Auch diese Tour zu den wohl größten Narzissenwiesen der Eifel fanden wir nur durch Zufall. Dabei ist die Narzissenblüte im Oleftal legendär, da Loki Schmidt einst die Patenschaft für dieses Narzissental übernommen hatte. Heute erinnert ein Gedenkstein am Weg an die Frau des Altbundeskanzlers.
Natürlich hatten auch wir die Narzissenblüte in der Eifel relativ rasch “gegoogelt”. Aber wir wollten hier ja nicht einfach nur zu den Narzissen-Wiesen hin spazieren, sondern ihren Besuch jeweils auch noch mit einer möglichst tollen Wanderung verbinden. Und dabei mussten wir uns dann natürlich schon auf die Insider im Netz verlassen.
Auf diese Weise findet man dann beispielsweise Touren über eine Strecke von 16,6 Kilometer, mit einer Zeitangabe von 3h 08min..!
“Do musch underwegs halt ä Bissele schneller gucke..!“, serviert mir Claudia dann auch prompt in ihrem besten Schwäbisch und lacht, als ich ihr diese Tourdaten laut vorlese.
Wir entscheiden uns trotzdem für die Tour, da sie uns einfach am Vielversprechendsten erscheint. Und wir werden ganz bestimmt auch deutlich länger für die Rundwanderung brauchen, schon der Fotos wegen! Vom “Hollerather Knie” aus wird sie uns zuerst nach Norden führen, bis zur Oleftalsperre. Dort biegen wir dann nach Westen, bis zur Belgischen Grenze und folgen dieser durch das Oleftal wieder zurück, bis zum Hollerather Knie. Und entlang der grünen Grenze sollen dann auch die tollen Narzissenwiesen auf uns warten.
Wir erreichen das “Hollerather Knie” gegen Zehn und parken unser Auto auf dem großen Wanderparkplatz, direkt unterhalb der abknickenden B265 (Namensgebung). Und hier sind dann auch die einzelnen Narzissen-Rundwege gleich sehr übersichtlich beschildert: Es gibt eine Rote, und eine gelbe Route.
Wir folgen dann auch der roten Route in den Wald hinein, was reiner Zufall ist. Schließlich hatten wir bei unserer Planung keine Ahnung, dass die Narzissen-Wege hier in dieser Weise ausgeschildert sind.
Gleich nach dem Verlassen des Parkplatzes biegt ein geteerter Wirtschaftsweg rechts in den Wald ab. Entlang hunderter, alter Beton-Pyramiden (Panzersperren aus dem 2. Weltkrieg), ziehen wir nordwärts. Dieser Teil unserer Wanderung ist noch recht öde und führt zudem großteils über Asphalt. Erst nach 2,5 Kilometern verlassen wir diesen Fahrweg nach rechts. Und nach weiteren zweieinhalb Kilometern Wirtschaftsweg-Trekkings knickt die Linie im Garmin-Display dann erneut plötzlich scharf nach Norden ab, und hätte ich nicht aufgepasst, wären wir bestimmt an dieser unscheinbaren Abzweigung vorbei gelaufen!
Erst jetzt wird unser Weg zum Pfad und ist auch sehr angenehm zu gehen. Und auch der Wald um uns herum hat nun so einiges zu bieten, denn rechts tollen plötzlich zwei ausgewachsene Baum-Marder herum. Sie lassen sich von uns kaum stören und erst als wir nur wenige Meter von ihnen entfernt stehenbleiben, verkrümmeln sie sich!
Der Garmin gibt nun den Kurs genau nach Norden vor. Nur noch wenige Meter, dann sollten wir eigentlich die Oleftalsperre erreichen. Die ist aber leider nicht das, was man allgemein unter einer Talsperre versteht: Wir befinden uns nämlich nur auf Höhe der oberen Ausläufer der Talsperre, und die sind nicht überstaut. Vor uns liegt also nur ein idyllisches Waldtal mit jungen Bäumen und einem Bächlein.
“Naja, dann eben ohne Talsperre..!” murrt Claudia etwas, weil sie sich auf den im Garmin-Display dargestellten “See” gefreut hatte.
Wir folgen der jungen Olef nun aufwärts bis zu einem Wegekreuz, dort machen wir eine erste Pause. Hier wird das Wasser etwas kanalisiert und unter einer Brücke hindurch geführt. Als wir der Olef dann weiter aufwärts folgen, wird daraus bald ein herrlich meanderndes Bächlein, in einem idyllischen Wiesental.
Das ist nun die “Grüne Grenze” nach Belgien und hin und wieder werden wir auch auf Schildern darauf hingewiesen.
Am Grund dieses Wiesentales ist der Boden nass und tief, so dass man dort kaum gehen könnte. Und offensichtlich lieben die Narzissen genau das, denn urplötzlich sind sie da! Zuerst nur ganz vereinzelt, dann werden es immer mehr, je weiter wir der Olef folgen.
Entlang unzähliger, gelber Blüten führt uns der Weg nun wieder nach Süden, zurück zum Hollerather Knie. Jetzt befinden wir uns auf dem Loki Schmidt-Weg, der zu Ehren der Kanzler-Gattin so benannt wurde. Sie hatte sich über Jahrzehnte hinweg für dieses Tal und die Narzissen-Blüte engagiert!
Irgendwann bleibt mir dann aber fast die Luft weg und Claudia ist sofort völlig aus dem Häuschen: Drüben, auf belgischer Seite, und leider nur durch dichte Bäume hindurch auszumachen, liegt plötzlich eine Narzissenwiese, wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben! Riesengroß, und mit Abermillionen von Narzissenblüten gesprenkelt! Das Traurige: Wir können wir sie von hier aus zwar deutlich ausmachen, aber leider nicht erreichen! Denn kein Weg führt durch den sumpfigen Bachgrund zu ihr hinüber.
Dann haben wir aber Glück, denn plötzlich führt unten ein Holzsteg über die Olef, hinüber auf die belgische Seite. Spontan wechseln wir die Seiten und müssen uns “drüben” dann erst mal orientieren: Wir stehen nämlich wieder einmal vor einer Warntafel des Truppenübungsplatzes Lager Elsenborn. Diesmal ist der Durchgang zwar erlaubt, aber garnicht besonders interessant für uns! Denn Claudia hat inzwischen eine weitere, unglaublich schöne Narzissenwiese in der anderen Richtung entdeckt!
Dort angekommen, mache ich die ersten Fotos noch vom Weg aus, dann finde ich eine Umgehung durch ein lichtes Wäldchen. Über sie kann ich die Wiese umrunden, um die Narzissen nun von der anderen Seite aus zu fotografieren. Das Gegenlicht bringt die Blüten nämlich leicht zum Glühen, was auf den Fotos brillant zur Geltung kommt!
Bald kommt mir Claudia nach und nach ettlichen, weiteren Fotos sind wir einfach “satt”! Was sollen wir denn nun noch fotografieren? Alles nochmal? Nein, entscheide ich, es reicht! Was könnte diese Narzissen-Motive denn nun noch toppen?
Nun, manchmal sollte man mit solchen Behauptungen lieber etwas vorsichtiger sein, denn es sollte ganz anders kommen..!
Ich fotografiere noch schnell einen kleinen Fuchs, der auf einem Seidelbast-Zweigchen beim Nektar-Sammeln possiert. Dann packe ich die Kamera ein und wir ziehen über die kleine Holzbrücke wieder zurück, nach “Deutschland”.
Auf dem Loki Schmidt-Weg halten wir uns rechts und folgen dem Olef-Tal weiter, immer nach Süden.
Je weiter wir dem Tal nun aber aufwärts folgen, umso mehr häufen sich plötzlich größere Narzissen-Wiesen. Auch auf deutscher Seite werden es nun immer mehr. So ist es dann wohl auch kein Wunder, dass ich die Kamera bald wieder in der Hand habe. Und was wir dann sehen, verschlägt uns sprichwörtlich den Atem: Drüben, auf belgischer Seite, ist nämlich plötzlich die Narzissenwiese aller Narzissenwiesen! Ein gelbes Blütenmeer zieht sich, so weit wir sehen können, über den ganzen Wiesenhang.
“Kneif mich bitte mal..!“, sagt Claudia dann auch nur noch ganz leise, so als ob sie Angst hätte, dass sich dieser Traum wieder verflüchtigen könnte!
Dann kommt aber wieder Bewegung in uns.
Und nach dem Motto: “Was geht mich mein blödes Geschwätz von vorhin an..?” habe ich die Kamera längst wieder vor der Nase und schieße Bild um Bild! Denn das hier, das ist wohl wirklich die Mutter aller Narzissenwiesen..!
Und wir haben wieder mal ein unglaubliches Glück: Das Wetter stimmt, die Blüh-Phase der Narzissen ist für Fotos fast optimal, und es sind zudem kaum Wanderer unterwegs! Herz was willst Du mehr? Die wenigen Besucher verlaufen sich in der großen Wiese fast völlig, so dass sie uns beim Fotografieren kaum stören.
Nun bin ich aber endgültig satt und packe die Kamera entschlossen weg. Viele werden das vielleicht nicht verstehen, aber nach einer solchen Foto-Tour bin ich regelmäßig ziemlich erschöpft, und das wirklich nicht vom Wandern!
Zufrieden mit uns selbst und diesem herrlichen Tag ziehen wir dann noch den letzten Kilometer bergauf zum Parkplatz und ich bin dort nur noch froh, endlich auch den schweren Rucksack (mit Stativ und Tele) abnehmen, und die Wanderstiefel ausziehen zu dürfen!
Wieder in unserer Ferienwohnung in Monschau-Rohren angekommen, macht Claudia uns einen heißen Kaffee. Frisch geduscht setzen wir uns dann auf unseren hübschen Balkon und genießen die Eifel noch etwas von hier aus.
Unser Fazit: Durch den großen Asphalt-Anteil am Anfang eine echte Hammertour! Strecke: 18,3 Kilometer, 463 Höhenmeter in An- und Abstieg, Dauer: 5 bis 6 Std.