknickt. So passieren wir eine Landbrücke, die uns zwischen dem kleinen See Bietsek, und dem großen Iraft hindurchführt, bevor der Weg dann ebenfalls dessen Ufer nach Südwesten folgt.

IMG 3662 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeDurch lichte Birken-Wälder folgen wir dem Kungsleden nun zunächst zur Biberinsel, die bereits im Naturreservat “Yraft-Delta” liegt. Hier werden wir dann erneut wieder ziemlich nahe am Ufer eines malerischen, kleinen Sees entlang geführt und können nicht widerstehen: Wir beschließen kurzerhand, ein erfrischendes Fußbad zu nehmen.
Das gestaltet sich jedoch schwieriger, als erwartet: Der Boden ist zwar oberflächlich trocken, aber so weich, dass man schon beim Sitzen bis zu einer nassen Sumpfschicht einsinkt. Zudem hat es hier auch wieder Millionen von Moskitos. Die können uns an Gesicht und Händen (Dank Mygga!) zwar nichts anhaben können, warten aber nur darauf, dass wir Schuhe und Strümpfe ausziehen.
Da warten sie heute jedoch vergeblich, weil wir das inzwischen in mehreren Schritten erledigen, die ihnen keine Chance lassen:
Wir lassen die Schuhe erstmal noch an und cremen jedes Bein für sich – unter den Hosenbeinen – ein. Das hält sie dann schon mal etwas auf Distanz. Danach ziehen wir einen Schuh mitsamt dem Strupf aus und cremen nur diesen Fuß sofort komplett ein. Und das wiederholen wir anschließend am anderen Fuß und haben somit Ruhe!

IMG 3666 580x386 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

Dann halten wir unsere Füße auch schon ins angenehm kühle Moorwasser und freuen uns spitzbübisch, weil wir den Mücken mal wieder ein Schnippchen geschlagen haben.
So sitzen wir dann schon eine ganze Weile schweigend da, als Claudia plötzlich ganz aufgeregt ruft:
IMG 3669 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeSchau mal..!
Ihr ausgestreckter Arm deutet senkrecht nach oben und führt meinen Blick zu einem auffallend großen Vogel mit weißem Kopf und Hals. Der segelt gerade ziemlich tief über unsere Köpfe hinweg und entschwindet dann hinter den Bäumen.
Ein Weißkopf-Seeadler..!” rufe ich völlig überrascht und bin sofort völlig aus dem Häuschen. Damit habe ich natürlich nicht gerechnet, obwohl mir aus der Literatur bekannt ist, dass es hier im Naturreservat Adler gibt.
Merke: Der Kungsleden ist immer wieder für eine Überraschung gut!
Dann ziehen wir Strümpfe und Schuhe wieder an und machen uns gemütlich auf den weiteren Weg.

IMG 3670 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeAuch für heute haben wir uns wieder eine stramme Zwanzig-Kilometer-Etappe vorgenommen, die uns über eine ausgedehnte Hochebene führen soll. Dreihundert Höhenmeter gilt es dafür aber erst mal zu überwinden.
Dort ziehen wir dann in Betracht, vielleicht in der Sjnultje-Schutzhütte zu übernachten. Die ist dafür zwar nicht gedacht, aber so früh im Jahr ist hier noch so wenig Wander-Verkehr, dass man das wohl gar nicht bemerken wird!
Inzwischen haben wir auch schon merklich Kondition aufgebaut, so dass uns solche Etappen nicht mehr sonderlich beeindrucken. Und wir erwarten eigentlich auch auf dieser Tour wieder, dass zum Ende hin noch längere Tages-Etappen – mit bis zu 28 Tages-Kilometern – folgen werden! Das ist eigentlich normal und war bisher auf jeder unserer Trekking-Touren so.

IMG 3675 176x176 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeP1070596 176x176 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeIMG 3671 176x176 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

Kurz darauf erreichen wir dann Bäverholmen, ein kleines Hüttendorf mit Restaurant. Hier gönnen wir uns erneut eine kurze Rast mit einer kalten Dose Fanta. Weiß der Geier warum wir inzwischen beide so nach dieser Limonade gieren.
Dann auch noch eine kurze, freundliche Unterhaltung mit einigen Anglern, die hier Quartier bezogen haben. Kurz darauf ziehen wir aber auch schon wieder weiter, schließlich haben wir ja noch ein gutes Stück Weg vor uns!

IMG 3678 580x386 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

Kurz hinter den Hütten überqueren wir den Laisälv auf einer beeindruckenden Hängebrücke. Aufgrund ihrer Länge versetzen wir sie dabei schon beim ganz normalen Gehen ordentlich in Schwingung und Claudia ist natürlich absolut “begeistert”! Dahinter führt uns der Weg dann vorerst völlig eben durch einen gut gewachsenen Mischwald und ist sehr schön zu gehen.

IMG 3681 176x176 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeP1070597 176x176 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeIMG 3682 176x176 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir dann den Fluß Barasjakka und folgen seinem rechten Ufer bis zu einer weiteren Hängebrücke.
Hier könnte ich auch mal nur einen reinen Angel-Urlaub verbringen..!“, lasse ich Claudia, mit einem etwas verträumten Blick von der brücke, wissen. Immerhin war ich seiner Zeit in Deutschland bei den Ersten, die mit der Trockenfliege gefischt haben. Und diese Flüsse hier lassen natürlich jedes Angler-Herz höher schlagen!

IMG 3685 580x386 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje
Zudem haben wir unterwegs auch immer wieder mal schwedische Wanderer getroffen, die eine kleine Angel am Rucksack hatten, um sich unterwegs mit frischem Fisch zu versorgen.
Kungsleden-Wanderern aber (die wir, den ganzen nördlichen Abschnitt wandern wollen) möchte ich unbedingt davon abraten, das zu Hause vielleicht mit in ihre Planung einzubeziehen! Ihr habt auf dem Trail nämlich gar keine Zeit übrig, um unterwegs auch noch zu angeln!

P1070599 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeDann kommt der bereits erwartete Anstieg, hinauf ins Kahlfjäll. Steil führt er uns zwischen Birken aufwärts, bis zur Baumgrenze. Mittendrinn nötigt uns Petrus dann auch noch mal, unsere Ponchos mit den Regenhosen anzuziehen! Gott sei Dank, hält der Regen aber nicht lange an und ist auch nicht stark genug, um die Birken wieder richtig zu “tränken”!

Kurz darauf lassen wir die Birken dann endgültig hinter uns und sind nun einmal mehr im Kahlfjäll unterwegs. Längst haben wir die Ponchos wieder hinter die Schultern gerollt und die durchgehenden Beinreißverschlüsse ganz aufgezogen. Trotzdem bin ich völlig “platt”, als wir endlich oben ankommen! (Bild oben links!)

Hier weht nun wieder ein angenehmer Wind, der uns etwas Abkühlung verschafft. Trotzdem gefällt uns das Wetter nicht wirlich, denn der Himmel zieht immer weiter zu. Selbst Claudia kann sich da nicht mehr uneingeschränkt über das blühende Wollgras freuen, das wir auf Bohlenwegen passieren. Auch hier oben hat es nämlich wieder ausgedehnte Sumpf-Flächen.

IMG 3689 580x386 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

Dann müssen wir erneut über den Barasjakka. Er entwässert hier die komplette Hochebene nach Osten und fließt dann weiter unten in den Laisälv.

Wir wissen natürlich, dass es nun nur noch ein paar wenige Kilometer sind, bis wir die Schutzhütte erreichen werden. Trotzdem müssen wir unterwegs erneut in den Regenschutz. Und mir fällt auch noch etwas anderes auf: Schon seit geraumer Zeit haben wir kein Bächlein mehr passiert, aus dem ich hätte Trinkwasser entnehmen können. Hier hat es nämlich nur ausgedehnte Sumpfflächen, aus denen ich nicht trinken möchte, weil das Wasser steht. Zudem liegt hier alles voll mit Rentier- und Hasen-Kot! Wir müssen also unbedingt auch noch Trinkwasser finden, bevor wir die Hütte erreichen.
IMG 3694 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeDas ergibt sich dann kurz darauf, am Überlauf eines größeren Sees! Hier fließt das Wasser so kräftig, dass ein guter Austausch stattfindet! Das ist DIE Gelegenheit für uns! Obwohl es nun immer noch ein, zwei Kilometer bis zur Hütte sind, füllen wir alle Flaschen und nehmen das Mehrgewicht in Kauf! Wer weiß, ob wir noch einmal Gelenheit dazu haben werden?

Dann erreichen wir endlich die Abzweigung zur Schutzhütte. Sie liegt etwas abseits des Kungsleden, am Winterweg. (Dieser führt geradlinig durch den Sumpf, weil hier im Winter ja alles gefroren ist!)
Nach wenigen Minuten erreichen wir die Kate und stellen erfreut fest, dass sie uns mal wieder alleine gehört. Und wir bekommen auch die Bestätigung dafür, dass es absolut richtig gewesen ist, frühzeitig Wasser zu bunkern, weil seither keine weitere Wasserstelle mehr gekommen ist!
IMG 3692 300x199 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – SjnultjeAnmerkung: Das ist außergewöhnlich, denn normalerweise legt der STF die Rasthütten immer nur in Verbindung mit Trinkwasser-Stellen an! Hier im Sumpf ist aber kein Durchkommen, bis ans Wasser!
In der Hütte schaffen wir dann erst mal für Durchzug und komplimentieren so einige Schnaken ins Freie. Da aber immer noch ein paar Moskitos übrig bleiben, räume ich kurzerhand den Tisch zur Seite, so dass wir das Innenzelt als Moskito-Netz, mitten in der Hütte aufbauen können.
Während Claudia die “Betten” macht, koche ich uns schon wieder Tee und Süppchen. Dann noch kurz das Salz von der Haut gewaschen und wir lassen auch diesen Abend wieder gemütlich auslaufen..!

Hier auch noch eine Anmerkung zum Gaskocher: In Schweden wird ein anderes System verwendet, wie in Deutschland. Wer also mit dem Zug/Auto anreist und den Kocher mit den kleinen Kartuschen verwendet (siehe Foto!), sollte unbedingt genügend Gas von zu Hause mitbringen. Wer hingegen mit dem Flugzeug anreist und kein Gas mitführen darf, der sollte sich vielleicht einen schwedischen Kocher zulegen, und das Gas dann erst in Abisko kaufen. (Mir ist leider nicht bekannt, ob es Adapter für beide Systeme gibt!)

Zusammenfassung 17. Etappe: 22,2 Kilometer, 423 Höhenmeter im Anstieg und 155 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: Knapp 11 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

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Download GPS-Track

 

HD Kungsleden 17 580x266 Kungsleden, 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje

 

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Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – Rävfallsstuga

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 Dieser Artikel ist Teil 19 von 20 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 3707 580x386 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaGut, dass wir in der Schutzhütte übernachten, denn als wir gerade schlafen gehen wollen, zieht ein schweres Gewitter mit Stark-Regen und Orkanböen herauf! Das Unwetter bleibt lange über dem Hochmoor stehen und läßt irgendwann Blitz und Donner fast ohne Zeitverzögerung folgen. Da kuschelt sich dann auch Claudia im Schlafsack an mich..!

IMG 3695 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaIrgendwann sind wir dann aber doch eingeschlafen, denn als der Garmin piepst bin ich ganz weit weg.
Aufstehen.., Kaffee machen..!” brummt Claudia leise, ohne die Augen zu öffnen. Aber da bin ich schon aus dem Schlafsack und öffne das Innenzelt. Ich will wissen, was das Wetter macht.
Draußen ist immer noch alles grau in Grau, stelle ich fest. Aber es scheint sich doch tatsächlich wieder beruhigt zu haben, nach dieser Gewitternacht. Allerdings sehe ich überall Wasser stehen.

Dann mache ich Kaffee und nötige Claudia aus dem Schlafsack. Wir haben den Wecker heute extra früher gestellt, weil wir eine stramme 25 Kilometer-Etappe vor uns haben.
Hoffentlich müssen wir heute keinen Fluß durchwaten..!“, sage ich zwischen zwei Bissen zu Claudia. “Die dürften nach dieser Nacht nämlich bestimmt gut Wasser führen..!
Vorsichtshalber nehme ich mir auch nochmal den Kungsleden-Führer von Michael Hennemann zu dieser Etappe vor, finde aber auch dort keinen Hinweis darauf. Dann creme ich unsere Stiefel noch einmal dick ein, bevor ich zum Aufbruch dränge.
IMG 3696 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaDie Aufgaben sind beim Packen inzwischen verteilt und jeder weiß, was er zu tun hat. Zum Schluß bauen wir noch das Innenzelt ab (Es kommt in die Außentaschen am Rucksack!) und rücken den Tisch wieder in die Mitte, dann machen wir uns abmarschbereit.

Ein letzter Blick vor die Türe läßt uns aber endgültig die Regenhosen mit den Ponchos anziehen, es fängt nämlich gerade wieder an zu regnen.
So ein Sauwetter..!“, schimpft Claudia dann auch ungehalten. “Womit haben wir das eigentlich verdient..?
Als wir vor die Türe unserer Hütte treten, ist es gerade mal acht Uhr. Aber nur ein einziger Blick nach oben lässt mich da schon die SWR4-Kappe gleich noch mal etwas tiefer ins Gesicht ziehen: Der Regen wird nämlich stärker!
Mit diesen kawasaki-grünen Basketball-Mützen läuft man zwar Gefahr, irgendwann Augenkrebs zu bekommen, dafür sind aber unsere Brillen unter ihrem großen, breiten Schild wunderbar vor Regen geschützt. Daher tragen wir sie meist auch unter der Kapuze des Ponchos! (Ein gutes Beispiel dafür, dass sinnvolle Ausrüstung nicht zwangsläufig auch immer teuer sein muss!)

IMG 3698 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaZuerst müssen wir nun wieder das kurze Stück zurück, zum Kungsleden (Die Schutzhütte liegt etwas abseits, am Winterweg!). Dann halten wir uns am Wegweiser rechts.
Heute geht es erst mal für etwa zehn Kilometer eben dahin, dann folgt ein Aufstieg von knapp zweihundert Höhenmetern, hinauf ins Björkfjäll. Ungefähr für siebeneinhalb Kilometer werden wir dort oben, immer auf über 900 Meter n.N. bleiben, bevor wir wieder knackige 500 Höhenmeter hinunter geführt werden, zum Fluß Vindelälven. Dort liegt dann die Rävfallstuga, unser heutiges Etappenziel.

Im Augenblick befinden wir uns noch im Bereich der Baumgrenze, auf etwa 700m Höhe. Vielleicht auch knapp drüber. So kommen wir wenigstens darum herum, ständig an den nassen Birken vorbeistreifen zu müssen. Auf die werden wir erst ganz zum Schluss wieder, beim Abstieg wieder treffen! Und wer weiß, vielleicht haben wir ja Glück und kommen heute sogar mit trockenen Schuhen über die Distanz? Die sind gut eingefettet und im Kahlfjäll stehen die Chancen dafür eigentlich gut!

IMG 3699 580x386 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaZuerst kommen wir ganz gut voran und können unsere Schuhe auf überwiegend festen Wegen schonen. Auch die wenigen Bäume bleiben bald völlig zurück, als der Pfad sanft ansteigt. Bald gibt es um uns herum dann nur noch die üblichen, niederen Bodendecker der Tundra.
Obwohl wir uns hier auf etwa 700 Metern Höhe befinden, haben wir aber eher das Gefühl, uns in einem weiten Tal zu bewegen.

IMG 3702 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaDa hier oben wieder, weder ein Baum, noch ein Busch unsere Sicht begrenzen, sehen wir auch unseren Wegverlauf wieder sehr weit voraus. In diesem Bereich dienen erneut flache Steinplatten als Wegmarkierung. Senkrecht, beiderseits des Weges aufgestellt, sind sie mit ihren roten Spitzen dann ewig weit zu sehen!
Aber nicht nur der Regen, auch der Wind nimmt inzwischen kontinuierlich zu. Beides kommt stetig von rechts, trifft also immer auf die gleiche Seite unseres Regenschutzes.

Unter solchen Bedingungen bewähren sich unsere neuen Ponchos in Verbindung mit den Regenhosen recht gut. Wir tragen sie sogar ohne Regenjacke darunter, nur mit dem Fleece-Puli. Und wenn auch noch ein leichter Wind weht, dann hält sich auch das Schwitzen unter ihnen in Grenzen.

IMG 3703 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaIn diesem Bereich passieren wir nun wieder einige Seen, die durch das Unwetter der letzen Nacht natürlich sehr viel Wasser aufgenommen haben. Und auch die kleinen Bächlein, die sie untereinander verbinden, sind sichtlich angeschwollen. Bis jetzt bereiten sie uns jedoch noch keine Probleme. Noch immer wandern wir auf festen Pfaden durch eine ziemlich trieste Tundra-Landschaft.
Das möchte ich hier aber gleich relativieren: Für den “triesten” Eindruck sorgt hier mal wieder nur das eintönige grau in Grau des Wetters!

Dann ändert sich aber schlagartig alles: Obwohl wir die Wegmarkierungen, etwas weiter vor uns noch deutlich sehen können, hört der “Weg” vor uns nämlich plötzlich auf! Wir stehen mal wieder vor einer großen Sumpffläche, die wir nicht umgehen können. Und wir sehen auch unzählige (tiefe!) Fußabdrücke in dieses Moor hineinführen.
Aber auch hier bilden diese Abdrücke nun natürlich keinen (einzelnen) “Trampelpfad” mehr, dem man vielleicht hätte folgen könnte, sondern fächern sich vollständig auf: Hier sucht sich natürlich jeder seinen eigenen Weg!

IMG 3704 580x386 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaSo bin ich dann mit meiner Entscheidung auch ganz alleine: Wohin nur..? Claudia steht unmittelbar hinter mir und zuckt ebenfalls mit den Schultern. Dass nur wenige Meter entfernt eine Markierung des Winterwanderweges steht, hilft nun auch nicht weiter, denn die markiert ja nur bei Schnee und Frost einen sicheren Weg über dieses Gelände!
IMG 3705 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaEs hilft nichts, wir müssen halt einfach mal wieder hindurch – die erste Bewährungsprobe für unsere (frisch eingecremten!) Schuhe. Und die halten dann auch, denn wir haben auf der anderen Seite immer noch trockene Füße.

Ganz langsam wäre es auch an der Zeit, für eine kurze Rast! Schon seit anderthalb Stunden tragen wir nun nämlich unsere schweren Rucksäcke wieder durch die Tundra, ohne eine Chance zu bekommen, sie mal kurz abstellen. Aber wer möchte sich denn hier schon irgendwo in den Regen setzen?

Und der nimmt immer noch weiter zu, je näher wir den Bergen kommen. Inzwischen prasselt es doch schon ziemlich ordentlich, von rechts auf die Kapuze!
Dann beginnt endlich der Anstieg, hinauf in die Berge. Wir haben also bereits 7,5 Kilometer unserer Tagesstrecke bewältigt.
Steil führt hier nun ein ausgetretener Pfad rechts hinauf, und aus dem Lee heraus! Der Wind trifft mich urplötzlich wie ein Hammer und der Poncho knattert wie verrückt! Gleichzeitig prasselt der Regen so laut auf meine Kapuze, dass es mir fast weh tut! Klar, dass da auch mein Tinnitus sofort jubiliert und mit einem lauten Pfeifkonzert in dieses Orchester einfällt!
Dann nimmt der Wind aber doch wieder etwas ab. Es war also wohl nur eine heftige Böe gewesen, in die ich hineingelaufen bin!

IMG 3708 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaTrotzdem ist das Fotografieren hier inzwischen absolut unmöglich geworden. Aus diesem Grund gibt es nun für die restlichen Kilometer leider auch keine weiteren Fotos mehr!
Der restliche Tag ist aus meiner Sicht aber auch rasch erzählt: Wir werden da oben so “eingeseift”, dass wir irgendwann nur noch ganz apathisch vor uns hinstapfen. Der starke Regen fliegt dabei die ganze Zeit, absolut waagerecht von rechts heran und lullt uns dann irgendwann auch völlig ein. Den Blick wegen der Brillen immer fest auf dem Boden gerichtet, und mit den Gedanken möglichst ganz weit weg, stapfen wir mehrere Stunden lang über das freie Plateau des Björkfjälls.
Dann geht es aber irgendwann wieder abwärts, was uns auch sofort in die Realität zurück holt. Abwärts heißt nämlich: Es geht nun endlich in Richtung Stuga!

Irgendwann erreichen wir dann wieder die Baumgrenze und ertragen hier nun auch noch stoisch das Abstreifen des Wassers, von unzähligen Birken: Was soll’s? Unsere Schuhe sind ja ohnehin schon längst durch!
Dann endlich, ein Wegweiser – bis zur Rävfallstuga sind es nur noch zwei Kilometer!
Ein breiter Fahrweg führt im Wald zur Hütte. Der Weg steht jedoch über weite Strecken völlig unter Wasser und wäre mit einem normalen Pkw gar nicht mehr zu passieren. Auch ein Zelt hätte man hier nirgendwo mehr aufbauen können, denn der Waldboden selbst ist ebenfalls so voll mit Wasser, wie ein Schwamm! Ohne die avisierte Hütte wären wir hier nun also absolut aufgeschmissen!
Irgendwann wird aus dem Waldweg dann auch noch ein breiter, knöchel-tiefer Fluß, der uns genau entgegen fließt. Inzwischen ist mir aber auch das egal, denn noch nasser können meine Stiefel (innen!) ja nicht mehr werden. Ich mache daher gar nicht mehr den Versuch, dem Wasser auszuweichen.

P1070604 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaDann erreichen wir endlich die Hütte und ich sehe dort einen jungen Mann auf der trockenen Veranda sitzen, und rauchen. Er sieht uns nicht kommen und erschreckt daher heftig, als ich den ersten Schritt auf die Holzstufen setze:
Hej-hej..!” begrüße ich ihn höflich. “Is it possible, to get a small, dry place, inside the Stuga..?
Er springt auf, schmeißt die Zigarette weg und eilt sofort Claudia entgegen, um ihr den Rucksack abzunehmen.
Sure.., of course..! Please, come in..!
Dann ruft er etwas auf schwedisch ins Haus hinein.

Wir nehmen noch im Vorraum die Rucksäcke ab und ziehen Regenhosen, Ponchos, Schuhe und Strümpfe aus. Dann betreten wir barfuß den Wohnraum. Dort begrüßt uns ein zweiter Schwede, der bereits am Feuermachen ist, damit wir unsere nassen Klamotten trocknen können.

IMG 3710 580x386 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – Rävfallsstuga
Die beiden erzählen uns nebenher, dass sie hier in der Nähe beim Angeln waren und gezeltet haben, als sie ebenfalls vom Unwetter der letzten Nacht überrascht worden sind. So haben sie hier ebenfalls Schutz gesucht.

Claudia und ich sind völlig fertig! Wir hängen unsere nasse Sachen in den Trockenraum und sind dann aber doch etwas erstaunt, weil nur Schuhe, Strüpfe, Regenhose und Poncho nass sind. Alles was wir darunter getragen haben, (z. B. Hose und Fleece-Pulli) ist völlig trocken geblieben – aber natürlich verschwitzt.
IMG 3711 300x199 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – RävfallsstugaWir waschen uns daher erst mal ausgiebig, dann richte ich unser Nachtlager am Boden des Wohnraumes her und bereite uns wieder ein Süppchen zu. Danach sitzen wir noch lange mit den beiden, freundlichen Schweden zusammen und trinken von unserem feinen Tee..!

Eine ganz persönliche Anmerkung: So freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend haben wir in unserem Urlaub (Mit sehr, sehr wenigen Ausnahmen!) alle Schweden kennengelernt! Und wir lernten hier nun auch den Hintergrund eines Emergency-Rooms kennen und schätzen! Und dass man hier auch noch Brennholz zur Verfügung hat und sogar mit Gas kochen kann, sollte keine Selbstverständlichkeit sein. Herzlichen Dank dafür..!

Zusammenfassung 18. Etappe: 27,4 Kilometer, 402 höhenmeter im Anstieg, 658 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 11,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – Rävfallsstuga

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

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HD Kungsleden 18 580x253 Kungsleden, 18. Etappe: Sjnultje – Rävfallsstuga

Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF-Fjällstation Ammarnäs

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 Dieser Artikel ist Teil 20 von 20 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

 

IMG 3719 580x386 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation Ammarnäs Es hat noch bis in den frühen Morgen weiter geregnet und beim Frühstück warnen uns die beiden Schweden dann eindringlich davor, dem Kungsleden heute über die Berge zu folgen. Auch der Wasserfall hinter dem Haus hat in seinem Rauschen einen neuen, ziemlich bedrohlichen Unterton bekommen. So entscheiden wir uns für den direkten Weg nach Ammarnäs.

IMG 3713 300x199 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsSchon ein erster Blick hinaus zeigt uns überall große Pfützen. Der Waldboden kann das Wasser also schon gar nicht mehr aufnehmen! Auch Claudia hat da ein Einsehen:
Entweder wir legen hier einen Tag Pause ein, wozu ich keine Lust habe, oder wir gehen den direkten Weg nach Ammarnäs, entlang der Straße..!
Nein, noch einen weiteren Tag wollen wir hier auf gar keinen Fall verlieren, wir sind ja ohnehin schon zwei Tage hinter dem Zeitplan! Auch die beiden Schweden werden heute auf diesem Weg nach Ammarnäs zurückkehren, da sie dort ihr Auto geparkt haben.

P1070608 300x199 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsWir packen zügig zusammen und holen unsere Sachen aus dem Trockenraum. Alles ist trocken geworden, bis auf die Schuhe. Die sind immer noch völlig durchgeweicht und zudem eiskalt. Claudia fasst ihre beim Anziehen sogar nur mit zwei Fingern an, was mich spontan dazu bringt, meine Socken wieder auszuziehen! Ich schlüpfe barfuß in die nassen Treter!
Dann machen wir noch schnell “Klar-Schiff”, bevor uns die Schweden losschicken! Sie werden noch das Gas abstellen und auch noch etwas Brennholz sägen. Zu viert geht das auch nicht schneller, lachen sie!
Vor der Stuga starte ich dann die Track-Aufzeichnung des Garmin, unmittelbar bevor wir loslaufen.
Es ist ein blödes Gefühl, den Kungsleden nun ganz vorsätzlich zu verlassen. Schließlich wollten wir ihn ja lückenlos dokumentieren und auch alle dazugehörigen GPS-Tracks zur Verfügung stellen.
Dafür musst Du ja aber nicht gleich Deinen Hals riskieren..!“, beruhigt mich Claudia und geht vor.

IMG 3717 580x386 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation Ammarnäs Schon nach wenigen Metern bleibt sie aber wieder stehen und sieht mir erst mal zu, wie ich einen beeindruckenden See umgehe, den das Regenwasser hier entlang des Weges gebildet hat.
Wie fühlen sich Deine nassen Schuhe eigentlich ohne Strümpfe an..?“, will sie dann wissen.
Gut..!“, antworte ich spontan, muss da aber erst mal genauer hinfühlen, weil ich das gar nicht mehr wahrgenommen habe.
IMG 3718 300x199 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsDoch.., wirklich gut..!” bestätige ich ihr dann mit einem Grinsen.
Die Tatra-Stiefel von Hanwag haben nämlich einen so angenehm gefütterten Innenschuh, dass man in ihm eigentlich gar keinen Strumpf mehr benötigt. Der schlägt (nass) nur zusätzlich Falten, wass dann erst richtig für Probleme sorgt!

Immer wieder müssen wir nun auf dem etwas erhöhten Wegrand gehen, oder werden auch mal auf Bohlen über besonders kritische Bereiche hinweg geführt. Und Bohlen sind immer dann besonders kritisch, wenn Wasser auf ihnen fließt!
Auf einem zusätzlich abschüssigen Brett warne ich gerade noch Claudia, dann liege ich auch schon selbst flach!
Auf dem seifigen Holz zieht es mir einfach die Füße unter dem Körper weg, den Rest erledigt dann der schwere Rucksack! Ich lande auf dem rechten Unterarm, vom Handgelenk bis zum Ellenbogen und höre auch gleich alle Engelein singen!
IMG 3722 300x199 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsClaudia steht blitzschnell neben mir und hilft mir auf.
Alles in Ordnung..?“, will sie erschrocken wissen.
Jaja..!” antworte ich erst mal. “Geht schon..!
Leider bin ich aber mit dem fest umschlossenen Wanderstock hart auf den Handrücken gefallen und denke in diesem Augenblick auch nur:
Nein.., bitte nicht..!” Diesen ganz speziellen Schmerz kenne ich nämlich schon von einem Fallschirm-Unfall bei der Bundeswehr. Damals habe ich mir in der linken Hand das Kahnbein gebrochen.

Ich behalte das aber erst mal für mich und gehe weiter. Claudia muss sich nun nicht auch noch verrückt machen, zumal es hier draußen ja ohnehin kein Krankenhaus gibt, in dem man das hätte röntgen können. Auch in Ammarnäs nicht!
Nach Ammarnäs sind es nur noch ein paar Kilometer. Dort endet endet dann auch der nächste (vorletzte) Kungsleden-Abschnitt. Zudem ist Ammarnäs wieder an ein Straßen-, und Strom-Netz angeschlossen und wir können daher auch mit Karte bezahlen. Jetzt noch aufgeben? Auf gar keinen Fall!

IMG 3726 580x386 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsDie Wege werden nun immer breiter. Irgendwann überholen uns dann auch die beiden Schweden.
See you in Ammarnäs..!” rufen sie fröhlich, als sie mit strammem Schritt vorbei ziehen.
Als wir die erste straße erreichen, fängt es gerade wieder richtig an zu regnen und wir werfen die Ponchos über. Und ohne, dass wir darum gebeten hätten, hält dann plötzlich ein Auto neben uns.
IMG 3727 300x199 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsDo you need al Lift to Ammarnäs..?“, grinst mich ein freundlicher Schwede aus dem herunter gelassenen Seitenfenster an.
Oh, yes..! Thank you..!“, antworte ich völlig begeistert und wohl auch genauso überrascht!

Es sind zwei Waldarbeiter des STF, die wohl irgendwo in den Bergen etwas ausbessern wollten, aber aufgrund des Wetters ebenfalls keine Chance hatten. Und da auf diesem Weg normalerweise ja keine Wanderer nach Ammarnäs unterwegs sind, haben sie sich schon gedacht, dass wir wohl ebenfalls Probleme mit dem Wetter haben!
Wir verfrachten die Rucksäcke auf die Ladefläche, dann bringen uns die beiden direkt zur STF-Fjällstation.

In der STF-Station beziehen wir für insgesamt 500 SEK / 57,15 Euro, ein wunderschönes Zimmer und gehen dann erst mal duschen. Anschließend frage ich nach einem elektrischen Schuhtrockner, und bekomme prompt einen ausgehändigt. Ich verfrachte ihn mitsamt den Schuhen aber gleich in den Keller, um nicht ständig einen laufenden Fön im Zimmer hören zu müssen. Dann nehme ich noch eine Ibuprofen, wegen der Hand. Die schmerzt inzwischen ordentlich.

IMG 3731 176x176 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsIMG 3730 176x176 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsIMG 3732 176x176 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation Ammarnäs

Am nächsten Morgen habe ich mit ihr dann richtig Probleme: Sie ist ziemlich dick geschwollen und schmerzt derart, dass ich mit ihr weder eine Tasse, noch ein Glas halten kann.
So kann ich nicht wandern, sehen wir ein und beschließen daher, hier nun doch einen Tag auszusetzen. Vom Personal bekomme ich schmerzlindernde Voltaren-Salbe, die auch fürs Erste hilft. Dann gehen wir im Lebensmittelladen nach Ibuprofen sehen, da unser Vorrat fast erschöpft ist. (In Schweden sind viele Medikamente im Supermarkt zu bekommen!)

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Die haben sie dort tatsächlich, allerdings nur 400er. Aber davon könnte man zur Not ja auch mal zwei nehmen. So versorgt setze ich mich dann aufs Zimmer und mache mir zusätzlich noch einen kalten Umschlag. Ich betäube die Schmerzen mit 600mg Ibuprofen und beginne die Hand ganz gezielt zu bewegen. Immer auf und zu, bis ich mit ihr dann irgendwann fast wieder ganz normal greifen kann.

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So werde ich morgen auf jeden Fall wieder weiter können, teile ich Claudia anschließend mit und demonstriere ihr den Erfolg.
Als kleiner Selbstversuch putze ich dann auch noch unsere Schuhe, die inzwischen natürlich ebenfalls wieder völlig durchgetrocknet sind und creme sie anschließend dick ein. Es gelingt mir sogar, die Schnürsenkel selbst einzuziehen!
Na also, geht doch..!“lache ich als ich fertig bin und betrachte die Hand zufrieden, während ich sie ein paar Mal öffne und schließe.

IMG 3755 300x199 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation AmmarnäsDann gehen wir zur Rezeption, um das Zimmer zu bezahlen. So können wir morgen früh direkt aufbrechen, ohne extra auf das Personal warten zu müssen. Und ich bitte auch noch darum, uns auf die Karte etwas Bargeld auszuzahlen, für alle Fälle. So können wir dann auch auf den restlichen Etappen notfalls noch in Stugas unterkommen.
You need no cash-money in the Stugas between here and Hemavan..!” bekommen wir als Antwort. “You can pay there all with your cards..!

Na gut, wenn das so ist..!“, sage ich zu Claudia und stecke die Karte beruhigt wieder weg. Es sollte aber leider ganz anders kommen..!

Zusammenfassung 19. Etappe: (Abweichend von der üblichen Etappenführung!) 19,5 Kilometer, 35 Höhenmeter im Anstieg, 134 höhenmeter im Abstieg. Dauer: -

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation Ammarnäs

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HD Kungsleden 19 580x265 Kungsleden, 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF Fjällstation Ammarnäs

Kungsleden, 20. Etappe: STF-Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga

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 Dieser Artikel ist Teil 21 von 21 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 3779 580x386 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaDie Hand spielt mit, so dass wir die 20. Etappe anpacken können. Und wir wollen unbedingt auch etwas Zeit aufholen, daher planen wir für heute, die Aigertstuga nach 8 Kilometern auszulassen, und gleich zur Servestuga zu wandern. 26 Kilometer, und ordentlich Höhenmeter werden dabei zusammen kommen, denn immerhin geht es unterwegs über zwei Pässe!

IMG 3760 300x199 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaAls wir aufbrechen ist im Vandrahem noch alles ruhig, nur in der Küche wird schon Frühstück zubereitet. Bereits um 7.30 Uhr verlassen wir die STF-Fjällstation Ammarnäs und folgen der Straße abwärts. Unten ist das Hinweisschild nach Sorsele wichtig, das uns über den Fluß Tjulan schickt, bevor uns dann der Kungsleden nach 300 Metern gleich wieder rechts von der Straße herunter führt.
Das Wetter weiß offensichtlich auch noch nicht so recht, was es will – alles ist grau in Grau. Aber auch hier sind die Spuren des großen Regens von vorgestern nicht zu übersehen.
Ein breiter Wirtschaftsweg führt uns nun immer weiter in den Wald hinein, wo mir dann Anschläge an einer großen Hinweistafel den Tag endgültig versauen: Sie machen uns nämlich (sogar in deutsch) darauf aufmerksam, dass in den STF-Stugas in abwegigem Gebiet, doch nicht mit Kreditkarten bezahlt werden kann.
So ein A……..!“, bricht es da ungehalten aus mir heraus. “Ich wollte doch gestern unbedingt noch Bargeld für unterwegs haben..!

IMG 3764 3 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIMG 3762 2 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga

(Anmerkung: Ich wollte in Ammarnäs ja noch extra Bargeld holen, als man mir seitens der STF-Belegschaft versichert hat, dass wir zwischen Ammarnäs und Hemavan in, allen Stugas mit Karte bezahlen können!)

IMG 3767 300x199 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaDer breite Wirtschaftsweg führt uns nun aber zuerst einmal fast eben in einen Mischwald hinein und fordert auch hier unsere volle Aufmerksamkeit, weil wir immer wieder gewaltigen Pfützen ausweichen müssen.
Und dann ist Petrus wohl doch zu dem Entschluss gekommen, dass es mal wieder an der Zeit wäre, etwas Wasser von oben zu schicken! Aber wir sind vorbereitet und ziehen nur noch die Ponchos vorne herunter – auch die Regenhosen haben wir ja schon an.
So beginnen wir dann einmal mehr den steilen Aufstieg, hinauf ins Kahlfjäll. Aber hierbei fällt uns auf, dass wir unterwegs kaum Moskitos sehen.
Die hat es vorgestern wohl alle herunter gewaschen..!“, schmunzelt Claudia.
Die Armen..!” grinse ich zurück, habe aber auch keine andere Erklärung, denn hier wäre ja eigentlich wieder ein ideales Stechmücken-Revier.

IMG 3775 176x176 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIMG 3770 176x176 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIMG 3769 176x176 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga

Der Pfad schlängelt sich nun immer weiter durch Mischwald aufwärts und führt uns auch hier wieder über unzählige Bohlenstege. Davor sind wir inzwischen ja gewarnt, aber wirklich gefährlich sind sie nur, wenn Wasser auf ihnen f l i e ß t!
Meine Hand hält sich, nachdem sie gestern noch richtig dick geschwollen war, erstaunlich gut! Ich habe sie am Wanderstock einfach von unten eingeschlauft, wie bei einem Ski-Stock. So kann ich sie beim Gehen recht gut entlasten, und den Stock trotzdem benutzen.

IMG 3774 580x386 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaInzwischen wird der Wald schon wieder deutlich lichter, vor allem die Nadelbäume bleiben immer relativ früh zurück. Je weiter wir uns nun der Baumgrenze nähern, umso mehr setzen sich wieder die Fjällbirken mit ihrer natürlichen Monokultur durch.
Die Baumgrenze liegt hier immer auf etwa 700 Meter höhe. Die Aigertstuga jedoch, so habe ich auf der Karte gesehen, liegt auf guten 800m Höhe, also bereits im Kahlfjäll. Und wir wollen von dort aus ja sogar noch etwas weiter hinauf, denn am dahinter liegenden Pass führt uns der Kungsleden dann auf stolze 1.040 Meter hinauf. Bis dahin ist es jedoch noch ein gutes Stück Weg.

IMG 3776 2 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIMG 3777 2 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga

Inzwischen führt unser Pfad ziemlich genau nach Westen und damit fast parallel zu den Höhenlinien des Berges. So erreichen wir fast ebenen Weges eine wunderschöne, natürliche Aussichts-Kanzel und haben von dort aus einen tollen Blick zurück, nach Ammarnäs (Titelbild, ganz oben).
IMG 3781 300x199 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaHier nehmen wir nun die Rucksäcke kurz ab, um etwas zu verschnaufen. Immerhin ist es inzwischen bereits zehn Uhr, und wir haben auch schon gute sechs Kilometer und ungefähr dreihundert Höhenmeter in den Beinen. Die Baumgrenze ist hier deutlich auszumachen und verläuft zudem genau auf unserer Höhe. Wir sind also ziemlich genau auf 700 Meter n. N.
Aber wir halten uns nicht lange auf, denn es sind ja immer noch gute zwanzig Kilometer, bis zu unserem Tagesziel, der Servestuga.
Leider mag uns Petrus aber anscheinend wirklich nicht: Kurz darauf fängt es nämlich erneut an zu regnen. Dieses Mal aber deutlich stärker, als noch zuvor beim Aufstieg. Ich kann nun leider auch die Kamera nicht mehr heraus holen, dabei hätte ich doch zu gerne die Sumpflandschaft gezeigt, durch die wir hier oben hindurch müssen. In großen S-Schlägen versuchen wir, die tief ausgestampften Stellen zu umgehen, die uns unzählige Wanderer hinterlassen haben! Trotzdem sinken wir immer wieder bis zu den Knöcheln im weichen Morast ein!

IMG 3782 580x386 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga
Zu allem Überfluss geht es hier nun auch noch einmal richtig steil bergauf und ich habe diesbezüglich bereits schon wieder ganz andere Befürchtungen: Werden wir dort oben, an der kuppe womöglich wieder einmal aus dem “Lee” dieses Anstiegs heraus kommen?
Bitte nicht..!” bete ich inständig, denn das wäre richtig übel! Inzwischen schüttet es nämlich schon wieder ordentlich und der Wind hat auch hier unten kräftig zugenommen.
IMG 3784 300x199 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIch sollte mit meinen Befürchtungen leider Recht behalten, denn oben stehen wir dann wieder richtig im Wind.
Lass uns in der Aigertstuga Schutz suchen, bis der Regen aufhört..!“, schlägt Claudia dann auch von sich aus vor und muss dabei ziemlich laut rufen, bis ich sie verstehe und zustimmend nicken kann. Der Regen prasselt nämlich schon wieder unglaublich laut auf die Kapuzen unserer Ponchos.

Als wir dort ankommen werden wir von der Frau des Stugwarts wieder herzlich begrüßt. Wir stellen die Rucksäcke ab und ziehen zuerst mal die Stiefel und alle nassen Klamotten aus. Dann bitte ich darum, uns hier so lange aufhalten zu dürfen, bis der Regen aufhört. (Und dieser hat inzwischen noch einmal ordentlich zugelegt!
Kleine Anmerkung: Auch das Schutz-Suchen (innerhalb der Stuga) kostet grundsätzlich ein kleines Fee, 120 SEK/13,81 Euro, beinhaltet dann aber auch Gas- und Küchenbenutzung!

IMG 3783 300x199 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaKlar, kein Problem. Was meine Wetter-Erwartung angeht, sieht sie mich jedoch etwas skeptisch an und ruft dann nach ihrem Mann. Und nachdem sie sich kurz mit ihm auf schwedisch unterhalten hat meint der, dass es heute wohl kaum mehr aufhören wird zu regnen. Im Gegenteil!

Mist..!“, rutscht mir da heraus. Nun muss ich mich erst mal mit Claudia beraten, denn bei diesem Wetter kommen wir weiter oben natürlich auch nicht trocken über den Pass!
Zuvor mache ich uns aber erst mal einen heißen Tee, während Claudia noch schnell Stiefel und Regenkleidung im Gas-beheizten Trockenraum aufhängt (auch ein Service, der mit dem Fee abgedeckt ist!).
Dann entschließen wir uns schweren Herzens, erstmal eine Stunde zu warten und uns anschließend zu entscheiden. Sollte es dann immer noch so stark regnen, wären wir gezwungen die Etappe abzubrechen und über Nacht hier zu bleiben. Würden wir nämlich noch später aufbrechen, dann würden wir die restlichen 20 Kilometer bis zur Servestuga nicht mehr schaffen!

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Irgendwann sehen wir dann durchs Fenster einen einsamen Wanderer vom Pass herunter kommen. Der ist völlig durchgeweicht und setzt sich draußen erschöpft auf die Veranda. Er möchte dann aber gleich weiter nach Ammarnäs, wo sein Kungsleden-Abschnitt zu Ende ist, erklärt er uns. Er kommt von Hemavan.
Ich kann ihn gut verstehen: So nass, würde ich diese Etappe hier nun auch nicht mehr unterbrechen, nur um dann morgen gleich nochmal für sieben Kilometer in die nassen Klamotten zurück zu müssen!
Aber er hat wohl auch auf Claudia einen ziemlichen Eindruck gemacht, denn die ist inzwischen ebenfalls deutlich skeptischer geworden, was den Pass für heute betrifft.

IMG 3798 176x176 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIMG 3785 176x176 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaIMG 3796 176x176 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga

Inzwischen habe ich bereits mit dem Stugwart-Ehepaar gesprochen und sie über unsere Bargeld-Misere unterrichtet. Das ist aber überhaupt kein Problem, teilen sie mir freundlich mit. Wir bekommen einfach eine Rechnung und können die Übernachtung dann von zu Hause aus überweisen! Außerdem ruft er über das Notfall-Telefon sofort in Ammarnäs an und klärt die Belegschaft dort darüber auf, dass ab diesem Jahr eben keine Karten-Bezahlung mehr möglich ist!

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Etwas später bekommen wir dann noch sehr angenehme Gesellschaft: Tanja, eine junge Deutsche zieht ebenfalls noch in unserem Zimmer ein! Der Stugwart hat uns ganz vorsichtig gefragt, ob er sie bei uns vielleicht zusätzlich mit einquartieren dürfte. Aber klar doch!
Tanja kam ebenfalls vom Pass herunter und ist daher ebenfalls “durchgeweicht”! Ihre Schuhe, so erzählt sie uns, sind nun schon seit dem zweiten Tag völlig durchnässt uns waren seither auch nicht mehr trocken zu bringen.
IMG 3800 300x199 Kungsleden, 20. Etappe: STF Fjällstation Ammarnäs – AigertstugaDann hat Claudia aber plötzlich etwas von Sauna gehört und ist seither nicht mehr zu bremsen: Von Vier bis Fünf für Damen, von Fünf bis Sechs für Herren und ab Sechs dann “Mixed”, erfahren wir vom Stugwart!
Aus der Ferne beobachte ich kurz darauf, wie die Mädels direkt aus der Sauna im dahinter gelegenen See schwimmen gehen und frage den Stugwart vorsichtig nach der Wassertemperatur. Der lacht nur, dreizehn Grad hätte er gestern dort gemessen!

Dann sind die Herren dran und auch ich geniese diese Abkühlung im (sehr!) kalten Wasser. Aber so von der Sauna kräftig aufgeheizt, ist das doch tatsächlich eine Wohltat.
So lassen wir dann auch diesen Abend wieder behaglich ausklingen, heute mal gemeinsam mit Tanja. Und weil um halb Zehn dann auch noch die Sonne heraus kommt, gibt es heute dazu sogar mal ein richtiges, schwedisches Bier..!

Zusammenfassung 20. Etappe: 7,7 Kilometer, 387 Höhenmeter im Anstieg, 33 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 5,3 Std.

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Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

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 Dieser Artikel ist Teil 22 von 22 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

P1070622 580x386 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaAls der Garmin piepst, stehe ich leise auf und ziehe mich an. Dann greife ich nach dem original Sami-Knife, das mir Claudia in Ammarnäs als Andenken an den Kungsleden geschenkt hat, und husche hinaus. Heute ist Claudias Geburtstag und ich brauche unbedingt einen kleinen Birkenzweig, als Tisch-Dekoration fürs Frühstück.

IMG 3804 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaEndlich scheint mal wieder die Sonne! Ich husche kurz am Toilettenhäuschen vorbei, dann schneide ich einen kleinen Birkenzweig und pflücke auch noch ein paar Butterblumen. Schon gestern habe ich mir bei der Gattin des Stugwarts einen kleinen Kerzenständer besorgt. Wieder im Haus, mache ich im Wohnraum zuerst mal Feuer, denn es ist empfindlich kalt. Das funktioniert mit trockenem Birkenholz wunderbar: Man nimmt einfach 2 – 3 kleinere Scheite, zieht von einem anderen die Rinde ab und benutzt diese als Papier!

IMG 3805 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaKurz darauf knackt dann auch schon das Feuer im Ofen und verbreitet im Wohnraum Wärme und Behaglichkeit. Dann stelle ich Kaffee-Wasser auf und decke den Tisch. Erst als ich fertig bin, wecke ich Claudia, immer darauf bedacht Tanja nicht zu stören, die oben schläft.

Kurz darauf sitzen wir dann nur zu zweit im Wohnraum der Aigertstuga und genießen ein karges Geburtstags-Frühstück. Claudia freut sich trotzdem, weil ich sie mit der Kerze und der kleinen Tischdekoration überrascht habe.
Wenig später gesellt sich auch Tanja zu uns. Die junge Berlinerin wird heute nur noch die restlichen sieben Kilometer bis nach Ammarnäs wandern und dort ihre Tour beenden. Die 78 Kilometer Wildnis aber von Hemavan, bis nach Ammarnäs bewältigt zu haben, sind für ein Großstadt-Kind – ohne jegliche Trekking-Erfahrung – eine beachtliche Leistung. Zumal bei diesen Wetterbedingungen – Hut ab, Tanja..!

IMG 38111 580x386 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaNach dem Frühstück bringe ich noch schnell die Kerze zurück und hole die Abrechnung der Stuga, damir wir sie von zu Hause aus überweisen können. Inclusive Sauna-Benutzung kostet uns die Übernachtung in der Aigertstuga 860 SEK/ 99,01 Euro, was sich so nun vielleicht wieder etwas viel anhört. Aber gestern im Regen, war sie uns wirklich jeden Cent wert!
IMG 38121 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga
Dann packen wir unsere Siebensachen. Ich hole noch schnell einen Eimer Frischwasser für die Küche und möchte auch noch etwas Holz auffüllen, aber der Stugwart winkt ab. Er wird sich nachher selbst darum kümmern. Kurz darauf ziehen wir los und Tanja schießt noch ein schnelles Abschiedsfoto, vor dem Haus.

Nun geht es erst mal über eine lange und schweißtreibende Steigungsstrecke hinauf zum Aigert-Pass. Fünf Kilometer und knappe dreihundert Höhenmeter sind bis dorthin zu bewältigen, bevor es dann – nach einer kleinen Senke und anderthalb weiteren Kilometern – gleich zu einem zweiten Pass hinauf geht. Dort befindet sich auch eine kleine Schutzhütte, in der wir zu rasten gedenken.

Etwa fünfzehn Minuten vor uns sind zwei Damen gestartet, die im Nebengebäude übernachtet haben. Claudia hat mich schon ganz entgeistert angeschaut, als die vor der Hütte an uns vorbei gegangen sind. Beide wohl gut in den 60ern, legen sie – nur im T-Shirt(!) – ein ordentliches Tempo vor. Anmerkung: Die Außentemperatur lag an diesem Morgen deutlich unter (+)10°C und es wehte ein kalter Wind!

P10706211 176x176 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaIMG 38191 176x176 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaIMG 3818 176x176 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

Wir folgen ihnen in gehörigem Abstand, haben sie im Aufstieg jedoch ständig vor Augen. Erst als sie anhalten, um ihre Jacken anzuziehen, können wir etwas Distanz zu ihnen abbauen.
Du Weich-Ei..!“, unterhalte ich dann irgendwann mit mir selbst. “Kommst noch nicht einmal diesen Mädels hinterher..!” Dabei sind die deutlich älter wie wir und schleppen zudem auch noch so einiges an Übergewicht mit sich herum.
IMG 3820 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaDann sind sie plötzlich ganz weg – einfach nicht mehr zu sehen! Etwa zehn Minuten später passieren wir sie dann aber ganz überraschend, während sie im Windschatten eines Felsens vespern.
Ein freundliches: “Hej, hej..!“, dann sind wir auch schon vorbei. Für Small-Talk fehlt einem hier im Aufstieg einfach die Luft!

Nur noch ein paar Minuten, dann schwenkt der Weg etwas weiter oben endlich nach rechts, bleibt aber unverändert steil. Er folgt hier nun einem Hochtal weiter aufwärts und führt uns dann ganz unvermittelt aus dem Lee des Passes heraus.
Upps..!“, meint Claudia nur, als sie mitten im Schritt vom Wind zurückgeworfen wird, und den gleichen Schritt nun erneut ansetzen muss. Dann zieht sie die Kapuze über den Kopf, als zusätzlichen Schutz gegen den kalten Wind.

IMG 3821 580x386 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga
Ich habe bereits einen großen Felsen im Visier, als Windfang für eine kurze Rast. Viel Schutz gibt es hier oben sonst nämlich nicht und der lange Aufstieg hat uns doch wieder einiges an “Körnern” gekostet.
Claudia ist spontan einverstanden, und ich nehme ihr den schweren Rucksack ab, damit sie ihn hinter dem Felsen als Sitzkissen benutzen kann.
IMG 38231 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaNatürlich ist es nur eine kurze Rast, da man sich hier oben nicht wirklich erholen kann. Trotz atmungsaktiver Wäsche und den Texapore-Jacken, sind wir inzwischen ziemlich verschwitzt und kühlen nun im kalten Wind natürlich rasch aus. Also nur kurz die Beine etwas erholen lassen und Flüssigkeit ergänzen. Dann geht es auch schon wieder weiter!
Zuvor holen wir aber beide erst noch unsere Fleece-Handschuhe aus dem Rucksack.
Tagesziel ist auch heute wieder die Servestuga, die wir ja eigentlich schon gestern im Visier hatten. Allerdings sind es nun von der Aigertstuga nur noch 19 Kilometer, bis dorthin. Also ein ganz normales Tagespensum, das uns keinen besonderen Respekt mehr abnötigt. Und auch von dieser Strecke haben wir inzwischen ja schon wieder ein ordenliches Stück abgeknabbert.
IMG 38261 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaZudem ist hier oben nun auch die Landschaft wieder völlig neu für uns, und entsprechend abwechslungsreich. Und das Wetter? Nun ja, es ist windig und kalt, zudem ziemlich bewölkt – aber immerhin trocken! Sollte es so bleiben, dann wären wir schon völlig zufrieden (man wird ja bescheiden!).

Heute morgen haben wir ganz bewusst auf die Ponchos verzichtet und uns für die Texapore-Jacken und die Raincover über den Rucksäcken entschieden. Die Regenhosen haben wir natürlich ebenfalls an, lassen die Beinreißverschlüsse jedoch offen.
So haben wir im Anstieg zum Pass nicht nur ein übermäßiges Schwitzen vermieden, dieser Wetterschutz-Variante bietet zudem auch dem Wind deutlich weniger Widerstand! Und inzwischen müssen wir uns teilweise schon kräftig gegen die Böen stemmen, was natürlich zusätzliche Kraft kostet!

Dann erreichen wir endlich den zweiten Pass und sehen auch schon die dortige Schutzhütte mit dem obligatorischen Klo-Häuschen. Hier können wir nun auch eine etwas längere, weil windgeschützte Rast einlegen.

IMG 3830 2 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaIMG 3831 2 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

Wir ziehen in die Hütte ein und nehmen drinnen erst mal die schweren Rucksäcke von den Schultern. Auch diese Hütte ist wieder so ausgelegt, dass man ohne weiteres einige Tage in ihr Schutz finden könnte. Die dafür erforderliche Verpflegung muss natürlich jeder selbst am Mann haben!
Claudia hat diesbezüglich eigentlich nie Probleme: Kaum sitzt sie auf dem Hintern, hat sie auch schon wieder einen Schokoriegel aus ihren unergründlichen Taschen hervor gezaubert. Weiß der Teufel, wie sie das macht..!

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Nachdem wir uns etwas erholt haben, dränge ich auch schon wieder zum Aufbruch. Noch immer sind es nämlich gute 12 Kilometer, bis zu unserem Etappenziel! Hinzu kommen auch noch ordentlich Höhenmeter, sowohl im An-, als auch im Abstieg.
Direkt vor der Hütte geht es schon gleich mal wieder steil hinunter. 170 Höhenmeter müssen wir hier “vernichten”, bevor es dann auf der anderen Talseite gleich wieder gute 130 Höhenmeter hinauf geht! Trotzdem können wir diesen Abschnitt aber richtig genießen, denn er bietet uns eine wirklich phantastische Aussicht. Und man mag es kaum glauben: Plötzlich kommt die Sonne heraus! Und da sieht dann natürlich alles gleich noch einmal viel freundlicher aus.

P10706231 580x386 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaDieser Abstieg hat es dann auch wirklich wieder mal so richtig in sich und nicht nur Claudia tun die Knie weh, als wir endlich unten ankommen. Daher gönnen wir uns auch dort nochmal eine kurze Verschnauf-Pause. Ein paarmal mussten wir unterwegs auch größere Sumpfwiesen überwinden, die durchgetrockneten, gut eingefetteten Stiefel stecken das aber wieder locker weg!

IMG 38381 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaDann machen wir uns an den Aufstieg, hinauf zum Berg Vuometjakke. Das Wissen, dass es bis zum höchsten Punkt der Etappe nur noch dreieinhalb Kilometer sind, scheint uns zu beflügeleln. Schon nach relativ kurzer Zeit passieren wir die zweite Rasthütte, etwas abseits des Weges und Claudia beginnt prompt zu träumen:
Die liegt ja super.., und auch noch direkt am Fluß..!
Dem habe ich nichts hinzu zu fügen. Hier würde ich es mit ihr bestimmt auch mal für eine Nacht aushalten!
Unser Weg folgt nun ebenfalls dem Fluß, der links durch das breite Tal herunter kommt. Und da ich unseren Weg an seinem jenseitigen Ufer bereits weiter führen sehe, ohne dass ich eine Brücke ausmachen kann, werden wir wohl wieder einmal “waten” müssen, vermute ich. Dann haben wir aber doch Glück, und können uns das Ausziehen der Schuhe schenken – wir kommen nämlich auch so (von Stein zu Stein) hinüber.

P1070624 176x176 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaP1070627 176x176 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaIMG 3839 176x176 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

Kurz darauf bunkern wir noch einmal etwas Wasser, für den restlichen Weg und erreichen dann endlich den Punkt, von dem aus es für uns nur noch abwärts geht.
Whow..!” rutscht Claudia da heraus und ich bin ebenfall völlig überrascht von dieser phantastischen Aussicht. Vor uns liegt ein liebliches Flußtal mit grünen Wiesen und Wald. Und da wir uns im Augenblick ja immer noch oben, im Kahlfjäll – also weit oberhalb der Baumgrenze befinden, ist das wieder einmal ein unglaublicher Gegensatz.

IMG 3843 580x386 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaNun gilt es erneut, noch einmal dreihundert Höhenmeter abzubauen. Aber das tun wir gerne weil wir wissen, dass dort unten die Servestuga auf uns wartet. Und inzwischen steht für uns auch fest, dass wir für die restlichen drei Übernachtungen ebenfalls Stugas in Anspruch nehmen werden. So können wir uns auf das reine Durchkommen konzentrieren, ohne uns dabei den Kopf auch noch über den jeweiligen Schlafplatz zerbrechen zu müssen: In den zwei weiteren Tagen bis nach Hemavan sind von uns also noch volle 52 Kilometer “runter zu reißen”!

IMG 3849 2 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaIMG 3851 2 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

Kurz bevor wir unten sind, falle ich dann vor lauter Überraschung fast hin, denn mitten auf dem Kungleden blüht ein wunderschöner Frühlingsenzian! Um ein Haar wäre ich auf ihn getreten und leiste nun dafür etwas Ab-Bitte, indem ich vor ihm knie, um ihn zu fotografieren.
IMG 38531 300x199 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaDann überqueren wir die letzte Hängebrücke über einen phantastischen Wasserfall, bevor wir uns drüben links halten, um die letzten 1,7 Kilometer bis zur Servestuga anzugehen. Die gingen sich nun eigentlich fast von selbst, müssten wir nicht bald wieder nach dem Mygga-Stick greifen, um der unzähligen Moskitos Herr zu werden. In ganzen Scharen erwarten sie uns hier unten, zwischen den Bäumen!

Kurz darauf erreichen wir aber schon die Hütte und stellen fest, dass wir die einzigen Gäste sind. Peter, der Stugwart, sieht die Situation ebenfalls locker: Wir sollen uns einfach aussuchen, wo wir schlafen wollen. Dann legt er uns noch einen Block mit Bleistift hin und erklärt, dass er den (gut sortierten!) Shop für uns durchgehend offen lassen wird. Wir sollen uns einfach bedienen und alles aufschreiben, abrechnen könnten wir dann ja morgen früh! (Wir hatten ihn zuvor natürlich ebenfalls über unsere Bargeld-Situation informiert! Aber das war auch hier kein Problem.)

IMG 38541 580x386 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – ServestugaClaudia ergreift diese Gelegenheit natürlich gleich beim Schopf und gönnt sich zu ihrem Geburtstag mal einen Topf Käse-Nudeln. Und auch hier lassen wir den Tag dann anschließend wieder ganz gemütlich (und gut beschützt vor den Moskitos!) ausklingen.!

Zusammenfassung 21. Etappe: 19,1 kilometer, 497 höhenmeter im Anstieg, 551 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 9,0 Std.

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Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

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HD Kungsleden 21 580x258 Kungsleden, 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga

 

 

Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

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 Dieser Artikel ist Teil 23 von 23 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 3868 580x386 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaDer Garmin piepst bereits um halb sechs und ich muss mich erst mal kurz sortieren, um den Überblick zu gewinnen. Dann bin ich wach: Die Königs-Etappe steht an – 28 Kilometer, von der Servestuga zur Syterstuga! Und das Wetter scheint wohl ebenfalls mitzuspielen, wie ich mit nur einem Blick aus dem Fenster feststelle.

P1070634 300x199 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIch wecke Claudia und gehe dann in den Wohnraum der Servestuga, um Kaffee-Wasser aufzustellen. Da es ziemlich frisch ist, mache ich nebenher auch gleich noch den Ofen an. Als Claudia hereinkommt ist bereits der Tisch gedeckt und im Ofen knackt ein behagliches Birkenholz-Feuer.
Neben dem Frühstück sprechen wir dann die anstehende Tagesetappe noch einmal durch: Wir planen erneut eine Doppel-Etappe! Die 28 Kilometer setzen sich nämlich aus zwei 14 Kilometer-Etappen zusammen: Einmal von der Servestuga zur Tärnäsjöstuga und dann auch noch von der Tärnäsjöstuga zur Syterstuga. Aber wenn das Wetter mitspielt, dann sollten wir dieses Pensum eigentlich schaffen.

IMG 3856 300x199 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaWir rechnen noch kurz mit Stugwart Peter die Übernachtung ab, (790 SEK / 91,12 Euro) dann packen wir zusammen und brechen auf.
Hinter der Stuga überwinden wir erneut die kleine Holzbrücke, und werden kurz darauf auch schon wieder bergauf geführt. Zweihundert Höhenmeter müssen wir hier gleich zum Etappenstart steigen, hinauf ins Kahlfjäll. Dafür geht es dann anschließend aber eigentlich auch nur noch abwärts, bis zum See Tärnasjön.

Wir gewinnen rasch an Höhe und lassen die Baumgrenze mit den Moskitos hinter uns. Bereits wenige Minuten später ist auch die Servestuga nur noch als kleines Gebäude in der Ferne auszumachen.
Bisher sind wir recht zügig unterwegs, denn die 28 Tageskilometer sitzen natürlich jedem von uns im Nacken und verhindern so auch jedes “Trödeln”. Jeder geht so schnell er kann, ohne dabei leichtsinnig zu werden. Auch heute geht es nämlich immer wieder mal über schmale Pfade und feuchte Bohlenstege!

IMG 3858 580x386 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaHinzu kommen noch die üblichen Hindernisse, die der Kungsleden ohnehin immer für einen parat hält: Sumpfstellen und zugewachsene Bohlenwege, die aber bei trockener Witterung kein wirkliches Problem sind.
Wir passieren hier oben im Kahlfjäll auch noch einige, größere Seen, dann senkt sich der Pfad schon wieder sanft ab und es geht erneut in Richtung Baumgrenze.

IMG 3864 2 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIMG 3862 2 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

Während einer kurzen Verschnauf-Pause präparieren wir uns daher auch gleich noch mit Mygga, denn heute haben wir keine Zeit, um uns von Mücken aufhalten zu lassen!
Auf den trockenen Pfaden, zwischen den niederen Bodendeckern der Tundra, sind wir bisher zügig voran gekommen. Auch in steileren Passagen erlauben sie stets einen sicheren Tritt. Ab der Baumgrenze nehmen uns dann aber wieder die lichten Birkenwälder mit höheren Bodendeckern auf und da muss sich man sich jedesmal umstellen: Unter schattigem Gras und dichten Büschen hält sich nämlich deutlich mehr Feuchtigkeit, und die Pfade werden dadurch rutschiger.

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Unser Pfad taucht dann wenig später wieder in die lichten Birkenwälder ein und bleibt nun für eine ganze Weile auf dieser Höhe. Auch hier passieren wir einzelne Seen und Sumpfflächen, natürlich auch wieder mit der dazu gehörenden Moskito-Population. Wir legen daher noch einmal kurz mit Mygga nach, dann haben wir endgültig Ruhe vor ihnen.

IMG 3870 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIMG 3867 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIMG 3871 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

Hier wechseln sich nun wieder schmale Pfade mit Bohlenwegen ab. Da bisher aber auch das Wetter mitspielt, kommen wir ganz gut voran. Längst kann ich im Display des Garmin die Tärnasjöstuga ausmachen und halte auch Claudia über diese Distanz auf dem Laufenden. Dann senkt sich der Weg ein weiteres Mal ab und wir können nun vor uns schon den See Tärnasjön ausmachen. Er ist ein wichtiges Zwischenziel, denn an seinem Ufer liegt die gleichnamige Stuga. Halbzeit..!

IMG 3872 580x386 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaBisher sind wir wirklich gut durchgekommen und haben für die ersten 14 Kilometer gerade mal 6 Stunden gebraucht. Daher gönnen wir uns hier nun auch eine ausgiebige Rast. In der Stuga bezahle ich das kleine Fee (120 SEK / 13,84 Euro) für die Küchenbenutzung gerne und stelle uns dann auch gleich Teewasser auf.
(Eine ganz persönliche Anmerkung: Wenn man sich überlegt, mit welchem Aufwand der STF diesen Aufwand in der Einöde für die Kungsleden-Wanderer aufrecht erhält, dann sind diese Preise absolut gerechtfertigt!)
Kurz darauf gehen wir dann erholt wieder auf die “Piste”, um die zweiten 14 Kilometer des Tages anzugehen: Auf, zur Syterstuga..!

P1070643 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIMG 3873 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIMG 3874 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

Der Kungsleden folgt nun immer dem Ostufer des Tärnasjön nach Süden und bereitet uns noch immer Freude. Es ist wohl auch ziemlich viel Stolz in unserer Brust, die uns inzwischen treibt! Die ersten 14 Tages-Kilometer habe ich für mich an der Stuga ganz einfach ausgeblendet. Und nach der Rast mit heißem Tee fühle ich mich wieder richtig frisch und habe das Gefühl, gerade auf eine ganz normale 14-Kilometer-Etappe gestartet zu sein! Claudia geht es wohl ganz ähnlich, wie ich jedes Mal sehen kann, wenn ich mich nach ihr umdrehe. Doch, diese Königs-Etappe werden wir ganz sicher schaffen, weiß ich schon jetzt..!

IMG 3884 580x386 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIn leichtem Auf und Ab folgt der Pfad hier dem See und lässt die Etappe so nie langweilig werden. Und wir überwinden auch hier wieder ausgedehnte Sumpfflächen, aber stehts auf gut ausgebauten Brücken und Pfaden.
Das soll aber besonders zum Schluss hin dann noch einmal richtig interessant werden, wenn der Kungsleden zum “Insel-Hopping” übergeht: Am Südende des Tärnasjön wechselt man nämlich – über insgesamt 5 Hängebrücken und 2 normale Brücken – zum Westufer hinüber. Die Brücken führen einen dabei von Insel, zu Insel!

IMG 3889 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaIMG 3885 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaP1070647 176x176 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

Am Westufer angekommen, sind es jetzt nur noch ganze 2,5 Kilometer bis zur Syterstuga. Aber die sind einem am Ende eines solchen Marathon-Wandertages dann (mit Verlaub!) auch noch “scheißegal”! Allerdings kommen nun noch einmal knappe 150 Höhenmeter auf uns zu, die wir zur Syterstuga aufsteigen müssen. Sie liegt nämlich knapp über 700 Meter Höhe, und damit ebenfalls wieder an der Baumgrenze. Aber auch das kann uns heute nicht mehr schrecken. Schon eher das Gewitter, das inzwischen mit immer lauter werdendem Donner heranzieht.

IMG 3893 580x386 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaClaudia dreht sich inzwischen immer öfter um und ich weiß natürlich, dass sie vor Gewittern große Angst hat – vor allem in den Bergen! Ich bin etwas voraus gegangen und lasse sie nun erst mal herankommen, um ihr im Display des Garmin das Symbol der Hütte zu zeigen. Wir sind noch nicht einmal mehr einen ganzen Kilometer von ihr entfernt. Inzwischen hat uns aber auch der Regen eingeholt und heftige Sturmböen zerren an unseren Raincovern. Gleichzeitig zaubert die tief stehende Sonne einen phantastischen Regenbogen an den Himmel.
IMG 3895 300x199 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaAber auch das kann Claudia nun nicht mehr von ihrer Angst ablenken!
Wir haben es gleich..!“, versichere ich ihr daher noch einmal beruhigend und gehe weiter.

Kurz darauf stehen wir dann auch wirklich vor den Gebäuden. Inzwischen sind die Sturmböen jedoch schon so stark geworden, dass uns hier ein schwerer Metall-Schubkarren entgegen-gekullert kommt: Der Wind treibt ihn einfach vor sich her, als wenn er überhaupt nichts wiegen würde und wir sind beide nur noch froh, als wir endlich die Eingangstüre der Syterstuga hinter uns schließen können!
Im Wohnraum empfängt uns die Stugwartin ebenfalls wieder gewohnt freundlich. Sie versorgt nur gerade die offenen Blasen einer jungen Schwedin und bittet uns um einen Augenblick Geduld. Dann ist sie aber völlig baff, als wir sie von Peter aus der Servestuga grüßen, denn darum hatte der uns ausdrücklich gebeten! Und als sie dann auch noch realisiert, dass wir ursprünglich von Abisko kommen, hält sie mit ihrer Behandlung inne und wechselt ein paar Worte mit den anderen Schweden im Raum. Darauf hin verstummt deren Gespräch dann ebenfalls und alles schaut uns an. Offenbar nehmen wohl doch weitaus weniger Wanderer die Strapatzen des gesamten (nördlichen) Kungsleden auf sich, als wir bis dahin dachten!

IMG 3899 580x386 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – SyterstugaWir haben die 28 Kilometer dieser Königs-Etappe geschafft und morgen geht es dann vollends nach Hemavan, da sind wir uns nun sicher. Denn die letzten 24 Kilometer des Kungsleden schaffen wir nun auch noch..!

Zusammenfassung 22. Etappe: 27,6 Kilometer, 504 Höhenmeter im Anstieg, 500 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 12,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

 


Download GPS-Track HD Kungsleden 22 580x264 Kungsleden, 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga

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Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

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 Dieser Artikel ist Teil 24 von 24 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 3933 580x386 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanDer letzte Tag! Schon um Sieben sitzen wir beim Frühstück und machen uns anschließend rasch fertig: Zahlen, packen, aufbrechen! Auch die beiden jungen Schweden, mit ihren Riesen-Blasen an den Fersen, sind schon reisefertig. Sie werden gleich mit dem Hubschrauber abgeholt, erzählt uns die Stugwartin. Das erscheint mir aber auch gerechtfertigt, denn in zwölf Jahren Bundeswehrzeit habe ich keine derart offenen Füße gesehen..!

P1070649 300x199 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanWir bezahlen unsere Übernachtung (bzw. lassen uns eine Rechnung geben, um sie später von Deutschland aus zu überweisen!) – 590 SEK / 68,02 Euro, dann schnüren wir zum letzten Mal die Rucksäcke. Gerade als wir alles hinaus tragen, hören wir den Heli kommen. Er landet auf einem kleinen Hügel, unmittelbar neben dem Haus.

Wir halten kurz inne, schießen noch ein paar Fotos und winken den beiden Unglücks-Raben ein letztes Mal zu. Dann verabschieden auch wir uns von der Stugwartin. Sie hat uns vor der Türe noch einmal ganz genau gezeigt, wie wir nun aufsteigen müssen und die Karte verrät uns, dass es erneut 260 Höhenmeter sind, die wir bis zum ersten Pass meistern müssen. Erst dahinter werden wir dann den Eingang zum Syterskalet erreichen, einem beeindruckenden Hochtal, das zwischen nördlichem und südlichem Sytertoppen hindurch führt.

IMG 3907 2 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanIMG 3904 2 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Auch heute weiß das Wetter wohl noch nicht so recht, was es will: Einerseits blinzelt immer mal wieder die Sonne hervor, andererseits spüren wir aber hin und wieder auch vereinzelte Regentropfen. Zudem weht ein kräftiger, ziemlich kühler Wind von den Bergen herunter.

IMG 3909 300x199 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanEndspurt..!” meint Claudia nur, trotzdem gutgelaunt und gibt mir “Fünf“, im Vorbeigehen. Zielsicher steuert sie dann die Hängebrücke an, die hinter dem Haus über einen lebhaften Gebirgsbach führt.
Eine fast unwirkliche Szene, die ich mit der Kamera festhalten kann. Denn als hinter uns kurz die Sonne heraus kommt, wirkt die Wolkenbank vor uns noch viel bedrohlicher. Aber genau dort müssen wir hinauf!

Unmittelbar hinter der Brücke teilt sich der Weg dann zweimal, aber wir sind ja von der Stugwartin gut eingewiesen und halten uns daher immer bergauf. Je höher wir jedoch kommen, umso stärker scheint auch der Wind zu werden. Gut, dass wir heute keine Ponchos anhaben!
IMG 3910 300x199 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanAber auch die ursprünglich nur vereinzelt spürbaren Regentropfen nehmen zwischenzeitlich zu. Noch habe ich zwar keine Bedenken wegen meiner Kamera-Tasche vor dem Bauch, aber bei stärkerem Regen ist sie kein wirklicher Schutz für die Canon.

Dann zieht der Aufstieg an und wird deutlich anstrengender. Die Unterhaltung zwischen uns schläft ein und jeder ist mit sich selbst beschäftigt.
Mich nervt schon nach kurzer Zeit, dass ich auch die Kuppe dieses Passes schon wieder ewig weit im Vorraus sehen kan. Und wie sollte es denn anders sein: Sie scheint beim Gehen nun einfach nicht näher kommen zu wollen! Also bemühe ich mich auch hier wieder, sie einfach zu ignorieren und mir dafür kleinere Zwischenziele zu stecken. Diese zu erreichen, ist dann jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis – welch’ süßer Selbstbetrug..!

IMG 3913 580x386 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanSo trotten wir stumm vor uns hin, immer nur aufwärts. Zumindest haben wir hier oben Ruhe vor den Moskitos, aber die hätten in diesem Wind ja ohnehin keine Chance.
Inzwischen hat sich die Sonne wohl endgültig hinter dichte Wolken verabschiedet und überlässt uns nun doch immer häufiger, kurzen Regenschauern. Die sind zwar noch nicht wirklich schlimm, nötigen uns aber doch von Mal zu Mal, die Mützen der Jack-Wolfskin-Jacken hoch zu ziehen. In Verbindung mit dem kräftigen Wind, wieder ein richtiges Sauwetter.

P1070650 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanP1070651 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanIMG 3915 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Claudia bleibt kurz stehen und dreht sich mit zusammengekniffenen Augen zu mir um:
Da hätte ich mir von Petrus aber schon eine etwas andere Belohnung für den letzten Tag gewünscht..!
Nun ja, zumindest ist ihr die gute Laune noch nicht vergangen.
In der Schutzhütte am Eingang zum Syterskalet machen wir eine kurze Rast..!” schlage ich vor. “Bis dorthin sind es noch etwas mehr als drei Kilometer, also noch rund anderthalb Stunden..!
In ihr werden wir uns dann auch Wetter-geschützt erholen können!

IMG 3916 580x386 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanEine Anmerkung: Die Kilometer-Stundenleistung variiert auf einer solchen Trekking-Tour natürlich stark und ist auch immer abhängig von Weg-Beschaffenheit, Wetter und anderen Faktoren. Sie ist auch niemals zu vergleichen mit einer Stundenleistung bei Tages-Wanderungen im Schwarzwald, unter leichtem Gepäck. Zudem reduzieren natürlich unterwegs auch alle zusätzlichen Unterbrechungen, z. B. für das Fotografieren, einen Batterie-Wechsel für den Garmin, oder auch nur das Eincremen gegen die Schnaken diese Kilometer-Zahl. Genauso wie das kurze Stehenbleiben um zu verschnaufen, das Anziehen von Regenkleidung, oder auch nur die kurze Unterhaltungen mit anderen Wanderern.

P1070652 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanP1070654 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanIMG 3921 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Über eine längere Tour gerechnet, erreichen wir so immer eine Stundenleistung von ca. 2,25 Kilometern (einschließlich aller Pausen!). Das ist dann eine wirklich “ehrliche” Zahl, mit der man rechnen kann und die mir immer ziemlich genau zu bestimmen hilft, wann wir ein bestimmtes Ziel/Zwischenziel erreicht haben werden! Mit reinen “Gehzeiten”, aus denen alle Unterbrechungen herausgerechnet sind, ist das nicht möglich!

IMG 3920 300x199 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanWir erreichen den Eingang zum Syterskalet, einem großen U-Tal, an einem großen Schilderbaum. Hier werfe ich mir nun zusätzlich den Regenponcho über, wegen der Kamera-Tasche. Der Regen hat inzwischen nämlich kräftig zugelegt.
Hier befinden wir uns nun schon fast genau zwischen nördlichem Sytertoppen und südlichem Sytertoppen. Unser Pfad führt genau zwischen beiden Gipfel hindurch, aber leider verhüllen sie sich in dichten Wolken.
Wäre das gerade nicht der Fall, dann würde uns diese Landschaft hier wohl noch viel mehr beeindrucken: Die beiden Riesen sind nämlich 1.767m und 1.685m hoch, während wir uns hier unten – genau zwischen ihnen – gerade mal auf 850m Höhe befinden!
Bis zur Schutzhütte sind es nun laut Garmin nur noch 1.800m, also noch etwa 45 Minuten Gehzeit. Trotzdem können wir die Hütte noch nicht sehen, weil sie im toten Winkel, hinter einer kleinen Kuppe liegt.

IMG 3922 580x386 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan Vor meinem Garmin kann sie sich jedoch nicht verstecken und ich zeige sie Claudia im Display, als sie mal wieder kurz anhält, um zu verschnaufen.
Gott sei Dank..!” nickt sie nur, bereits ziemlich kaputt. Verschwitzt wie wir inzwischen sind, kühlt uns der stramme Gegenwind nämlich nicht nur sofort aus, sobald wir stehen bleiben, sondern er kostet uns auch noch viel zusätzliche Kraft beim Gehen.
IMG 3924 300x199 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanAuch ich bin froh, als wir endlich die Hütte erreichen. Inzwischen hat es nämlich wieder aufgehört zu regnen und ich muss unbedingt meinen Poncho im Rucksack verstauen. Im Gegenwind wirkt er nämlich wie ein großes Segel..!

Welch eine Wohltat, sich in der Hütte mal nicht gegen den Wind stemmen zu müssen! Ich helfe Claudia mit dem Rucksack, dann lasse ich ebenfalls nur noch alles fallen.
Während Claudia schon wieder ihre Taschen durchforstet, um etwas essbares zu finden (sie hat Trockenfrüchte dabei), höre ich plötzlich, wie draußen jemand die Treppe hoch kommt. Es sind zwei schwedische Wanderer, die hier ebenfalls Schutz vor dem Wind suchen und sich auch eine warme Mahlzeit zubereiten wollen.

IMG 3929 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanIMG 3928 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanIMG 3931 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Schnell haben wir unsere Sachen etwas zusammen geräumt, dann haben alle genügend Platz, um sich zu erholen. Und man tauscht sich natürlich auch aus, da ja jeder gerne wissen will wie “sein” Weg jetzt weiter geht, und wie er beschaffen ist. So erhalten wir wieder wertvolle Informationen, denn die beiden sind gestern in Hemavan gestartet, kennen unseren Weg daher genau!

IMG 3921 300x199 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanNur wenig später verabschieden wir uns dann aber auch schon wieder von den Beiden, und ziehen weiter. In der Viterskalsstuga wollen wir nämlich noch eine weiter, etwas längere Rast einlegen. Von dort aus sind es dann noch genau 12 Kilometern, bis nach Hemavan. Halbzeit der heutigen Etappe also, ein Ende ist also in Sicht!
Noch einmal kämpfe ich in diesem Bereich aber mit meinem inneren Schweinehund: Auch in diesem riesigen U-Tal kann man nun nämlich wieder unendlich weit schauen (ohne dabei ein Ziel zu sehen!). Und ich habe natürlich schon längst auf dem Display des Garmin nachgeschaut, wo diese Hütte liegt.
Nur noch gute vier Kilometer sind es bis dorthin, also eigentlich kein Problem. Am Ende des Tales, “gleich ums Eck” liegt sie, wo auch der Fluß wieder nach Süden schwenkt.
Das Problem ist eigentlich nur, dass dieses sch… Tal-Ende mal wieder nicht näher kommen will!

IMG 3934 580x386 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanNun, wir haben auch dieses Stück irgendwann bewältigt und machen uns dann in der Küche der Stuga ein leckeres Nudelsüppchen, das uns nicht nur aufwärmt, sondern uns auch wieder richtig Kraft gibt. Danach stellen wir uns den allerletzten, zwölf Kungsleden-Kilometern.
Man mag es eigentlich nicht glauben, aber draußen stellen wir dann fest, dass der Wind inzwischen noch einmal deutlich an Stärke zugenommen hat! Beim Verlassen der Stuga muss ich sogar alle Kraft aufwenden, damit mir die Türe nicht aus der Hand gerissen wird.
Ich bezahle nur noch schnell das kleine Fee für die Küchenbenutzung (120 SEK / 13,84 Euro), dann ziehen wir weiter. Inzwischen ist uns nicht mehr nach langer Pause, wir wollen vielmehr “nach Hause”..! (Hemavan!)

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Es geht hinter der Viterskalsstuga dann erst mal weiter, wie es vor ihr aufgehört hat: Unendliche Tundra-Weite in einem endlosen U-Tal mit den üblichen Hindernissen und viel Wind (oben).
Dann erreichen wir aber endlich das Talende und passieren rechter Hand eine Hängebrücke. Kurz darauf sehen wir den Kungsleden dann noch einmal steil ansteigen.
Claudia bleibt kurz stehen und bläst die Backen auf:
Endspurt..!” grinst sie, ist aber sichtlich verunsichert.

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Es ist aber gar nicht dieser Anstieg, der ihr hier nun noch einmal Respekt einflößt, denn der führt ja nur noch 100 Höhenmeter weiter hinauf – ein Klacks! Es ist vielmehr der unmittelbar dahinter folgende, steile Abstieg, hinunter nach Hemavan:
Aus dem Buch von Michael Hennemann wissen wir nämlich, dass der Kungsleden uns gleich noch einmal über 350 Höhenmeter hinunter führen wird, bevor er dann endlich in Hemavan ausläuft! Und diese 350 Höhenmeter werden Claudias geschundenen Knien wohl noch einmal so richtig weh tun..!

P1070665 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanIMG 3946 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanP1070661 176x176 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Kurz darauf stehen wir dann am höchsten Punkt und sehen unten im Tal bereits die breite Straße (E-12), die nach Hemavan führt. Vorerst verläuft unser Weg nun aber erst mal noch fast eben dahin und führt uns zu einem Schilderbaum, gegenüber einem Skilift. Hemavan, noch 4 Kilometer, bekommen wir dort die Anzeige des Garmin bestätigt. Als wir die Liftstation passieren, sehen wir dann zum allerersten Mal hinunter, nach Hemavan. Auch die Landebahn des Flugplatzes ist deutlich auszumachen.
Von hier führt uns der Weg nun in großen Schleifen hinunter, zu unserem Ziel. Unmittelbar vor den ersten Häusern passieren wir dann das Kungsleden-Tor von Hemavan, und sind damit “durch”!

IMG 3949 580x386 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation HemavanEin Wanderer, der hier den Kungsleden gerade unter die Füße nehmen möchte, macht noch ein schnelles Foto von uns, dann marschieren wir vollends hinunter, zur STF-Fjällstation Hemavan und beziehen dort ein hübsches Zimmer mit Dusche. Und zur Feier des Tages gönnen wir uns heute Abend mal einen Riesenteller frischer Salate vom Buffet! Welch eine Wohltat, die Zivilisation hat uns wieder..!

Zusammenfassung 23. Etappe: 23,5 Kilometer, 426 Höhenmeter im Anstieg, 647 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 11,0 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir unbedingt den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden* Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

 

Download GPS-Track

HD Kungsleden 23 580x262 Kungsleden, 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan

Unsere Zugspitztour von Ehrwald nach Garmisch-Partenkirchen

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 Dieser Artikel ist Teil 1 von 5 in der Serie Unsere Zugspitztour

IMG 4337 580x386 Unsere Zugspitztour von Ehrwald nach Garmisch PartenkirchenKeine Frage: Die “Zugspitztour” des DAV markiert die Grenze zwischen Wandern und Bergsteigen! Wohl gerade deswegen steht diese Wanderung auch schon lange auf unserer ToDo-Liste. Ursprünglich führt sie von Garmisch-Partenkirchen, mit zwei Übernachtungen, nach Ehrwald.
Wir haben die Tour für unsere Belange umgedreht und starten von Ehrwald aus. Da liegen dann aber nicht nur 34,4 Kilometer mit 2.050 Höhenmeter im Anstieg, und 2.563 Höhenmeter im Abstieg vor uns, sondern auch mal wieder “alle Wetter”..!

Hier sind unsere ausführlichen Etappen-Berichte:

IMG 4372 Unsere Zugspitztour von Ehrwald nach Garmisch Partenkirchen Zugspitztour – Unsere Vorab-Erkundung
Einmal auf deutschlands höchstem Berg stehen, das kann jeder: Die Seilbahn bringt einen nämlich in wenigen Minuten hinauf. Für uns war das jedoch nur der Auftakt für ein weitaus größeres Abenteuer..!
P1070759 2 Unsere Zugspitztour von Ehrwald nach Garmisch Partenkirchen 1. Etappe: Ehrwald – “Gatterl” – Knorrhütte
Wir starten unsere Tour in Ehrwald. Die Ehrwalder Almbahn erspart uns noch die ersten 400 Höhenmeter über asphaltierte Wege, dann stellt aber bereits heftiger Regen unsere Ausrüstung auf die Probe..!
IMG 4559 2 Unsere Zugspitztour von Ehrwald nach Garmisch Partenkirchen 2. Etappe: Knorrhütte – Gipfel – Reintalangerhütte
Es regnet immer noch, als wir morgens zum Gipfel aufbrechen und ab dem Platt zuckert sogar etwas Neuschnee unseren Aufstieg. In dichten Wolken erreichen wir den Gipfel bei +1°C (am 20. August)..!
IMG 4651 Unsere Zugspitztour von Ehrwald nach Garmisch Partenkirchen 3. Etappe: Reintalangerhütte – Partnachklamm – Garmisch-P.
Endlich scheint die Sonne! Bei blauem Himmel besuchen wir noch den Partnach-Ursprung und wandern dann durch das herrliche Reintal und die Partnachklamm hinunter, nach Garmisch-Partenkirchen. Ein Wandertraum..!

Zugspitztour – Unsere “Vorab-Erkundung”

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 Dieser Artikel ist Teil 2 von 5 in der Serie Unsere Zugspitztour

IMG 43722 580x386 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungDa bisher noch keiner von uns auf der Zugspitze gewesen ist, reisen wir bereits am Sonntag an und fahren dann mit der Seilbahn hinauf, zur Bergstation auf deutschlands höchstem Gipfel (2.962m). Das gibt uns einerseits Gelegenheit, uns in dieser Höhe etwas zu aklimatisieren, andererseits haben wir von dort aus auch einen phantastischen Überblick über das Zugspitzplatt und den alpineren Teil unserer Zugspitztour. Und lasst es uns bitte gleich hier erwähnen: Die Fahrt hinauf ist zwar teuer, aber wirklich jeden Cent wert..!

IMG 4254 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungWir erreichen den Zugspitzbahnhof in Garmisch-Partenkirchen kurz vor Neun. Von hier aus geht es dann per Bayrischer Zugspitzbahn gemütlich nach Grainau, wo wir in die Zahnradbahn umsteigen.
Wer möchte, der kann hier nun einfach sitzen bleiben und sich durch den Tunnel hinaufbringen lassen, zum SonnAlpin (2.576m) auf dem Zugspitzplatt. Wenn man nämlich Höhenangst hat, oder vielleicht nicht ganz Schwindelfrei ist, dann wird einem auf diese Weise überhaupt keine Chance gegeben, unterwegs vielleicht irgendwann Angst zu bekommen!
Vom Platt aus kann man dann immer noch ganz bequem – per Gletscherbahn – (Seilbahn) den Gipfel erreichen. Wir steigen am Eibsee jedoch um und nehmen von dort aus die Eibsee-Seilbahn, direkt hinauf zum Zugspitz-Gipfel.

IMG 4262 2 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungIMG 4258 2 Zugspitztour   Unsere Vorab Erkundung

Claudia steht während der Bergfahrt (aufgrund ihrer unterschwelligen Höhenangst) zwar etwas verkrampft in der Gondel, aber vor zwei Jahren wäre sie überhaupt noch nicht in diese Seilbahn eingestiegen! Ein kleiner Beweis dafür, dass man eine vorhandene Höhenangst (wenn man will!) durchaus kontrollieren lernen kann!
Das letzte Stück unserer Fahrt hinauf ist dann aber schon beeindruckend steil und die Gondel scheint dabei die Felsen manchmal fast zu berühren. Dann bremst sie aber auch schon weich ab und parkt sanft in der Bergstation ein.

IMG 4274 580x386 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungWer hier oben aussteigt, der muss sich zuerst einmal orientieren. Die Bergstation auf der Zugspitze gleicht nämlich eher dem U-Bahnhof einer Großstadt, als einem beschaulichen Halteplatz für Seilbahnen, wie man ihn hier oben vielleicht erwarten würde. Nach kurzer Zeit haben aber auch wir den Ausgang gefunden und holen draußen dann zuerst einmal tief Luft: Hier oben ist es nun nämlich gute 15°C kühler, als gerade noch unten im Tal! (Unbedingt eine warme Jacke mitnehmen!)

IMG 4300 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungWir machen einen ersten Rundgang, um uns überhaupt einmal zu orientieren. Mal kurz hier hinunter schauen, und auch dort noch einen Tiefblick riskieren – und natürlich auch einen Blick hinüber werfen, zum eigentlichen Gipfel! Dort drängen sich schon jetzt wieder ganze Menschen-Trauben, um ihr eigenes Gipfel-Foto zu erhaschen.
Ach…“, lacht Claudia nur “…das gilt auch so..!” und fotografiert diese Szenerie einfach von der Plattform aus.

IMG 4304 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungBeeindruckend sind auch die Flugkünste der Alpendohlen. In aberwitzigen Manövern stürzen sie sich immer wieder in die Tiefe, um sich dann von ihrem eigenen Schwung wieder herauf tragen zu lassen, zur Aussichtsplattform. Überhaupt scheinen die hier oben jede Scheu vor Menschen abgelegt zu haben, denn sie fressen einem buchstäblich aus der Hand! (Aber kein Brot – nur Wurst und Käse!)

Wir umrunden die Bergstation einmal völlig und lassen uns dann auf einer der Terrassen, zu einem zweiten Frühstück, nieder. Immerhin sind wir heute schon um halb Vier aufgestanden, denn die Fahrtzeit vom Hochschwarzwald aus beträgt fast vier Stunden.
Von unserem Platz aus haben wir eine freie Sicht hinunter, auf das Zugspitzplatt mit dem Schneefernerhaus und dem SonnAlpin. Und wir können den Grat einsehen, über den wir übermorgen ebenfalls den Gipfel erreichen wollen.

IMG 4289 2 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungIMG 4285 2 Zugspitztour   Unsere Vorab Erkundung

Inzwischen kommen doch schon einige Wanderer von dort unten herauf, so dass wir mit ihrer Hilfe in großen Teilen ausmachen können, wie dieser alpine Felsensteig, hier im oberen Bereich verläuft.
Vom SonnAlpin aus führt er zuerst einmal als Trampelpfad im Zick-Zack durch eine steile Geröllhalde aufwärts. Dann verschwindet er jedoch hinter Felsen, so dass wir die WanderIMG 4323 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab Erkundunger erst wieder sehen können, wenn sie bereits oben über den Grat kommen. Und dieser ist dann auch völlig ausgesetzt: Dort geht es nämlich auf der linken Seite gute 2.000 Meter hinunter, bis zum Eibsee – und rechts gute 300 Meter, bis zum Zugspitzplatt.
Was denkst Du..?” frage ich Claudia vorsichtig. “Schaffst Du das..?
Sie spitzt zuerst etwas skeptisch die Lippen, fängt dann jedoch ganz langsam an zu nicken.
Doch..!” meint sie endlich, und mit einem Schmunzeln. “Ich glaube schon..!
Da wir von unserem Platz aus aber nicht ausmachen können, wie der Pfad hier oben den Gipfel erreicht, beschließen wir auch noch kurz hinüber zu gehen, zum Münchner Haus. Danach wollen wir hinunter fahren, zum SonnAlpin auf dem Zugspitzplatt, um uns den Aufstieg auch noch von dort aus anzuschauen.
(Das Münchner Haus ist übrigens die höchste Alpenvereins-Hütte des DAV, direkt am Zugspitzgipfel – hier kann übernachtet werden!)

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Unmittelbar hinter dem Münchner Haus führt eine Eisentreppe hinunter, die dann in eine betonierte Treppe übergeht, auf welcher unser Wanderpfad endet. Claudia möchte es nun aber genau wissen, und geht gleich noch ein paar Meter weiter, bis zur ersten “Engstelle”.
Doch..!“, meint sie dort dann selbstsicher. “Das schaffe ich..!

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Kurz darauf schlendern wir hinüber zur Gletscherbahn, um mit ihr hinunter zu fahren, zum SonnAlpin auf dem Platt (2.576m). Von dort aus sollten wir dann eigentlich auch den bisher noch nicht einsehbaren Teil unserer geplanten Tour ausmachen können.
Das Zugspitzplatt liegt knapp 400 Meter unter dem Gipfel und ist im Sommer eigentlich nur eine große, leicht geneigte Steinwüste, ohne Vegetation. Nur ganz vereinzelt findet man hier oben Alpenblumen, meist tief zwischen Steine hineingeduckt. IMG 4358 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungUnd auch vom Gletscher ist jetzt im August nur noch ein letzter, schmutziger Rest übrig. Trotzdem hat diese Landschaft etwas. Einen ganz besonderen Reiz, der uns auch sofort gefangen nimmt, kaum dass wir die Seilbahn verlassen haben.

Vor dem SonnAlpin stehend, schauen wir zurück, zum Gipfel. Und nun haben wir auch diese steile Geröllhalde, durch die unser Pfad während der ersten einhundert Höhenmeter führt, unmittelbar vor uns.
Wow..!” meint da Claudia nur. “Zwei Schritte vor, und einen zurück..!” Wir beobachten nämlich gemeinsam ein paar andere Wanderer, die sich dort gerade über den schmalen Zickzack-Pfad hinaufquälen.
Weiter oben geht es dann in den Fels hinein. Dort ist der Weg mit Seilen versichert, wissen wir. Allerdings können wir den exakten Wegverlauf auch von hier aus nicht ausmachen.

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So genießen wir einfach noch etwas das Zugspitzplatt, und alles, was es hier oben sonst noch gibt. Eine kleine Hängebrücke, ein MinispiX (Eine kleine Kopie des AlpspiX auf der Alpspitze) und ein kleiner Klettergarten für Kinder. Direkt oberhalb des Sonnalpin ist zudem eine kleine Bergkapelle, die Claudia zielsicher ansteuert. Wir schießen drinnen ein paar Fotos vom wunderschönen Altar, dann wenden wir uns IMG 4364 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab Erkundungwieder in Richtung SonnAlpin und dem dortigen Gletscherbahnhof Zugspitzplatt (Zahnradbahn) zu. Es wird langsam Zeit, wieder ins Tal zurück zu kehren, um unseren Campingplatz aufzusuchen.

Nachdem wir heute Morgen mit der Seilbahn herauf gefahren sind, wollen wir nun gerne mit der Zahnradbahn hinunter fahren, um auch noch den langen Tunnel kennen zu lernen, durch den sie fährt.

Wenn man im SonnAlpin dann die Treppen zum Bahnhof der Zahnradbahn hinunter steigt, ist man zuerst einmal völlig überrascht, von dessen Größe. Vor allem deswegen, weil man außerhalb des Sonnalpin ja überhaupt nichts von dem ahnt, was sich hier unten befindet. Hier ist nämlich ein richtiger U-Bahnhof versteckt!

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Die Bahnen fahren von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr stündlich und befördern einen direkt hinunter nach Grainau, wo man wieder in das normale Bähnle umsteigt, das einen vollends zum Zugspitzbahnhof nach Garmisch-Partenkirchen bringt.

IMG 4395 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungVon Garmisch aus fahren wir dann mit beiden Autos nach Grainau, wo wir auf dem Campingplatz für die Dauer unserer Tour reserviert haben. Hier werden wir heute im Vorzelt unserer Wanderfreunde übernachten, um morgen nach dem Frühstück dann gemeinsam mit unserem Auto nach Ehrwald zu fahren. Dort gedenken wir unser Auto auf dem Parkplatz der Ehrwalder Almbahn stehen zu lassen (bitte unbedingt an der Kasse Bescheid geben!), bis wir es nach Abschluss unserer Tour wieder abholen werden. Der Kleintransporter unserer Freunde wird so lange mit dem aufgebauten Vorzelt in Grainau stehen bleiben, damit wir dort am Ende unserer Tour erneut übernachten können, ohne erst noch lange ein Zelt aufbauen zu müssen.

IMG 4402 300x199 Zugspitztour   Unsere Vorab ErkundungWir werden auf dem Campingplatz freundlich begrüßt und zu unserer Parzelle geleitet. Nach einer kurzen Einweisung in die Infrastruktur des Platzes bauen wir gemeinsam das Vorzelt auf und gehen anschließend duschen (keine Extrakosten für Warmwasser in Form von Duschmarken!). Anschließend Abendessen, danach lassen wir den Abend mit einigen Gläschen Rotwein gemütlich ausklingen. Die Höhenluft hat uns doch recht müde gemacht. Oder war es etwa doch das frühe Aufstehen..?

Noch ein Nachtrag zum Campingplatz: Dezeit steht genau gegenüber ein neuer Campingplatz (fünf Sterne, unter gleicher Leitung!) unmittelbar vor der Eröffnung! Und im Herbst wird dann auch der “alte” Platz renoviert werden.

Unser Fazit: Ein wirklich toller, sehr erlebnisreicher Tag! Sich dabei auf gar keinen Fall von den hohen Preisen für die Bergfahrten abschrecken lassen, denn die sind es allemal wert! (Außerdem macht man das ja nicht zu oft!)

Alle weiteren Infos dazu unter: Zugspitze – Top of Germany

Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald – “Gatterl” – Knorrhütte

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 Dieser Artikel ist Teil 3 von 5 in der Serie Unsere Zugspitztour

P10707591 580x386 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteUm Sechs piepst der Garmin. Waschen und ein schnelles, gemeinsames Frühstück im Vorzelt, dann herrscht auch schon die übliche Hektik beim Packen der Rucksäcke. Fast die ganze Nacht über hat es geregnet, doch nun scheint Petrus ein Einsehen zu haben. Als wir das Gepäck in unser Auto verladen und nach Ehrwald fahren, sieht das Wetter schon wieder recht vielversprechend aus.

IMG 4408 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteDie kurze Fahrt führt uns im Westen um die Zugspitze herum, sozusagen “hinter” den Wetterstein. In Ehrwald folgen wir dann der Ausschilderung hinauf, zur Ehrwalder Almbahn.
Man könnte natürlich auch mit dem Zug fahren und die Tour in Ehrwald am Bahnhof starten, aber zugegeben: Wir sind keine Freunde von langen Asphaltstrecken und wenn sie sich vermeiden lassen, dann greifen wir zu!
Wir parken unser Auto auf dem großen Parkplatz der Talstation, dann schultern wir die Rucksäcke und gehen die wenigen Meter hinüber, zu den Gondeln. An der Kasse geben wir noch Bescheid, dass wir unser Auto ein paar Tage stehen lassen werden, für alle Fälle! Dann nehmen wir die Rucksäcke von den Schultern und besteigen unsere Gondel.

Die Talstation der Ehrwalder Almbahn liegt auf 1.112 Metern n.IMG 4417 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   Knorrhütte N. Die 8er-Kabinen bringen einen von dort aus dann aber zügig hinauf, auf 1.505 Meter und ersparen einem so nicht nur eine Weg-Strecke von 2.275m, sondern zudem auch noch die ersten 400 Höhenmeter, die durchweg über Asphalt verlaufen!

Schon nach kurzer Zeit stehen wir so oben vor der Bergstation und orientieren uns kurz. Dann ziehen wir zielstrebig los, in Richtung “Gatterl”.

Schon alleine das Wort “Gatterl” löst in Claudia aber wieder ein leichtes Krampfen aus, wie ich erkennen kann. Weiß der Geier, warum – aber irgendwo muss sie wohl wieder etwas aufgeschnappt haben, das ihr höllischen Respekt einflöst!
Lass’ es auf Dich zukommen..!” rate ich Ihr. “So schlimm kann das doch garnicht werden..!
Sie nickt nur und kommt dann schmunzelnd an meine rechte Seite. So wandern wir die ersten Meter unserer Zugspitztour mal wieder Hand in Hand aufwärts.

IMG 4433 580x386 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteSchon nach kurzer Zeit werden wir davon aber bereits wieder abgelenkt: Mehrere Jungrinder kommen von der Weide direkt auf uns zu. Die wollen aber natürlich keinen Streichel-Einheiten, sonder vielmehr das Salz von verschwitzten Händen lecken! Wir lassen ihnen die kurze Freude und ziehen wenig später weiter.

IMG 4445 176x176 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteIMG 4454 176x176 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteIMG 4446 176x176 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   Knorrhütte

Der Weg ist in diesem Bereich noch ziemlich breit und auch von der Steigung her, recht moderat zu gehen. Dafür ist das Bergpanorama bereits umso beeindruckender! Unsere Tour führt hier nämlich durch das Geisbachtal aufwärts, das genau zwischen dem Wetterstein-Massiv (links) und der Mieminger Kette (rechts) liegt.
IMG 4459 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteNach kurzer Strecke erreichen wir dann die kleine Pestkapelle und folgen hier dem schmalen Pfad links aufwärts, der ein gutes Stück des breiten Weges abkürzt. Und hier hat man nun auch zum ersten Mal das Gefühl, “richtig” in den Bergen zu wandern.
Das Weglein führt uns direkt hinauf zur Hochfelderalm, die wir links passieren.

Die Hochfelderalm markiert dann auch den Beginn unserer eigentlichen Bergtour! Der Anstieg wird nun nämlich sichtlich steiler, während sich unser Pfad links in die steile Flanke des Wetterstein-Massives hineinschmiegt. Genauso hatten wir uns unsere  Zugspitztour im Vorfeld vorgestellt – Klasse!
IMG 4465 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteUnd auch die höhere Vegetation bleibt nun immer weiter zurück, die letzten Bäume passierten wir bereits kurz nach der Hochfelderalm. Hier herrschen nun für ein paar Höhenmeter noch Latschen vor, dann gibt es nur noch niederes Gras und Alpenblumen.

Inzwischen beobachten wir aber etwas besorgt, wie die Wolken aus dem Tal immer weiter zu uns heraufziehen und bald treibt der Wind dann schon erste, dichte Nebelfetzen vorbei. Es wird zunehmend feucht und somit auch deutlich kühler. Und dann fängt es ganz sachte an zu nieseln. Unwillkürlich legen wir einen Gang zu, als ob wir so vor dem Wetter weglaufen könnten.
Ich beobachte das feine Geniesel aber sehr aufmerksam, schließlich haben wir diesbezüglich auf unserer Kungsleden-Tour viel gelernt. Auf gar keinen Fall möchte ich nämlich den richtigen Zeitpunkt verpassen, um unsere Texapore-Jacken und die Regenhosen anzuziehen!

IMG 4476 580x386 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteTut man das nämlich auch nur einen Augenblick zu spät, so ist man auch unter dem Wetterschutz schon nass. Und das erhöht dann die Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung dieser Feuchtigkeit über die Körperwärme so weit, dass es selbst unter atmungsaktivem Gewebe wie GoreTex oder Texapore zu starker Kondenswasser- Bildung kommt! (Aber zu früh möchte man ja auch nicht in die Regenklamotten hinein, es könnte ja schließlich wieder aufhören!)

IMG 4471 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteAber den Gefallen tut uns Petrus heute nicht und so halte ich kurz darauf an und lege den Rucksack ins Gras, um mich Wetterfest zu machen. Claudia folgt meinem Beispiel wortlos.
Das geht bei uns inzwischen ziemlich schnell, da wir seit Schweden darin eine richtig Routine entwickelt (und auch die Regenklamotten immer griffbereit) haben!

Dann erleben wir eine kleine Überraschung: Wohl durch den leichten Regen herausgelockt, sitzt ein hübscher Alpensalamander mitten auf dem Weg. Und dann noch einer, und noch einer, und noch einer..!
Es werden immer mehr und ich fühle mich vorne bald dazu genötigt, jedesmal nach hinten zu rufen:
Achtung, Salamander..!
IMG 4474 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteSchließlich möchten wir ja keinen dieser seltenen Lurche zertreten!

Inzwischen nimmt der Regen ganz  langsam, aber kontinuierlich zu und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich die Kapuze der Regenjacke ebenfalls hochziehe. Die immer noch darunter befindliche, grüne SWR4-Kappe dient mit ihrem breiten Schild als zusätzlicher Regenschutz für die Brille.
Unser Pfad führt uns immer noch durch die Wetterstein-Flanke aufwärts. Er wird nun aber zunehmend schmaler und felsiger. Etwas weiter vor uns kann ich schon seit einiger Zeit einen Sattel erkennen, bin mir aber nicht sicher, ob das schon das “Gatterl” ist. Seit der Bergstation habe ich diesen Begriff (Claudia zuliebe) ganz bewusst vermieden. Ich gehe jedoch davon aus, dass sie das ebenfalls weiß. Schließlich haben wir uns die Bilder im Internet ja oft genug (gemeinsam) angeschaut.

IMG 4477 176x176 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteP1070749 176x176 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteP10707451 176x176 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   Knorrhütte

Am “Gatterl” werden wir die grüne Grenze nach Deutschland überschreiten, gleichzeitg mit dem Gebirgskamm des Wettersteins. Ab dann befinden wir uns auch wieder innerhalb des Zugspitzplatts.

Inzwischen regnet es so stark, dass ich die Canon samt Tasche im Rucksack, unter dem zusätzlichen Schutz des Raincovers verstaue. Ab jetzt wird nur noch mit der kleinen Lumix fotografiert.
Dann erreiche ich linker Hand ein Drahtseil-Geländer.
P1070752 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteDas Gatterl..?“, höre ich Claudia durch das laute Prasseln des Regens auf meiner Kapuze fragen und nicke nur. Sie ist unmittelbar hinter mir und wirkt nun völlig gelassen.
Das ist wieder mal typisch, denke ich mir und muss trotz des Wetters schmunzeln. Claudia hat im Vorfeld immer viel mehr Angst vor einer bestimmten Situation als später, wenn sie diese Situation dann meistern muss..!

Ich lasse sie an mir vorbei, um im Aufstieg auch ein paar Bilder von hinten zu bekommen. Ruhig und konzentriert meistert sie die erste Kletter-Passage und wartet dann mit sicherem Stand, bis ich nachkomme. Der Regen macht nun natürlich alles noch rutschiger und somit auch noch gefährlicher, als diese Stelle ohnehin schon ist!

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Aber Claudia ist ganz ruhig und konzentriert und reagiert spontan auf jedes meiner Kommandos, für bestimmte Perspektiven:
“Stopp..!” – “Etwas mehr nach rechts..!” – “Jetzt ganz ruhig halten..!”
Nur so können auch unter solchen Bedingungen dann Fotos entstehen, wie diese hier. Denn bitte glaubt mir: Im “Vorbei-Gehen” schießt die nun keiner mehr..!

P1070757 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteDann passieren wir endlich das “Gatterl” und befinden uns damit wieder auf deutschem Boden.
Wie..? War das etwa schon alles..?“, will Claudia da wissen, kaum dass sie oben ist. Sie möchte mit diesem lockeren Spruch aber natürlich nur die fühlbare Anspannung der Situation abbauen und ahnt da noch nicht, dass es nun gleich wieder so weiter gehen wird, wie bisher!
Der Nebel ist inzwischen ziemlich dicht geworden und verhindert so die “schlimmsten” Tiefblicke in den ausgesetzteren Passagen. Allerdings lässt er einen manchmal auch Abgründe vermuten, wo bei klarer Sicht überhaupt keine wären! Und das führt dazu, dass man oft etwas angespannter und verkrampfter geht, als eigentlich nötig wäre. Das kostet natürlich zusätzlich Kraft.

P1070758 580x386 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteLangsam meldet sich da dann natürlich auch der Hunger und wir machen uns auf die Suche nach einem halbwegs sicheren Stand, um etwas zu essen. Vor allem der Durst plagt mich schon eine ganze Weile, aber bisher wäre selbst zum Trinken kaum Gelegenheit gewesen. Eine Möglichkeit zum Sitzen gibt es hier oben natürlich nicht und auch die Rucksäcke bleiben während der “Pause” auf dem Rücken.

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So begnügt sich jeder mit ein paar Bissen von seinem Vesperbrot und etwas süßem Tee. Das muss dem Körper zur Brennstoff-Ergänzung reichen. Dann ziehen wir auch schon wieder weiter.
Hätten wir klare Sicht, dann würden wir unser Tagesziel, die Knorrhütte, wohl schon lange sehen können. Statt dessen legt der Regen noch einmal kräftig zu, so dass wir erneut richtig “eingeseift” werden.

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Schwitzt Du eigentlich..?“, fragt mich Claudia dann irgendwann und deutet auf meine neue Regenhose.
Nein.., überhaupt nicht..!“, antworte ich ihr, völlig verduzt. Erst jetzt wird mir nämlich wieder bewußt, dass wir ja Regenhosen (über den Wanderhosen) tragen! Trotz aller Anstrengung hatte ich das völlig vergessen, da man unter den Neuen überhaupt nicht mehr schwitzt, obwohl es Hardshell-Hosen sind. (Hardshell steht als Synonym für absolut wasserdichte Sportbekleidung!)

P10707741 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteZum ersten Mal haben wir heute nämlich die dünnen GoreTex-Regenhosen von Berghaus an, die uns vom Bergfreunde Online-Shop zum Testen überlassen worden sind.
Unglaublich..!” muss ich lachend zugeben und Claudia schmunzelt nur. (Sie hatte die Hosen nämlich ausgesucht!)

Endlich sehen wir dann die Knorrhütte hinter Wolkenfetzen auftauchen und freuen uns nun auf die Möglichkeit, uns endlich einmal hinzusetzen. Seit wir heute morgen aus der Seilbahn-Gondel ausgestiegen sind, hatten wir dazu nämlich keine Gelegenheit mehr gehabt. Und ein kühles Hefeweizen dürfte inzwischen wohl auch so richtig auf der Zunge zischen!
IMG 44901 300x199 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteWir beziehen unser reserviertes Zimmer und gehen gleich anschließend heiß duschen. Dann lassen wir den Tag in der Gaststube der Knorrhütte ganz gemütlich auslaufen.

Aber schon um Neun verziehen wir uns auf unser Zimmer, wo wir wohl den Schlaf der Gerechten schlafen. Die unglaubliche Ruhe hier oben, zusammen mit der reinen Höhenluft auf 2.051 Metern n. N.  und dem monotonen Prasseln des Regens an der Fensterscheibe, lassen uns nämlich die Anstrengungen des Aufstieges rasch vergessen und in einem erholsamen Schlaf versinken..!

IMG 4489 2 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   KnorrhütteIMG 4488 2 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   Knorrhütte

Unser Fazit zum ersten Tag:  9,4 Kilometer, mit 780 Höhenmeter im Anstieg, und 231 Höhenmeter im Abstieg, verlangen eine solide Grundkondition, sowie absolute Trittsicherheit! Eine vorhandene Höhenangst muss unbedingt überwunden werden können! Gute (atmungsaktive!) Regenkleidung ist dringend angeraten!

DownloadGPS-Track

 

HD Zugspitztour 1 580x258 Zugspitztour, 1. Etappe: Ehrwald   Gatterl   Knorrhütte

Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte – Gipfel – Reintalangerhütte

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 Dieser Artikel ist Teil 4 von 5 in der Serie Unsere Zugspitztour

IMG 4559 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteEs hat erneut die ganze Nacht hindurch heftig geregnet, und es schüttet immer noch, als wir morgens zur Zugspitze aufbrechen. Ab dem Platt zuckert dann sogar etwas Neuschnee unseren Aufstieg. In dichten Wolken erreichen wir den Gipfel bei +1°C (am 20. August). Aber selbst bei diesem Wetter ist die Tour ein riesen (Wander-)Abenteuer..!

IMG 4499 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4504 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4503 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Als um Sechs der Garmin piepst, führt mich der erste Weg gleich hinunter, in den Trockenraum. Dieser war am Vorabend (entsprechend der Hütten-Auslastung) völlig überfüllt und derart mit Wanderklamotten vollgehängt gewesen, dass ich mir Sorgen machte. Aber die waren unbegründet, wie sich nun herausstellt, denn Thomas und Judith (die Hüttenwirte) haben die Heizung über Nacht durchlaufen lassen. So sind unsere Jacken, Raincover und Regenhosen doch völlig trocken geworden.
IMG 4507 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteEine kurze Katzenwäsche noch, dann packen wir die Rucksäcke und gehen anschließend hinunter, zum Frühstück. Dieses ist (wie auf allen DAV-Hütten) zwar gewohnt einfach und auch vergleichsweise teuer, aber trotzdem gut und letztlich auch völlig ausreichend. Und wer diesbezüglich vielleicht Umfang und Preise vergleicht, der sollte dabei bitte unbedingt bedenken, dass hier oben in der Knorrhütte wirklich alles per Hubschrauber angeliefert werden muss! (Die Flugminute zu 30,- Euro, wie wir erfahren haben!)

IMG 4509 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteNach dem Frühstück herrscht dann einen Stock tiefer im Treppenhaus, vor Trockenraum und Stiefelraum, bereits ziemliches Gedränge. Nun wollen natürlich alle schnellstmöglich aufbrechen und da die Terrasse (aufgrund des Regens) zum Anziehen ausscheidet, wird es hier unten jetzt richtig eng. Wir ergattern trotzdem ein Plätzchen zum Anziehen der Stiefel, dann nichts wie raus..!

Draußen ist der Regen immer noch so stark, dass wir uns heute für Regenhosen und Ponchos entschieden haben. So habe ich habe trotz der Witterung die Möglichkeit, die Kamera-Tasche mit der Canon griffbereit vor dem Bauch zu tragen. Trotzdem stapfen wir dann die ersten 50m über den Geröllweg doch ziemlich unlustig aufwärts, bevor unser Weg scharf nach links knickt.

IMG 4510 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteWer öfter mehrtägige Touren wandert, der kennt das: Die ersten Schritte tun einem immer richtig weh! Das lässt aber schnell nach und wenn die Muskeln erstmal wieder warm geworden sind, dann spürt man auch den Muskelkater vom Vortag nicht mehr. Bis das aber so weit ist, trotten wir meist ziemlich wortkark vor uns hin. Jeder versucht dabei für sich selbst mit der Situation zurecht zu kommen und sich wieder an die augenblicklichen Umstände zu gewöhnen.

IMG 4518 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4520 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4515 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Obwohl die Knorrhütte bereits an der Schwelle zum Zugspitzplatt auf 2.020 Meter n. N. liegt, fordert uns schon der erste Aufstieg, hinauf zum SonnAlpin, gleich richtig: 560 Höhenmeter sind nun nämlich zu überwinden, bis wir nur am Fuß der Geröllhalde stehen werden, über die dann unser Endaufstieg beginnen soll. Und das sind doch wahrhaft andere Zahlen, als wir sie aus dem Hochschwarzwald gewohnt sind!

IMG 4522 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteDann hört es aber ganz überraschend auf zu regnen und wir können endlich die Ponchos wieder hinter die Schultern zurückrollen. Darüber ist jeder froh, denn diese Dinger sind nicht atmungsaktiv, so dass sich unter ihnen doch stets ein ziemlicher “Dampf” staut. Vor allem beim Aufstieg!

Kaum damit fertig, höre ich Claudia plötzlich jubeln.
Schau mal da..!“, ruft sie laut und als ich ihrem ausgestreckten Arm folge, sehe ich das große Wolkenloch ebenfalls, in dem sich für einen kurzen Augenblick der Schneefernerkopf zeigt.
Sollten wir vielleicht doch noch Glück haben? Insgeheim träumen wir ja beide davon, oben am Zugspitz-Gipfel aus der Suppe heraus zu kommen und dann vielleicht ein geschlossenes Wolkenmeer unter uns zu haben. Und es ist eigentlich schade: Wäre es nun nämlich nicht so neblig, dann müssten wir eigentlich schon längst den Zugspitzgipfel hoch über uns thronen sehen können.

IMG 4529 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteLangsam verändert sich die Landschaft. Sie wird flacher, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass wir uns nun dem SonnAlpin nähern. Und: Aus den einzelnen Altschnee-Feldern ist inzwischen eine durchgehend, weiß gezuckerte Hochgebirgs-Landschaft geworden. Aber auch das hat was!

IMG 4532 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteDann schält sich schemenhaft der Gletscherbahnhof aus dem Nebel und wir stehen kurz darauf am Fuß unserer Geröllhalde. Nun nehmen wir erst mal die Rucksäcke ab und verstauen die Regenponchos. Noch ein kurzer Happen zwischen die Zähne und auch noch ein kräftiger Schluck Tee, dann helfe ich Claudia wieder in den Rucksack.
Wie fühlst Du Dich..?” frage ich sie, weil ich sehen kann, dass sie ziemlich angespannt ist.
Frage mich das doch bitte oben wieder..!” feixt sie belustigt. “Jetzt komme ich aus der Nummer ja ohnehin nicht mehr raus..!
Ich grinse zurück und sie richtet den Blick noch einmal hinauf, zu einer kleinen Gruppe, die sich bereits auf halber Höhe durch die Geröllhalde arbeitet. Dann zieht sie wortlos in deren Spuren hinüber, zum Einstieg.

IMG 4535 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteAm Fuß der Halde gehe ich dann wieder vor und bitte sie, einfach langsam zu machen und stets nur ihr eigenes Tempo zu gehen. Sie wird nämlich immer etwas unsicher, wenn von hinten Schnellere herankommen, die sie dann vielleicht aufhält.
Inzwischen hebt sich der Nebel merklich, so dass ich beim Fotografieren bereits recht gute Perspektiven mit beeindruckenden Tiefblicken, hinunter zum SonnAlpin, bekomme.

IMG 4540 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteUnd Claudia stapft inzwischen ganz gelassen vor sich hin. Die steile Halde beeindruckt sie wohl noch nicht sonderlich, allerdings sehe ich auch immer wieder ihre verstohlenen Blicke hinauf, zur Gruppe vor uns. Während wir gerade das Schneefernerhaus passieren, befinden die sich bereits im anstehenden Fels. Dort beginnen auch die Seilgeländer.
Nach einer weiteren, steilen Zick-Zack-Strecke erreichen wir dann ebenfalls den Klettersteig und verschnaufen hier erst mal kurz.

Auch wenn für diesen Aufstieg keine zusätzliche Kletter-Ausrüstung erforderlich ist, so verlangt er einem doch absolute Trittsicherheit und das Vermögen ab, eine eventuell vorhandene Höhenangst kontrollieren zu können! Außerdem sollte man über keinerlei Bewegungs-Einschränkung verfügen, da man in einigen Passagen auch etwas “kraxeln” muss!

IMG 4543 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4546 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4548 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Wow..!” meint Claudia dann auch ziemlich beeindruckt, als sie sich am Ende der Geröllhalde neben mir an den Fels lehnt und so nun den gewaltigen Tiefblick zum ersten Mal direkt vor sich hat. Noch vor zwei Jahren wäre so etwas für sie völlig undenkbar gewesen!
Und auch heute sind wir wieder ein gutes (Foto-)Team, denn selbst hier geht Claudia nun wieder völlig auf mich ein, damit wir noch bessere Bilder bekommen. Immer wieder wartet sie nämlich auf mich, oder hält auch

IMG 4555 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhüttemal kurz mitten in der Bewegung inne. Und unzählige Male darf ich mich auf den schmalen Pfaden wieder an ihr vorbeidrücken, um andere, noch bessere Perspektiven zu bekommen. Mal von vorne, dann auch wieder von hinten!
Inzwischen wird aber auch der Nebel wieder deutlich dichter und ich kann mir kaum mehr vorstellen, dass wir oben tatsächlich noch aus den Wolken herauskommen könnten. Auch Claudia schüttelt diesbezüglich den Kopf.
IMG 4557 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteDann erreichen wir eine Stelle, an der wir über Eisentritte geführt werden.
Na.., das kennen wir doch schon..!” lacht Claudia fröhlich, als sie die Passage sieht. Noch am Sonntag hatte sie unten auf dem Platt, am Klettergarten für Kinder, auf einer ähnlichen “Leiter” Blödsinn gemacht.

Der Steig zackt nun noch ein paar Mal hin und her und wir passieren noch eine weitere, ziemlich ausgesetzte Stelle über lockeres Geröll, bevor wir dann völlig unvermittelt den Kamm erreichen. (Siehe Titelbild, ganz oben!) Hier bin ich nun (Claudia zuliebe!) zum ersten Mal froh, das wir uns in dichtem Nebel bewegen. An dieser Stelle könnte man bei klarer Sicht nämlich links knappe 2.000 Meter hinunter sehen, bis zum Eibsee. Und rechts immerhin noch knappe 400 Meter, hinunter aufs Zugspitzplatt. Aber die Szenerie ist auch so noch beeindruckend genug.

IMG 4558 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4562 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4565 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Inzwischen schließen von hinten andere Wanderer auf, die Claudia etwas nervös machen. Es handelt sich dabei um eine ganze Gruppe, die ebenfalls recht langsam unterwegs ist. So langsam, dass wir sie nicht vorbeilassen können, weil sie noch viel zu weit entfernt sind. Trotzdem entfernt sich der Führende immer wieder so weit von seiner Gruppe, dass sich Claudia von ihm bedrängt fühlt. Unverständlich..!
Dazu möchte ich auch bemerken, dass Claudia keineswegs langsamer unterwegs war, als diese Gruppe. Lediglich unser zeitraubendes Fotografieren verschaffte ihnen Gelegenheit, zu uns aufzuschließen!

IMG 4569 2 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4572 2 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Kurz darauf schälen sich dann auch schon die Umrisse der Fernmelde-Türme aus dem Nebel, die unmittelbar unterhalb der Bergstation stehen. Wir haben es geschafft und Claudia ist nun völlig aus dem Häuschen, vor lauter Stolz! Hoch erhobenen Hauptes geht sie die Stufen der Treppe hinauf, die zum Münchner Haus führt. Vorbei an ein paar “feinen” Damen, die ihr Glück hier in Pumps probieren möchten..!

IMG 4577 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteOben angekommen gönnen wir uns dann erst einmal ein zünftiges Weißwurst-Vesper (superfein!) im Münchner Haus, der am höchsten gelegen DAV-Hütte des Alpenvereins. Dann treffen wir auch noch ein paar Wanderfreunde aus der Knorrhütte, die allerdings mit der Gletscherbahn heraufgefahren sind. (Einen ganz lieben Gruß von hier aus in die Pfalz, und gute Besserung für den “schlimmen Rücken”!)

IMG 4579 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4586 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4583 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Da wir nun immer noch ein gutes Stück Weg vor uns haben, bis zur Reintalangerhütte, brechen wir schon recht bald wieder auf. Diesmal fahren wir aber ebenfalls mit der Gletscherbahn (Seilbahn) zurück auf’s Platt und machen uns dann von dort auf, zur Reintalangerhütte. Dazu müssen wir nun aber zuerst einmal zurück, zur Knorrhütte. Erst dort wird dann nämlich der steile Abstieg, hinunter ins Reintal, beginnen.

IMG 4600 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteKaum haben wir die Gondel der Gletscherbahn unten verlassen, zieht Claudia auch schon zielsicher ums SonnAlpin herum, um noch einmal hinauf zu schauen, auf ihr Meisterstückchen. Ganz deutlich ist nun der Trampelpfad zu erkennen, der im Zick-Zach am Schneefernerhaus vorbei zieht.
IMG 4598 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteHab’ ich das wirklich gemacht..?” fragt Claudia, immer noch völlig ungläubig und hakt sich bei mir unter. Dann ziehen wir am Wegweiser vorbei, in Richtung Knorrhütte.

Nun geben wir richtig Gas, denn den folgenden Wegabschnitt kennen wir ja bereits vom Morgen. Bis Claudia dann plötzlich völlig aus dem Häuschen ist, weil sie in einem Schneefeld gleich fünf Alpenschneehühner auf einmal entdeckt hat. Leider sind die aber so weit von uns entfernt, dass ich selbst mit dem 250er Tele keine wirklich brauchbaren Aufnahmen hinbekomme. (Zumindest können wir sie Euch aber zeigen!)
IMG 4609 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteVöllig mit uns und der Welt zufrieden, ziehen wir danach dann vollends hinunter, zur Knorrhütte. Hier beginnt nun ein ziemlich steiler Abstieg, durch ein weiteres Geröllfeld. Dieser unangenehme Wegabschnitt kann von der Knorrhütte aus jedoch über den Felsenweg umgangen werden. (Schaut in die Karte!) Diese Möglichkeit sollte man vielleicht zumindest für den Aufstieg wählen! (Von unten kommend, auf den großen, roten Schriftzug “Felsenweg” achten!)
Inzwischen ist uns so warm geworden, dass wir anhalten, um unsere Texapore-Jacken auszuziehen. Und dabei ist Claudia dann plötzlich völlig perplex:
Wir haben ja immer noch unsere Regenhosen an..!” stellt sie nämlich ganz entgeistert fest.
Sie hat Recht! Auch ich hatte nicht bemerkt, dass wir sowohl für den Aufstieg zum Gipfel, als auch für den zügigen Rückmarsch zur Knorrhütte, immer noch unsere Regenhosen über unseren Wanderhosen getragen haben! Noch nicht einmal die durchgehenden Beinreißverschlüsse sind (zur Belüftung) offen!
Es ist wirklich unglaublich, wie atmungsaktiv diese superleichten (hardshell) Regenhosen von Berghaus sind! Natürlich ziehen wir sie nun ebenfalls aus, um sie zu schonen. Dann machen wir uns aber endgültig auf den Weg hinunter, ins Reintal.

IMG 46201 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteDer Abstieg durch die steilen Geröllhalden ist beschwerlicher, als erwartet. Wo der Gesteins-Schut feiner ist, trete ich die Hacken in den Kies und rutsche dann jeweils fast einen ganzen Meter abwärts.
Hier möchte ich nicht ‘rauf müssen..!” meint dann auch Claudia irgendwann.
Nein, ich auch nicht..!” bestätige ich ihr gerade, als ich etwas weiter unten eine ganze Gruppe heraufkommen sehe.

IMG 4622 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4623 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteIMG 4618 176x176 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Die tun sich dann auch richtig schwer und als wir uns begegnen, sitzt gerade die halbe Gruppe im Geröll, um zu verschnaufen. Wir grüßen nur freundlich und schenken uns jeden weiteren Kommentar, denn diese Wanderer hätten im Moment wahrscheinlich nur ganz wenig Sinn für Humor gehabt!
IMG 4626 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteDann erreichen wir am Ende der Halde endlich die Abzweigung zum Felsenweg und halten uns links. Inzwischen können wir unser Tagesziel, die Reintalangerhütte im Tal bereits deutlich ausmachen.
Inzwischen folgen wir wieder einem ganz normalen Pfad, der aber immer noch steil abwärts führt. So steil, dass es einem teilweise richtig in den Oberschenkeln weh tut!
Vergiß nicht, was wir gestern und heute schon an Höhenmetern in den Beinen haben..!” erinnert mich Claudia. Und sie hat natürlich Recht! Zudem sind wir solche Touren – trotz unseres dreiwöchigen Trainings in Lappland – auch überhaupt nicht gewohnt, denn eine derartige Anzahl von Höhenmetern bekommt man selbst im Hochschwarzwald nur schwerlich zusammen!
“Aber wir haben es trotzdem geschafft..!” halte ich ihr entgegen, und sie schmunzelt zufrieden.

IMG 4627 300x199 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   ReintalangerhütteKurz darauf sind wir endlich unten, im Talgrund angekommen. Nun sind es auch nur noch ein paar Meter, bis zur Reintalangerhütte.
Dort haben wir ebenfalls reserviert und können unser Zimmer auch sofort beziehen.
Die Reintalangerhütte platzt aber vor Wanderern fast aus den Nähten. Sie ist so voll, dass einige Übernachtungs-Gäste sogar draußen, auf der kalten Terrasse zu Abend essen müssen! Im Gastraum ist eine normale Unterhaltung gar nicht mehr möglich, dafür ist der Geräuschpegel einfach zu hoch. Trotzdem kommt irgendwie Gemütlichkeit auf. Hüttenfeeling halt..!

Wir essen Fleischkäse mit Spiegelei und Kartoffelsalat, trinken viele Ascho’s (Apfelsaft-Schorle), und zur Feier des Tages auch noch zwei Enzian auf die Zugspitze, dann “verbiegt” es uns und wir verabschieden uns von unseren Tischnachbarn, um schlafen zu gehen.

IMG 4633 580x386 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte
Unser Fazit der 2. Etappe: Eine sehr abwechslungsreiche, aber auch wirklich anstrengende Tagesetappe. Im Schluss-Anstieg zum Zugspitz-Gipfel ist absolute Trittsicherheit und das Vermögen erforderlich, eine etwa vorhandene Höhenangst kontrollieren zu können! Wer sich diesbezüglich nicht völlig sicher ist, der sollte lieber mit der Gletscherbahn hochfahren!

Strecke:
10,0 Kilometer, 992 Höhenmeter im Anstieg, 1.671 Höhenmeter im Abstieg (Davon müssen noch die 400 Höhenmeter Fahrt zum SonnAlpin, mit der Gletscherbahn abgezogen werden)!

Download GPS-Track

HD Zugspitztour 2 580x258 Zugspitztour, 2. Etappe: Knorrhütte   Gipfel   Reintalangerhütte

Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte – Partnachklamm – Garmisch-Partenkirchen

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 Dieser Artikel ist Teil 5 von 5 in der Serie Unsere Zugspitztour

IMG 46511 580x386 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIn der Reintalangerhütte ist abends wohl noch lange (mit Hüttenmusik) gefeiert worden. Wir haben jedoch oben, unter dem Dach, davon nichts mehr mitbekommen. Morgens um Sechs gibt’s dann aber den musikalischen Weckruf, für den die DAV-Hütte längst berühmt ist. Aufstehen und kurze Katzenwäsche, weil im Waschraum schon wieder ein riesen Gedränge herrscht. Dann packen wir die Rucksäcke und gehen hinunter zum Frühstück.

IMG 4639 300x199 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenDas Frühstück ist fast identisch mit dem in der Knorrhütte – einfacher DAV-Standard eben. Was übrig ist, packt Claudia gleich zwischen zwei Brotscheiben, als Vesper für unterwegs. In der Küche gibt’s dafür kostenlos Papiertüten. Dann suchen wir im Trockenraum unsere Stiefel zusammen und machen uns abmarschbereit. Draußen scheint endlich mal wieder die Sonne!
Vor der Hütte halten wir uns gleich rechts und folgen so dem Weg von gestern wieder ein Stück zurück, bis zum Schild “Ursprung”. Bevor wir vollends hinunterwandern, nach Garmisch-Partenkirchen, wollen wir nämlich unbedingt noch dem Partnach-Ursprung einen Besuch abstatten.
Dabei interessiert uns aber IMG 4645 300x199 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchenweniger der immer wieder erwähnte, “beeindruckende” Wasserfall, sondern vielmehr der etwas versteckt dahinter liegende “Quelltopf” der Partnach. Mit unglaublicher Kraft drücken hier ihre Wassermassen (Ø 1.460l/sec.)  aus breiten Spalten an die Oberfläche und machen deutlich, daß an dieser Stelle wohl der Höhlenbach eines großen Karstsystems das Tageslicht erblickt. Nein, die Partnach entsteht nicht wie üblich, langsam und aus vielen, kleinen Quellen. Sie ist vielmehr – und ganz urplötzlich – einfach da!

Claudia steigt gemeinsam mit mir hinunter, und schaut sich den deutlichen Wasserberg ebenfalls aus der Nähe an, der sich über der Hauptaustrittsstelle bildet. Er ist immerhin gute 15 zentimer hoch, so stark drückt das Wasser hier aus dem Berg!

IMG 4647 580x386 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenNoch ein paar Fotos, dann machen wir uns wieder auf den Rückweg, zur Reintalangerhütte. Dort herrscht vor dem Eingang nun aber endgültig der große Trubel. Inzwischen drängen nämlich auch die “Langschläfer” zum Aufbruch und wir sind eigentlich nur froh, dass der große “Run” in die andere Richtung stattfindet: Zum Zugspitz-Gipfel!

IMG 4644 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4659 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4656 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen

Die eigentliche DAV-Zugspitztour startet in Garmisch-Partenkirchen mit der ersten Übernachtung hier, in der Reintalangerhütte. Am zweiten Tag wird dann – vorbei an der Knorrhütte – aufgestiegen zum Gipfel, mit anschließender Rückkehr und einer zweiten Übernachtung in der Knorrhütte. Und der dritte Wandertag führt von der Knorrhütte aus, über das “Gatterl”, hinunter nach Ehrwald. Genau umgekehrt also, wie wir die Tour wandern. Und das verschafft uns nun auch (zuerst einmal) einen ziemlich ruhigen Abstieg!

IMG 4661 2 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4660 2 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen

Über uns spannt sich ein wolkenloser, blauer Himmel und der herrliche Sonnenschein wärmt nun buchstäblich auch unsere Seele. Nach so viel Wind, Regen und sogar Schnee am Zugspitzgipfel, ist es einfach nur wunderbar, endlich mal wieder die Wärme der Sonne auf dem Gesicht zu spüren! Gutgelaunt wandern wir daher durch das Reintal abwärts, immer in Richtung Garmisch-Partenkirchen.

IMG 4657 300x199 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIm Augenblick sind wir hier noch völlig alleine unterwegs. Nur das Rauschen der Partnach leistet uns Gesellschaft. So können wir nicht nur das Wandern auf diesem phantastischen Pfad in vollen Zügen genießen, der uns hier mit mächtigen Bergflanken zu beiden Seiten beeindruckt, sondern auch völlig ungestört fotografieren, ohne dabei jemanden zu behindern.

Manchmal weiß man garnicht, wo man zuerst hinschauen soll, nach oben, oder nach unten. Die Kämme des Hochblassen (links) und des Hochwanner (rechts) ziehen den Blick schon magisch hinauf. Aber direkt vor uns, am Wegrand stehen Silberdisteln und Enziane! Immer wieder bleiben wir daher stehen, um wirklich alles in uns aufnehmen zu IMG 4653 300x199 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchenkönnen. Fast so, als ob wir Angst hätten, unterwegs irgend etwas zu übersehen, gar oder auszulassen!

Rechts, etwas abseits unseres Weges sehen wir irgendwann ein großen Wasserfall. Dort hat sich die Partnach erneut ihren Weg durch den anstehenden Fels gebahnt, bevor sie wohl gute dreißig Meter hinunter stürzt, zurück in den Talgrund.
Wir überqueren einen kleinen Bachlauf, der ihr von links zuströmt und bewundern in seinem Bett die tiefen, kreisrunden Gumpen. Diese werden von im Hochwasser schnell kreisenden Steinen aus dem Karstgestein geschliffen, wenn die sich fast auf der Stelle drehen.

IMG 4664 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4662 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4666 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen
Etwas weiter unten sitzt ein junges Pärchen am Bach, das wohl ebenfalls dieses wunderbare Idyll genießt. Freundlich winken sie zu uns herauf, als wir sie passieren. Dann kommen uns erste Mountain-Biker von unten entgegen, denen wir gutgelaunt Platz machen. Sie bedanken sich genauso freundlich und zeigen uns damit mal wieder: Es geht doch auch miteinander..!

IMG 4672 580x386 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen Kurz darauf passieren wir dann die Bockhütte, in deren Garten bereits einige Wanderer rasten. Wir wechseln über eine Brücke auf die andere Seite der Partnach und folgen dann dem hier nun etwas breiter werdenden Weg, in lebendigem Auf und Ab. Inzwischen wandern wir schon wieder durch einen alten Mischwald mit Ebereschen und mächtigem Bergahorn, aber auch mit vielen hohen Fichten und Tannen.

IMG 4694 300x199 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenSchon bald nimmt uns dann aber wieder ein richtig breiter Wirtschaftweg auf, der uns zügig zum Eingang der Partnachklamm führt. Entlang des Wegrandes gibt es bis dorthin jedoch auffallend viele Enziane. Am Anfang noch im Schatten und voller Tau, sind ihre Blütenkelche noch fast geschlossen. Aber kaum steht die Sonne hoch genug, dann öffnen sich die Blüten schnell wieder und bilden natürlich phantastische Motive für jede Kamera.

Aber wir erleben auch noch eine weitere, handfeste Überraschung: Hier wachsen sogar Orchideen! Mehrere Exemplare des Großen Zweiblatt, und sogar einen wunderschön blühenden Fliegenragwurz finden wir. Der steht aber leider so ungünstig im Schatten, das wir ihn hier nicht zeigen können. Schade..!

Dann erreichen wir endlich die Partnachklamm. (Achtung, sie ist gebührenpflichtig – 3,50 Euro). Allerdings wird erst an ihrem Ende kassiert, kurz vor Garmisch-Partenkirchen. Trotzdem ist ein Besuch in ihr natürlich Pflicht (und den Eintritt allemal wert!), außerdem ist es ja auch der kürzeste Weg zum Ziel unserer Dreitages-Tour: Garmisch-Partenkirchen!

Ein Tipp zu den Fotos unten: Öffnet das erste Foto durch einfaches Anklicken, dann könnt Ihr die Bilder in voller Größe in der Lightbox anschauen!

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IMG 4715 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4734 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4737 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen
IMG 4739 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4740 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenIMG 4741 176x176 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen

Der Eingang zur Klamm führt durch einen engen Tunnel. Da wir aus dem Sonnenlich ins Dunkel treten, sehen wir erst mal so gut wie gar nichts. Es wäre also sehr sinnvoll, eine Stirnlampe, oder eine Taschenlampe mitzunehmen! Immer wieder führen Passagen nämlich durch völlige Dunkelheit. Zudem wäre eine Jacke sinnvoll, die einen vor dem “Dauerregen” schützt, der an manchen Stellen in der Klamm herrscht. Wer mit einigermaßen zufriedenstellender Ausbeute fotografieren möchte, der bräuchte hier eigentlich unbedingt ein Stativ (Langzeitbelichtungen), zudem sehr viel Zeit und gute Nerven! (Leider wird in der Klamm auf Fotografen nämlich kaum Rücksicht genommen!)

IMG 4742 300x199 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch PartenkirchenHinter der Klamm stellen wir dann fest, dass wir inzwischen eigentlich kräftigen Hunger, und auch ziemlich Durst haben. Wir suchen uns daher ein gemütliches Plätzchen an der Partnach, wo Claudia ihr Brot aus der Reintalangerhütte mit mir teilt. Dazu gibt es den kalt angerührten Tee vom Morgen, der nun wunderbar dazu passt.

Hier packe ich die Kamera endgültig weg, denn auf unserem Weg zum Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen erwarte ich eigentlich keine weiteren Fotomotive mehr. Von dort aus fahren wir dann nach Ehrwald und wandern ein letztes Mal hinauf, zum Parkplatz der Ehrwalder Almbahn, wo unser Auto auf uns wartet. Und hier endet dann einmal mehr ein ganz phantastisches Wanderabenteuer: Unsere Zugspitztour..!

Fazit der 3. Tagesetappe: Zum Ausklang der Tour eine zwar beschauliche, aber auch sehr interessante Wanderung mit teilweise unheimlich intensiven Eindrücken! Trotzdem eine richtige Bergtour, wie die Zahlen (und der Muskelkater am nächsten Tag!) beweisen.

Strecke: 15,0 Kilometer mit 278 Höhenmeter im Anstieg, und 921 Höhenmeter im Abstieg!


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HD Zugspitztour 3 580x262 Zugspitztour, 3. Etappe: Reintalangerhütte   Partnachklamm   Garmisch Partenkirchen

Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland-Gipfel

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IMG 4771 580x386 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelDer Schauinsland (1.284m) ist zwar Freiburgs “Hausberg”, aber trotzdem ein bisschen das Stiefkind unter den Eintausendern im Schwarzwald. Wahrscheinlich liegt das einfach an seiner Nähe zum Feldberg. Dabei hat es der Aufstieg von Freiburg aus so richtig in sich: Knackige 1.104 Höhenmeter sind vom Bahnhof Wiehre, bis zum Gipfel zu bewältigen! Und damit toppt er sogar unsere beiden Zugspitz-Etappen mit 780 und 992 Höhenmetern..!

IMG 4743 300x199 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelWir sind bereits um Neun am Bahnhof Wiehre und parken unser Auto vor der Musikschule. Dann noch kurz den Garmin stellen (der hat im Bergschatten Probleme, sich einzuloggen!) und ab geht’s. Wir folgen der Türkenlouisstraße ein paar Meter nach Westen, bevor uns die gelbe Raute links aufwärts führt: Kybfelsensteig steht auf den weißen Schildern.
Der Kybfelsen ist ein mächtiger Gneisfelsen, 500 Meter über Günterstal. Längst ist er ein beliebter Pausenplatz mit herrlicher Aussicht, und nur wenige wissen, dass er einst auch eine Burg trug. Auch wir planen dort eine erste Rast.

IMG 4765 300x199 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelDass wir hier über die Nordflanke des Schauinsland aufsteigen, hat leider auch Einfluss auf das Fotografieren: Durch den Bergschatten und das dichte Blätterdach kommt nämlich – trotz blauem Himmel – nur wenig Licht am Boden an und ich muss sogar die ISO-Empfindlichkeit der Canon erhöhen. Allerdings kann das beim Wandern selbst auch wieder ein großer Vorteil sein: An heißen Sommertagen bewegt man sich nämlich (bis hinauf zum Gipfel!) fast immer unter einem schattigen Blätterdach!

Leider hat hier heute aber auch der Garmin erhebliche Probleme, genügend Geländepunkte für einen guten Track zu setzen und ich bin letztlich sogar gezwungen, für diesen Bericht die GPS-Aufzeichnung vom letzten Mal zu verwenden (Was aber keinen Unterschied in der Wegführung macht!).
Schon nach kurzer Strecke passieren wir links einen kleinen Pavillon und können im Gegenlicht sehen, wie auf seinem Dach bereits der Tau der Nacht verdunstet. Es dampft..!

IMG 4745 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4746 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4748 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel

Dann führen uns aber erst mal schmalere Pfade, steil und düster aufwärts und der Verkehr von Freiburgs Innenstadt bleibt auch akustisch immer weiter zurück. Bald ist davon nur noch ein verwaschenes Nuscheln zu hören, das von hellen Klackern der Metallspitzen unserer Stöcke im steinigen Grund übertönt wird. Ansonsten ist es hier völlig still. Nicht einmal Vögel sind zu hören!
IMG 4761 580x386 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelDann bleibt der Wald aber einmal nur kurz zurück wir stehen sofort in herrlichem Sonnenschein. Von einem Felsen aus können wir hinüber sehen, zum Schönberg. Leider ist das Wetter heute aber sehr diesig, so dass wir keine richtige Fernsicht haben. Selbst den nahen Kaiserstuhl kann ich im Dunst nur errahnen. Dann nimmt uns aber auch schon wieder ein dichtes Blätterdach auf und fordert mich mit der Canon mächtig! Daher hier für alle Fotofreunde auch mal wieder ein paar Insider-Tipps, für solche Lichtverhälnisse:

IMG 4750 300x199 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelBei 200 ISO und f 2,8 komme ich gerade mal auf 1/8 sec.!  Diese Verschluss-Geschwindigkeit ist zu langsam, um noch frei aus der Hand zu fotografieren. Unter 1/30 sec. droht dabei alles zu verwackeln! Ich helfe mir, indem ich die Kamera auf den Stockgriffen auflege und Claudia muss dann eben auch mal absolut ruhig halten, damit wir brauchbare Bilder für diesen Bericht bekommen!

Dann wird es langsam besser, denn je höher wir kommen, um so später wird es natürlich. So steigt dann gleichzeitig auch die Sonne immer höher. Außerdem nutze ich immer möglichst helle Weg-Passagen zum Fotografieren. Stellen also, die nicht ganz im Schatten liegen.
Allerdings ergibt sich nun durch die höher steigende Sonne dann bald ein weiteres Problem: Der Kontrast zwischen schattigen und sonnigen Passagen wird jetzt nämlich ebenfalls immer größer und verlangt so ein feines Spiel zwischen Zeit und Blende.

IMG 4754 300x199 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelUm Überbelichtungen zu vermeiden wird die Belichtung dabei grundsätzlich immer erst in den hellen Bildbereichen gemessen und dann in den schattigen Stellen (manuell) über den Blitz aufgehellt. Dazu gilt es stets eine Blendeneinstellung zu finden, die dem Blitz zwar genügt, ihm aber keine Dominanz erlaubt. Das würde nämlich sehr “künstlich” aussehen, weil dabei die eigentliche Atmosphäre meist völlig vom (viel zu hellen) Blitzlicht “erschlagen” wird! Daher ist es unter derart schwierigen Licht-Verhältnissen auch oft von Vorteil, alle Automatik-Programme einfach auszuschalten, und völlig manuell zu arbeiten. (Dann schießt man bei unveränderter Verschlusszeit halt mal ein paar Fotos mit unterschiedlicher Blendenzahl. Irgend eines wird schon passen..!)

Kurz vor dem Kybfelsen erreichen wir noch eine beeindruckende, nach Osten gerichtete Felsscharte, die jetzt – in der Morgensonne – natürlich ebenfalls im Gegenlicht liegt. Also auch hier noch einmal das gleiche Spiel – und das Ergebnis kann sich doch ebenfalls wieder sehen lassen (unten).

IMG 4769 580x386 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelDann erreichen wir in einer kleinen Senke den Kybfelsen. Der Gneisbrocken ist nach Westen ausgerichtet und versteckt sich von dieser Stelle aus hinter einer Kuppe. Erst wenn man rechts den kleinen Stich hinauf geht, steht man direkt auf ihm.
Er bietet uns nun aber eine herrliche Aussicht hinunter, nach Frbg.-Günterstal und ich kann Claudia unten im Tal sogar die Straßenbahn zeigen, mit der wir später wieder zum Stadtteil Wiehre zurück fahren werden (Titelbild, ganz oben!).

IMG 4775 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4776 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4780 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel

Eine Kurze Rast, dann ziehen wir wieder weiter, denn der Aussichtsfelsen liegt ebenfalls noch teilweise im Schatten. So ist es auf ihm immer noch recht kühl und feucht.
Ein paar Schritte zurück bringen uns wieder auf den schmalen Trampelpfad, der hinüber führt, zum Schauinsland. Er schneidet nun durch die westliche Flanke erst mal ein paar Höhenmeter abwärts, bevor er ein wirklich schönes Pausenplätzchen erreicht, den “Sohlacker” .

IMG 4782 580x386 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelClaudia kann natürlich nicht widerstehen und legt sich auch gleich auf ein bequemes, weil auf die Körperform zugesägtes Bänklein.
Geh’ doch schon mal vor..!“, meint sie dann mit einem Schmunzeln und räkelt sich erst mal in der Sonne.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein..!” höre ich sie dann noch zufrieden murmeln, als ich mich schon umgedreht habe.
Ein paar Meter weiter finde ich die nächste, blaue Raute dann etwas versteckt an einem Baum und folge ihr (jetzt wieder aufwärts). Auch IMG 4784 300x199 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfeldieser Pfad ist nun gewohnt schmal und verlangt ebenfalls Aufmerksamkeit. Da er ebenfalls wieder überwiegend im Schatten liegt, ist er ziemlich feucht und damit auch potentiell rutschig.

Jetzt im Hochsommer ist die Vegetation natürlich bereits voll entwickelt, so dass die Pfade zudem stark verwachsen sind. Mehrfach schließt sich dass Blätterdach sogar, fast einem grünen Tor ähnlich, unmittelbar über unseren Köpfen. Leider sieht man an diesen Stellen im Gestrüpp dann aber auch nicht immer seine Füße, so dass hier gleich doppelte Vorsicht geboten ist!
Wer jetzt seine Augen offen hält, findet hier aber auch viele, reife Brombeeren und wenn man nur die aus den etwas sonnigeren Passagen pflückt, erwischt man auch die richtig Süßen!

IMG 4788 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4786 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4785 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel

Machst Du hier mal ein Foto von mir..?” frage ich Claudia irgendwann und muss dann erst mal warten, bis sie endlich die Hände wieder leergefuttert hat, um die Kamera heraus zu holen! Die Stöcke unter den linken Arm geklemmt, war sie aus der linken Hand nämlich kräftig am Brombeeren-Naschen..!

IMG 4797 2 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4790 2 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel

Dann kommen wir in eine Passage, in der bereits einige Exemplare der Kanadischen Goldrute blühen. Klar, dass hier auch viele, fleißige Bienen am Nektar-Sammeln sind – also Vorsicht beim allzu dichten Vorbeistreifen.
Irgendwann erreicht unser Pfad einen breiten Wirtschaftsweg, auf dem wir uns links halten. Aber schon nach wenigen Metern werden wir bereits wieder rechts hinauf, in die Halde geführt (Den Wegweiser auf der linken Wegseite beachten!).

IMG 4805 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4801 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelIMG 4803 176x176 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel

Eine kurze Stelle ist mit einem hässlich-blauen Geländer gesichert, was Claudia prompt zu einer Bemerkung veranlasst:
Ob diese Farbe wohl gerade im Sonder-Angebot war..?“, mutmaßt sie nämlich sarkastisch.
Dann erreichen wir wieder die breiteren Forstwege, die uns die letzten Höhenmeter hinaufführen.

IMG 4812 580x386 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland GipfelDieser “obere Bereich” ist nun nicht mehr allzu lang, aber dafür recht unangenehm zu gehen. Er ist breit, steil und steinig und zieht uns nun auch noch die letzten Körner aus den Beinen (nicht vergessen: 1.104 Höhenmeter!).
Ziemlich geschafft sitzen wir dann aber kurz darauf oben, auf dem Gipfel unter dem Eugen-Keidel-Turm auf einem Bänklein und machen erst mal ausgiebig Rast. Ein doppeltes Vesperbrot von Claudia und einige Schlucke gesüßten Tee bringen die Lebensgeister aber schnell wieder zurück.

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Anschließend schlendern wir vollends die paar Meter hinüber, zur Bergstation der Seilbahn und lösen dort die Talfahrt: 17,- Euro für beide. Die Schauinslandbahn bringt uns dann rasch hinunter, zur Talstation am Bohrer, zwischen Horben und Günterstal. Hier wartet bereits der städtische Bus auf uns, mit dem wir vollends nach Günterstal fahren. P1070842 300x199 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel
Dort steigen wir dann in die ebenfalls schon wartende Straßenbahn um und lassen uns die wenigen Stationen zur “Holbeinstraße” bringen (Bus und Straßenbahn zusammen ein Ticket: 2,20 pro Person). Von hier aus sind es nun nur noch wenige Meter zu Fuß, zurück durch die Türkenluisstraße, bis zum Bahnhof Wiehre, und unserem Auto.

Unser Fazit: Ein stiller, aber sehr anstrengender Anstieg! Gut zum “Höhenmeter-Trainieren” geeignet! (Wir waren vor unserer Zugspitztour dafür auch einmal hier!) Ideal an heißen Sommer-Tagen, da der Aufstieg durchweg im Waldschatten verläuft!

Strecke 11,2 Kilometer, 1.104 Höhenmeter im Anstieg(!), 156 Höhenmeter im Abstieg! Dauer: ca. 5,5 Std.


Download-GPS-Track

HD Wiehre Schauinsland 580x262 Vom Bhf. Wiehre zum Schauinsland Gipfel

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