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Channel: Rainer & Claudia
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Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)

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 Dieser Artikel ist Teil 3 von 4 in der Serie Zur Narzissenblüte in der Eifel

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Auch diese Tour zu den wohl größten Narzissenwiesen der Eifel fanden wir nur durch Zufall. Dabei ist die Narzissenblüte im Oleftal legendär, da Loki Schmidt einst die Patenschaft für dieses Narzissental übernommen hatte. Heute erinnert ein Gedenkstein am Weg an die Frau des Altbundeskanzlers.

f3334784 300x168 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)Natürlich hatten auch wir die Narzissenblüte in der Eifel relativ rasch “gegoogelt”. Aber wir wollten hier ja nicht einfach nur zu den Narzissen-Wiesen hin spazieren, sondern ihren Besuch jeweils auch noch mit einer möglichst tollen Wanderung verbinden. Und dabei mussten wir uns dann natürlich schon auf die Insider im Netz verlassen.
Auf diese Weise findet man dann beispielsweise Touren über eine Strecke von 16,6 Kilometer, mit einer Zeitangabe von 3h 08min..!
Do musch underwegs halt ä Bissele schneller gucke..!“, serviert mir Claudia dann auch prompt in ihrem besten Schwäbisch und lacht, als ich ihr diese Tourdaten laut vorlese.

IMG 1321 300x199 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)Wir entscheiden uns trotzdem für die Tour, da sie uns einfach am Vielversprechendsten erscheint. Und wir werden ganz bestimmt auch deutlich länger für die Rundwanderung brauchen, schon der Fotos wegen! Vom “Hollerather Knie” aus wird sie uns zuerst nach Norden führen, bis zur Oleftalsperre. Dort biegen wir dann nach Westen, bis zur Belgischen Grenze und folgen dieser durch das Oleftal wieder zurück, bis zum Hollerather Knie. Und entlang der grünen Grenze sollen dann auch die tollen Narzissenwiesen auf uns warten.

Wir erreichen das “Hollerather Knie” gegen Zehn und parken unser Auto auf dem großen Wanderparkplatz, direkt unterhalb der abknickenden B265 (Namensgebung). Und hier sind dann auch die einzelnen Narzissen-Rundwege gleich sehr übersichtlich beschildert: Es gibt eine Rote, und eine gelbe Route.
Wir folgen dann auch der roten Route in den Wald hinein, was reiner Zufall ist. Schließlich hatten wir bei unserer Planung keine Ahnung, dass die Narzissen-Wege hier in dieser Weise ausgeschildert sind.

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Gleich nach dem Verlassen des Parkplatzes biegt ein geteerter Wirtschaftsweg rechts in den Wald ab. Entlang hunderter, alter Beton-Pyramiden (Panzersperren aus dem 2. Weltkrieg), ziehen wir nordwärts. Dieser Teil unserer Wanderung ist noch recht öde und führt zudem großteils über Asphalt. Erst nach 2,5 Kilometern verlassen wir diesen Fahrweg nach rechts. Und nach weiteren zweieinhalb Kilometern Wirtschaftsweg-Trekkings knickt die Linie im Garmin-Display dann erneut plötzlich scharf nach Norden ab, und hätte ich nicht aufgepasst, wären wir bestimmt an dieser unscheinbaren Abzweigung vorbei gelaufen!

IMG 1328 176x176 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)IMG 1332 176x176 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)IMG 1329 176x176 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)

Erst jetzt wird unser Weg zum Pfad und ist auch sehr angenehm zu gehen. Und auch der Wald um uns herum hat nun so einiges zu bieten, denn rechts tollen plötzlich zwei ausgewachsene Baum-Marder herum. Sie lassen sich von uns kaum stören und erst als wir nur wenige Meter von ihnen entfernt stehenbleiben, verkrümmeln sie sich!
Der Garmin gibt nun den Kurs genau nach Norden vor. Nur noch wenige Meter, dann sollten wir eigentlich die IMG 1335 300x199 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)Oleftalsperre erreichen. Die ist aber leider nicht das, was man allgemein unter einer Talsperre versteht: Wir befinden uns nämlich nur auf Höhe der oberen Ausläufer der Talsperre, und die sind nicht überstaut. Vor uns liegt also nur ein idyllisches Waldtal mit jungen Bäumen und einem Bächlein.
Naja, dann eben ohne Talsperre..!” murrt Claudia etwas, weil sie sich auf den im Garmin-Display dargestellten “See” gefreut hatte.
Wir folgen der jungen Olef nun aufwärts bis zu einem Wegekreuz, dort machen wir eine erste Pause. Hier wird das Wasser etwas kanalisiert und unter einer Brücke hindurch geführt. Als wir der Olef dann weiter aufwärts folgen, wird daraus bald ein herrlich meanderndes Bächlein, in einem idyllischen Wiesental.

IMG 1366 300x199 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)Das ist nun die “Grüne Grenze” nach Belgien und hin und wieder werden wir auch auf Schildern darauf hingewiesen.

Am Grund dieses Wiesentales ist der Boden nass und tief, so dass man dort kaum gehen könnte. Und offensichtlich lieben die Narzissen genau das, denn urplötzlich sind sie da! Zuerst nur ganz vereinzelt, dann werden es immer mehr, je weiter wir der Olef folgen.
Entlang unzähliger, gelber Blüten führt uns der Weg nun wieder nach Süden, zurück zum Hollerather Knie. Jetzt befinden wir uns auf dem Loki Schmidt-Weg, der zu Ehren der Kanzler-Gattin so benannt wurde. Sie hatte sich über Jahrzehnte hinweg für dieses Tal und die Narzissen-Blüte engagiert!

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Irgendwann bleibt mir dann aber fast die Luft weg und Claudia ist sofort völlig aus dem Häuschen: Drüben, auf belgischer Seite, und leider nur durch dichte Bäume hindurch auszumachen, liegt plötzlich eine Narzissenwiese, wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben! Riesengroß, und mit Abermillionen von Narzissenblüten gesprenkelt! Das Traurige: Wir können wir sie von hier aus zwar deutlich ausmachen, aber leider nicht erreichen! Denn kein Weg führt durch den sumpfigen Bachgrund zu ihr hinüber.

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Dann haben wir aber Glück, denn plötzlich führt unten ein Holzsteg über die Olef, hinüber auf die belgische Seite. Spontan wechseln wir die Seiten und müssen uns “drüben” dann erst mal orientieren: Wir stehen nämlich wieder einmal vor einer Warntafel des Truppenübungsplatzes Lager Elsenborn. Diesmal ist der Durchgang zwar erlaubt, aber garnicht besonders interessant für uns! Denn Claudia hat inzwischen eine weitere, unglaublich schöne Narzissenwiese in der anderen Richtung entdeckt!

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Dort angekommen, mache ich die ersten Fotos noch vom Weg aus, dann finde ich eine Umgehung durch ein lichtes Wäldchen. Über sie kann ich die Wiese umrunden, um die Narzissen nun von der anderen Seite aus zu fotografieren. Das Gegenlicht bringt die Blüten nämlich leicht zum Glühen, was auf den Fotos brillant zur Geltung kommt!

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Bald kommt mir Claudia nach und nach ettlichen, weiteren Fotos sind wir einfach “satt”! Was sollen wir denn nun noch fotografieren? Alles nochmal? Nein, entscheide ich, es reicht! Was könnte diese Narzissen-Motive denn nun noch toppen?

Nun, manchmal sollte man mit solchen Behauptungen lieber etwas vorsichtiger sein, denn es sollte ganz anders kommen..!
IMG 1399 300x199 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)Ich fotografiere noch schnell einen kleinen Fuchs, der auf einem Seidelbast-Zweigchen beim Nektar-Sammeln possiert. Dann packe ich die Kamera ein und wir ziehen über die kleine Holzbrücke wieder zurück, nach “Deutschland”.
Auf dem Loki Schmidt-Weg halten wir uns rechts und folgen dem Olef-Tal weiter, immer nach Süden.

Je weiter wir dem Tal nun aber aufwärts folgen, umso mehr häufen sich plötzlich größere Narzissen-Wiesen. Auch auf deutscher Seite werden es nun immer mehr. So ist es dann wohl auch kein Wunder, dass ich die Kamera bald wieder in der Hand habe. Und was wir dann sehen, verschlägt uns sprichwörtlich den Atem: Drüben, auf belgischer Seite, ist nämlich plötzlich die Narzissenwiese aller Narzissenwiesen! Ein gelbes Blütenmeer zieht sich, so weit wir sehen können, über den ganzen Wiesenhang.
Kneif mich bitte mal..!“, sagt Claudia dann auch nur noch ganz leise, so als ob sie Angst hätte, dass sich dieser Traum wieder verflüchtigen könnte!
Dann kommt aber wieder Bewegung in uns.
Und nach dem Motto: “Was geht mich mein blödes Geschwätz von vorhin an..?” habe ich die Kamera längst wieder vor der Nase und schieße Bild um Bild! Denn das hier, das ist wohl wirklich die Mutter aller Narzissenwiesen..!IMG 1440 580x386 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)

Und wir haben wieder mal ein unglaubliches Glück: Das Wetter stimmt, die Blüh-Phase der Narzissen ist für Fotos fast optimal, und es sind zudem kaum Wanderer unterwegs! Herz was willst Du mehr? Die wenigen Besucher verlaufen sich in der großen Wiese fast völlig, so dass sie uns beim Fotografieren kaum stören.

IMG 1432 176x176 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)IMG 1430 176x176 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)IMG 1441 176x176 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)

Nun bin ich aber endgültig satt und packe die Kamera entschlossen weg. Viele werden das vielleicht nicht verstehen, aber nach einer solchen Foto-Tour bin ich regelmäßig ziemlich erschöpft, und das wirklich nicht vom Wandern!
IMG 1445 300x199 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)Zufrieden mit uns selbst und diesem herrlichen Tag ziehen wir dann noch den letzten Kilometer bergauf zum Parkplatz und ich bin dort nur noch froh, endlich auch den schweren Rucksack (mit Stativ und Tele) abnehmen, und die Wanderstiefel ausziehen zu dürfen!

Wieder in unserer Ferienwohnung in Monschau-Rohren angekommen, macht Claudia uns einen heißen Kaffee. Frisch geduscht setzen wir uns dann auf unseren hübschen Balkon und genießen die Eifel noch etwas von hier aus.

Unser Fazit: Durch den großen Asphalt-Anteil am Anfang eine echte Hammertour! Strecke: 18,3 Kilometer, 463 Höhenmeter in An- und Abstieg, Dauer: 5 bis 6 Std.

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HD Oleftal 580x256 Im Narzissental von Loki Schmidt (Oleftal)


Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

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 Dieser Artikel ist Teil 4 von 4 in der Serie Zur Narzissenblüte in der Eifel

IMG 1472 580x386 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Eigentlich wollten wir heute schon wieder nach Hause fahren und unterwegs an der Mosel noch kurz nach der Weinbergpfirsich-Blüte sehen. Dann fanden wir gestern aber noch diese Variante unserer Narzissentour im Oleftal und disponierten kurzerhand um. Zum Glück, denn es sollte wirklich unsere allerschönste Wanderung zu den Narzissenwiesen der Eifel werden..!

IMG 1456 300x199 Zu den schönsten Narzissenwiesen im OleftalWieder parken wir unser Auto auf dem großen Wanderparkplatz am Hollerather Knie. Und auch diesmal folgen wir den alten Panzersperren in den Wald hinein, entlang der Roten Narzissen-Route. Aber diesmal folgen wir dieser dann nach links, wo sie den breiten Weg nach Südwesten (in Richtung Grenze) verlässt.
Der Waldweg führt uns nun durch lichten Hochwald stetig bergab und ist angenehm zu gehen. Bei der großen Narzissenwiese von gestern erreichen wir wieder den Loki Schmidt-Weg, direkt neben zwei Dixi-Klos.
Das brachte mich anfangs zum Schmunzeln, aber als ich sah wie frequentiert sie doch sind, mochte ich mir die Alternative mit den unzähligen Tempos am Wegrand, gar nicht mehr ausmalen..!

Wir überqueren den breiten Weg nur, und halten uns dann gleich über den Wiesenhang abwärts, zum Holzsteg, der über die Olef führt. Linker Hand sehen wir schon wieder die unzähligen Narzissen in der Morgensonne glühen und ich bitte Claudia, doch kurz stehen zu bleiben. Das Bild ist einfach zu schön, um es nicht zu schießen (unten!).

IMG 1463 580x386 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Dann folgen wir dem Wiesenpfad (Ab jetzt gelber Narzissenrundweg!) den Hang aufwärts. Auf halber Höhe führt er links in die Narzissenwiese hinein und gibt einem so die Möglichkeit, sich einmal “mittendrinn” aufzuhalten. Wenn man sich hier einmal um sich selbst dreht, dann hat man rundherum nur noch Narzissen!

IMG 1461 176x176 Zu den schönsten Narzissenwiesen im OleftalIMG 1469 176x176 Zu den schönsten Narzissenwiesen im OleftalIMG 1472 176x176 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Wir halten uns hier noch einmal eine ganze Weile auf, und schießen Bild um Bild. Dann ziehen wir hinauf, zum Waldrand am oberen Ende der Narzissenwiese und fotografieren auch aus dieser Perspektive wieder endlos (Siehe Bild unten!). Erst als wir wirklich “satt” sind, ziehen wir weiter und folgen nun dem “Gelben Narzissenrundweg”.

IMG 1487 580x386 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Und der führt uns – nur durch ein kleines Wäldchen von der großen Narzissenwiese getrennt – gleich in den nächsten Narzissenhang.
Seit wir den breiten Weg verlassen haben, befinden wir uns nun auf belgischem Territorium. Das bemerkt man aber eigentlich nur an den Schildern, die in deutscher und französischer Sprache darIMG 1503 300x199 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftalauf aufmerksam machen, dass man sich hier in einem Naturschutz-Gebiet des Königreichs Belgien befindet.
Ganz langsam werden die Narzissen-Wege nun voller. Auch drüben, auf der Deutschen Seite sehen wir jetzt immer mehr Besucher durchs Oleftal schlendern.

Wir werden inzwischen aber im Gegenuhrzeiger-Sinn immer weiter vom Loki Schmidt-Weg weggeführt. Der idyllische Wiesenpfad führt dabei sanft abwärts, bis wir das Bachbett eines für uns namenlosen Zuflusses der Olef erreichen.
“Oh.., lass’ uns hier ein wenig verweilen und eine kleine Pause machen..!” schlägt Claudia spontan vor. Und auch ich finde dieses Idyllische PlätzchIMG 1505 300x199 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftalen einfach zauberhaft. So nehmen wir unsere Rucksäcke ab und lassen uns einfach im Gras am Ufer nieder..!

Das Wasser ist kristallklar und eiskalt. So kalt, dass noch nicht einmal Claudia Lust verspürt, ihre Füße nass zu machen!
“Ich habe kein Handtuch dabei..!”, erklärt sie ihre ablehnende Haltung augenzwinkernd. Dabei war das für sie bisher noch nie ein Grund gewesen, auf ein erfrischendes Fußbad zu verzichten. Ich schmunzle nur und hole erneut die Kamera heraus.

Eine gute viertel Stunde später ziehen wir dann wieder weiter. Der Weg wird nun breiter und führt leicht aufwärts. Langsam dreht er dabei immer weiter nach Links, in Richtung Süden. Rechts unterhalb des Weges begleiten uns schon bald wieder die Narzissen. Vor allem dort, wo es feucht und sumpfig ist, scheinen sie sich besonders wohl zu fühlen. Dann erreichen wir eine Stelle, wo sie wieder mal bis an den Weg heran reichen. Wir setzen uns kurz zu ihnen (Bild unten!) und schießen auch hier noch ein paar Fotos, dann ziehen wir weiter.

IMG 1510 580x386 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Das Bachtal wird jetzt zum breiten, offenen Wiesental, in dem sich die gelben Sprenkel immer gleichmässiger zu verteilen scheinen. Noch ein Tag, an dem wir von gewaltigen Bildern überfrachtet werden! Die Eifel mit ihrer Narzissenblüte sorgt nämlich auch heute wieder dafür, das uns die Superlativa rasch ausgehen.

IMG 1508 176x176 Zu den schönsten Narzissenwiesen im OleftalIMG 1506 176x176 Zu den schönsten Narzissenwiesen im OleftalIMG 1500 176x176 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Was will man sich hier beim Wandern denn auch noch andauernd erzählen? Das das hier alles wunderschön, toll, oder einfach unglaublich ist? Nein, das wird ganz schnell langweilig und kann diesen gewaltigen Eindrücken ohnehin nicht gerecht werden! Dafür dauert der “Input”nämlich  einfach zu lange!
So läuft man dann halt irgendwann nur noch nebeneinander her – und schweigt! Aber jeder weiß, wie sehr der andere diesen ungaublichen Reichtum unserer Natur gerade genießt! Vielleicht muss man ihn auch einfach mit eigenen Augen gesehen, und erlebt haben, um das zu verstehen..!

IMG 1485 580x386 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Der Narzissenrundweg führt uns dann wieder zurück, zum Parkplatz.

Unser Fazit: Die schönste Narzissenrunde, von allen! Strecke: 7,5 Kilometer, 197 Höhenmeter im Anstieg, Dauer: ? (mind. 3 bis 4 Stunden)

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HD Narzissentour 580x258 Zu den schönsten Narzissenwiesen im Oleftal

Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl

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 P1060574 580x386 Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl

Es ist allgemein bekannt, dass es am Kaiserstuhl noch eine relativ große Population von Smaragdeidechsen gibt. Und wer weiß, wo er nach ihnen zu suchen hat, wird wohl auch in den meisten Fällen fündig werden. Nur warm muss es dazu sein, und man sollte natürlich unbedingt auch vor dem großen Rann, der Ausflügler vor Ort sein. Denn streifen die erst einmal durch die sonnigen Hänge, ziehen sich die scheuen Tiere rasch zurück..!

P1060576 300x199 Bei den Smaragdeidechsen am KaiserstuhlEs ist Sonntag und der erste, wirklich warme Tag im Mai. Ich habe Claudia versprochen, mit ihr an den Kaiserstuhl zu fahren und im Gegenzug dafür ihr Okay erhalten, dort auf (Foto-)Pirsch nach Smaragdeidechsen zu gehen. Sie liebt diese Kleinode unter den einheimischen Reptilien ebenfalls, vor allem jetzt, wo die Männchen ihre ausgeprägte Hochzeitsfärbung tragen: Den intensiv blaugefärbten Kopf. Schon lange schwebt mir vor, darüber einmal in unserem Blog zu berichten.
Wer wandern geht, der möchte zu Fuß gerne von A nach B kommen, und das natürlich möglichst zügig. Verlegt man die Priorität unterwegs jedoch auf Fotos von scheuen Echsen, dann ist es mit dem üblichen Kilometer-Schruppen rasch vorbei: Vielmehr geht man nun ganz langsam an den exponierten Plätzen vorbei, die Kamera mit dem großen Tele und Stativ immer schußbereit! Und ist ein Tier ausgemacht, wird man noch vorsichtiger:

IMG 1558 580x386 Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl Jetzt nur keine hastigen Bewegungen mehr machen und unbedingt darauf achten, dass nicht aus Versehen der eigene Schatten auf das Tier fällt! Ganz langsam, wie in Zeitlupe nehme ich die Kamera von der Schulter und klappe das Stativ auf. Läßt mich die Echse dabei gewähren, dann habe ich meist gewonnen, denn mit dem 100-400mm-Tele hole ich sie mir nun formatfüllend heran, ohne sie dabei noch weiter zu bedrängen!
IMG 1554 300x199 Bei den Smaragdeidechsen am KaiserstuhlMorgens, wenn die wechselwarmen Tiere noch etwas steif von der Kühle der Nacht sind, dann bleiben sie erfahrungsgemäß länger liegen als später, wenn sie bereits genügend Wärme getankt haben, um aktiv zu sein. Und da kommen dann auch noch die immer neugierigen “Wander-Freunde” hinzu, die sich gerne und möglichst immer in ganzen Trauben, hinter jedem aufgestellten Stativ versammeln, um dann – am Liebsten auch noch alle gleichzeitig – mit durch das Okular der Kamera zu sehen. Dann ist es mit der Fotopirsch eigentlich vorbeit:

Hach Martha, da war gerade noch eine ganz große Eidechse – jetzt ist sie aber weg..!

Solche, oder ähnliche Sprüche bringen mich immer nur dann zum Schmunzeln, wenn ich schon alles im Kasten habe! Also: Einfach nur früher da sein, wie die “Wanderfreunde” – dann hat man dafür stets lange genug Zeit!

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Trotz aller Vorsicht und Mühe, finden wir am Badberg heute morgen aber nur zwei Smaragdeidechsen. Dann wird es auf den Wegen bereits zunehmend voller und am zweiten, uns bekannten Standort, ist (später, als wir ihn erreichten) schon viel zu viel Betrieb, um noch auf weitere Echsen hoffen zu können!
IMG 1537 300x199 Bei den Smaragdeidechsen am KaiserstuhlDas liegt einfach daran, dass wir unterwegs immer wieder aufgehalten werden. Wer hier nämlich, mit offenen Augen durch die Natur streift, der findet auch immer wieder Dinge, mit denen er eigentlich gar nicht gerechnet hat! So sehe ich beispielsweise in einem Erdloch, in dem ich eigentlich eine Eidechse vermutete, eine Bewegung und bin dann hocherstaunt, als da plötzlich “nur” eine große Feldgrille hervor gekrabbelt kommt! Und da ich bereits schußbereit bin, drücke ich natürlich auch ab..!
Und dann sind da auch noch die unzähligen Blüten, Pflanzen, (Mai-)Käfer, Raupen und Schmetterlinge, die ich hier aus Platzgründen gar nicht alle aufzeigen kann. Aber ich vermag vielleicht doch den Einen oder anderen Leser darauf aufmerksam zu machen, dass es vielleicht auch einmal sehr interessant sein könnte, unterwegs mal kurz innezuhalten und etwas genauer hinzusehen, als immer nur Kilometer zu “machen”!

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Wir folgen vom Parkplatz am Badweg aus dem breiten Weg, vorbei an der kleinen Thermal-Quelle (direkt links neben dem Weg!), nach Vogtsburg. Hier ziehen wir links hinauf, halten uns dann an der Wegegabel aber rechts, in der Hoffnung, hier noch weitere Eidechsen zu finden. Leider ist uns dabei jedoch kein Glück mehr beschieden, so dass wir recht zügig das Ende des lieblichen Tales erreichen und dann über den oberen (mittleren!) Weg wieder zurück-streifen, zum hübschen Rastplatz mit Tisch und Bänken. Von hier oben aus können wir nun sowohl nach Vogtsburg, als auch direkt zum Winzerörtchen Schelingen hinunter sehen. Ein paar Minuten Rast und ein Schluck von Claudia’s Tee weckt wieder frische Lebensgeister.

IMG 1669 580x386 Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl
Allerdings beobachte ich inzwischen schon mit ziemlich zwiespältigen Gefühlen die großen Wandergruppen, die oben über die “Schellinger Alpen” ziehen, wie dieser Teil des Kaiserstuhls auch gerne genannt wird. Dort, wo viele (laute) Menschen sind, da hat es (im Allgemeinen) nur noch wenig Tiere. Ausnahmen bestätigen aber natürlich auch hier die Regel. IMG 1674 300x199 Bei den Smaragdeidechsen am KaiserstuhlOben am Badberg angekommen, fällt mir nämlich sofort der große, zartgelbe Schmetterling auf, der direkt zwischen den einzelnen Wanderern herumflattert, und den komischerweise niemand zu beachten scheint: Ein wunderschöner Schwalbenschwanz!
Als ich bemerke, dass die Wanderer gerade alle im Begriff sind abzuziehen, lasse mir von Claudia das große Telezoom (100-400mm) aus meinem Rucksack reichen. Etwas neben dem Weg warte ich dann ruhig ab, und beobachte nur noch diesen wunderschönen Schwalbenschwanz.
Standorttreu flatter er zuerst noch eine Weile hin und her, dann habe ich das Glück des Tüchtigen: Er fliegt direkt auf mich zu und setzt sich dann, nur etwa zwei Meter von mir entfernt, ins Gras. Ich nehme die Kamera hoch und sehe ihn nun fast formatfüllend im Sucher. In diesem Moment öffnet er die Flügel und bleibt dann genau so vor mir sitzen! Was für ein Motiv..! (Bild unten!)

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Ich bin überglücklich! Die minimale Unschärfe in seinen Flaum-Hährchen kann ich mir verzeihen. Sie kommt durch den Wind, der hier oben immer recht frisch weht. Und auch, dass mich dann ein etwas sehr belehrend auftretender “Freizeit-Naturschützer” des Schwarzwaldvereins die zwei Meter auf den Weg zurück-zitiert, kann mich nun nicht mehr belasten! Ein freundlicher Biologe, der den Vorfall beobachtet hat, schüttelt auch nur still den Kopf und fragt mich dann anschließend höflich, ob er die Bilder vieleicht mal sehen darf. Dann klopft er mir auf die Schulter und schmunzelt still vor sich hin.

IMG 1712 580x386 Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl

Nun halten wir uns links und verlassen somit die “Rennbahn” über den Kamm. Wir folgen dem steilen Wanderpfad hinunter, in Richtung Wassertret-Stelle. Auf halber Höhe folgen wir dann aber gleich wieder dem extrem steilen Hohlweg, rechts hinauf, zum Querweg nach Oberbergen. Dort angekommen, muss ich dann erst mal kräftig durchatmen und auch Claudia ist ordentlich am “Pumpen”! Dieser Stich hat es wirklich in sich! Dafür geht es nun aber fast eben über einen wunderschönen Graspfad weiter. Auch hier hat es erfahrungsgemäß viele Smaragdeidechsen. Heute tummeln sich hier aber eher die Botaniker und machen uns auf etwas ganz anderes aufmerksam, das noch viel seltener ist, als Smaragdeidechsen: Brand-Knabenkraut und “Affen-Knabenkraut“!

IMG 1715 3 Bei den Smaragdeidechsen am KaiserstuhlIMG 1715 4 Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl

Ich kann zunächst überhaupt nichts mit diesem Begriff anfangen, bis mich eine Biologin auf die Form der einzelnen Blütenblätter dieser Orchidee im Detail aufmerksam macht. Und die haben doch tatsächlich die Silhuetten von Affen – Kopf, Arme, Beine und Schwanz, alles ist dran! (Siehe rechtes Bild, oben!)
Nun sind wir so richtig satt! Diese Raritäten wiegen die fehlenden Smaragdeidechsen natürlich bei Weitem auf! Und wie sooft, kommt es manchmal eben ganz anders, als man denkt! Aber auch dieser Tag war wieder ein unglaubliches Erlebnis für uns…

Unser Fazit: Der Kaiserstuhl hat Naturfreunden in jeder Jahreszeit viel zu bieten, wenn man sich nur die Mühe macht, genauer hinzusehen. Und manchmal braucht man halt auch ein wenig Glück, oder jemanden, der einen auf bestimmte Details aufmerksam macht!

Strecke: “Nur” 6,6 Kilometer mit 312 Höhenmeter in Anstieg und Abstieg, Zeit: ??? (Das muss hier jeder für sich selbst entscheiden!)

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HD Kaiserstuhlrunde 580x254 Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl

Auwaldzecke, Anopheles-Mücke und Tigermücke

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CDC Gathany Aedes albopictus 1 580x384 Auwaldzecke, Anopheles Mücke und Tigermücke

Jetzt kommt sie wieder, die Zeit der Mückenstiche und Zeckenbisse! Aber Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose waren gestern. Bedingt durch die fortschreitende Klimaerwärmung steht bereits die nächste Generation von Plagegeister vor unserer Tür: Die Asiatische Tigermücke und der Japanische Buschmoskito haben Deutschland erreicht..!

Und die können nun unter Umständen richtig gefährliche Erreger an Bord haben, denn sie übertragen Denquefieber, Chikungunyafieber und das West-Nil-Virus. Und die bereits eingbürgerte Anopheles-Mücke, so wie die ebenfalls schon heimisch gewordene Auwaldzecke, zusätzlich auch noch Malaria, das Q-Fieber und die Hundemalaria (Babesiose).
Zusammen mit FSME und der Borreliose sind das also insgesamt schon 7 ernstzunehmende Krankheiten, mit denen wir uns inzwischen zu Hause(!), über Mückenstiche oder Zeckenbisse, infizieren können. Die Babesiose (Nr. 8) betrifft zwar vorwiegend nur Hunde, verläuft aber unbehandelt meist innerhalb nur weniger Tage tödlich!

Diese neuen Gefahren dürfen nun aber auf gar keinen Fall ein Grund sein, gleich in Panik zu verfallen und künftig gar auf Ausflüge und Wanderungen zu verzichten. Daher kann es auch nicht schaden, etwas mehr über sie zu wissen. Und man sollte künftig vielleicht auch bei seinem vierbeinigen Freund, mal etwas öfter nach Zecken suchen..!

Zur Infektionsgefahr:

Man möchte eigentlich sagen: “Alles halb so wild..!“, denn grundsätzlich kommt jede Stechmücke und jede Zecke zuerst einmal völlig steril und absolut keimfrei auf diese Welt. Sie ist somit also noch frei von allen Krankheits-Erregern, die sie (später) auf uns übertragen könnte.
Und es ist auch längst nicht jeder Moskito, oder jede Schnake ein Blutsauger. Lediglich ihre Weibchen sind nach der Begattung auf eine Blutmahlzeit angewiesen, da sie unbedingt fremdes Protein benötigen, um Eier bilden zu können. Die Aufnahme von Blut ist somit also unverzichtbar für ihre Fortpflanzung. Bei den Zecken-Arten saugen hingegen beide Geschlechter Blut.

Anopheles gambiae mosquito feeding 1354.p lores 580x385 Auwaldzecke, Anopheles Mücke und TigermückeAber erst mit einer solchen Blutmahlzeit können von einem Wirt, Krankheits-Erreger aufgenommen werden: Viren, Bakterien, und auch ein-, oder mehrzellige Parasiten. Und diese Erreger vermehren sich anschließend in der Mücke/Zecke, und gelangen so auch in ihre Speicheldrüsen.

Dafür muß sich eine Mücke/Zecke aber unbedingt erst einmal selbst infizieren! Und die sind bei weitem nicht gegenüber jeder Infektions-Krankheit anfällig, weshalb dann später auch nicht jede Mücke/Zecke, jeden x-beliebigen Erreger auf uns übertragen kann! (Und ganz oben ist aufgezählt, welche das jeweils sind!)

Außerdem hat auch jede Mücke/Zecke eine sogenannte extrinsische Inkubationszeit, die etwa 10 bis 14 Tage dauert. Sticht, oder beißt sie uns noch vor Ablauf dieser Zeit, kann sie damit auch noch keine Erreger an uns weitergeben. Denkbar wäre allenfalls eine Kontamination des Stechrüssels mit Erregern, wenn beispielsweise eine Stechmücke bei ihrer Blutmahlzeit auf einem infizierten Wirt gestört wird, und dann gleich auf einem anderen, noch nicht infizierten Wirt weitersaugt!
In der Praxis ist für eine solche Infektion jedoch eine erhebliche Menge von Erregern erforderlich, die auf diese Weise nur schwerlich erreicht werden kann. Daher wird diese epidemiologische Übertragungsart, z. B. für das HI-Virus, von Experten auch stark bezweifelt.

Daher noch einmal ganz deutlich: Damit uns beispielsweise die Anopheles-Mücke mit Malaria infizieren kann, muss sie sich zuvor selbst bei einem mit Malaria infizierten Wirt angesteckt haben! Ohne diese Eigeninfektion kann nämlich keine noch so stechwütige Anopheles-Mücke eine Malaria-Infektion an uns weitergeben!
Und auch keine Asiatische Tigermücke kann uns mit Denquefieber oder
Chikungunyafieber infizieren, wenn sie sich nicht zuvor selbst, bei einem Träger dieser Krankheiten, infiziert hat! Und die sind in Deutschland – Gott sei Dank – noch recht selten! Also, Ruhe bewahren..!

Sollte es aber vielleicht doch einmal passieren, und zu einer Infektion mit einer dieser Krankheiten kommen, müsste man eigentlich leicht misstrauisch werden können, denn alle diese Krankheiten äußern sich durch hohes Fieber und (meist starke!) Grippe-ähnliche Symptome – was im Sommer-Halbjahr ja recht auffällig ist! Und selbst dann sind schwere Verläufe mit hämorrhagischem Fieber bei Denquefieber und Chikungunyafieber, recht selten. (Für Ärzte und Heilpraktiker ist diese Verlaufsform meldepflichtig!)

Und dann wäre da zum Abschluss ja auch noch die alte, einfach nicht tot zu kriegende Mär, dass sich Zecken von Bäumen auf ihre Opfer herab fallen lassen:
Mit Verlaub, das ist absoluter Quatsch! Zecken lassen sich von potentiellen Wirten vielmehr von ihrem Ansitz abstreifen. Und dazu müssen sie sich natürlich auch auf der “Höhe” ihrer üblichen Opfer (Kaninchen, Füchse, Rehe) befinden. Sie sitzen also immer ziemlich tief – auf Gräsern, und niederen Sträuchern.

Und wie schützt man sich nun eigentlich am Besten gegen all’ diese “Gefahren”?

Der beste Schutz gegen alle Übergriffe ist immer die Vorbeugung durch das möglichst lückenlose Bedecken der Haut. Nach Waldspaziergängen beruhigt uns (neben einer FSME-Impfung!) zusätzlich auch ein gegenseitiges Absuchen der Haut nach Zecken. Beliebte Plätze sind: Kopfhaut, Schritt und Achselhöhlen, bei Frauen auch die Unterbrustfalte.
So kurz nach dem Befall haben die unerwünschten Besucher dann auch meist noch gar keine geeignete Stelle gefunden, um sich endgültig festzubeißen. Bereits festgebissene Exemplare sind jedoch sehr leicht mit einer Zeckenzange (Apotheke) zu entfernen.
Auf gar keinen Fall sollte man aber Wachs, oder Klebstoff zum Abtöten auftragen! Das führt nämlich zu einem regelrechten “Erbrechen” von Erregern, im Todeskampf der Zecke!

Noch ein wichtiger Hinweis: Bei Ringförmiger Rötung nach mehreren Tagen, um die ursprüngliche Zecken-Biss-Stelle, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen: Dabei kann es sich nämlich unter Umständen um die sogenannte Wanderröte, ein Borreliose-Warn-Zeichen handeln! Eine Antibiotika-Therapie schafft hier Abhilfe.

Und wie unterscheidet man nun eigentlich eine ganz normale Zecke (gemeiner Holzbock), von einer neudeutschen Auwald-Zecke? Ganz einfach: Siehe Fotos unten: Links eine normale Zecke, rechts eine Auwald-Zecke. (Immer auf das “Leopardenmuster” achten!) Außerdem ist die Auwaldzecke auch etwas größer.

Ixodes hexagonus aka 176x176 Auwaldzecke, Anopheles Mücke und TigermückeDermacentor reticulatus M 070825 176x176 Auwaldzecke, Anopheles Mücke und Tigermücke

Frühlingserwachen am Feldberg

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IMG 1982 580x386 Frühlingserwachen am FeldbergAch nein..!“, schimpfte Claudia laut, als sie den Wetterbericht für heute hörte: Teilweise starker Regen, in den Bergen Schnee!
Es ist aber auch seit Wochen wie verhext. Immer wenn ihr freier Tag näher kommt, ist prompt Sauwetter angekündigt! So beschlossen wir einfach das Beste daraus zu machen und unsere neuen Regenklamotten zu testen. In drei Wochen steht ja bereits unsere diesjährige, große Trekking-Tour an und es kann schließlich kein Fehler sein, schon mal vorab erste Erfahrungen mit der Ausrüstung zu sammeln.
Also ab, an den Feldberg..!

IMG 1905 300x199 Frühlingserwachen am FeldbergAls der Wecker klingelt stehe ich auf und schaue unter dem Schlafzimmer-Vorhang hindurch.
Ich glaub’s ja nicht..!“, rutscht mir da unwillkürlich über die Lippen. “Die Sonne scheint..!
Willst Du mich veräppeln..?“, fragt Claudia ungläubig nach, und öffnet vorsichtig nur ein Auge. Dann ist sie aber auch schon aus dem Bett und ebenfalls am Fenster.

Nun geht alles flott: Ich mache uns Kaffee und einen Liter gesüßten Tee für unterwegs, während Claudia schon die Wanderklamotten hinrichtet. Da sie vor wenigen Tagen noch eine kleine Haut-OP hatte, wird sie heute keinen Rucksack tragen. Also, heute alles zu mir: Regenhosen, Ponchos, Tee, Stativ, Teleobjektiv, und den ganzen restlichen Kram. Dann noch die Fototasche und den Garmin geschnappt, und ab. Trage-Trraining für den Urlaub..!

IMG 1925 300x185 Frühlingserwachen am FeldbergWir parken unser Auto auf dem großen Parkplatz am Haus der Natur und marschieren dann die paar Meter hinüber, zur Talstation der Seilbahn, wo wir unsere 4,- Euro für das Parkplatz-Ticket löhnen. Von dort aus unterqueren wir noch die Seilbahn und halten uns dahinter gleich links aufwärts.
Ich bin schon sehr gespannt, wie ich mit meinen neuen Hanwag-Stiefeln im Anstieg zurecht kommen werde. Der Tatra Top Wide GTX wurde mir mit Hinblick auf unseren bevorstehenden Abenteuer-Urlaub zum Testen zur Verfügung gestellt. Der Goretex-Stiefel hat einen viel höheren Schaft, wie normale Wanderstiefel und ist daher auch deutlich höher geschnürt. Ob er bergauf wohl an den Schienbeinen reiben wird?

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Der Wanderweg führt nun steil aufwärts und ist seit einigen Jahren mit Treppenstufen aus Granit gepflastert. Nur so konnte man der starken Erosion in den steileren Wegstücken noch Einhalt gebieten. Auf halber Höhe führt dann ein unscheinbarer Weg rechts in den Wald hinein, der Beginn des Felsenweges.
IMG 1942 300x199 Frühlingserwachen am FeldbergDer Hanwag macht sich gut. Er hat ein etwas breiteres Fußbett, wie der gewohnte Meindl, was ich als sehr angenehm empfinde. Überhaupt gibt einem der Schuh für den Fuß ein deutliches Gefühl der “Geborgenheit”. Mit dem braucht man nun nämlich keine Angst mehr zu haben, sich den Fuß (einschließlich Schienbein) irgendwo zu stoßen. Und Reiben..? Fehlanzeige!

Wir folgen dem Felsenweg und müssen schon bald erste Schneefelder überwinden. Die halten sich hier im Schatten der Nordflanke natürlich noch bis weit in den Frühling hinein. Dann kommt aber endlich die Stelle, von der aus man zum Feldsee hinuntersehen kann und Claudia ist glücklich! Jetzt im zeitigen Frühjahr verwehrt auch noch kein dichtes Blattwerk den phantastischen Tiefblick, und am Talende sieht man sogar den Raimartihof.

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Der Pfad ist hier sehr schmal und macht seinem Namen Felsenweg alle Ehre. Trotzdem ist er selbst bei Nässe gut zu gehen, richtiges Schuhwerk vorausgesetzt. Halbschuhe oder Trekking-Sandalen haben hier oben nichts mehr verloren, schon weil der vollgesaugte Boden teilweise sehr tief wird! Mit meinem Hanwag bemerke ich davon überhaupt nichts. Alles ist weich, warm und trocken und er fühlt sich auch nicht so an, als ob ich ihn noch groß einlaufen müsste!

IMG 1967 176x176 Frühlingserwachen am FeldbergIMG 1955 176x176 Frühlingserwachen am FeldbergIMG 1930 176x176 Frühlingserwachen am Feldberg

Der Weg führt uns jetzt im Uhrzeigersinn hoch oben durch die Wand des Feldsee-Kars. Davon bekommt man aber nur wenig mit, so dass man sich ruhig Zeit nehmen kann, um vielleicht mal etwas mehr auf die Vegetation zu achten. Denn die ist hier oben wirklich beachtenswert! Selbst jetzt, im zeitigen (Feldberg-)Frühjahr blühen hier schon Schlüsselblumen, wilde Narzissen und echter Seidelbast. Nicht zu vergessen die überall gelb leuchtende Sumpfdotterblume. Und wer genauer hinsieht, der findet sogar noch ganz andere Kleinode, denn vereinzelt treibt hier schon das gefleckte Knabenkraut aus, eine einheimische Orchidee.

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In diesem Bereich sind – etwas später im Jahr – aber auch noch ganz andere Raritäten zu finden: Hier gedeihen nämlich auch Sonnentau und gemeines Fettkraut, gleich zwei Fleischfressende Pflanzen – und die erwartet nun hier oben am Feldberg doch kaum einer, oder?

IMG 1977 300x199 Frühlingserwachen am FeldbergKurz darauf erreichen wir ein Wege-Kreuz und den Fernski-Wanderweg Schonach-Belchen. Hier ist immer ein nasses Sumpfloch und der Weg daher mit Stirnholz-Scheiben ausgelegt (Vorsicht, Rutschgefahr!)

Wir halten uns nun links und folgen dem Weg weiter aufwärts. Noch immer ist kein Regen in Sicht und wir sind inzwischen schon fast guten Mutes, vielleicht doch noch um unsereren “Regenklamotten-Test” herum zu kommen.
Bald verlassen wir dann den Wald und erreichen nun die freie Fläche des Feldberg-Kammes. Hier pfeift immer ein strammer Wind und daher ist es selbst im Sommer meist angenehm kühl. Jetzt, Mitte Mai, liegt hier aber noch ein ordentlicher Schneerest, der teilweise über einen Meter dick ist. (Siehe Titelbild, ganz oben!).

Kaum ist das Schneefeld überwunden, schwenkt der Weg nach Westen, in das Quellgebiet der einstigen Urdonau. Heute entspringt hier ein kleines Rinnsal, das über das Feldseekar hinunter stürzt, zum Feldsee. Dann durchfließt es als “Seebach” noch den Titisee, bevor es seinen Namen zuerst in Gutach, und später dann in Wutach ändert. Die wütende Ach mündet später bei Waldshut-Tiengen in den Rhein.

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Hier oben ist davon jedoch noch nichts zu ahnen. Der Wanderer macht lediglich einen großen Schritt über das Rinnsal, um keine nassen Füße zu bekommen. Claudia watet einfach hindurch und gibt mir so Gelegenheit, für einen tollen Schnappschuß mit dem (alten) Feldbergturm im Hintergrund.

IMG 2002 300x199 Frühlingserwachen am FeldbergKurz darauf erreichen wir den Grüble-Sattel und halten uns an der Wegespinne gleich rechts, hinauf zum Höchsten (Feldberggipfel). Die paar Höhenmeter machen wir nun mit Links und unterhalten uns nebenher mit ein paar Westweg-Wanderern. Zwei taffe, junge Mädels, die bereits seit Pforzheim zu Fuß unterwegs sind.
Am Gipfel machen wir nur kurz Rast und trinken einen Schluck Tee. Da das Panorama heute (wetterbedingt) nicht viel hergibt, ziehen wir gleich wieder auf der anderen Gipfelseite hinunter, zur St. Wilhelmer Hütte. Dort wollen wir Gabi und Baldur, den Herdern endlich mal wieder einen Besuch abstatten. Sie sind nämlich nicht nur für die Hütte und die Bewirtung, sondern auch für das ganze Jungvieh verantwortlich, das den ganzen Sommer über hier oben am Feldberg ist.

Nach einer ordentlichen Rast mit Hefeweizen und Schmalzbrot (lecker!), scheint dann endlich unser Tagesziel erreicht zu sein, denn draußen hat es inzwischen doch tatsächlich begonnen, zu schneien! Nun, der Feldberg ist eben immer für eine Überraschung gut und ganz davon abgesehen, genau so war es doch eigentlich auch angekündigt gewesen..!

P1070029 580x326 Frühlingserwachen am Feldberg

Wir entschließen uns denoch dazu, vorläufig auf die Ponchos zu verzichten und ziehen nur die Regenhosen an. So kann kommen was will, denn die Ponchos haben wir notfalls schnell übergeworfen!
Guten Mutes ziehen wir dann wieder die paar Meter hinauf zum Gipfel, wo wir ordentlich “durchgelüftet” werden! Ein strammer Wind fegt inzwischen, einen Graupelschauer nach dem anderen, waagerecht über den Feldbergkamm. Das kann uns aber nicht viel anhaben, die Ponchos bleiben im Rucksack. Dafür legen wir aber einen Zahn zu, schließlich geht es nun immer nur noch bergab.
Eine gute Stunde später stehen wir dann wieder am Auto. Aus dem Test mit den Regenklamotten ist nun leider doch nichts mehr geworden, aber die neuen Stiefel, die würde ich am liebsten gleich anlassen..!

Unser Fazit: Bei etwas stabilerem Wetter eine ganz tolle Feldberg-Wanderungen, die selbst jetzt schon viele, interessanten Pflanzen zu bieten hat! Naturfotografen kommen hier voll auf ihre Kosten!

Strecke: 10,1 Kilometer mit 427 Höhenmeter in An-, und Abstieg. Nicht mit dem Kinderwagen machbar, Rückentrage hingegen ideal. Im Bereich des Felsenweges ist Trittsicherheit erforderlich, Wanderstöcke sind empfehlenswert! Wir empfehlen zudem dringend Wanderstiefel, Halbschuhe sind nur bedingt tauglich!
Einkehr: In der St. Wilhelmer Hütte, oder der Todtnauer Hütte möglich. Abschließend empfiehlt sich auch noch ein Besuch im Haus der Natur, wo einem Flora und Fauna des Hochschwarzwaldes sehr anschaulich nahegebracht werden.

Empfohlene Wanderkarte:*
LGL BW 50 000 Freizeit Freiburg im Breisgau / Kaiserstuhl: Naturpark Südschwarzwald Frühlingserwachen am Feldberg

Empfohlener Wanderführer:*
Schwarzwald, Süd: 50 ausgewählte Wanderungen im Südschwarzwald. Die schönsten Wanderungen zwischen Freiburg und Basel Frühlingserwachen am Feldberg

Empfohlene Hintergrund-Karte für den Garmin:*
Garmin Freizeit- und Wanderkarte Topo Deutschland 2012 Pro Gesamt

(* Dies ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Du darüber etwas bestellst, bekommen wir einen kleine Provision, Du bezahlst aber keinen Cent mehr)

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HD Fruehlingserwachen am Feldberg 580x262 Frühlingserwachen am Feldberg

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Die Orchideen-Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

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IMG 2145 580x386 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Für Orchideen-Freunde gehört ein Besuch der alljährlichen Orchideen-Blüte im Liliental am Kaiserstuhl zu einem festen Ritual. Und das ist auch kein Wunder, denn immerhin lassen sich hier 20, der insgesamt 60 europäischen Orchideen-Arten finden! Schon ab Mitte April, bis etwa Ende Juni ist dafür die beste Zeit.

P1070033 300x199 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlAuch wir haben die Orchideenblüte am Kaiserstuhl schon lange auf unserem Radar, aber irgendwie war es uns bisher noch nie gelungen, dafür wirklich rechtzeitig im Jahr hierher zu kommen. Mitte April denkt man im Hochschwarzwald eben einfach noch nicht an Orchideen, sondern sucht eher nach dem ersten, zarten Grün.
In diesem Jahr ist aber alles anders. Da ist auch am Kaiserstuhl alles ein paar Wochen später dran, sogar die Orchideen!

Wer am Kaiserstuhl Orchideen sehen möchte, der muss wissen, wo er nach ihnen zu suchen hat. Natürlich gibt es sie verstreut am ganzen Kaiserstuhl, aber selbst am Badberg verstecken sie sich etwas vor dem Unkundigen.
IMG 2055 294x300 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlDer eigentliche Orchideen-Hotspot befindet sich im Liliental! Und hier wachsen sogar echte Raritäten, wie z. B. das Brand-Knabenkraut, das Affen-Knabenkraut, die Bocks-Riemenzunge und die Pyramiedenorchis. Wir haben am Montag gleich alle an nur einem Tag gesehen (und natürlich für Euch fotografiert!).

Die Anfahrt von Freiburg, (oder auch von der A 5 kommend) führt über Bötzingen und Wasenweiler. Nur wenige hundert Meter hinter dem westlichen Ortsausgang folgen wir rechter Hand einem geteerten Sträßlein, tief in ein liebliches Tal hinein, das hier – auf der Südseite des Kaiserstuhls – wohl kaum einer erwarten würde. Wir parken unser Auto ganz hinten, auf dem Wanderparkplatz, direkt neben dem Gasthaus Lilienhof (Einkehr!).

Eine Wanderkarte ist höchstens zur groben Orientierung erforderlich, denn eine Wandertafel lässt einem die Wahl zwischen drei möglichen Rundwegen, von denen der längste (Nr. 3) 5,5 Kilometer lang ist. (Bleibt man auf diesem Rundweg, ist der sogar mit einem Kinderwagen, oder auch mit einem Rollstuhl zu bewältigen!) Wir haben ihn auf den letzten Metern jedoch verlassen, und sind dem Rundweg 2 zu weiteren Orchideen-Wiesen gefolgt.
IMG 2140 580x386 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlWer hierher kommt, der weiß an manchen Stellen überhaupt nicht, wo er zuerst hinschauen soll – nach unten, oder nach oben! Das unter Fachleuten berühmte Arboretum (350 Baumarten!) hält für den Besucher nämlich sogar einen echten Mammutbaum-Wald parat. Da war unser Blick eben noch völlig auf Orchideen am Boden fixiert, müssen wir den Kopf plötzlich weit in den Nacken legen..!

IMG 2058 300x199 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlZuerst führt uns ein breiter Weg kontinuierlich aufwärts. Aber schon da lernen wir, doch unbedingt auf die unscheinbaren Trampelpfade im Gras zu achten. Die stammen nämlich von Insidern, die genau wissen, wo-hier-was-wächst! Die Orchideen-Plätze liegen in diesem Bereich nämlich stets etwas oberhalb des Gesichtsfeldes, und ohne dieses Wissen würde man wohl an vielen Kleinoden einfach vorbeigehen!
Aber Vorsicht: Auf diesen Wiesenpfaden muss man wirklich jeden Fuß mit Bedacht setzen, um nicht aus versehen etwas zu zertreten (siehe Foto links!).
Viele Orchideen sind nämlich so unscheinbar, dass sie der Unkundige erst gar nicht als solche erkennt. Das Große Zweiblatt links steht beispielsweise in voller Blüte. Aber wer rechnet schon damit, dass es hier, in der Wiese auch Orchideen gibt, deren unscheinbar kleine Blüten völlig G R Ü N blühen..?

IMG 2058 3 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlIMG 2112 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlIMG 2123 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Man muss eben die Augen wirklich am Boden haben und sich vorher schon etwas kundig machen, um solche Unfälle zu vermeiden. Und Kinder sind sogar noch viel leichter zur nötigen Vorsicht zu motivieren, als mancher Erwachsene. Zudem sehen sie auch besser, wie wir! Auf diese Weise fokussiert, findet man dann auch leicht noch weitere Raritäten, wie zum Beispiel die Hexenspucke – in Wirklichkeit das Schaumnest der Wiesenschaumzikade. Die große Kaiserstuhlanemone (rechtes Foto, oben)kann man hingegen kaum übersehen!

IMG 2038 300x199 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlAuf solche Trampelpfade fixiert, führt uns gleich der Erste zu einer hübschen Gruppe Blauer Akelei (Wildform), die man vom Weg aus gar nicht sehen konnte. Der “Aufstieg” am Hang ist schwierig, weil der Boden schmierig ist. Aber mit vereinten Kräften sind die anderthalb Höhenmeter dann leicht zu bewältigen.

Wenig später auf der Anhöhe, knickt der breite Fußweg dann scharf nach rechts und nähert sich hier nach einem kleinen Pavillon auch auf der linken Seite dem Niveau der Wiesen an. So können wir nun auch direkt vom breiten Weg aus immer mehr Orchideen ausmachen: Großes Zweiblatt, verschiedene Knabenkräuter und sogar die Waldhyazinthe, sehen wir im hohen Gras stehen.

IMG 2116 580x386 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl
Dann führt an einer Bank erneut ein ziemlich breiter Pfad in die Wiese hinein, dem wir einfach folgen müssen, weil sich dort bereits mehrere Fotografen um ein kleines Areal versammelt haben. (Bitte nicht falsch verstehen: Um übermäßige Bodenverdichtung zu vermeiden, sind alle artig auf dem Pfad geblieben. Und der ist teilweise sogar gemäht!)
Der Grund ihrer “Versammlung” ist ein Weißes Waldvögelein, eine weitere, ebenfalls recht seltene Orchidee. (Siehe unten!)

IMG 2114 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlIMG 2113 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Nach einer kurzen Fachsimpelei unter Fotografen, verlassen uns die drei Orchideen-Freunde wieder und wir haben nun die ganze Orchideen-Wiese für uns alleine. Das nützen wir natürlich aus und schießen Bild um Bild! Hier hat es neben dem Waldvögelein nämlich auch noch verschiedene Knabenkräuter und die Pyramidenorchis. Wir sehen Purpur-Knabenkraut, Helm-Knabenkraut, Affen-Knabenkraut und Brand-Knabenkraut. Dazwischen immer wieder einzelne Waldhyazinthen und einzelne Exemplare von Großem Zweiblatt!

IMG 2134 580x386 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Sechs verschiedene Orchideen an nur einem Ort! Da sich bei Orchideen jedoch immer sehr leicht Hybrithen bilden, ist Laien wie uns die Bestimmung nicht immer zweifelsfrei möglich. Sollte daher ein Insider beim Lesen vielleicht Bestimmungs-Fehler entdecken, dann teilt uns das doch bitte mit! (Herzlichen Dank!)
Ganz zweifelsfrei hingegen lässt sich das Brand-Knabenkraut und auch das Affen-Knabenkraut bestimmen: Das Brandknabenkraut sieht aus, als ob es von oben her “angesengt” wäre. Und das Affen-Knabenkraut? Seht selbst..! (Bild unten!)

IMG 1715 31 580x386 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Das Affen-Knabenkraut ist in Deutschland eine echte Rarität, am Kaiserstuhl kommt es jedoch noch in größerer Zahl vor. Und wir sind hier auch noch auf der Suche nach einer weiteren Rarität, die wir bisher noch garnie gesehen haben: Der Bocks-Riemenzunge! Bei ihr handelt es sich um eine sehr wärmeliebenden Orchidee, die hier am Kaiserstuhl natürlich ideale Bedingungen findet. Und unsere drei Orchideen-Freunde von vorhin haben uns sogar verraten, wo wir sie finden werden!

IMG 2137 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl Erst nach einer ganzen Weile packen wir zusammen und ziehen weiter. Immer weiter dem Rundweg Nr. 3 folgend, sollen bald noch weitere Orchideenstandorte kommen, haben wir erfahren.
Der breite Weg führt uns nun grob in Richtung Nord-Ost und verläuft überwiegend auf einer Höhe, oder auch mal leicht ansteigend. Inzwischen werden aber leider die Schönwetter-Wolken dicker und schieben sich immer häufiger vor die Sonne. Das drängt mich zur Eile, da in diesen Fällen immer sofort das Licht zum Fotografieren weg ist. Zudem frischt der Wind merklich auf, was es schwierig macht, die im Wind wiegenden Pflanzen im Nahbereich zu fokussieren.

An einer Bank machen wir trotzdem eine kurze Pause und gönnen uns einen Schluck Tee. Inzwischen ist auch mir so warm geworden, dass ich den Fleece-Pulli ebenfalls ausziehe. Endlich mal wieder T-Shirt-Wetter..!

Als wir wieder weiterziehen, kommen wir nicht sehr weit, da ich schon vom Weg aus einen Nestwurz stehen sehe. Das stattliche Exemplar drückt sich etwas in den Schatten einiger Büsche und ist für mich in Reichweite des großen Telezooms. Mit dem Stativ und dem zweifach-Extender gelingt mir sogar ein Portrait der unscheinbaren Einzel-Blüten.

IMG 2082 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlIMG 2089 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Der Vogel-Nestwurz ist eine völlig unscheinbare, aber gleichzeitig auch sehr interessante Orchidee: Sie besitzt nämlich kein Chlorophyll und ist ein sogenannter Vollschmarotzer. Das bedeutet, sie egalisiert das fehlende Blattgrün indem sie sich alles, was sie benötigt (Nährsalze, Wasser und Assimilate) parasitär über einen ganz bestimmten Pilz holt. Die Orchidee ist bei uns inzwischen aber ebenfalls stark gefährdet, zumal sie bis zur Blühreife etwa 9(!) Jahre benötigt!

Inzwischen haben wir auch noch ein eben aufblühendes Exemplar der IMG 2171 2 300x199 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl Pyramidenorchis “im Kasten”. Um ihre Schutzbedürftigkeit zum Ausdruck zu bringen, war sie vom Arbeitskreis Heimische Orchideen 1990 zur Orchidee des Jahres ernannt worden.

Nun machen wir uns voller Vorfreude auf den Weg, zu den Bocks-Riemenzungen. Dazu verlassen wir den breiten Rundweg Nr. 3 nach etwa der Hälfte des Rückweges, und folgen einem gemähten Waldpfad (Rundweg Nr. 2) aufwärts. Tazsächlich finden wir bald ein auch paar größere Exemplare, die aber allesamt bereits im Verblühen sind. Keine von ihnen würde noch zu einem vorzeigbaren Foto gereichen.

Bereits etwas enttäuscht ziehen wir langsam weiter, den Blick immer erwartungsvoll nach Links, in die Wiese gerichtet, als ich – eigentlich mehr aus Zufall – auch einmal nach rechts sehe. Und dort, im Schatten eines Haselnuss-Strauches, direkt am Wegrand steht dann sie plötzlich: Ein wirklich stattliches Exemplar einer Bocks-Riemenzunge, in voller Blüte!
Whow..!“, meint da nun auch Claudia nur noch erfurchtsvoll!

IMG 2163 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlIMG 2178 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am KaiserstuhlIMG 2177 2 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Dafür hole ich nun sogar extra noch einmal das Tele und den Extender, samt dem Stativ vom Rucksack und schieße erneut Bild um Bild. Dann packen wir zusammen und ziehen zufrieden zurück, zum Auto.

P1070049 580x386 Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Ich weiß nicht, ob Ihr dieses Gefühl nachvollziehen könnt, das wir immer dann empfinden, wenn wir wieder einmal das zuvor noch kaum für möglich Gehaltene, erreicht haben?
Glück..? Ja, das gehört ganz bestimmt auch dazu! Aber da wir Euch in unseren Berichten ja immer nur das zeigen, das wir auf der jeweiligen Tour auch tatsächlich gesehen (und fotografiert!) haben, ist wohl schon auch etwas vom Glück des Tüchtigen dabei..!

Unser Fazit: Eine wunderschöne Tour durch die Orchideen-Wiesen im Liliental, am Südrand des Kaiserstuhls. Strecke: Rundweg Nr. 3 – 5,5 Kilometer. Durch unsere vielen Schlenker und die Abzweigung im letzten Viertel des Weges sind dann letztlich aber 7,5 Kilometer daraus geworden.
Achtung: Bleibt man ausschließlich auf dem Rundweg Nr. 3, ist die Runde auch mit dem Kinderwagen/Rollstuhl zu absolvieren, aber Vorsicht: Es sind 235 Höhenmeter jeweils im Anstieg, wie auch im Abstieg zu bewältigen!

Empfohlene Wander-Karte:*
Kaiserstuhl – Tuniberg – Kenzingen – Emmenignen – Breisach am Rhein 1 : 25 000: Wanderkarte mit Kurzführer und Radwegen. GPS-genau Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Empfohlener Wander-Führer:*
Kaiserstuhl: 14 Leichte Entdeckungen. Reisebuch mit ausgesuchten Adressen und Tourenvorschlägen: Touren – Wein – Gastronomie Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Empfohlenes Orchideen-Bestimmungsbuch (Über 150 Farbabbildungen!):*
Heimische Orchideen in Wort und Bild Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

Empfohlene Hintergrund-Karte für den Garmin: (Bis 1 : 25.ooo! ):*
Garmin Freizeit- und Wanderkarte Topo Deutschland 2012 Pro Gesamt Die Orchideen Wiesen im Liliental am Kaiserstuhl

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Zur Frauenschuh-Blüte im NSG-Schopfeln-Rehletal

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IMG 2553 580x386 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Der Gelbe Frauenschuh ist unbestritten die Königin unter unseren einheimischen Orchideen, und dass er im Rehletal auch noch früher blüht, als an den anderen Standorten, macht ihn hier natürlich zum absoluten Puplikums-Magneten! Das NSG-Schopfeln-Rehletal aber nur auf diese eine Orchideen-Art zu reduzieren, kann diesem wunderschön angelegten, botanischen Lehrpfad in keiner Weise gerecht werden!

IMG 2399 300x199 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalNein, den Begriff “Botanischer Lehrpfad” bitte nicht falsch verstehen – auch wenn hier alles liebevoll gepflegt wird, so ist doch nichts davon “angepflanzt”, oder gar kultiviert! Vielmehr ist der Pfad so liebevoll in die bestehende Landschaft eingefügt worden, dass man auf ihm immer wieder die interessantesten Kleinode passiert. Und es sind nicht nur die phantastischen Orchideen, die hier markiert und auf vielen Schildern beschrieben sind, richtige Aha-Erlebnisse vermitteln nämlich auch immer wieder mal ganz banale “Allerwelts-Pflanzen“, die man heute höchstens noch dem Namen nach kennt – wie z. B. die Tollkirsche, oder die Einbeere!

IMG 2405 300x199 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalWir erreichen den Parkplatz von (Immendingen-) Hattingen kommend, rechter Hand direkt neben der Landstraße nach Talmühle (Richtung Engen). Es ist der erste schöne Sonntag nach einer ausdauernden Regenperiode und eigentlich erwarten wir deshalb auch – n i c h t s ! Claudia mag sich immer noch nicht so recht vorstellen, dass der Gelbe Frauenschuh bereits blüht, denn dafür war es ihr in letzter Zeit einfach zu kühl gewesen. Und in Neuhausen o. Eck und in Hüfingen, so wissen wir inzwischen, sind die Orchideen-Blüten noch nicht geöffnet!
Der Parkplatz ist jedoch – um 12.00 Uhr – gut belegt, und das sollte doch eigentlich seinen Grund haben, argumentiere ich.
Wir werden sehen..!“, meint sie jedoch, immer noch recht pesimistisch. So packen wir unsere Fotoausrüstung zusammen und folgen dem breiten Wirtschaftsweg, in den Wald hinein.

IMG 2437 580x386 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Schon nach wenigen hundert Metern könnte ich dann aber jubeln, denn rechter Hand im Waldhang stehen bereits erste Gruppen von Gelbem Frauenschuh, und sie sind in voller Blüte! Zeit, die Objektive zu wechseln, denn mit dem 100 – 400mm Tele hole ich sie mir, trotz der Distanz, formatfüllend heran.
Sehr Fotografen-freundlich kommen die Orchideen-Gruppen dann aber – je weiter wir gehen – immer näher zum Weg herunter und schon bald sind die Ersten nahe genug, um tolle Portraits von ihnen zu schießen!

IMG 2432 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalIMG 2415 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Ich bin ganz im Glück und auch Claudia macht mit der kleinen Lumix Bild um Bild. Inzwischen sind wir ein recht gutes Team geworden, das ganz genau weiß, welche Fotos wir für unsere Berichte brauchen. Und wenn wir abends dann zu Hause gespannt die Bilder vom Tag sichten, kommt eigentlich immer genügend Brauchbares dabei heraus!

IMG 2561 580x870 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalBald habe ich dann so viele Fotos von Gelbem Frauenschuh im Kasten, dass ich mich auch den anderen Kleinoden zuwende, die hier wachsen. Direkt am Wegrand steht ein Einblütiger Weißwurz, und gleich dahinter dann noch ein ganzes Feld davon mit einer Holztafel, die sie den Lilien-Gewächsen zuordnet.
Während ich noch lese, flattert ein Schmetterling an mir vorbei und setzt sich etwa 2,5 Meter vor mir auf ein Brombeerblatt, um sich zu sonnen. Eine nahezu ideale Entfernung. Und das schöne am großen Tele ist: Man befindet sich beim Fotografieren meist außerhalb der Flucht-Distanz vieler Kleintiere. Sie fühlen sich daher ungestört und bleiben für ein Foto lange genug sitzen!

IMG 2440 176x176 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalIMG 2461 176x176 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalIMG 2478 176x176 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Wer hier den Blick einmal aufmerksam schweifen lässt, der findet auf Anhieb so viele Motive, dass er gar nichtmehr  weiß, wo er mit dem Fotografieren anfangen soll! Vor lauter Frauenschuh-Blüte geraten die anderen Orchideen anfangs fast in Vergessenheit. Aber wie oft wäre man unterwegs froh, auch mal wieder ein Weißes Waldvögelein, oder gar ein Purpur-Knabenkraut zu sehen? Oder auch die verschiedenen Zweiblatt-Arten, die es hier außerdem zu bewundern gibt!

IMG 2528 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalIMG 2531 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Und auch die tollen Exemplare von Nestwurz, die wir hier sehen, sind eigentlich mehr als nur eine kurze Erwähnung wert. Aber wir Menschen werden im Überfluss ja immer so schnell “satt” – gerade eben haben wir uns beispielsweise noch über jede einzelne Blüte eines Frauenschuh’s gefreut, und inzwischen laufen wir bereits wieder an ihnen vorbei..!

IMG 2458 3 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal IMG 2523 3 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal IMG 2481 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Dann nimmt aber eine unscheinbare Holztafel unsere Aufmerksamkeit in Anspruch: Auf ihr sind nämlich alle Orchideen aufgezählt, die hier vorkommen (und blühen!). Aber natürlich nicht zur selben Zeit, was uns einmal mehr zeigt, dass man einem Orchideen-Gebiet wie dem Rehletal niemals gerecht werden kann, wenn man es nur einmal im Jahr – eben zur Frauenschuh-Blüte – besucht!

P1070147 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Ganz bestimmt werden wir im Laufe des Jahres daher noch ein paarmal hierherkommen, um die Berichte über das NSG-Schopfeln-Rehletal zu ergänzen! Und es gibt hier ja auch noch ein paar weitere Orchideen-Plätze, über die wir auf Rainer & Claudia berichten wollen. Bis dahin möchten wir Euch aber gerne ans Herz legen, doch in den nächsten Wochen (bis Ende Juni) einmal hierher zu kommen, um diese phantastische Frauenschuh-Blüte zu erleben..!

P1070114 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln RehletalIMG 2470 2 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Unser Fazit: Einer der schönsten und interessantesten Orchideen-Standorte im Südwesten. Liebevoll gepflegt, kommt man auf den Pfaden ganz nahe an die Blüten heran. Die Wege bitte nicht verlassen, um schädigende Bodenverdichtungen zu vermeiden und nichts zu zertreten! Die Pflanzen kommen im Verlauf des Weges ohnehin (ganz nahe!) “zu Euch”!

Weg: Etwa 3,0 Kilometer mit 109 Höhenmeter im An-, und Abstieg. Bleibt man auf dem breiten Weg, ist diese Tour auch mit dem Kinderwagen oder einem Rollstuhl zu absolvieren! (Und selbst mit dem Rollstuhl kommt man so nahe an die Frauenschuh-Blüten heran, dass man sie anfassen könnte!)
Zeit: ??? (Wie lange wollt Ihr denn gerne fotografieren?) icon smile Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Empfohlene Wanderkarte:* (Für alle, die diesen Besuch gerne in eine Wanderung integrieren wollen!)

LGL BW 50 000 Freizeit Sigmaringen Naturpark Obere Donau Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Empfohlenes Bestimmungsbuch:* Einheimische Orchideen (Mit vielen Abbildungen!)

Heimische Orchideen in Wort und Bild Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Empfohlenes Bestimmungsbuch:* Schmetterlinge

Schmetterlinge: Treffsicher bestimmen in drei Schritten Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Empfohlene Hintergrund-Karte für den Garmin*:

Garmin Freizeit- und Wanderkarte Topo Deutschland 2012 Pro Gesamt Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

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HD Rehletal 580x260 Zur Frauenschuh Blüte im NSG Schopfeln Rehletal

Die Orchideen-Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

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IMG 2821 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Wer die Orchideen-Standorte im “Südwesten” aufzählen möchte, der darf die Vorkommen im nahen Elsass natürlich nicht vergessen. Bollenberg, Strangenberg und Zinnköpfle sind gleich drei Weinberge rund um Westhalten, die mit mediteraner Vegetation aufwarten und mit ihren großen Magerrasen ideale Voraussetzungen für Ragwurz und Bocksriemenzunge bieten. Zwei davon haben wir besucht..! 

P1070216 300x199 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassHeute sind wir einmal ganz speziell auf der Suche nach Ragwurz. Bevor man aber als Laie (wie wir) das erste Mal nach Ragwurz sucht, sollte man sich unbedingt vorher die Mühe machen und sich einmal über die fast unglaublichen Bestäubungs-Vorgänge dieser Orchideen informieren, die immer nur mit Hilfe von ganz spezifischen Insekten stattfinden können. Dazu hat die Pflanze mit ihren Blüten Lippen ausgebildet, die das Weibchen einer bestimmten Insektenart-Art nachahmen. Männliche Insekten lassen sich davon täuschen und übertragen die Pollen dann während einer sogenannten Pseuodo-Kopolation.
Dieses Phänomen wird Sexualtäuschung genannt und ist von diesen Orchideen derart perfektioniert worden, dass sie die Insekten nicht nur mit Form, Duft und Farbe der Blüte, sondern auch noch mit der Wuchs-Richtung der Blüten-Haare täuschen. So erreichen sie nämlich, dass sich das Insekt auch “richtig herum”(!) auf die Blüte setzt – eigentlich unglaublich, oder?

P1070220 300x199 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassWer davon weiß, der sieht diese – auf den ersten Blick eigentlich eher unscheinbare Orchidee – dann plötzlich mit ganz anderen Augen und betrachtet sich so natürlich auch die zierlichen Blüten schon um einiges genauer!
Bei uns gibt es übrigens vier Arten von Ragwurz: Hummel-, Fliegen-, Bienen-, und Spinnen-Ragwurz, ihre Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli.

Und eines der berühmtesten Ragwurz-Gebiete liegt nur etwa eine knappe Auto-Stunde von Freiburg entfernt, etwas südlich von Colmar. Das hübsche Winzer-Städtchen Westhalten hat zwar nur 1.000 Einwohner, ist aber gleich von drei Weinbergen umgeben, die auf ihren Kuppen jeweils ausgedehnte Magerrasen tragen und somit ideale Bedingungen für Ragwurz bieten. Überhaupt ist die Vegetation hier sehr mediterran, was natürlich auch die Qualität des angebauten Weines unterstreicht.

Wir parken in Westhalten, in der Rue des Fleurs auf einem kleinen Wanderparkplatz. Dieser liegt zentral für drei mögliche Touren: Bollenberg (im Süden), Strangenberg (im Norden), oder auch für eine kombinierte Tour über Strangenberg und Zinnköpfle, wie wir sie im Frühjahr absolviert haben, als wir auf der Suche nach Küchenschellen waren. (Ragwurz gibt es auf allen drei Touren zu sehen.)

IMG 2601 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Wir beginnen heute einmal am Bollenberg, da wir diesen noch nicht kennen und er einen sehr guten Ruf als Ragwurz-Revier hat. Vorbei an einer Schautafel, halten wir uns gleich rechts und marschieren immer auf den bewaldeten Hügel zu. An der D5 halten wir uns links und überqueren sie nach nur wenigen hundert Metern. Nun sind wir am Fuße des Bollenbergs angekommen und wandern rechts aufwärts. Der Weg führt uns anfangs im Gegenuhrzeigersinn um den Weinberg herum, bis uns irgendwann ein schmaler Trampelpfad vom breiten Wirtschaftsweg weg führt.

IMG 2608 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2611 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2614 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Kaum hat man den breiten Weg verlassen, ist man auch schon inmitten üppiger Natur. Es ist aber nur ein schmaler Waldgürtel, der uns von den sonnigen Magerrasen der Bergkuppe trennt. Und kaum haben wir ihn hinter uns gelassen, kleben unsere Augen auch nur noch am Boden kleben und suchen ausschließlich nach einem – nach Ragwurz! Dabei bleiben unsere Augen aber auch immer wieder an ganz anderen Schönheiten kleben: Gefiederte Fruchstände der Küchenschellen glänzen im hellen Gegenlicht, der blaue Natternkopf streckt seine herrlichen Kerzen in den Himmel und dazwischen auch immer wieder: Bocks-Riemenzungen in voller Blüte!

P1070225 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2616 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Während ich mit den wunderschönen Einzel-Blüten dieser wärmeliebenden Orchidee beschäftigt bin, schallt der langersehnte Ruf von Claudia zu mir herüber:
Raagwuuurz..!” Nun, das war schon so ähnlich wie ein kleiner Stromschlag und bringt mich innerlich auch gleich richtig in Wallung!
Ich hebe den Kopf und sehe Claudia mit angespannter Körperhaltung am Wegrand stehen und ins Gras zeigen.

IMG 2686 300x199 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIch stehe auf und gehe zu ihr hinüber, muss meine Augen dann aber erst etwas auf die zierlichen Blütenstände einstellen, bevor ich sie wahrnehme. Tatsächlich, Hummel-Ragwurz, und daneben gleich noch einer, und noch einer.

Hier stehen sie nun wirklich im Abstand von nur ein bis zwei Meter im Magerrasen.

Ganz vorsichtig, ja fast andächtig, setze ich den ersten Fuß ins Gras, um ja nicht aus Versehen irgendwo ein Pflänzlein zu zertreten. Und dann sehe ich auch schon, wie mein eigener Schatten auf die ersten Blüten fällt. Also nochmal etwas zurück und von weiter links herankommen.
Ich kniehe mich vorsichtig hin und schieße dann erst mal Bild um Bild. Dabei leistet mir das abklappbare Display der Canon mal wieder gute Dienste. Ohne dieses müsste ich mich wohl hinlegen, um die gleiche Perspektive zu bekommen.
Die zarten Plänzchen bewegen sich jedoch immer wieder leicht im Wind, und bei dieser Distanz reicht ja schon ein einziger Milimeter, um das Motiv aus der Schärfe-Ebene heraus zu bewegen!

P1070241 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2625 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Claudia schmunzelt irgendwann hinter mir, als sie bemerkt, wie ich vor dem Auslösen immer wieder die Luft anhalte:
Aber Du denkst schon ab und zu noch an’s Atmen, gell..?
Ich muss Lachen und entspanne mich für einen Augenblick, dann stehe ich auf und suche mein nächstes Motiv.
Bisher habe ich ja nur davon gelesen, aber nun sehe ich es selbst: Jede einzelne Blüte ist anders! Man findet wirklich keine Zwei an einem Stengel, die absolut indentisch wären, wie es sonst bei Pflanzen üblich ist.

IMG 2731 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Neben Blüten mit rötlichem, oder rosa Grundton, finden wir auch Blüten mit völlig weißen Blütenblättern, oder Mischfarben davon.
Inzwischen gehen wir ganz vorsichtig von Ragwurz, zu Ragwurz. Claudia ist immer ein paar Meter vor mir und dirigiert mich so zu den schönsten Fotomotiven.

IMG 2629 176x176 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2640 176x176 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2652 176x176 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Und wenn ich mich dann erneut auf Knie und Ellenbogen niederlasse achtet sie schon wieder darauf, dass ich ja mit den Füßen nichts kaputt trete.
Als ich wieder einmal aufstehe bemerke ich ihren Blick auf meinen Knien, die inzwischen natürlich alle Farben der Wiese haben. Aber auch da lächelt sie nur:
Die Waschmaschiene macht das schon..!

IMG 2693 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Wie Ihr seht, stehen unsere einheimischen Orchideen den Zuchtformen weder in Farbe, noch in Schönheit nach – sie sind eben nur etwas kleiner! Und das ist wohl auch der Grund, warum sie nur von den wenigsten Spaziergängern überhaupt wahrgenommen werden. Wer jedoch seinen Blick etwas schärft und unterwegs immer mal wieder schweifen lässt, der wird hier wohl auch immer wieder fündig werden. Und es gibt hier nicht nur Hummel-Ragwurz, Claudia findet sogar auch noch den viel selteneren Fligen-Ragwurz. Dieser ist äußerst gefährdet und wurde deswegen 2003 zur Orchidee des Jahres gewählt!

IMG 2761 3 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2761 4 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Die Blüte des Fliegen-Ragwurz ist deutlich kleiner, wie die des Hummel-Ragwurz und völlig unscheinbar. Nach ihm muss man wirklich suchen, wenn man Erfolg haben will, sonst ist die Gefahr, ihn zu übersehen sehr groß! Und noch schlimmer wird es dann beim Fotografieren: Ich drücke Euch die Daumen dafür, dass Ihr Windstille habt, wenn Ihr ihn findet!

IMG 2748 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Langsam beschließen wir, den Rückweg zum Auto anzutreten, kommen aber nicht wirklich los vom Bollenberg. Da wäre ja noch so viel zu fotografieren. Zum Beispiel der Quendel-Sommerwurz, der mich bei der Bestimmung kurz ins Straucheln bringt, da er dem Nestwurz – einer einheimischen Orchidee ohne Chlorophyll – doch zum Verwechseln ähnlich sieht!

IMG 2678 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2717 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Irgendwann habe ich dann aber wirklich genug fotografiert und der erste Akku der Canon ist ebenfalls schon leer. Wir machen uns daher auf IMG 2772 300x199 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsassden Rückweg zum Auto um dort eine kurze Pause einzulegen, bevor wir uns dann auf die zweite Runde, hinauf zum Strangenberg, aufmachen werden.

Auf dem Rückweg gibt es dann leider nichts Neues mehr zu fotografieren, da die vier Wiedehopfe, die wir unterwegs beobachten, leider sehr scheu waren und uns nicht auf (Tele-)Schußweite an sich herankommen ließen. Schade!
Der Weg zurück muss daher hier nicht noch einmal beschrieben werden. Lediglich ein Schild mit dem Straßennamen Rue des Orchidées bringt uns noch einmal kurz zum Schmunzeln; und natürlich auch, dass wir wieder von den lieben Eseln begrüßt werden, die direkt neben dem Parkplatz in der Sonne dösen..!

Am Auto angekommen, öffne ich die Fahrertüre und nehme dann spontan den Kopf zurück, weil mir ein Schwall kochend heiße Luft entgegenkommt. Das war fast so, als hätte ich die Türe unseres Backofens zu Hause geöffnet!
Und Eines steht damit nun natürlich auch fest: In diesem Auto können wir keine Vesper-Pause machen! Gott sei Dank hat Claudia heute morgen wenigstens unsere Vesperbrote gewohnheitsmäßig in den Rucksack gepackt, sonst wären die nun wohl ebenfalls überbacken worden.

IMG 2776 300x199 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIch habe aber eine Idee: Von unserer letzten Tour am Zinnköpfle, erinnere ich mich an einen Wanderparkplatz, oben am Sattel zwischen Zinnkoepfle und Strangenberg. Der müsste nun eigentlich im Schatten liegen, und außerdem ist dort ein Tisch mit Bänken.
Wir packen also unsere Rucksäcke in den Kofferraum, öffnen alle Fenster und fahren die paar Kilometer hinauf, zum neuen Parkplatz. Dort werden wir dann freundlich von einigen französischen Wanderern begrüßt und packen unser Vesper aus.

Nun werden wir die zweite Runde (um den Strangenberg) halt einfach hier oben beginnen, anstatt unten im Ortskern von Westhalten.

Kaum wieder unterwegs wird uns aber klar, dass das wohl keine so gute Idee war! Der Weg führt uns nun nämlich erst mal wieder durch die ganzen Weinreben hinunter, bis fast an den Ortsrand von Westhalten. Bis zu unserem ersten Parkplatz sind es am Scheitelpunkt der neuen Runde dann gerade mal noch 250Meter Luftlinie!
So ein Blödsinn..!“, ärgert sich da auch Claudia – denn Asphaltwege und Sommersonne, das lieben wir wie Zahnweh! Aber was soll’s, wenigstens steht unser Auto jetzt im Schatten!

IMG 2784 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass
Dann geht es aber über wunderschöne Pfade wieder steil hinauf, zur Anhöhe des Strangenbergs. Unter uns breitet sich indessen das hübsche Winzerstädtchen aus, und dieser Ausblick lässt den Groll über unsere Dummheit dann auch rasch wieder verziehen! Bald sind wir wieder oben und erreichen dann auch hier die Magerrasen mit den Orchideen-Standorten.

IMG 2819 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2820 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Am Gedenkstein, auf dessen Rückseite ein Zitat von Goethe eingemeiselt ist (Wir sind in Frankreich!), halten wir uns links und folgen dem Naturlehrpfad.
Hier hat es nun wieder in etwa die gleiche Pflanzendichte an Bocks-Riemenzungen und Hummel-Ragwurz. Nur Fliegen-Ragwurz sehen wir am Strangenberg leider keinen mehr. Dafür aber wunderschön blühende Vogesen-Rosen und vor allem unglaublich viel blühender Diptam!

P1070289 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / ElsassIMG 2825 2 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Die ganzen Westhänge sind hier oben voll davon! Langsam schlendern wir so über die Höhen des Strangenberg und schießen auch hier wieder Bild um Bild. Dann erreichen wir irgendwann das nördliche Ende des Wiesen-Pfades und halten uns dort rechts abwärts, hinunter zum breiten Fahrweg.

IMG 2830 580x386 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass
Nun sind es nur noch geschätzte 500 Meter bis zum Auto, die wir ganz gemütlich zurücklegen. Dann entledigen wir uns unserer Rucksäcke, ziehen die Warmen Stiefel aus und trinken uns zuerst einmal satt, denn Durst hat dieses Wetter natürlich schon erzeugt. Nur gut, dass wir (aufgrund des Wetterberichtes) damit gerechnet, und genügend Flüssigkeit eingepackt haben. Nichts ist unterwegs nämlich schlimmer, als Durst leiden zu müssen..!

Unser Fazit: Zwei ganz tolle Touren durch die phantastischen Orchideen-Gebiete rund um Westhalten, im nahen Elsass. Die Touren können sowohl einzeln gewandert, als auch miteinander kombiniert werden. Dann sollte man sie aber am Stück gehen, denn der Aufstieg zum Strangenberg beginnt direkt am Parkplatz. Eine schöne Variante ist auch, den Strangenberg und das Zinnkoepfle miteinander zu verbinden, siehe dazu unseren extra Bericht.

Strecke Bollenberg: 6,3 Kilometer mit 173 Höhenmeter, Dauer 2 – 3 Stunden (Fotos)
Achtung: Nicht mit dem Kinderwagen/Rollstuhl machbar!

Strecke Strangenberg: 4,1 Kilometer mit 140 Höhenmeter, Dauer 1 – 2 Stunden (Fotos)
Achtung: Nicht mit dem Kinderwagen/Rollstuhl machbar!

Wie ursprünglich geplant, am Stück gegangen: ca. 10,5 Kilometer mit ca. 320 Höhenmeter im An-, und Abstieg.

Empfohlene Wanderkarte:*

Colmar, Munster, Hoheneck, Gerardmer, Les Ballons des Vosges, Wanderkarte Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Empfohlener Wanderführer:*

Elsass: Oberrhein – Elsässer Weinstraße – Sundgau. Die 50 schönsten Tal- und Höhenwanderungen: Oberrhein – Elsässer Weinstraße – Sundgau. Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen. 50 Touren Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Empfohlenes Bestimmungsbuch Orchideen:*

Heimische Orchideen in Wort und Bild Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

Empfohlene Hintergrundkarte für den Garmin:*

Topo Frankreich v3 Nord-Ost Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

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Höhendiagramm Bollenberg-Runde: HD Bollenberg 580x252 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

 

Höhendiagramm Strangenberg-Runde (Von oben aus!) HD Strangenberg 580x188 Die Orchideen Wiesen am Bollenberg u. Strangenberg / Elsass

 

 


Orchideen-Lehrpfad Rauschachen

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IMG 2912 580x386 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Hüfingen ist für seine Orchideen-Vielfalt im Naturschutzgebiet Deggenreuschen-Rauschachen bekannt. Etwa 20 Arten dieser Kleinode kann man hier auf den Lehrpfaden links und rechts der B31 blühen sehen. Der hier beschriebene, neu ausgeschilderte Rundweg in Rauschachen ist 2,2 Kilometer lang.

IMG 2918 300x199 Orchideen Lehrpfad RauschachenVon Orchideenwald Deggenreuschen kommend, folgen wir der B31 in Richtung Donaueschingen. Aber schon bei der nächsten Möglichkeit links(!) verlassen wir die B31 wieder, in Richtung Hüfingen.
Nach dem Abbiegen folgen wir der Straße durch eine Rechtskurve und achten dann auf die kleine Seitenstraße, die links in Richtung Römerbad führt (100m vor der Querstraße!). Ab dem Parkplatz Römerbad (Römische Badruine) ist die Zufahrt zum Parkplatz des Orchideen-Lehrpfades Rauschachen dann ebenfalls ausgeschildert.

IMG 2922 300x199 Orchideen Lehrpfad RauschachenDie Fahrt führt uns aber erst mal über einen geteerten Feld- und Wiesenweg, vorbei am Ausflugs-Lokal Mostschöpfle (Einkehr), bis zu einem Wasserbehälter. Dort parken wir und folgen dem breiten Wirtschaftsweg zu Fuß weiter.
Schon nach wenigen Metern befindet sich rechts eine Schautafel, die das Naturschutzgebiet Deggenreuschen-Rauschachen übersichtlich darstellt.

Nur 50 Meter weiter geht es dann links weg, in Richtung Wald. Beachtenswert sind in diesem Gebiet nicht nur das gelbe Rapsfeld links, sondern vielmehr die herrliche Blumenwiese rechts von uns! Hier flattern unzählige Schmetterlinge herum, auf der Suche nach Nektar.
Nach nur wenigen Metern im Wald, werden wir dann gleich wieder nach rechts geleitet. Hier finden wir nun auch schon erste Schilder, die auf Orchideen verweisen, z. B. das Zweiblatt. Noch ist es jung und unscheinbar, und erst nach einem suchenden Blick erkennbar.

IMG 2926 580x386 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Wir folgen diesem Weg nun über weichen Mulch (hier wurden Wasserpfützen im Weg aufgefüllt!), bis ein schmaler Pfad rechts den breiten Weg verlässt. Schon bald passieren wir beeindruckend große Pflanzen der Tollkirschen, bevor rechts (und links!) an einem Geländer die ersten Orchideen auftauchen: Gelber frauenschuh!

IMG 29241 Orchideen Lehrpfad RauschachenIMG 29281 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Obwohl der Orchideen-Lehrpfad Rauschachen nur durch die B31 vom Lehrpfad Deggenreuschen getrennt ist, besteht doch ein immenser Unterschied, was den Blütenstand der Orchideen angeht: Waren drüben schon viele Pflanzen des gelben Frauenschuh in voller Blüte, so sind hier überwiegend erst Blüten-Knospen ausgebildet. Nur bei ganz wenigen Exemplaren, etwas weiter vom Weg entfernt, sind sie schon völlig offen.

IMG 2935 580x386 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Während ich fotografiere macht sich Claudia die Mühe, einmal nach den ganz unscheinbaren Frauenschuh-Pflänzchen zu suchen, die hier überall im Wald verstreut sind, und ist völlig begeistert von der Fülle!
Whow, wenn die erst mal alle blühen..!“, flüstert sie leise, aber völlig begeistert.
IMG 5967 300x199 Orchideen Lehrpfad RauschachenKurz darauf verlassen wir dann den schmalen Pfad an einer Stelle, an der rechts unzählige, aber winzig-kleine Schattenblümchen blühen.
An so etwas läuft man im Wald doch sonst einfach nur vorbei, oder? Wir denken jedoch, dass gerade die geweckte Erwartungs-Haltung des Besuchers auf einem Wald-Lehrpfad die Sinne schärft und ihn so aufmerksamer werden lässt gegenüber kleiner Details, die er sonst vielleicht überhaupt nicht sieht.

An einer Stelle, an denen unzählige Blätter der Herbstzeitlose in der Wiese (und auch mitten auf dem Weg!) stehen, werden wir dann wieder auf einen breiten Wirtschaftsweg, und nach links geleitet.

Nun geht es erst mal eine ganze Weile geradeaus, bevor ein Holzgeländer links des Weges unsere Aufmerksamkeit erregt: Hier stehen nun wieder unzählige Frauenschuh-Pflänzchen im Waldschatten, aber ebenfalls noch nicht aufgeblüht. An dieser Stelle habe ich jedoch im letzten Jahr fotografiert und kann Euch daher zeigen, wie es hier wohl wieder in ein paar Tagen aussehen wird (Fotos unten!).

IMG 5987 2 Orchideen Lehrpfad RauschachenIMG 5977 2 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Bitte achtet an dieser Stelle unbedingt auf Eure Füße, da einzelne Pflänzchen wirklich bis an die Besucher heran reichen und noch ohne Blüte wohl nicht von jedem als gelber Frauenschuh erkannt werden können..!
Nur wenige Meter weiter werden wir dann über einen schmalen Pfad wieder in einen dichten Fichtenwald hinein geführt, und hier stehen die Göttinnen nun – eine neben der anderen. Aber auch hier beim Gehen bitte wieder unbedingt darauf achten, was mitten auf dem Weg(!), oder direkt am Rand wächst!IMG 5984 580x386 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Wer in diesem Bereich fotografieren möchte, der kommt um ein Stativ fast nicht herum, da die dichten Fichten-Kronen einfach zuviel Licht abhalten. Man muss schon ziemlich lange belichten, um brauchbare Ergebnisse zu bekommen.
Und es ist überhaupt bemerkenswert, dass der Gelbe Frauenschuh hier unter diesen Bedingungen so prächtig gedeiht, wo er doch sonst eher ein Freund der lichten Laubwälder und Waldränder ist..!

IMG 29381 580x386 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Der Pfad führt uns dann links herum wieder aus dem Wald heraus, und kaum sind wir wieder auf dem breiten Waldweg angekommen, da fallen auch schon die ersten Regentropfen.
Nun, so war es angekündigt und wir beschweren uns auch nicht, denn wir haben bereits alle Fotos im Kasten und können nun zu Hause in aller Ruhe beide Berichte über diese herrlichen Orchideen-Lehrpfade schreiben, und online stellen!

Unser Fazit: Der neue Orchideen-Lehrpfad Rauschachen wurde zur Eröffnung 2012 von Minister Bonde besucht. Er hat eine Länge von etwa 2,2 Kilometer und verläuft überwiegend eben. Leider ist aber auch er nicht mit dem Kinderwagen, bzw. mit einem Rollstuhl zu bewältigen.
Unsere Empfehlung: Wer ins Naturschutzgebiet Deggenteuschen-Rauschachen kommt, der sollte unbedingt beide Lehrpfade besuchen!

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Achtung Die Googlemap zeigt beide Orchideen-Standorte, Deggenreuschen im Süden, und der neue Orchideenlehrpfad nördlich der B31, so wie die jeweilige Zufahrt zu den Parplätzen!

 

Empfohlene Wanderkarte für das Gebiet:*

LGL BW 50 000 Freizeit Waldshut-Tiengen / Schluchsee: Naturpark Südschwarzwald 4 Orchideen Lehrpfad Rauschachen

Empfohlener Orchideenführer:* (Klein und leicht!)

Heimische Orchideen in Wort und Bild Orchideen Lehrpfad Rauschachen

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Weitere Informationen: Stadt Hüfingen

Stadt Hüfingen, Informations- und Kulturamt: 0771 – 6009-24

Im Orchideen-Wald Deggenreuschen

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IMG 2895 580x386 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Im Orchideen-Wald Deggenreuschen liegt der “alte” botanische Waldlehr-Pfad der Stadt Hüfingen, der vom neuen Orchideen-Lehrpfad eigentlich nur durch die B31 getrennt ist. Leider ist man dadurch aber gezwungen, das Auto zu benutzen, wenn man beide Standorte besuchen möchte, da man die dreispurige Bundesstraße nicht zu Fuß überqueren kann.

IMG 2863 300x199 Im Orchideen Wald DeggenreuschenAlternativ kann man natürlich zu Fuß über die Brücke am Ende des Dögginger Tunnels gehen, ist dann aber lange Zeit dem enormen Verkehrslärm der B31 ausgesetzt, der man zwangsläufig folgen muss. Tut Euch das nicht an..!

Wieder einmal taucht als Ursache für einschneitende Waldschäden der Name Lothar auf. Der Sturm hatte auch im kleinen Orchideen-Wäldchen zwischen Döggingen und Hüfingen so viele Bäume umgelegt, daß der Lebensraum des gelben Frauenschuhs hier ernsthaft gefährdet war. Die Königin unter unseren einheimischen Orchideen benötigt Halbschatten, und der war nach Lothar nur noch spärlich gegeben.
IMG 2879 300x199 Im Orchideen Wald DeggenreuschenMan war um die Bestände sogar so besorgt, dass man 2012 einen neuen Orchideen-Lehrpfad anlegte, der nun durch die verbliebenen Frauenschuh-Bestände, im Orchideen-Wäldchen Rauschachen, jenseits der B31 führte.

Inzwischen zeigt sich aber wieder eine vorsichtige Erholung der Bestände in Deggenräuschen ab, so dass auch 2013 noch beide Lehr-Pfade im Naturschutzgebiet Deggenreuschen-Rauschachen ausgeschildert sind.

Man erreicht den botanischen Waldlehr-Pfad Deggenreuschen von der B31 kommend, über die Ausfahrt Döggingen, unmittelbar am Dögginger Tunnel. Im Kreisverkehr nimmt man die nördliche Ausfahrt (Bräunlingen), biegt aber sofort wieder rechts in das kleine Wirtschafts-Sträßchen ab. Während der Orchideen-Blütezeit ist die Zufahrt zum Parkplatz ab hier ausgeschildert. Lasst Euch auch bitte nicht davon irritieren, dass Ihr über einen Feldweg parallel zur B31 geführt werdet. Dieser bringt Euch zum kleinen Parkplatz, direkt am Orchideen-Wäldchen.(Langsam fahren wegen Staub-Entwicklung!)

IMG 2883 580x386 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Wir folgen dem frisch gemähten Waldpfad zuerst etwas abwärts, dann völlig eben in den Wald hinein. Dazu ist auch bei trockener Witterung festes, Wasser-unempfindliches Schuhwerk erforderlich (Wanderstiefel), da man teilweise auf feuchtem, tiefen Waldboden geht. (Nichts für Pumps!)
Nach wenigen hundert Meter führt uns ein Pfeil vom Hauptweg weg und spätestens jetzt ist man inmitten der Natur. Auf keinem anderen Orchideen-Pfad wurden wir bisher so unmittelbar in die Orchideen-Standorte “hinein”-geführt, wie hier. Plötzlich steht man einfach mittendrin! Daher gibt es auch keinen Grund, diesen Weg (z. B. für noch bessere Fotos!) zu verlassen!

P1070299 176x176 Im Orchideen Wald DeggenreuschenP1070322 176x176 Im Orchideen Wald DeggenreuschenIMG 2884 176x176 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Im Gegenteil! Dass man so nahe an die Kleinode herangeführt wird, verlangt ganz besondere Aufmerksamkeit vom Besucher. Nicht jeder erkennt schließlich ein Zweiblatt, oder gar einen Frauenschuh am Wegrand, wenn dieser noch keine Blüte trägt (siehe oben, Mitte!). So wird wohl auch in diesem Jahr wieder so manches Pflänzchen nur aus Unachtsamkeit zertreten werden!

IMG 2886 580x386 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Natürlich kommen die meisten Besucher nur wegen dem gelben Frauenschuh hierher. Seine Bestände sind inzwischen Bundesweit so rar geworden, dass sich dafür auch eine weitere Anfahrt lohnt. Man würde dem botanischen Waldlehrpfad im Orchideenwald Deggenreuschen aber nicht gerecht werden, wenn man nur ausschließlich nach ihm sehen würde. Denn hier wird man wirklich mit viel Bedacht in den Lebensraum “Wald”  eigeführt. So macht man uns hier auch auf ganz banale Dinge aufmerksam, wie zum Beispiel auf die Tollkirsche. Und Hand auf’s Herz, hätten Sie den wunderschön blühenden Busch denn ohne einen Hinweis erkannt?

P10703101 Im Orchideen Wald DeggenreuschenIMG 29031 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Und wir finden hier natürlich auch noch weitere Wald-Orchideen, wie zum Beispiel das Zweiblatt, den Nestwurz und die Waldhyzinthe. Aber auch andere Raritäten, wie zum Beispiel die Türkenbund-Lilie. Und was uns ganz besonders beeindruckt, ist die späte Blütezeit der Maiglöckchen. Wir haben heute den 9. Juni, und hier sind die überwiegende Anzahl ihrer Knospen noch nicht einmal geöffnet. Ein deutlicher Indikator, wie spät in diesem Jahr die Natur allgemein dran ist!

IMG 2911 580x386 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Wir beenden unsere Runde, indem wir dem Waldlehrpfad vollends im Gegenuhrzeigersinn folgen. Eine große Schleife bringt uns wieder auf den schmalen Pfad zurück, über den wir hierher gekommen sind. Dann sind es nur noch wenige hundert Meter, bis wir wieder unser Auto erreichen.
Dort ziehen wir unsere Wanderstiefel aber gar nicht erst aus, da es ja nur wenige Kilometer bis zum neuen Orchideen-Lehrpfad sind, den wir unbedingt auch noch besuchen wollen.

IMG 6025 2 Im Orchideen Wald DeggenreuschenIMG 6017 2 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

Unser Fazit: Nachdem sich die Frauenschuh-Bestände inzwischen wieder etwas zu erholen scheinen, ein wirklich besuchenswerter Orchideen-Standort. Nirgends seit Ihr so nahe dran, wie hier! Aber unbedingt festes Schuhwerk tragen, vor allem nach Regenfällen und auf Pflanzen am Wegrand achten!
Länge des Rundweges: ca. 2,0 Kilometer. Höhenmeter nicht erwähnenswert, daher auch kein Höhendiagramm. Leider nicht mit dem Kinderwagen/Rollstuhl machbar.

IMG 6003 580x386 Im Orchideen Wald Deggenreuschen

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Achtung Die Googlemap zeigt beide Orchideen-Standorte, Deggenreuschen im Süden, und der neue Orchideenlehrpfad nördlich der B31, so wie die jeweilige Zufahrt zu den Parplätzen!

 

Empfohlene Wanderkarte für das Gebiet:*

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Empfohlener Orchideenführer:* (Klein und leicht!)

Heimische Orchideen in Wort und Bild Im Orchideen Wald Deggenreuschen

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Weitere Informationen: Stadt Hüfingen 

Stadt Hüfingen, Informations- und Kulturamt: 0771 – 6009-24

Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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 Dieser Artikel ist Teil 1 von 6 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 3179 580x386 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden

Den Kungsleden in Lappland zu wandern, das verspricht noch richtiges Abenteuer. Vor allem zur Mittsommer-Zeit, wenn die Sonne nördlich des Polarkreises nicht mehr untergeht und es auch nachts immer taghell bleibt!

Wir haben uns an den Königspfad heran gewagt und uns von seiner roten Markierung einmal durch die 440 Kilometer Einsamkeit führen lassen. 23 Tage benötigten wir dafür – von Abisko ganz im Norden, bis nach Hemavan – weit im Süden.
Das Fjäll, wie die weglose Wildnis des Skandinavischen Gebirgsrückens genannt wird, überraschte uns dabei täglich mit neuen Eindrücken und phantastischen Landschaften. Aber auch mit einer unglaublichen Infrastruktur, mit der dieser Pfad in die sonst völlig weglose Wildnis hinein gebaut worden ist: Immer wieder führen Hängebrücken über rauschende Gebirgsflüsse, oder geleiten einen Bohlenwege durch sonst unpassierbare Sümpfe. Und wer mal nicht zelten möchte, der findet abends auch immer ein warmes, trockenes Plätzchen in den vielen Fjällstugas. Das sind besetzte Schutzhütten, meist sogar mit Not-Telefon ausgestattet, die vom STF (
Svenska Turistföreningen) speziell für die Kungsleden-Wanderer unterhalten werden.

Dem Wanderer und seiner Ausrüstung werden auf dieser Tour aber wohl immer wieder Grenzen aufgezeigt werden – von der anspruchsvollen Wegführung einerseits, aber in erster Linie wohl vom Wetter. Und wenn es jemandem vielleicht doch irgendwann gelungen sein sollte, trockenen Fußes von Abisko bis nach Hemavan durchzukommen, dann verratet uns doch bitte-bitte, wie Ihr das geschafft habt. Von den 23 Wandertagen hatten wir nämlich nur ganze fünf(!), an denen es nicht irgendwann geregnet hat..!

Hier ist unser ausführliches Tagebuch:

IMG 3001 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 1. Etappe: Abisko Tourist-Station – Abiskojaure
14,3 Kilometer; 553 Höhenmeter im Anstieg, 457 im Abstieg. Mit knapp 8 Std. Verspätung erreichen wir Abisko um 19.00 Uhr und laufen los. Nach 48 Std. Bahnfahrt sind wir ausgeschlafen und es wird ja nicht dunkel..!
IMG 3060 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi
15,1 Kilometer; 992 Höhenmeter im Anstieg, 696 im Abstieg. Wir verlassen den Abisko-Nationalpark und wandern oberhalb der Baumgrenze zum See Alisjärvi, wo wir unser Zelt aufbauen..!
IMG 3107 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 3. Etappe: Alisjärvi – Tjäktjastuga
19,9 Kilometer; 826 Höhenmeter im Anstieg, 586 im Abstieg. Wir bekommen einen ersten Vorgeschmack auf das Lappland-Wetter und suchen abends Zuflucht in der Tjäktjastuga.
IMG 3155 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka-Schutzhütte
20,53 Kilometer; 1.483 Höhenmeter im Anstieg, 1.770 im Abstieg. Wir überwinden den Tjäkta-Pass und übernachten in einer tollen Rasthütte zwischen Sälka-, und Singi-Hütten.
IMG 3215 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 5. Etappe: Kuoperjakka-Schutzhütte – Kaitumjaure-Hütten
17,9 Kilometer; 492 Höhenmeter im Anstieg, 653 im Abstieg. Die unglaublichen Weiten der Landschaft beeindrucken uns genauso, wie die unglaublichen Moskitoschwärme..!
IMG 3284 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 6. Etappe: Kaitumjaure-Hütten – Vakkotavare
24,5 Kilometer; 2.150 Höhenmeter im Anstieg, 2.315 im Abstieg. Aufgrund der immensen An-, und Abstiege eine echte Hammer-Etapper! Wir erreichen unser Ziel erst mitten in der “Nacht”..! (In Vorbereitung!)
IMG 3302 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 7. Etappe: Saltoluokta – Sitojaure
22,4 Kilometer; 1.778 Höhenmeter im Anstieg, 1.515 im Abstieg. Nach 30km Busfahrt und einem Bootstransfer wandern wir nach Sitojaure, wo uns die Moskitos am Ufer fast auffressen..! (In Vorbereitung!)
IMG 3319 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 8. Etappe: Sitojaure – Aktsestugorna
12,4 Kilometer; 718 Höhenmeter im Anstieg, 796 im Abstieg. Nach vier Kilometer Ruderstrecke, kämpfen wir uns in den Bergen durch Regen, Wind, Schnee und Nebel, zu den Aktse-Hütten durch.  (In Vorbereitung!)
IMG 3357 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte
24,5 Kilometer, davon 3 Kilometer Bootstransfer. 1.047 Höhenmeter im Anstieg, 1.109 im Abstieg. Erneut geht es weit über die Baumgrenze hinauf, bevor wir dann am Seeufer bei der Stuga zelten..!
(In Vorbereitung!)
IMG 3383 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 10. Etappe: Parte – STF-Fjällstation Kvikkjokk
16,3 Kilometer; 732 Höhenmeter im Anstieg, 904 im Abstieg. Eine phantastische Fjäll-Landschaft zieht uns in ihren Bann, während der Dauerregen unsere Schuhe langsam durchweicht..!
(In Vorbereitung!)
IMG 3430 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 11. Etappe: STF-Fjällstation Kvikkjokk – Zeltplatz
19,2 Kilometer; 1.333 Höhenmeter im Anstieg, 929 im Abstieg. Nach einem Bootstransfer werden wir im Wald abgesetzt und steigen über die Baumgrenze auf. Wir zelten im weichen Moos der Tundra..!
(In Vorbereitung!) 
IMG 3456 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 12. Etappe: Zeltplätze Tsielekjakka -Tjieggelvas
20,4 Kilometer; 1.305 Höhenmeter im Anstieg, 1.580 im Abstieg. Wir werden von der Hochebene wieder hinunter geführt, in die lichten Fjällwälder und finden Bärenspuren..! (In Vorbereitung!) 
IMG 3500 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 13. Etappe: Tjieggelvas – Jakkakaskajarro
15,3 Kilometer; 763 Höhenmeter im Anstieg, 252 im Abstieg. Wieder geht es hoch hinaus, über die Baumgrenze. Wir zelten auf der freien Hochfläche des Jakkakaskajarro, im Wind..! (In Vorbereitung!)
IMG 3541 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 14, Etappe: Jakkakaskarro – Hof Vuonatjviken
14,2 Kilometer; 116 Höhenmeter im Anstieg, 536 im Abstieg. Von der Hochebene des
Jakkakaskajarro geht es wieder hinunter in den Fjällwald. Regen und Moskitos erwarten uns..! (In Vorbereitung!)
IMG 3574 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 15. Etappe: Hof Vuonatjviken – Fjällstation Jäkkvik
24,7 Kilometer; 442 Höhenmeter im Anstieg, 527 im Abstieg. Nach 10 km Bootstransfer erklimmt der Kungsleden erneut die Hochflächen des Tjidtjakvalles, und lässt uns auf der anderen Seite wieder steil absteigen..! (In Vorbereitung!)
IMG 3634 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 16. Etappe: Jäkkvik – Adolfsström
20,7 Kilometer; 573 Höhenmeter im Anstieg, 507 im Abstieg. Ein wunderschöner Wandertag, ganz ohne Regen! Wir genießen das Fjäll und seine herrliche Blütenpracht in vollen Zügen..! (In Vorbereitung!)
IMG 3677 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 17. Etappe: Adolfsström – Sjnultje
22,2 Kilometer; 511 Höhenmeter im Anstieg, 243 im Abstieg. Ein weiterer, wunderschöner Sonnentag, der uns das Fjäll erneut genießen lässt. Übernachtung in der Sjnultje-Schutzhütte..! (In Vorbereitung!) 
IMG 3707 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 18. Etappe: Sjnultje – Rävfallsstuga
27,4 Kilometer; 538 Höhenmeter im Anstieg, 795 im Abstieg. Mit dem Loslaufen beginnt es morgens zu regnen und lässt den Tag zur heftigen Wasserschlacht werden, was ein Fotografieren nahezu unmöglich macht..!
(In Vorbereitung!)
IMG 3719 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 19. Etappe: Rävfallsstuga – STF-Fjällstation Ammarnäs
19,5 Kilometer; 83 Höhenmeter im Anstieg, 181 im Abstieg. Es hat die ganze Nacht hindurch so heftig geregnet, dass uns Einheimische davor warnen, dem Kungsleden über die Berge zu folgen!
(In Vorbereitung!)
IMG 3779 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 20. Etappe: STF-Fjällstation Ammarnäs – Aigertstuga
7,7 Kilometer; 423 Höhenmeter im Anstieg, 66 im Abstieg. Beim Aufstieg zur Aigertstuga schüttet es aus Kübeln, so dass wir in der Stuga Schutz suchen. Keine Chance, so über den Pass zu kommen..!
(In Vorbereitung!)
P1070622 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 21. Etappe: Aigertstuga – Servestuga
19,7 Kilometer; 578 Höhenmeter im Anstieg, 634 Höhenmeter im Abstieg. Wir müssen Zeit aufholen uns setzen zum Endspurt an: In zwei Tagen wollen wir in Hemavan sein..!
(In Vorbereitung!)
IMG 3868 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 22. Etappe: Servestuga – Syterstuga
27,7 Kilometer; 619 Höhenmeter im Anstieg, 616 im Abstieg. Das war unsere persönliche Hammer-Etappe! Hätten wir die nicht geschafft, hätten wir noch zwei(!) weitere Tage benötigt..! (In Vorbereitung!)
IMG 3933 Mitternachts Sonne über dem Kungsleden 23. Etappe: Syterstuga – STF Fjällstation Hemavan
23,5 Kilometer; 570 Höhenmeter im Anstieg, 777 im Abstieg. Der letzte Tag fordert noch einmal alles von uns: Regen und ein kräftiger Gegenwind machen uns den Aufstieg schwer, aber wir haben unser Ziel vor Augen..!
(In Vorbereitung!)

Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist-Station) – Abiskojaure

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 Dieser Artikel ist Teil 2 von 6 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 30011 580x386 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Unsere Anreise per Bahn war perfekt geplant und sollte eigentlich recht erholsam werden: Sie begann am Donnerstag Abend um 19.00 Uhr per CityNightLine (Liegewagen) von Freiburg nach Kopenhagen. Von dort aus sollte es weitergehen nach Stockholm, und dann mit einem weiteren Nachtzug vollends hinauf nach Abisko, in schwedisch Lappland. Fahrtdauer: Insgesamt 41 Stunden. Diese Planung erledigte sich aber schon in Hannover, wo unser Zug bereits zwei volle Stunden stand, um auf einen Kurswagen zu warten. Natürlich waren danach dann alle Anschlusszüge, einschließlich dem zweiten Nachtzug nach Abisko, weg.

IMG 29471 300x199 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIrgendwie gelang es uns aber in Schweden, einen späteren Nachtzug (Schlafwagen) zu ergattern. Dieser blieb unterwegs dann jedoch ebenfalls mit Maschinenschaden liegen. Langer Rede, kurzer Sinn: Wir kamen am Samstag, dem 15. Juni nicht morgens um 11.40 Uhr in Abisko an, sondern erst abends um 19.00 Uhr!

Und was jetzt..?” will Claudia wissen, als wir endlich auf dem Bahnsteig der Abisko Tourist-Station stehen.
Bist Du fit..?“, frage ich mit einem Grinsen zurück. Trotz allem Ärger haben wir immer noch richtig gute Laune.
Klar..!, schmunzelt sie daher nur. “Hab’ jetzt ja lange genug geschlafen..!” (Eine Anspielung auf die 7,5 Stunden Verspätung!)
Na denn..!“, lache ich nur und helfe ihr in den Rucksack. “Lass uns einfach loslaufen, es wird ja heute nicht dunkel..!

So starten wir dann also unsere erste Kungsleden-Etappe abends, um 19.15 Uhr!

IMG 29521 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIMG 29551 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIMG 29561 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Irgendwie ist da nun aber schon einiges anders: Die Tageszeit kommt einem nämlich nicht vor wie 19.15 Uhr, sondern eher wie später Nachmittag, so gegen Vier. Die Sonne steht nämlich für diese Uhrzeit noch viel zu hoch am Himmel! (Mitternachts-Sonne)

Wir passieren eine Unterführung und stehen dann endlich vor dem Kungsleden-Tor. Hier beginnt er also..!

IMG 2994 580x386 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

 Claudia informiert sich noch kurz anhand der Info im Tor, während ich den Garmin scharf mache, um den GPS-Track der ersten Etappe aufzuzeichnen. Dann ziehen wir los.

IMG 3003 300x199 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureDiese ersten Minuten verlaufen nun erst mal völlig schweigsam, denn jeder ist jetzt erst mal etwas mit sich selbst beschäftigt: Wer hier losläuft, der muss nämlich akzeptieren, dass er nun wirklich 440 Kilometer weglose Wildnis vor sich hat! Und er muss für diese Zeit auch mit jedem Wetter fertig werden. Ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Königspfad ist unterwegs nämlich immer nur an den größeren Fjällstationen möglich (insgesamt nur 4!), denn nur diese sind an ein Straßennetz angeschlossen. Dazwischen gibt es – außer dem Kungsleden – nichts..!

Allerdings befinden sich dazwischen, immer gur angepasst an die Tagesstrecken, einzelne Stuga’s. Besetzte Schutzhütten, die der STF (Svenska Turistföreningen) extra für die Kungsleden-Wander unterhält. In ihnen kann man Schutz suchen, wenn das Wetter doch mal “zu doll” werden sollte. (Wir werden in den Berichten noch näher auf sie eingehen!)

P1070335 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIMG 3005 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIMG 3006 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Da unsere heutige Etappe eigentlich viel früher starten sollte, haben wir sie in der Planung mit knapp zwanzig Kilometern veranschlagt. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass wir uns derzeit im Abisko-Nationalpark befinden. Innerhalb der Nationalparks ist das Zelten aber nur an extra ausgewiesenen Plätzen, oder bei den STF-Stuga’s erlaubt. Ansonsten gilt in Schweden das Jedermanns-Recht (Allemansrätten), das jedem (fast) überall erlaubt, für eine Nacht zu zelten. Um heute unser Zelt aufschlagen zu dürfen, müssen wir also den Nationalpark entweder verlassen (die knappen 20 Kilometer), oder die Abiskojaurestugorna aufsuchen (nach ca. 14 Kilometern).

IMG 3010 580x386 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Dann erreichen wir nach den ersten 4 Kilometern aber auch schon die dritte Möglichkeit, unser Zelt aufschlagen zu dürfen: Den Rastplatz Nissonjohka. Und hier bin ich nun erst mal etwas sprachlos, denn Toilettenhäuschen hätte ich hier draußen, inmitten der “Pampa”, wirklich nicht erwartet!
Wir machen eine erste Rast und Claudia geht auch gleich zum “Praxistest” über. Kurz darauf kommt sie händereibend zurück und schmunzelt.

IMG 3020 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIMG 3023 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIMG 3024 176x176 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Was ist denn mit Dir los..?“, möchte ich belustigt wissen. “Hast Du Dir etwa über die Finger gepinkelt..?
Nein..!“, lacht sie. “Da drinnen hängt doch tatsächlich ein Fläschchen STERILIUM an der Wand..!
(Das ist übrigens fast in allen Toiletten-Häuschen so, die regelmäßig gewartet werden!)

IMG 3027 300x199 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureNa denn..? Wir sehen uns am Rastplatz noch genauer um, werden aber nicht wirklich “warm” mit ihm. Obwohl zwischen den Birken wirklich wunderschöne Plätzchen liegen, um ein Zelt aufzubauen. Hier hat es leider schon viele Moskitos! Zu viele, um sich wirklich noch wohlfühlen zu können!
Anmerkung: So haben wir in diesem Augenblick als Kungsleden-Anfänger gedacht – später hätten uns diese paar Stechmücken dann nicht mehr sonderlich aufgeregt..!

Als wir weiterziehen, bläst uns dann aber plötzlich ein eiskalter Wind ins Gesicht. Und das war fast jeden Abend so. Während es andernorts gerade Nacht wird, kommt hier abends immer dieser eiskalte Wind auf, selbst dann, wenn die Sonne immer noch kräftig scheint.

Und dann lernen wir zum ersten Mal auch diesen gemeinen, schwedischen Regen kennen! Der fängt immer ganz vorsichtig an. Fast so, als hätte einen jemand kurz mit einem Parfüm-Zerstäuber besprüht. Regnet es jetzt, oder nicht? Nein! (Und deswegen zieht ja wohl kaum keiner einen Regenschutz an!) Aus dem Parfüm-Zerstäuber wird dann aber ganz langsam ein Wäsche-Sprenger. Aber auch deswegen zieht man ja noch keinen zusätzlichen Regenschutz an. Bis man dann plötzlich ganz erstaunt feststellt, dass man ja bereits völlig nass geworden ist, ohne es übehaupt bemerkt zu haben..!

IMG 30291 300x199 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureIch fluche laut und ziehe Claudia den Poncho aus dem Rucksack. Dann werfe ich ihn ihr über sie, und ihr Gepäck. Und sie macht dann bei mir anschließend genau das gleiche. Dann noch die Regenhosen, dann kann es von uns aus ruhig weiterregnen.
Allerdings bemerken wir auch sehr schnell, wie glatt nun die Holzbohlen geworden sind, die uns hier durch die häufigen Sumpf-Flächen führen.

Wir ziehen vorsichtig weiter und passieren rechter Hand den See Abiskojärvi, an dessen Ende die Abiskojaurestugorna liegt. Während der Regen nun immer noch stärker wird, werfen wir dann irgendwann unseren Tagesplan ganz spontan über den Haufen und beschließen kurzerhand, lieber die Übernachtungs-Hütten anzusteuern. Dort wollen wir unser Zelt aufbauen.

IMG 3032 300x199 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – AbiskojaureAber etwa eine Stunde, bevor wir sie erreichen, hört der Regen dann plötzlich auf. Das macht die Holzbohlen jedoch nicht weniger glitschig, und auch die ganzen Fjällbirken und Weiden, an denen wir immer wieder vorbeistreifen müssen, laden immer noch literweise Wasser an uns ab!
Dann sehen wir aber drüben, auf der anderen Seite des Kamajakka endlich die Abiskojaure-Hütten und erreichen kurz darauf dann auch die Hängebrücke, die zu ihnen hinüber führt.

Claudia schluckt nur kurz ihre Höhenangst hinunter, dann geht sie auch schon tapfer voran, während ich am Anfang der Brücke stehen bleibe und warte.
Obwohl Claudia sehr vorsichtig und ziemlich langsam geht, schaukelt sich die Brücke dabei so kräftig auf, dass mich ihre Schritte bald deutlich auf und ab wiegen lassen. Dann ist sie aber drüben und ich folge ihr.
Als wir kurz darauf dann die Stuga erreichen, ist es bereits kurz nach Zwei (in der Nacht!) – aber trotz des Regens, immer noch taghell. (Wie es halt so ist, wenn es regnet – das Licht wird durch den wolkenverhangenen Himmel verschluckt!)

IMG 3031 580x386 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Claudia schaut nur kurz auf die Uhr und schüttelt dann schmunzelnd den Kopf. Natürlich ist hier nun auch niemand mehr wach, daher suchen wir uns auch nur ganz leise ein schönes Plätzchen und bauen dann rasch unser Zelt auf.
Ich mache uns anschließend noch eine Tasse Tee und ein heißes Süppchen, dann liegen wir auch schon in unseren Schlafsäcken. Aber obwohl ich eigentlich totmüde bin, muss ich noch lange an den Zelthimmel hinauf schauen – der auch jetzt um Drei – einfach nicht dunkel werden möchte..!

Die Daten der ersten Etappe: 14,3 Kilometer, 553 Höhenmeter im Anstieg, 457 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: ca. 6 Stunden

Wir möchten uns hier auch noch einmal ausdrücklich bei folgenden Firmen für die von ihnen erhaltene Unterstützung bedanken. Ohne ihr Wohlwollen wäre uns diese Tour nicht möglich gewesen:

www.bergfreunde.de     www.outdoorshop.de     www.ski-hirt.de     www.baeckerei-fischer.info

 


Download GPS-Track

HD Kungsleden 1 580x195 Kungsleden, 1. Etappe: Abisko (Tourist Station) – Abiskojaure

Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

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 Dieser Artikel ist Teil 3 von 6 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

IMG 30601 580x386 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Irgendwann muss ich dann wohl doch eingeschlafen sein, denn ich werde durch Schritte vor dem Zelt geweckt. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es bereits halb Neun ist. Ich wecke Claudia und husche hinaus, um zu sehen, was los ist. Dann melde ich mich beim Stugwart und erzähle ihm, dass wir erst gegen zwei Uhr in der Nacht angekommen sind. Curt, so ist sein Name, schmunzelt aber nur und deutet mit dem Kinn auf seinen Rottweiler:
He told me, when you arrived..!“ 

IMG 3036 300x199 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviWir frühstücken kurz und bauen das Zelt ab. Dann gehe ich noch zu Curt, um das Fee (Gebühr) für unser Zelt zu entrichten: Stolze 240 SK/für zwei Personen (27,86 Euro). Und dafür darf man nur zelten, Wasser und Toilette benutzen und den Abfall entsorgen, sonst nichts!
Für alle, die abends etwas früher ankommen, wäre für das Doppelte Fee in der gepflegten Anlage dann auch noch die Küchenbenutzung (Gas) und sogar die Sauna incklusive. (Man kann von der Sauna aus übrigens direkt in den klaren See springen!)

IMG 3034 300x199 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviDie Küchenbenutzung schenken wir uns zu diesem stolzen Aufpreis, da wir ohnehin völlig autark sind: Der Gaskocher mit insgesamt drei Ersatzpatronen und mein Edelried-Kochtopf sind schließlich im Rucksack.
In diesen Kochtopf (Im Bild oben, links vor dem Gaskocher) habe ich mich übrigens sofort verliebt: Mit einer Größe von nur 1,0 Liter, ist er für uns beide auch für kleine Malzeiten, wie z. B. Suppen und Eintöpfe völlig ausreichend. Dazu ist er superleicht und hat einen Deckel, was die Kochzeit von Wasser natürlich deutlich verkürzt!

Dann bauen wir das Zelt ab und packen zusammen.
Während der ersten Wander-Tage dauert es erfahrungsgemäß immer noch etwas länger, bis wieder alle Utensilien in den Rucksäcken verstaut sind. Aber schon in wenigen Tagen wird sich das wieder eingespielt haben und dann weiß jeder immer sofort, was “ihm gehört”!

P1070342 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviIMG 3040 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviIMG 3041 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Das hat den Großen Vorteil, dass man unterwegs nach wichtigen Dingen nicht mehr lange suchen muss. Jeder weiß dann genau, wo Pflaster, Nagelknipser oder Kopfschmerztabletten verpackt sind! Und wer beim “Nagelknipser” vielleicht gerade etwas geschmunzelt hat: Den vermisst man unterwegs immer erst dann, wenn man sich einen Nagel eingerissenen hat..!

IMG 3042 580x386 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Kurz darauf stehen wir dann mit geschulterten Rucksäcken vor unserem Zeltplatz. Noch mal eine letzte Kontrolle, ob vielleicht etwas vergessen wurde, dann drehen wir uns um und marschieren los. Und auch noch ein kurzes Winken als Gruß, für Curt.
IMG 3043 300x199 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviLasst Euch an dieser Stelle doch bitte auch einmal auf die Vegetation aufmerksam machen: Heute ist der 16. Juni, also Frühsommer. Während die Birken am See bereits Blätter tragen und alles grün ist, könnt Ihr im Bild oben hinter der Hängebrücke deutlich erkennen, dass die Birken dort noch überwiegend kahl sind! Und nur wenige Höhenmeter reichen aus, um diesen Unterschied herbei zu führen! Das erinnert uns dann auch wieder daran, dass wir uns hier etwa 200 Kilometer nördlich des Polarkreises befinden!
Als wir die Hängebrücke erneut überquert haben, sehen wir auch schon den typisch runden Gipfel des Garddenvarri vor uns. Ihn gilt es nun auf halber Höhe links zu umrunden, um den Alisjärvi zu erreichen. Ein großer See, an dessen Ufer wir gerne zelten möchten.

IMG 3050 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviP1070348 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviIMG 3053 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Dazu müssen wir nun aber erst einmal kräftig steigen! Direkt am Schild, das uns anzeigt, dass wir hier den Abisko-Nationalpark verlassen, kommt uns dann plötzlich wieder Curt mit seinem Rottweiler entgegen. Ganz ohne Gepäck hat er uns natürlich locker links überholt und grinst uns nun fröhlich an. Und er gibt uns auch noch ein paar Tipps, bevor er sich wieder auf den Rückweg nach Abiskojaure macht.

P1070353 580x386 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Wir steigen weiter und hören schon von weitem den Siellajohka rauschen, ein wilder Gebirgsfluss. In diesem Bereich wollten wir gestern eigentlich ursprünglich zelten. Und der Ort wäre auch gut gewählt gewesen, denn es gibt ein paar hübsche, ebene Plätzchen und keine(!) Moskitos. Die halten sich so weit oben nicht mehr auf, denn wir sind bereits im Begriff, die Baumgrenze zu passieren. Die liegt hier in Lappland auf etwa 700m.

IMG 3056 300x199 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviNachdem wir auch die zweite Hängebrücke passiert haben, geht es richtig steil hinauf. Ich erwische mich dabei, wie ich mir beim Gehen Zwischenziele setze, bis zu denen ich jeweils laufen möchte. Das mache ich eigentlich immer nur dann, wenn es besonders anstrengend wird. Und während ich auf Claudia warte, sehe ich dann einen anderen Wanderer, der uns von oben entgegen kommt.

Menschen..!“, sage ich zu Claudia, als sie mich erreicht. Sie nickt aber nur, da sie ihn ebenfalls schon ausgemacht hat.
Hej-hej..!“, lautet die hier in Schweden übliche Begrüßung. Dann geht es gleich in Englisch weiter, bis Claudia plötzlich belustigt meint:
Ich glaube, wir können uns auch in deutsch unterhalten..?” Der schweizer Einschlag unseres Gegenüber war schließlich nicht zu überhören und alles lacht! Er kommt von Vakkotavare, erfahren wir und möchte heute noch nach Abisko.
Nur zu..!“, lacht Claudia fröhlich. “Es wird ja nicht dunkel..!
Ich schmunzle über den Seitenhieb, dann sind wir auch schon wieder alleine.

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Während wir nun stetig weiter bergan steigen, verändert sich die Landschaft um uns herum völlig. Die Bäume werden zuerst niederer, und weichen dann Büschen. Und kurz darauf ist dann nur noch eine völlig baum-, und strauchlose Tundra um uns herum. Der Boden wird jetzt überall dick von Moosen und Flechten bedeckt. Wir haben die Baumgrenze also bereits hinter uns gelassen! (Siehe auch Titelbild, ganz oben!)

IMG 3072 580x386 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Irgendwann fängt dann plötzlich dieser “Parfüm-Zerstäuber” wieder an zu sprühen. Aber inzwischen sind wir ja bereits vorgewarnt und reagieren schneller. Schon im Ansatz legen wir die Regenhosen an, lassen die langen Beinreißverschlüsse aber noch ganz offen, zur besseren Belüftung. Und wir werfen auch gleich die Ponchos über die Rucksäcke, lassen aber die Vorderseiten ebenfalls noch eingerollt hinter dem Nacken liegen. So müssen wir sie bei Bedarf nur noch nach vorne herunterziehen.
Dieses System hat sich übrigens bestens bewährt, vor allem deshalb, weil gleichzeitig auch meine Fototasche unter dem Poncho immer geschützt war! (Alternativ hätten wir aber auch nur die Raincover der Rucksäcke zu den Regenhosen benutzen können!)

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Der lange Anstieg geht uns inzwischen ordentlich in die Beine und so machen wir an einer windgeschützten Stelle eine kurze Rast. Derzeit haben wir wohl knapp die Hälfte unseres selbst gesteckten Tages-Pensums geschafft.
P1070355 300x199 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviUnd jetzt bewährt es sich auch, dass ich den Gaskocher mit dem kleinen Kochtopf griffbereit in den Außentaschen des Rucksacks verstaut habe. Gleich neben der Fleischbrühe und den Suppennudeln. So mache ich uns in nur wenigen Minuten – ohne groß etwas aus dem Rucksack auszupacken – eine herzhafte, heiße Malzeit und Claudia ist begeistert!
Das ist jetzt genau das, was mir gefehlt hat..!“, lobt sie mich.
Während wir essen, schaue ich mir den Garmin und die Umgebung etwas genauer an. Inzwischen können wir den Radujärvi, den See an dem unser Ziel liegt, bereits in der Ferne ausmachen. Aber es ist doch noch ein ordentliches Stück Weg, bis dorthin. Und es bewahrheitet sich auch auf dieser Tour wieder, dass der zweite Tag bei Mehrtagestouren immer der “Schlimmste” ist!
Mir tun jedenfalls alle Muskeln weh und die Fußsohlen fühlen sich inzwischen wohl so ähnlich an, wie geklopfte Schnitzel! Aber ab morgen wird das wieder besser werden, wissen wir! Dann stellt sich der Körper mit jedem weiteren Tag immer mehr auf diese neuen Strapatzen ein.

P1070359 580x386 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Nach kurzer Rast ziehen wir wieder weiter und stellen dann beide fest, dass diese unglaubliche Weite, die wir hier erleben, wohl auch ihre Nachteile hat: Das bereits in der Ferne ausgemachte Ziel kommt beim Gehen optisch nämlich kaum näher! Ich sehe dann irgendwann überhaupt nicht mehr hin und dieser kleine Selbstbetrug hilft mir auch ein wenig.
IMG 3069 300x199 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviÜberhaupt hat man auf dem Kungsleden ohnehin kaum Gelegenheit, beim Gehen gleichzeitig die Landschaft zu bewundern. Dazu ist der Pfad viel zu anspruchsvoll und wir lernen schnell, unsere Augen beim Laufen besser immer am Boden zu haben. Zumal mit den schweren Rucksäcken, denn die verzeihen einem Gleichgewichts-Fehler nicht so leicht..!
Aber das hat durchaus auch seine Vorteile, denn so sehen wir doch manches, was uns mit erhobenem Kopf sicher entgangen wäre. Zum Beispiel die vielen, wunderschönen Blüten der Moose und Flechten.
Leider ist der Himmel heute aber nur noch ein triestes Grau. Und wenn es auch nicht mehr regnet, ein wenig Sonnenschein hätte schon alleine unserer Seele gut getan. Und es hätte mir natürlich auch beim Fotografieren geholfen. Aber diesbezüglich sollte ich noch lernen, deutlich bescheidener zu werden!

IMG 3070 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviIMG 3080 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviP1070357 176x176 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Schon seit geraumer Zeit folgen wir nun dem Ufer der zusammenhängenden Seenplatte von Radujärvi und Alisjärvi. Noch ein kurzes Stück, dann werden wir die Bootsanlegestelle erreicht haben, von der aus man sich die letzten 7 Kilometer bis zu den Alesjaure-Hütten bringen lassen kann. Dafür ist es jetzt aber noch etwas zu früh im Jahr. Der Bootsverkehr wird nämlich erst am 1. Juli aufgenommen, wie uns einige Schilder verraten. Trotzdem freuen wir uns darauf, denn diese Bootsanlegestelle markiert unser heutiges Tagesziel.

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Schnell ist ein schönes Plätzchen am Ufer gefunden, dann schlagen wir unser Zelt auf. Wichtig ist dafür natürlich immer, dass ausreichend Trinkwasser vorhanden ist. Davon haben wir hier am im See jedoch genügend und während Claudia die “Betten” macht, fülle ich gleich mal unsere vier Liter-Flaschen, damit wir nachher nicht mehr raus müssen.

IMG 3085 2 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See AlisjärviIMG 3087 2 Kungsleden, 2. Etappe: Abiskojaure – See Alisjärvi

Inzwischen ist es bereits auch schon 20.40 Uhr und pünktlich zum “Sonnenuntergang” taucht auch heute wieder dieser eiskalte Wind auf. Nur sind wir heute schon fast auf 800m Höhe n.N., und da scheint er dann auch noch deutlich kälter zu sein, wie gestern.
Wir waschen uns daher innerhalb des Zeltes das Salz von der Haut, dann ziehen wir uns für die Nacht um. Eine heiße Suppe noch, und auch ein paar heiße Tassen Tee, während wir den Tag zum Ausklang noch einmal revue-passieren lassen. Dann kriechen wir in die Schlafsäcke und machen die Augen zu. Und dass es draußen nicht dunkel wird, ist uns ind diesem Augenblick völlig egal..!

Zusammenfassung 2. Etappe: 15,2 Kilometer, 992 Höhenmeter im Anstieg, 696 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 9,5 Std.

 

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Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – Tjäktjastuga

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 Dieser Artikel ist Teil 4 von 6 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Ich muss eigentlich gar nicht erst zum Zelt hinausschauen um zu wissen, dass es regnet: Es ist schließlich nicht zu überhören! Genauso wenig wie der Wind, der die Tropfen laut gegen den gespannten Zeltstoff prasseln läßt!
Als der Wecker des Garmin piepst riskiere ich trotzdem einen vorsichtigen Blick hinaus und möchte eigentlich am liebsten weiterschlafen. Draußen ist nämlich alles Grau in Grau..!

IMG 3092 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaSo mache ich uns zuerst einmal ein Frühstück, denn mit einer Tasse heißen Kaffee in der Hand, sieht doch alles schon wieder eine Nuance freundlicher aus. Nebenher besprechen wir dann auch noch einmal die heutige Etappe: Entlang des Alisjärvi wollen wir die Alesjaure-Hütten erreichen und dann gleich weiter, in Richtung Tjäktja-Pass wandern. Hinter der Tjäktjastuga, einer weiteren STF-Schutzhütte, wollen wir uns dann einen Zeltplatz suchen – irgendwo, zwischen der Hütte (1.008m) und dem Pass (1.150m).
Nach dem karken Frühstück und einer Katzenwäsche packen wir unsere Rucksäcke, diesmal sogar innerhalb(!) des Zeltes. Das bedarf zwar einiger Übung, funktioniert aber sogar im engen Denali II. Dann stellen wir die Rucksäcke – bereits mit übergezogenem Poncho – in den Regen und bauen unser Zelt ab. Und selbst das funktioniert beim Denali II von innen, nach außen – auch wenn das so eigentlich gar nicht vorgesehen ist! Auf diese Weise gelingt es uns aber, zumindest das Innenzelt trocken zu verpacken.

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Das Außenzelt trieft natürlich noch völlig, als wir es (ganz zum Schluß) einrollen. Aber auch hier zeigt sich wieder, dass sowohl das Innen-, als auch das Außenzelt – jeweils getrennt in den Deuter-Zusatz-Außentaschen verpackt – sehr gut aufgehoben sind. So kann im Rucksack selbst nämlich nichts anderes von der Nässe der Zeltplane in Mitleidenschaft gezogen werden!

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Dann brechen wir auf und man mag es vielleicht kaum glauben, aber wir haben sogar gute Laune! Schließlich ist es uns ja gelungen, völlig trocken unter die Ponchos zu kommen. (Die dazu gehörenden Regenhosen haben wir natürlich ebenfalls schon innerhalb des Zeltes angezogen!) Und nun kann uns der Regen eigentlich nicht mehr viel anhaben.

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Sogar an einen Regenschutz für unsere Brillen haben wir zu Hause schon gedacht: Klaus Gülker, Moderator bei SWR4/Studio Freiburg hat uns extra dafür zwei Schirmmützen (Baseball-Kappen) gestiftet. Und unter deren breiten, tief in die Stirn gezogenen Schildern, bleiben die Brillen nun sogar bei Wind vollständig trocken!
Derart “wasserdicht” verpackt, stapfen wir nun also am Alisjärvi entlang, immer in Richtung Alesjaure-Hütten. Die können wir ja schon längst in der Ferne ausmachen und wissen auch, dass es “nur” noch 7 Kilometer sind, bis wir sie erreichen. Aber auch heute will diese kurze Distanz einfach nicht schrumpfen! (Zum Teufel mit dieser weiten Sicht in den langen U-Tälern!)

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Allerdings fällt es heute deutlich leichter, uns davon abzulenken, denn immer wieder werden wir über nasse Bohlenwege geführt. Diese sind bei Nässe aber so teuflisch glatt, dass sie unsere ständige Konzentration verlangen.
Dann lässt der Regen aber plötzlich nach und hört kurz darauf sogar völlig auf. Bevor wir uns aber darüber richtig freuen könnten, wird es nochmal so richtig spannend. Vor uns fließt nämlich ein durch den langen Regen, lebhaft angeschwollener Fluß. Und diesmal ohne jede Brücke..!

P1070369 4 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaOh nein..!“, rutscht Claudia dazu nur heraus. “Und was jetzt..?
Na was wohl..?”, lache ich. “Schuhe aus und durch..!
Claudia schüttelt ungläubig den Kopf, während sie immer noch verstohlen nach einer Möglichkeit sucht, um vielleicht doch noch trockenen Fußes hinüber zu kommen. Aber da ist keine, wie ich schon mit einem Blick festgestellt habe und das Wasser ist zudem viel zu tief, um mit den Stiefeln (trocken) hinüber zu kommen.

Wenn Du da jetzt mit Deinen Stiefeln hindurchwatest, dann hast Du nicht nur heute, sondern auch morgen noch den ganzen Tag nasse Schuhe an..!“, erkläre ich ihr. “Willst Du das wirklich gegen zwei Minuten Barfuß-Laufen eintauschen..?
Nein, natürlich nicht..!“, sieht sie ein. Und außerdem haben wir ja genau dafür unsere Crocks dabei. Schließlich war uns ja zu Hause schon bewußt, dass wir ein paarmal durch Flüsse waten müssen. Nur stellt man sich so’was natürlich immer nur bei schönem Wetter vor!

Dass inzwischen aber zumindest der Regen aufgehört hat, macht es doch schon erheblich einfacher. Ich lege daher den Rucksack mit dem Poncho einfach ins nasse Gras und setze mich auf seine Rückenschale. Dann ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus und angle mir die Crocks vom Rucksack.
P1070371 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaClaudia sieht mir erst mal nur zu, wie ich die Schnürsenkel verknote und mir die Schuhe um den Hals hänge. Dann gehe ich mutig ins Wasser und zucke da innerlich erst mal kräftig zusammen. Das Wasser ist nämlich wirklich (sorry!) saukalt! Aber es sind ja nur ein paar Meter, dann bin ich schon durch und stehe auf der anderen Seite.
Auf geht’s..!” ermuntere ich Claudia, die gerade ebenfalls ihre Stiefel auszieht. “Ist halb so wild..!
Abgesehen von der Wassertemperatur stimmt das ja auch, denn mit den Crocks hat man auf dem groben Kies im Flussbett einen guten Halt.
Dann folgt sie mir artig und geht langsam und bedächtig ins Wasser.
Natürlich kommt auch bei ihr das erwartete “Aaaaah..!“, wegen der Kälte. Aber dann ist sie mit wenigen, schnellen Schritten ebenfalls durch und steht lachend neben mir!
Na, stolz..?“, will ich wissen.
Und wie..!“, strahlt sie.
IMG 3108 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaErneut nehmen wir die Rucksäcke ab und streifen nur mit den Händen das Wasser von den Füßen. Claudia benützt dazu sogar ihre Mütze, bevor sie ihre Strümpfe wieder anzieht.
Gerade als wir unsere Schuhe wieder angezogen haben, kommt von der anderen Seite ein weiterer Wanderer an den Fluß. Und ohne seinen Schritt auch nur zu verlangsamen, watet er mit seinen Stiefeln durch den Fluß hindurch.
Hej-hej..!“, meint er nur kurz im Vorbeigehen, dann ist er auch schon wieder weg.
Muss der auf den Bus..?“, fragt mich Claudia belustigt.
Keine Ahnung..! Aber hast Du gehört, wie es in seinen Stiefeln geschmatzt hat, als er an uns vorbeigegangen ist..?”, frage ich zurück.
Ich halte es für absoluten Blödsinn, sich unter solchen Bedingungen nasse Schuhe zu holen, denn die Außentemperaturen liegen gerade mal bei 5° – 6°C! Und selbst wenn dieser Wanderer “nur” noch die paar Kilometer bis zu den Alesjaure-Hütten geht, wird er seine Stiefel über Nacht bestimmt nicht trocken bekommen. Hier draußen gibt es nämlich keine Zeitung, um sie hinein zu stopfen und für elektrische Schuhtrockner fehlt in den Stugas der Strom! Sollten die Stiefel natürlich vorher schon “durch” gewesen sein, dann spielt das natürlich keine Rolle mehr.

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Genau das war bei uns aber noch nicht der Fall gewesen und aus diesem Grund sind wir nun auch beide froh, wieder warme, trockene Füße zu haben!
Gerade als wir wieder aufbrechen wollen, bemerke ich aber am Hang hinter uns eine Bewegung: Rentiere! Die gibt es heute in Schweden zwar nicht mehr wild, die Samen lassen ihre Herden jedoch den ganzen Sommer über frei laufen. So kann man auf dem Kungsleden unterwegs immer wieder mit ihnen zusammentreffen.

IMG 3127 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaIch schieße ein paar Fotos, dann machen wir uns aber wirklich wieder auf den Weg und erreichen etwa eine Stunde später die Alesjaure-Hütten. Dort orientieren wir uns aber nur kurz und ziehen dann gleich weiter, in Richtung Tjäktja-Pass.
Gleich hinter den Hütten müssen wir dann erneut auf einer Hängebrücke einen Fluß überqueren. Claudia gewöhnt sich langsam an ihr Geschaukel und hat ihre Höhenangst ganz gut im Griff.

Und dann ziehen wir wieder ewig lang durch ein endloses U-Tal. Zu allem Überfluss fängt es dabei auch wieder an zu regnen. So kommen wir irgendwann in einen ganz eintönigen Trott, ohne jede Unterhaltung. Und irgendwann spüre ich dann, wie der linke Fuß im Schuh nass wird. Bisher hat der Hanwag Tatra wirklich alle Prüfungen mit Bravour bestanden. Dass er nun aber langsam aufgibt, ist für mich wirklich nachzuvollziehen!
IMG 3128 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaUnd als ich es Claudia mitteile brummt die nur missmutig:
Meine Meindl sind auch schon durch..!

Klar, nun läuft bereits seit Stunden über die Regenhosen Wasser von oben auf die Zungen unserer Schuhe. Und selbst wenn es gerade nicht regnet, streifen wir doch immer wieder Unmengen an Wasser von den niederen Weiden ab, denen man auf den Bohlenwegen einfach nicht ausweichen kann. GoreTex hin, oder her, das hält auf Dauer kein Schuh aus!

Aber der Weg steigt auch weiterhin an und so bleiben diese niederen Weiden langsam zurück. Dafür wird es nun aber auch fühlbar kälter. Ich drehe mich um und mache noch ein weiteres Foto von Claudia, die nur noch still hinter mir hergeht. Im Hintergrund sehen wir noch immer die Alesjaure-Hütten, am Fluss Aliseatnu liegen. Genauso langsam, wie sie uns anfangs nicht näherkommen wollten, gewinnen wir nun Distanz zu ihnen.

IMG 3129 580x386 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaDann werde ich aber plötzlich doch aus meiner Lethargie gerissen. Unmittelbar vor mir sind nämlich mehrere, recht große Vögel aufgeflogen und landen dann wieder etwas abseits des Weges. Claudia hat sie ebenfalls gesehen und möchte gerne wissen, um was es sich dabei handelt. Aber um sie genauer erkennen zu können, sind sie noch zu weit von uns entfernt.
IMG 3141 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaErst als weitere Exemplare auffliegen, kann ich sie besser sehen: Schneehühner..! Da sie bereits ihr braunes Sommergefieder tragen, habe ich sie nicht gleich erkannt. Dann bleibt aber eine Henne ganz ruhig vor mir auf dem Weg sitzen und lässt sich in aller Ruhe fotografieren, bevor sie wegfliegt.

Der kleine Zwischenfall hat unsere Stimmung wieder deutlich aufgehellt und auch das Lachen ist damit wieder zurück gekehrt. Und wir unterhalten uns über die kommende “Nacht”. Ich schlage Claudia nämlich vor, anstatt im Zelt, in der Tjäktjastuga zu übernachten. Dort sind wir warm und trocken aufgehoben und können bis morgen vielleicht sogar unsere Schuhe wieder etwas “trockener” bekommen.
Claudia ist natürlich sofort für diese Idee zu begeistern. Zumal wir dort auch windgeschützt sein werden, denn auch heute ist bereits wieder dieser kalte, allabendliche Wind aufgetaucht.
Ein kurzer Blick auf Claudias Uhr zeigt mir zudem, dass es langsam auch Zeit wird, diese Etappe zu beenden: Es ist bereits 19.00 Uhr und wir sind ja immerhin seit 9.30 Uhr unterwegs!

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Noch einmal überqueren wir einen Fluß auf Steinen, dann beginnt der steile Aufstieg zum Tjäktjapass. Und dort erleben wir dann auch gleich noch eine weitere Überraschung: Schnee! Mehrere große Schneefelder müssen hier im Anstieg noch überwunden werden. Und das ist ganz schön anstrengend und zieht uns nun wirklich auch noch die letzten Körner aus den Beinen!

IMG 3139 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaDann sehen wir aber die Stuga-Hütten in einiger Entfernung, etwas über uns liegen. Das gibt uns noch einmal Kraft und nur etwa eine Stunde später überschreiten wir dann auch die letzte Hängebrücke, die uns zu ihnen hinüber führt. Es ist bereits 21.00 Uhr.

Wellcome in Tjäktjastuga..!“, empfängt uns Monika, der weibliche Stugwart mit einem Glas selbstgemachter Limonade. Und ja, sie hat noch zwei Betten für uns frei.

Dann zeigt sie uns unser Zimmer und erklärt uns auch noch kurz die Preise und die Regeln, denn eine Stuga ist ja kein Hotel. Anfallende Arbeit wird grundsätzlich unter allen Gästen aufgeteilt: (Trink-)Wasser holen im Bach hinter dem Haus, korrektes entsorgen des Brauchwassers und Holz machen. Trockenes Birkenholz ist genügend im Schuppen. Der Stugwart hat immer nur die Aufsicht über alles.

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Für heute ist jedoch von den anderen Gästen schon alles vorbereitet und sie verlässt uns daher schon bald mit einem freundlichen:
Now the Stuga is your’s! Have a good night!
IMG 3146 300x199 Kungsleden, 3. Etappe: Alisjärvi – TjäktjastugaSo sitzen wir kurz darauf dann ganz alleine im großen “Wohnzimmer” der Tjäktjastuga, denn alle anderen schlafen schon. Und während Claudia noch schnell die nassen Klamotten im Gasbeheizten Trockenraum aufgehängt, bereite ich uns auch heute wieder einen heißen Tee und ein Süppchen zu.

Im Ofen knackt bereits wieder ein warmes Birkenfeuer, so dass wir auch diesen Tag wieder sehr stimmungsvoll ausklingen lassen, bevor wir dann ebenfalls ins Bett gehen..!

Zusammenfassung 3. Etappe: 19,9 Kilometer, 826 Höhenmeter im Anstieg, 586 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 11,5 Std.

 


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Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka-Schutzhütte

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 Dieser Artikel ist Teil 5 von 6 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Als der Garmin piepst, muss ich mich erst mal kurz orientieren: “Ach ja.., Tjäktjastuga!“, kommt dann die Erinnerung zurück. Auch Claudia schält sich bereits aus dem Schlafsack, so dass wir gleich nach vorne gehen können, in den Aufenthaltsraum. Dort holen wir etwas warmes Wasser, um uns im Zimmer zu waschen.
Dann mache ich Frühstück – wie immer Kaffee, Schüttelbrot und Philadelphia-Käse. Für mehr war im Rucksack einfach kein “Gewicht” mehr frei. Dafür sind wir aber mit unseren Resourcen für 21 Tage völlig autark, auch was das Abendessen angeht. Zugegeben, auf Dauer vielleicht etwas eintönig vielleicht, aber Komfort haben wir ja später zu Hause wieder..!

IMG 31481 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteDas Feuer im Ofen brennt schon, als Claudia zum Frühstück kommt. Von den anderen Gästen ist da immer noch nichts zu sehen. Wir waren gestern mal wieder die Letzten, und sind auch jetzt schon wieder die Ersten. Nur Monika schaut kurz vorbei und wünscht uns einen guten Morgen.
Dann mache ich mich ans Packen, während Claudia nach den Sachen im Trockenraum sieht. Alles ist schön trocken geworden, bis auf die Schuhe. Die sind immer noch ziemlich feucht, dafür aber schön durchgewärmt.

Da man feuchte Schuhe nicht eincremen kann, fällt der Schuhputz also heute aus. Dafür habe ich aber ein ganz anderes Erfolgserlebnis: Ich bekomme nämlich meine Hose zu! Genauer: Den obersten Knopf!
Wir haben uns unmittelbar vor unserer Tour noch neue Wander-Hosen besorgt, Fjällräven G-1000! Und da ich im letzten Halbjahr doch ziemlich Winterspeck angesetzt habe, rechnete ich unterwegs mit einem kräftigen Abnehmen und bestellte mir diese Hose daher absichtlich sehr knapp.
IMG 3149 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteDie ersten drei Tage blieb der oberste Knopf halt einfach offen, während ihr der Gürtel den nötigen Halt gab. Und nun geht dieser Knopf bereits zu – Klasse..!

Gut gelaunt richte ich unsere Rucksäcke und gehe anschließend zu Stugwart Monika, um die Unterkunft zu bezahlen: 790 SK für beide, also 92,02 Euro!
Eigentlich ein stolzer Preis, für das Schlafen im unbezogenen Bett, etwas Gas und ein paar Scheite Holz. Man darf dabei aber auch nicht übersehen, welcher Aufwand betrieben werden muss, um dem Wanderer diesen Service hier draußen überhaupt bieten zu können.
IMG 3764 2 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteDie Hütten werden im Winter mit Snowmobilen für die ganze Sommer-Saison mit Gas und Brennholz versorgt. Die weit abgelegenen Hütten sogar per Hubschrauber, denn Straßen gibt es hier draußen natürlich keine. Als Mitglied im STF wäre es zudem auch noch etwas billiger, aber deswegen extra noch eine weitere Mitgliedschaft eingehen, möchten wir auch nicht.

Dafür tut sich nun aber ein ganz anderes, völlig unerwartetes Problem für uns auf: Die Stugas nehmen nämlich ab diesem Jahr keine Kreditkarten mehr an!
Dazu muss man wissen, dass in Schweden eine ganz andere “Kredit-Karten-Mentalität” herrscht, als bei uns: Der Schwede kauft sich am Kiosk nur eine Dose Cola, und bezahlt dann per Visa!
Bevor wir auf unseren Schweden-Trip gestartet sind, haben wir uns diesbezüglich natürlich ebenfalls genau informiert: Alle Stugas nehmen die gängigen Creditkarten, und man kann sich sogar Bargeld auszahlen lassen, war der aktuelle Stand am Ende des letzten Jahres!
Das geht ab diesem Jahr nun aber leider nicht mehr, da die neuen Chip-Karten nur noch “online” funktionieren, was in der Einöde Lapplands natürlich nicht möglich ist! (Siehe Foto links! Wir fanden dieses Plakat leider erst zu Beginn des letzten Abschnitts unserer Tour, vier Tagesetappen vor unserem Ziel Hemavan..!)

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Damit haben wir nun aber ein richtiges Problem, da wir vor dem Start unserer Tour lediglich 2.500 SK / 291,- Euro als “Handgeld”, für Busfahrt und Boottransfers abgehoben haben. Sollten wir unterwegs noch öfter Schutz suchen müssen, würde dieses Geld also nicht ausreichen!
Na ja, erst mal abwarten!“, beruhige ich Claudia. “Nichts wird so heiß gegessen, wie es auf den Tisch kommt..!

IMG 3154 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteIMG 3153 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteP1070375 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka Schutzhütte

Dann verabschieden wir uns trotzdem gut gelaunt von Monika und nehmen den Anstieg zum Tjäktja-Pass in Angriff. Wir haben ja ohnehin vor, unterwegs überwiegend zu zelten.
Zuerst müssen wir jetzt aber erst mal wieder über die letzte Hängebrücke von gestern Abend, und die ist lang, hoch und zum gegenüberliegenden Ufer stark zudem abwärts geneigt! (Siehe großes Foto oben, rechts im Hintergrund!) Klar, dass diese Claudia mit ihrer Höhenangst etwas im Magen liegt! Aber sie fasst sich ein Herz ujnd geht tapfer voran.P1070377 580x386 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka Schutzhütte

Drüben erreichen wir dann kurz darauf wieder den Kungsleden, der nun nach rechts, zum Tjäktja-Pass hinauf führt. Steinig und uneben, ist er eine ständige Prüfung unserer Konzentration, da man jeden Fuß mit Bedacht setzen muss! Gehen, und sich gleichzeitig nebenher in der Gegend umsehen, geht nicht! Die phantastische Landschaft können wir immer nur während der kurzen Geh-Pausen in uns aufnehmen, während wir stehenbleiben um zu verschnaufen. Und diese Pausen werden nun zunehmend häufiger, da sich der Pfad doch recht anspruchsvoll zum Pass hinauf zieht.

IMG 3157 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteIMG 3156 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteIMG 3158 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka Schutzhütte

Oben sehen wir aber bereits wieder die Schutzhütte mit dem obligatorischen Klo-Häuschen stehen und nehmen uns vor, dort eine kurze (windgeschützte) Rast einlegen. Hier oben pfeift nämlich ein eiskalter Wind über die freie Fläche. Und dann hört der “Weg” wieder einmal einfach auf! Das heißt, man weiß zwar “wo” man hin muss, aber das “Wie” bleibt einem völlig selbst überlassen.

IMG 3159 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteIch bleibe daher kurz stehen und schaue auf den Garmin. Es war eine wirklich gute Idee gewesen, zu Hause schon alle GPS-Tracks vom Computer rüber zu ziehen. So habe ich nun zumindest die dunkelblaue Linie im Display direkt vor mir und muss ihr nur noch hinterher laufen. Abweichung: +/- fünf Meter, was soll’s..!
Dann erreichen wir die Hütte, oben an der Passhöhe und können zum ersten Mal auf der anderen Seite ins Tjäktjatal hinunter blicken. Der Weg zieht sich von hier aus gleich wieder steil hinunter, wie wir sehen, daher suchen wir nun zuerst einmal Schutz vor dem kalten Wind.
Drinnen legen wir die Rucksäcke ab und trinken etwas vom restlichen Tee, von gestern Abend – welch eine Wohltat.
IMG 3161 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteDie Schutzhütte hier oben am Pass ist ebenfalls perfekt ausgestattet. Extra Toilettenhäuschen, zwei Liegen, Bank, Tisch und sogar ein Ofen mit Feuerholz, versprechen fast Behaglichkeit, sollte man hier einmal festsitzen. Daher sollte man dieses Holz bitte auch nicht leichtfertig verfeuern, nur weil es gerade da ist, sondern es wirklich für diejenigen aufheben, die dringend Wärme benötigen, weil sie vielleicht in ein Unwetter gekommen sind!

Kurz darauf machen wir uns dann wieder an den Abstieg, hinunter ins Tjäktjatal. Zuerst recht steil, dann mit der Zeit etwas gemäßigter, zieht sich ein lehmiger, rutschiger Pfad abwärts und unsere Rucksäcke schieben uns ordentlich!
Solche Abstiege mit schwerem Gepäck gehen immer ziemlich auf die Knie, weshalb wir inzwischen viel lieber auf-, als absteigen. Die dafür erforderliche Muskulatur kann man sich nämlich aufbauen, Knorpelmasse in den Knien leider nicht!

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 Trotzdem kommen wir gut voran und erreichen nach etwa zwei Stunden den Fluss Tjäktjajakka, unten in der Ebene. Der Weg führt uns hier nun in nur noch leichtem Auf und Ab, immer entlang seines Ufers. Ganz langsam wird es auch wieder grüner und bald säumen auch wieder erste Blüten unseren Weg. Welch eine Veränderung, gegenüber der kargen Steinwüste, oben am Pass!

IMG 3168 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteP1070381 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteIMG 3166 176x176 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka Schutzhütte

Wir machen eine weitere Rast, wo ich unbedingt nach meinem linken Fuß sehen muss. Am kleinen Zeh hat sich dort eine Druckstelle gebildet, die ich unbedingt polstern möchte. Je länger man mit so etwas wartet, umso schlimmer wird es und unsere Füße benötigen wir schließlich noch..! Auch dafür sind wir aber mit einer ganz weichen Gel-Stülpa vorbereitet. Sie wird einfach abgeschnitten und dann über den Zeh gezogen.

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Für heute planen wir eigentlich, unser Zelt bei den Sälka-Hütten aufzubauen. Dort hätten wir dann Wasser, Toiletten und zudem die Möglichkeit, unseren Müll zu entsorgen. Ein kleines Fee sind wir dafür natürlich durchaus bereit, zu bezahlen.

IMG 3172 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteMit dem Müll habe ich ohnehin ein ganz besonderes Problem: Da ich diese Tour unbedingt mit vielen Fotos und den dazugehörenden GPS-Tracks für unser Wanderblog dokumentieren möchte, benötige ich unterwegs natürlich viel Energie. Genauer gesagt: Insgesamt 100(!) AA-Batterien, die alleine schon 2,6 Kilo wiegen! Und daher bin ich auch über jede einzelne froh, die ich gebraucht entsorgen kann, weil mein Rucksack so immer leichter wird! Trotzdem würde ich niemals eine von ihnen einfach wegschmeißen. Batterien werden in den Stugas nämlich extra gesammelt und dann als Sondermüll entsorgt!

Irgendwann fängt es dann wieder mal an zu regnen, so dass rasch unsere Regenhosen anziehen und die Ponchos überwerfen. Gott sei dank hält das aber nicht lange an. Und dann kommt sogar noch die Sonne heraus, worauf hin wir wieder alles verstauen! April-Wetter..!

IMG 3173 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteDann erreichen wir endlich die Sälka-Hütten, unser gestecktes Tagesziel, und haben dort dann das einzige Negativ-Erlebnis, der ganzen Tour: Als wir fragen, ob wir im Bereich der Stuga unser Zelt aufschlagen dürfen, bedrängt man uns, doch mehr in Anspruch zu nehmen. Wenn man jedoch die Küche mitbenutzt, dann kostet das gleich das Doppelte und da wir nicht mit einer Kreditkarte bezahlen können, müssen wir leider etwas sparen! Ihre Sauna, so wissen wir ja längst, muss ebenfalls super sein! Als wir jedoch ablehnen, schmeisst man uns buchstäblich raus!
Please, would you build your tent behind the river..!
Völlig platt drehen wir uns um und ziehen weiter. Und wir können bis heute eigentlich immer noch nicht so recht nachvollziehen, was da gerade passiert ist. Hatte die Frau des Stugwarts vielleicht einfach nur schlechte Laune? Keine Ahnung..!

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Ziemlich bedrückt ziehen wir also weiter und unterhalten uns noch lange über dieses Erlebnis. Irgendwann nimmt aber der weiterführende Weg dann wieder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch:
IMG 3181 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteUnzählige Brücklein führen hier nämlich über viele Schmelzwasserbäche, die ihr Wasser von den Berghängen herab, zum Tjäktjajakka führen. Es sind so viele, dass es sogar teilweise ziemlich unübersichtlich wird, welches Brücklein man nun als erstes ansteuern muss! Und einmal ist dann auch gar keine Brücke da, so dass wir auch heute einmal “waten” dürfen! Eine echte Erfrischung..!

Danach führen uns wieder unendlich lange Bohlenwege durch die Ebene des Tjäktjatales. Inzwischen haben wir umdisponiert und sind entschlossen, eine Schutzhütte anzusteuern. Sie liegt jedoch noch ein gutes Stück Weg voraus, hinter einer weiteren Hängebrücke und ist eigentlich gar nicht zum Übernachten gedacht. Aber nach unserem Erlebnis in der Sälkastuga kann uns der ganze STF für heute mal in den Schuh blasen..!.

IMG 3183 300x199 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka SchutzhütteWir erreichen die Hängebrücke und sehen auch die Hütte bereits rechts davon, unten am Fluss liegen. Prima, Wasser haben wir also auch genügend. Allerdings ist es durch die unfreiwillige Verlängerung unserer heutigen Tagesetappe inzwischen auch schon wieder kurz vor 22.00Uhr!
Claudia ist völlig fertig, als ich ihr den Rucksack abnehme und sie die Hüttentüre öffnet. Und dann kommt jedoch der Ausruf, auf den ich gewartet habe:

“Jjjja..!”

Kurz und knapp. Und als ich meinen Rucksack ebenfalls abgenommen habe und ihr folge, verstehe ich sie: Wir haben die tolle Hütte für uns ganz alleine und die paar Moskitos, die in ihr rumschwirren, lassen wir mit einem kurzen Durchzug hinaus..! Wir machen einfach hinten das Fenster und vorne die Türe gleichzeitig auf. Den Rest erledigt dann der allabendliche, kalte Wind, der auch heute wieder kräftig bläst.

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Nun rücken wir nur noch den Tisch etwas zur Seite, um am Boden Platz für die Lumas und die Schlafsäcke zu haben. Dann hole ich uns unten am Fluß noch schnell vier Liter Wasser, während Claudia bereits die Betten macht. Und auch unser Außenzelt, das seit gestern naß in den Zusatztaschen außen am Rucksack verpackt ist, hänge ich noch schnell draußen in den Wind, wo es rasch trocknet.

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Danach noch eine kurze Körperpflege, um das Salz von der Haut zu bekommen, dann lassen wir auch diesen Abend wieder mit Tee und einem heißen Süppchen gemütlich ausklingen. Aber heute mache ich auch noch ein Foto der echten Mitternachts-Sonne: Um 23.58 Uhr, kurz bevor wir schlafen geghen, schieße ich noch schnell das Foto oben. Da steht die Sonne im Norden..!

Zusammenfassung der 4. Etappe: 20,5 Kilometer, 1.483 Höhenmeter im Anstieg, 1.770 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 11,5 Std.

 

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HD Kungsleden 4 580x256 Kungsleden, 4. Etappe: Tjäktjastuga – Kuoperjakka Schutzhütte


Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka-Schutzhütte – Kaitumjaurestugorna

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 Dieser Artikel ist Teil 6 von 6 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Als ich “nachts” um halb eins endlich ebenfalls in den Schlafsack krabble, schläft Claudia schon seelig. Irgendwann muss ich dann aber nochmal raus und als ich die Türe öffne, sitzt da doch ein großer Schneehase vor der Hütte und sieht mich mehr erstaunt, als scheu an. Und er bleibt auch völlig ruhig sitzen, bis ich die Türe (schlotternd) von innen wieder schließe. Draußen ist es nämlich – trotz des nächtlichem Sonnenscheins – saukalt!

IMG 3187 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaAuch diese Nacht ist wieder angenehm ruhig. In der Hütte hören wir lediglich den Wind, der um das Gebäude pfeift. Diese Schutzhütten aus Holz sind super isoliert, schließlich sollen sie einem ja auch in den kalten Winter-Monaten Schutz gewähren, wenn der Kungsleden auf Tourenskiern begangen wird. Dafür haben die Hütten im Eingang sogar extra doppelte Türen, damit nie beide gleichzeitig offen sind.
Es ist eigentlich recht erstaunlich, wie schnell wir hier draußen die Zivilisation hinter uns gelassen haben: Uns fehlt kein Verkehrslärm, kein Auto, kein Fernsehen und auch kein Supermarkt. Vielmehr genießen wir inzwischen dieses wirklich auf das Wesentliche reduzierte Leben. Wir haben ja uns, und auch alles was wir wirklich brauchen. Und dazu kommt dann noch dieses unglaubliche Land mit seinen endlos erscheinenden Weiten, und einer phantastischen Natur. Nein, uns fehlt hier draußen wirklich nichts!

IMG 3189 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaAls morgens dann der Garmin piepst, fühlen wir uns wieder herrlich erholt. Ich stehe daher auch gleich auf und mache Frühstück. Mit dem neuen Alu-Topf von Edelrid kocht nun sogar das Kaffeewasser deutlich schneller, was uns so natürlich auch Gas für den Kocher sparen hilft!
Claudia war nur noch mal kurz draußen gewesen und ist dann auch ganz erstaunt, als bei ihrer Rückkehr schon der Kaffee in ihrem Becher dampft.
Wir verwenden für das Frühstück die 3in1-Sticks von Jakobs, da ist bereits Kaffee mit Kaffee-Weiser und Zucker gemischt. Dazu gibt’s dann wie immer das obligatorische Schüttelbrot und Frischkäse.
Und man mag es uns hier vielleicht nicht ganz glauben, aber sogar dieses karke Mal kann man hier draußen richtig genießen. Immerhin erkaufen wir uns damit ja das Erlebnis dieser Tour! (Nicht vergessen: Wir müssen ja auch alles tragen! – Komfort wiegt eben, und den haben wir dann zu Hause wieder..!)

IMG 3191 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaP1070391 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaIMG 3192 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   Kaitumjaurestugorna

Dann Packen wir wieder alles zusammen und heute ist ja auch das Außenzelt wieder trocken. Neben der Hütte ist noch ein weiteres, kleines Gebäude, in dem verschiedene Mülltonnen stehen. Denn wie zu Hause, wird auch hier draußen inzwischen der Müll getrennt. Es ist sogar extra eine kleine Schachtel, für gebrauchte Batterien da!
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Dann verlassen wir unser gemütliches “Hotel” wieder und machen uns auf den Weg zu den Kaitumjaure-Hütten, am gleichnamigen See.
Ob ich dort heute Abend vielleicht eine Runde schwimmen kann..?“, fragt Claudia irgendwann gutgelaunt.
Im Schmelzwasser der Schneeschmelze..?“, frage ich zurück.
Naja, mal sehen..!“, wird sie da bereits selbst wieder etwas skeptischer. Immerhin hat sie ja die Kapuze oben, als Schutz vor dem kalten Wind.

IMG 3196 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaSobald hier, in der Tundra die Sonne scheint und vielleicht zusätzlich auch mal kurz Windstille herrscht, dann vergißt man nur allzu leicht, dass man sich nördlich des Polarkreises aufhält. Das Wasser in den Flüssen und Seen hat hier aber – jetzt, Ende Juni – gerade mal 13°C, wenn überhaupt! Und dort, wo es direkt aus den Bergen herunter kommt, ist es sogar noch so kalt, dass einem bereits das Durchwaten an den Füßen weh tut!

Auch heute genießen wir aber wieder eine unglaubliche Weite! Noch immer folgen wir nämlich dem Tjäktjajakka und müssten nun eigentlich bald die Singi-Hütten erreichen, eine weitere STF-Stuga. Allerdings ist der Wanderpfad teilweise wieder sehr beschwerlich: Immer wieder müssen wir nämlich über Steine balancieren. Da ist es dann geradezu eine Wohltat, auch mal wieder über Bohlenwege gehen zu dürfen..!

IMG 3200 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaIMG 3198 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaIMG 3197 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   Kaitumjaurestugorna

Links von uns thront inzwischen schon eine ganze Weile das beeindruckende Massiv des Kebnekaise (2.111m), Schwedens höchstem Berg. Irgendwann sehen wir dann von einer Anhöhe aus plötzlich einen Hubschrauber, der irgendwo, weit vor uns zu landen scheint. Und dann können wir dort auch die STF-Hütten ausmachen. Und direkt rechts daneben auch die Samensiedlung, von der wir bereits gelesen haben.

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Inzwischen hat sich das Wetter stabilisiert und es ist sogar angenehm “warm” geworden. Gerade richtig eben, um zu wandern. Und auch der Weg ist inzwischen nicht mehr so steinig, so dass wir nun doch recht zügig voran kommen. Die Singi-Stuga erreichen wir gerade in dem Augenblick, als der Hubschrauber dort wieder abhebt.
IMG 32071 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaWir orientieren uns nur kurz am Schilderbaum, dann ziehen wir gleich weiter. Irgendwie ist da doch noch ein komisches Gefühl in uns, seit dem gestrigen Stugwart-Erlebnis.

Von hier aus könnte man nun zum Kebnekaise aufsteigen! Bis zur dortigen Schutzhütte sind es von hier aus gerade noch 15 Kilometer.
Obwohl das bestimmt sehr reizvoll wäre, kommt der Umweg für uns natürlich nicht in Frage, da wir auch so noch ein gewaltiges Stück Weg vor uns haben. Vorausgesetzt, wir erreichen heute noch die Kaitumjaure-Stuga, dann hätten wir morgen immer noch eine harte 24 Kilometer-Etappe vor uns, um nur den Ersten, von insgesamt fünf Kungsleden-Abschnitten zu vollenden! Da mag ich selbst als begeisterter Wanderer noch gar nicht daran denken..!

IMG 3202 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaIMG 3228 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaIMG 3206 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   Kaitumjaurestugorna

Aber dann nimmt uns erneut wieder die unglaubliche Weite dieses Tales gefangen. Der Garmin zeigt mir, dass wir nun “nur noch” um den rechten Berghang (Im Bild oben, rechts unter dem Hubschrauber!) da vorne herum müssen, um unser Tagesziel zu erreichen. Bei diesem Wander-Wetter ja eigentlich ein Klacks!
IMG 3217 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaAber wenn ich dann sehe, dass das immer noch über 12 Kilometer sind, dann muss auch ich gegenüber meinem inneren Schweinehund mal ein kurzes Machtwort sprechen..!

Und genau das ist das (psychologische) Problem mit diesen unglaublichen Sicht-Strecken, die man hier immer wieder vorfindet. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie lange man nun immer nur auf diesen Bergrücken zugeht, ohne dass der dabei merklich näher kommt? (Es waren volle fünf Stunden, bis wir ihn endlich erreicht haben..!)

Aber trotzdem beginnt die Landschaft sich langsam zu verändern: Immer dem Flussufer folgend, kommen wir fast unmerklich tiefer und nähern uns so wieder der Baumgrenze. Das bemerken wir eigentlich nur daran, dass sich zu diesen typischen, niederen Moosen und Flechten der Tundra, nun ganz langsam wieder einzelne Sträucher und Büsche gesellen.

P1070412 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaIMG 3220 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaP1070413 176x176 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   Kaitumjaurestugorna

Dann tangiert der Kungsleden kurz den Fluss und wir passieren ein paar glatte, ausgewaschene Felsplatten, die uns zu einer kurzen Rast mit erfrischendem Fußbad einladen. Das Wasser des Tjäktjajakka ist aber so kalt, dass ich mich anfangs richtig überwinden, die Füße im Wasser zu lassen! Dafür sind sie aber anschließend dann wirklich herrlich erfrischt.
Wir verweilen dann auch noch etwas länger auf diesen Felsen, denn unser Tagesziel werden wir heute ausnahmsweise einmal recht früh erreichen! Und da auch das Wetter mitspielt, können wir uns diese Rast nun ruhig gönnen.

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Noch einmal passieren wir eine Hängebrücke, bevor wir dann – von oben kommend – die Baumgrenze wieder erreichen. Hier umgeben uns nun wieder diese typischen, niederen Birken, die überall im Fjäll wachsen. Und dann haben wir plötzlich ein Erlebnis der ganz besonderen Art:

P1070416 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaEtwas vor Claudia gehend, muss ich für einen Augenblick etwas langsamer machen, weil ich über eine einzelne Bohle balancieren muss. In diesem Augenblick nehme ich ein paar einzelne Moskitos wahr, die an meinem Kopf vorbeischwirren. Dann ist das Hindernis aber auch schon überwunden und ich gehe in meinem ganz normalen Schritt weiter.
Da unser Weg aber recht steil bergauf führt, komme ich dabei doch etwas außer Atem und bleibe kurz darauf stehen, um etwas zu verschnaufen. Und in diesem Augenblick werde ich dann derart intensiv von einem riesigen Schwarm Moskitos überfallen, dass ich gleich mehrere von ihnen – über Mund und Nase – einatme!
IMG 3231 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaHeftig hustend und würgend,  mit einer Hand immer nach den Viechern schlagend, ziehe ich mit der anderen meinen Moskito-Schleier aus der Beintasche und stülpe ihn über meinen Kopf! Dann habe ich zumindest dort Ruhe und kann nun auch keine mehr einatmen.
Nur gut, dass ich den Moskito-Schleier dort bereits griffbereit deponiert hatte!
Während ich sehe, dass Claudia die Situation inzwischen ebenfalls im Griff hat, werde ich etwas ruhiger. Allerdings konzentrieren sich die Stechmücken nun so vehement auf meine Hände, dass ich dort bereits völlig verstochen bin, bevor ich überhaupt etwas dagegen unternehmen kann!
Dann habe ich aber auch schon die Sprühflasche Autan in der Hand und gebe den Viechern auf den Händen “Saures”. Auch Claudia hat mich inzwischen erreicht und streckt mir ihre Hände hin!

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Dann haben wir erst mal Ruhe vor den Viechern und können etwas verschnaufen. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich mir diese Agressivität der Stechmücken so noch nicht einmal in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Und als ich dann auch noch den Würgreiz durch die Eingeatmeten hatte, war doch für einen kurzen Augenblick wirklich richtige Panik in mir hochgekommen! Da fühlte ich mich diesen Viechern einfach nur hilflos ausgeliefert!
Und da war dann auch kein normales Sirren mehr an den Ohren, wie man es von Stechmücken allgemein gewohnt ist. Das hörte sich dann vielmehr so an, als ob ich direkt neben einem Bienenstock stehen würde!

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Dann erreichen wir die Kaitumjaure-Hütten und stellen fest, dass diese noch nicht mit einem Stugwart besetzt sind. Auch recht, so können wir uns das kleine Fee für das Zelten schon sparen!

IMG 3237 300x199 Kungsleden, 5. Etappe: Kuoperjakka Schutzhütte   KaitumjaurestugornaWir bauen also unser Zelt trotzdem auf und machen uns erst dann Gedanken, wie wir wohl am Besten verhindern könnten, dass sich einzelne Stechmücken ins Innenzelt hineinmogeln.
Ein paar Spritzer Autan auf den Reisverschluss des Innenzeltes ist die Lösung. Und: Das Innenzelt immer nur ganz kurz auf, und dann sofort wieder zu machen..!
So koche ich uns dann halt draußen mit dem Mückenschleier unseren Tee und ein Süppchen, und bringe dann anschließend alles zu Claudia ins Zelt. Und dort machen wir uns dann trotzdem einen gemütlichen Abend, und den Stechmücken eine lange Nase..!

Zusammenfassung der 5. Etappe: 17,9 Kilometer mit 492 Höhenmeter im Anstieg und 696 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 9,5 Std.

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Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure-Hütten – Vakkotavare

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 Dieser Artikel ist Teil 7 von 8 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Diese “Nacht” war etwas unruhiger gewesen. Trotz aller Bemühungen war es gestern wohl doch einem Moskito gelungen, zu uns ins Innenzelt zu gelangen. Der hat uns dann die ganze Nacht über genervt! Und zu allem Überfluss fing es dann gegen Morgen auch noch an zu regnen. Aber es war wohl auch etwas der eigene Erwartungs-Druck, die heute anstehende, große Etappe unbedingt schaffen zu müssen, der bei mir einen erholsamen Schlaf verhindert hat..!

Als der Garmin piepst, prasselt es draußen immer noch ganz gleichmässig auf den gespannten Zeltstoff. Dauerregen..! Ich mag eigentlich gar nicht rausschauen, muss aber mal.
Draußen ist dann auch alles nur triest und grau und ich sehe zu, dass ich schnell wieder ins trockene Zelt zurück komme. Claudia hält die Augen im Schlafsack immer noch geschlossen, fragt aber doch nach, wie es draußen aussieht.

IMG 3246 176x176 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareIMG 3249 176x176 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareIMG 3248 176x176 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   Vakkotavare

Sauwetter..!“, antworte ich nur einsilbig, denn dieses Wetter stinkt mir langsam! Dann widme ich mich dem Frühstück.

In der Apsis auf meiner Zeltseite ist grundsätzlich immer unsere Küche eingerichtet. Das ist dann gleichzeitig auch der Eingang, während in der Apsis auf Claudias Seite die Rucksäcke verstaut sind. Dort wäre natürlich kein Durchkommen.

IMG 3251 300x199 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareNach dem Frühstück packen wir die Rucksäcke auch heute wieder innerhalb des Zeltes. Dann ziehen wir – ebenfalls noch im Zelt – die Regenhosen an, bevor ich rausgehe um Claudia dabei zu helfen, das Denali II wieder von innen, nach außen abzubauen. Dazu lösen wir alle Verbindungen des Innenzeltes vom Zeltgestänge und legen es dann gleich zusammen. Erst dann ziehe ich alle Heringe aus dem Boden, während Claudia von innen nun auch das Außenzelt vom Zeltgestänge löst.
Der Rest geht dann schnell und einmal mehr haben wir unser Außenzelt wieder triefnass verpackt! Wichtig ist dabei eigentlich nur, dass es zum Trocknen baldmöglichst wieder auseinander gerollt wird!

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Kurz darauf stehen wir dann abmarschbereit vor unserem Zeltplatz und überprüfen noch ein letztes Mal, ob auch wirklich nichts mehr irgendwo herumliegt. Wir wollen schließlich nichts hinterlassen, außer einem guten Eindruck! Dann starte ich die Aufzeichnung des Garmin, und wir ziehen los.

IMG 3254 300x199 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareHeute haben wir eigentlich gleich 1 1/2 Tagesetappen zu meistern. Dazu müssen wir zuerst dem Tal folgen und die Teusajaure-Hütten am gleichnamigen See erreichen. Dort steht dann unsere erste Ruderstrecke an und wir hoffen natürlich, dass zwei Boote auf unserer Seite des Sees liegen! Das hat folgenden Hintergrund:
Wo Gewässer überwunden werden müssen, stellt der STF jeweils drei Ruderboote mit Schwimmwesten (kostenlos!) zur Verfügung. An einem Ufer liegen also Zwei, am anderen Ufer nur Eines. Erreicht man nun dummerweise die Uferseite mit nur einem Boot, dann muss man hinüber rudern, dort ein zweites Boot in Schlepp nehmen und wieder zum Ausgangspunkt zurück kommen. Erst dann kann man die eigentliche Ruderstrecke überwinden! Auf diese Weise wird sicher gestellt, dass jeder Wanderer – egal von welcher Seite er kommt – immer ein Ruderboot zur Verfügung hat!

IMG 3255 2 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareP1070425 3 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   Vakkotavare

Hinter dem Teusajaure geht es dann noch einmal steil hinauf und über eine langezogene Bergkuppe mit Tundrabewuchs und Fjällbirken. Nach 15 Kilometer (ab Teusajaure!) werden wir dann die große Fjällstation Vakkotavare erreichen. Sie markiert das Ende des ersten Kungsleden-Abschnittes und ist auch wieder an ein Straßennetz angeschlossen.
Nun geht es immer in leichtem Anstieg dahin. 200 Höhenmeter müssen wir insgesamt überwinden, um über den Sattel nach Teusajaure zu kommen. Zuerst 200 hoch, und drüben dann wieder 300 Höhenmeter runter, da der See auf 500m n. N. liegt, also noch 100 Meter tiefer als der Kaska Kaitumjaure.

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Nach einer Weile kommt dann der See Teusajaure in Sicht und bald darauf beginnt auch ein steiler Abstieg, hinunter zu den Teusajaure-Hütten. Als wir unten ankommen, sind wir bereits ziemlich geschafft und der freundliche Stugwart, der uns dort mit seinem Hund begrüßt, schmunzelt nur. Er kennt dieses Martyrium wohl..!
IMG 3263 300x199 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareWir erklären ihm, dass wir gleich weiter wollen, nach Vakkotavare. Da möchte er nur noch wissen, ob wir vielleicht mit dem Motorboot übergesetzt werden wollen. Das kostet pro Person 200 SK / 23,44 Euro.
Wir verneinen und schildern ihm unsere finanzielle Situation und das Problem mit den Kreditkarten. Danach machen wir noch eine kurze Rast, unten beim Ruderboot, direkt am See.
Leider ist wirklich nur Eines da, und so werde ich die Strecke von etwa einem Kilometer also insgesamt dreimal rudern dürfen.
Sch…e..!“, fluche ich leise. Aber Claudia hört es und grinst. Vorsichtshalber suche ich mit den Augen aber noch ein weiteres Mal den Berghang am gegenüberliegenden Ufer ab. Vielleicht kommt da ja doch noch ein weiterer Wanderer von oben herunter, der uns dann zwangsläufig ein zweites Boot bringen würde. Aber nein, nichts..!

IMG 3265 300x199 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareAlso gut..!“, bin ich halt irgendwann bereit, in den sauren Apfel hineinzubeissen und will gerade Claudias Rucksack ins Ruderboot werfen, als hinter mir eine markige Stimme erschallt:
Put your hands off..!
Ich stelle den Rucksack wieder ab und drehe mich um. Der Stugwart steht mit seinem Hund da und erklärt uns, dass er ohnehin gerade an’s andere Ufer muß, um dort etwas zu erledigen und wir könnten daher kostenlos mitfahren!
Whow – thank you, Sir..! That’s very friendly..!

Hast Du’s plumpsen hören..?“, frage ich dann Claudia leise, während ich die Rucksäcke ins Motorboot verfrachte.
Du meinst etwa den Stein, der Dir gerade vom Herzen gefallen ist..?
Ich grinse nur, wir verstehen uns..!

IMG 3268 300x199 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareDann fahren wir gemeinsam (einschließlich Hund) hinüber und ich stelle fest, dass ein Kilometer auf dem Wasser doch eine recht ordentliche Strecke ist. Nur der Gedanke daran, ihn vielleicht dreimal rudern zu müssen, lässt mich bereits einen imaginären Muskelkater in den Oberarmen spüren..!
Drüben bedanken wir uns dann noch einmal herzlich und verabschieden uns von diesem freundlichen Stugwart und seinem Hund. Wir haben schließlich noch 15 Kilometer vor uns und es ist bereits kurz vor Fünf!

Nun geht es aber erneut wieder steil hinauf. Berg ohne Ende nennen wir Anstiege dieser Art: Man sieht irgendwo vor sich eine Kuppe, und hofft insgeheim, dort dann endlich “oben” zu sein. Dem ist jedoch nicht so, denn es folgt nun hinter dieser Kuppe nur ein etwas flacherer Anstieg, bis zur nächsten Kuppe. Und genau dieses Spiel wiederholt sich nun auch hier wieder – immer, und immer wieder! Dafür machen wir dann in der Ferne aber wieder einmal Rentiere aus. Und wie könnte es anders sein, es fängt natürlich irgendwann auch wieder an zu regnen. Schwedisches Sauwetter..!

IMG 3274 176x176 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareIMG 3273 176x176 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareP1070430 176x176 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   Vakkotavare

Bald sind wir ziemlich fertig und beiden tun zudem die Füße kräftig weh. Dann kommt zu allem Überfluss auch noch ein Flusslauf ohne Brücke, den wir somit barfuß und mit Crocks durchwaten müssen. Inzwischen ist es bereit 22.30 Uhr.
Drüben sitzen wir dann gerade auf unseren Rucksäcken, um Socken und Stiefel wieder anzuziehen, als ich vor uns eine Bewegung bemerke.
Claudia.., da kommen Rentiere direkt auf uns zu..!“, sage ich leise und ziehe die Canon aus der Tasche. Dann sehe ich jedoch plötzlich, dass das keine Rentiere, sondern Elche sind!

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Eine Elchkuh kommt mit ihrem Kalb direkt auf uns zu, wohl um hier am Fluss zu trinken! Da der Wind günstig steht, können sie uns noch nicht wittern und erst der Spiegelschlag der Canon lässt das Muttertier auf uns aufmerksam werden. Nun traben sie natürlich davon, aber ich habe mein Elchfoto..!
Solche Augenblicke lassen einen natürlich nicht nur alle Anstrengen, sondern schlagartig auch alle Schmerzen vergessen! Claudia ist vor Freude fast völlig durch den Wind und kniet mit glänzenden Augen neben ihrem Rucksack.
Welch ein Erlebnis..!” flüstert sie immer noch, obwohl die Elche bereits weg sind.

IMG 3285 300x199 Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   VakkotavareUnd dann, wie zur Belohnung, erreichen wir endlich die höchste Kuppe dieses Berges und sehen nun endlich auch in das dahinter liegende Tal und auf den See Suorvajaure hinunter. Dort unten im Tal muss nun Vakkotavare liegen, unser heutiges Etappenziel!

Irgendwann passieren wir ein paar Zelte, die wohl Wanderer aufgestellt haben, die von unten gekommen sind. Und dann kommen wir in den Bereich des steilen Endabstieges, hinunter zur Straße. Dieser Wegabschnitt ist nun so steil, dass es mit den schweren Rucksäcken richtig weh tut und ich auch immer wieder kurz stehen bleibe, um nach Claudia zu sehen. Sie hat inzwischen ziemlich Probleme mit den Knien, weiß ich und da ist dieser finale Abstieg nun natürlich genau das “Richtige”!

Trotzdem stehen wir kurz darauf dann beide unten am Parkplatz, direkt neben der Bushaltestelle. Hier ist der Kungsleden nun für 30 Kilometer unterbrochen, daher wird uns morgen auch ein Bus nach Kebnats bringen, wo der Kungsleden dann mit einem Boots-Transfer hinüber zur STF-Station Saltoluokta, wieder weiter geht. Aber bis zu seiner Abfahrt, um 10.15 Uhr, können wir nun noch etwas schlafen.

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Der Einfachheit halber bauen wir unser Zelt direkt neben der Bushaltestelle, am Rand des Parkplatzes auf..! Und während Claudia wieder die Betten macht, hole ich uns vier Liter frisches Wasser. Die STF-Station Vakkotavare liegt ebenfalls direkt an der Straße und ihre Trinkwasser-Entnahmestelle am Fluß ist frei zugänglich. Dann noch schnell das Übliche: Kleine Körperpflege, um das Salz von der Haut zu bekommen, heißer Tee um die Wasservorräte des Körpers wieder aufzufüllen und für Claudia auch noch eine heiße Nudelsuppe, weil sie sich diese von mir gewünscht hat. Und dann nur noch schlafen..!

Zusammenfassung der 6. Etappe:  24,6 Kilometer, 955 Höhenmeter im Anstieg, 1.114 Höhenmeter im Abstieg, – Dauer: 14 1/4 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden Kungsleden, 6. Etappe: Kaitumjaure Hütten   Vakkotavare

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

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Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare – Sitojaure

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 Dieser Artikel ist Teil 8 von 8 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Als der Garmin piepst, öffne ich die Augen und nehme zufrieden zur Kenntnis, dass draußen die Sonne scheint. Heute ist ja auch der 21. Juni und Sommer-Sonnwende (Midsommar). Der Längste Tag des Jahres mit der kürzesten Nacht, wird in Schweden als zweitwichtigster Feiertag, gleich nach Weihnachten gefeiert. Ähnlich den Feierlichkeiten zum 1. Mai, bei uns..!

IMG 3287 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureDie weißen Nächte, wie man diese “Nächte” ohne Dunkelheit auch gerne bezeichnet, sind für Claudia und mich wirklich ein tolles Erlebnis. Immer wieder ist man völlig fasziniert von der Sonne, die manchmal mitten in der Nacht, plötzlich hinter einem Berg, oder auch nur hinter Wolken hervorkommt!
Optisch steht die Sonne dabei auf einer Höhe, die man so in etwa von 16.00 Uhr, bei uns zu Hause gewohnt ist (Sommer!). Auf dieser Höhe bleibt sie dann aber, und wandert (anstatt unter zu gehen!) in 24 Stunden einmal komplett um einen herum. (Daher steht sie “nachts” dann auch mal direkt im Norden, was bei uns ja völlig unmöglich wäre!)

Sehr gerne hätten wir unsere innere Uhr auf dieser Kungsleden-Tour etwas weiter nach hinten verschoben, um so noch mehr Mitternachts-Sonne erleben zu können. Davon abgehalten hat uns aber dieser eiskalte Wind, der jeden Abend auftaucht, und natürlich auch die Tatsache, dass die Schweden selbst ihren normalen Tages-Rhythmus natürlich ebenfalls beibehalten. Und wenn man – wie beispielsweise heute – auf den Bus angewiesen ist, dann muss man eben immer wieder in diesen “normalen” Alltags-Rhythmus zurückkehren.

IMG 3288 176x176 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureIMG 3290 176x176 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureIMG 3291 176x176 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   Sitojaure

Unser Bus nach Kebnats fährt um 10.15 Uhr und kostet heute ausnahmsweise einmal gar nichts. Die elektronische Kasse “has broken“, erklärt uns die freundliche Busfahrerin und nimmt dann alle Fahrgäste kostenlos mit!
Von Kebnats aus werden wir anschließend mit einem STF-Boot zur Fjällstation Saltoluokta, am gegenüberliegenden Ufer, übergesetzt. Der Fahr-Preis beträgt 150 SK/Person – 17,44 Euro. Das Schiff fährt während der Saison mehrfach täglich, abgestimmt auf den Busfahrplan.

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Drüben müssen wir uns dann zuerst einmal orientieren. Aufgrund des Mittsommer-Festes sind heute (Freitag!) viele Schweden hier heraus gekommen, um übers Wochenende gemeinsam zu grillen und zu feiern. Das macht die Situation etwas unübersichtlich. Würdet Ihr mich daher hier nach dem Weg fragen, dann würde ich Euch spontan antworten: “Immer nur aufwärts..!
P1070437 2 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureIn Schweden habt Ihr unterwegs ja keine großen Steigungen zu erwarten..!“, äfft Claudia dann mal wieder einmal ihre Schwester Gabi nach und lacht, während wir uns erst mal nur zu den Gebäuden der Stuga hinaufkämpfen. (Das hatte die nämlich irgendwann am Telefon zu Claudia gesagt, bevor wir von Deutschland aus nach Schweden aufgebrochen waren.)
Wenn die wüßte..!” vollendet Claudia.

Oben sehe ich dann – etwas hinter den Gebäuden zurückgesetzt – einen Wegweiser und steuere ihn direkt an. Der Schilderbaum zeigt uns, dass wir nun – nach 30 Kilometer Unterbrechung und einem Bootstransfer über den Suorvajaure, wieder auf dem Kungsleden stehen. Und hier beginnt nun auch der Zweite von insgesamt fünf Abschnitten. Ein Ausstieg aus dem Königspfad wird nun erst wieder an der STF-Fjäll-Station Kvikkjokk möglich sein – nach etwa 73 Kilometern!

Noch ein Tipp: In der STF-Station Saltoluokta sollte man eigentlich auch weiterhin mit Kreditkarten bezahlen können, da diese STF-Station an ein Stromnetz angeschlossen ist! Dann kann man sich auch Bargeld auszahlen lassen! (Wir konnten das aber leider nicht selbst ausprobieren, da hier – aufgrund des Midsommar-Festes – einfach zu viel los war!)

IMG 3296 580x386 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   Sitojaure

Vom Schilderbaum aus werden wir zuerst nur in leichtem Anstieg, später dann jedoch immer steiler aufwärts geführt. Dem entsprechend schnell ändert sich nun auch wieder die Vegetation: Mischwald, Birkenwald, niedere Birkenbüsche, Heidelbeer-Sträucher und zuletzt wieder nur noch Tundra, mit niederen Moosen und Flechten. Das Höhendiagramm zeigt uns zudem eindrucksvoll, wie wir innerhalb von nur vier Kilometern von 380m n. N., auf etwa 730 Meter n. N. hinauf geführt werden!
IMG 3301 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureNicht nur wir müssen dabei dann immer wieder anhalten, um zu verschnaufen. Auch ein junges, französisches Pärchen kämpft sich tapfer den steilen Pfad hinauf. Sie sind jedoch deutlich leichter und ohne große Rucksäcke unterwegs, also wohl nur Tages-Ausflügler.

Bereits anderthalb Stunden später wandern wir dann schon wieder ganz oben durch das Kahlfjäll. Hier gibt es nun nur noch ganz niederen Bewuchs. Ein paar ganz niedere Büsche sind noch zu finden, ansonsten nur noch Moose und Flechten.
Und war Claudia gerade vorhin unten am See noch im T-Shirt unterwegs gewesen, müssen wir hier oben bereits wieder unsere Jacken anziehen, weil ein richtig frischer Wind über die freie Hochfläche weht. Kurz darauf hole ich mir dann sogar noch meine Fleece-Mütze und die dünnen Fleece-Handschuhe aus dem Rucksack, weil mir einfach kalt ist.
P1070439 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureTrotzdem müssen wir viel trinken, weil wir (durch die schweren Rucksäcke) fast ständig schwitzen. Inzwischen hat sich das bei uns so eingependelt, dass wir stets zwei Flaschen mit Trinkwasser mit uns führen: Eine bei Claudia, und eine an meinem Rucksack!
Als Kavalier sorge ich natürlich dafür, dass wir immer zuerst Claudias Flasche leere, damit ihr Rucksack wieder leichter wird. So haben wir meine volle Flasche dann fast immer noch in Reserve und leiden daher auch nie Durst. Allerdings habe ich nun auch fast immer noch ein zusätzliches Kilo Gewicht am Rucksack.
Das ist jedoch nicht so tragisch, denn man gewöhnt sich doch relativ schnell daran. Und gerade hier oben im Kahlfjäll, sind die Bäche und Flüsse ja nicht ganz so häufig, wie weiter unten. Also lieber etwas mehr tragen, als irgendwann Durst leiden müssen!

P1070441 580x386 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   Sitojaure
Die heutige Etappe erweist sich als überraschend anstrengend. Dafür ist das lebhafte Auf und Ab verantwortlich, das den Weg hier oben auszeichnet. Immer wieder geht es mal fünf Meter hoch, nur um etwas später dann wieder zehn Meter runter zu gehen. Und das Ganze dann natürlich stets auf besten Sand-, und Schotter-Pfaden – die jederzeit unsere volle Aufmerksamkeit erfordern!

Bald ist mir dann wieder so warm, dass ich Handschuhe und Mütze wieder im Rucksack verpacke!

IMG 3305 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureEine persönliche Anmerkung: Es sein an dieser Stelle einmal ausdrücklich erwähnt, dass uns der Kungsleden während der ersten Woche wirklich an jedem Tag auf’s Neue gefordert hat! Und er brachte uns (und unsere Ausrüstung) auch mit jeden Tag noch näher an die Grenzen heran – manchmal sogar ein wenig darüber hinaus..! (Und das blieb dann auch für die restlichen Wandertage unserer Kungsleden-Tour so!)
Überwiegend war dafür das ausgesprochen schlechte Wetter verantwortlich, denn von insgesamt 23 Wandertagen, hatten wir nur an ganzen 6 Tagen keinen Regen! Und jeder, der den Kungsleden einmal gewandert ist weiß: Wenn es auf dem Weg an einem Tag auch nur für kurze Zeit regnet, dann sind unterwegs wieder alle Birken und Weiden auf Stunden hinaus trief-nass! Daher ist es einem dann beim ständigen Vorbei-Streifen irgendwann auch schon fast sch…-egal, ob es jetzt noch weiterregnet, oder nicht..!

P1070443 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureIrgendwann machen wir dann eine längere Pause und sind da bereits völlig geschafft. Nachdem ich meinen Rucksack abgelegt und auch Claudia noch ihren Rucksack abgenommen habe, lasse ich mich nur noch auf einen Felsen fallen und trinke Claudias Wasserflasche fast auf “ex” leer! Dafür reiche ich ihr dann eben Meine!
Von unserem Rastplatz aus können wir aber sehen, dass sich das Kahlfjäll nun ganz langsam wieder etwas absenkt, und irgendwann sollte jetzt eigentlich auch der lang ersehnte Abstieg kommen. Auch heute müssen wir nämlich wieder hinunter, ins Tal. Direkt am See Kaskajaure liegt unser heutiges Etappenziel, und dort wollen wir uns ein schönes Zeltplätzchen für die Nacht suchen. Gleich morgen früh steht dort dann eine weitere Ruder-Strecke an.

IMG 3306 580x386 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   Sitojaure

Dann erreichen wir ein kurzes Flußbett, das auch Michael Henneman in seinem Kungsleden-Führer beschreibt. Und zu unserer Überraschung müssen wir darin sogar ein großes Schneefeld überwinden. Dass sich das hier oben so lange halten konnte zeigt uns, wie sehr hier kalte, bergabfließende Luft aus den Bergen durch ein entsprechendes Gelände kanalisiert wird! Denn der Schattenwurf alleine hätte sein Abschmelzen wohl kaum so lange aufhalten können.
IMG 3309 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureDirekt von der nächsten Anhöhe aus können wir dann auch schon hinunter sehen, zum See Kaskajaure. Und wir sehen auch, wie unser Weg unmittelbar vor uns wieder die Baumgrenze erreicht.

Es wird nun auch langsam wieder Zeit, dass wir endlich unser Tagesziel erreichen, denn auch heute ist es schon wieder 20.30 Uhr.
Während wir zwischen Fjällbirken abwärts streben, mache ich mir ein paar Gedanken über unser Tempo, und rechne dazu auch ein wenig: So langsam wie auf dem Kungsleden waren wir bisher nämlich noch nie unterwegs gewesen! Teilweise erreichen wir ja noch nicht einmal ganze 2,0 Stundenkilometer! (Im Gesamtschnitt!)
Dafür ist natürlich auch der Kungsleden selbst verantwortlich, denn er hat schon eine sehr anspruchsvolle Wegführung, die man mit einem “Westweg” im Schwarzwald, oder auch mit einem “Vogesenkamm-Weg” überhaupt nicht vergleichen kann. Wenn es hier nämlich nass wird, dann wird es immer wieder richtig gefährlich. Und dem entsprechend langsam geht man dann eben auch!

Während ich noch sinniere, fliegen mir bereits wieder erste Moskitos am Kopf vorbei. Jetzt schon, frage ich mich? Das kann ja heiter werden! Noch haben wir vielleicht gerade mal die Hälfte des Abstieges, hinunter zum See geschafft! Wie mag es da dann wohl erst ganz unten aussehen, direkt am Wasser? Mir schwant jetzt schon Übles!

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Die restliche Strecke Abstieg schaffen wir in einer knappen Stunde und erreichen dann die Sitojaurestuga kurz vor Zehn. Der Stugwart ist da wohl bereits im Bett, denn es kümmert sich niemand um uns, als wir zum Bootsanlege-Steg hinunter gehen.
Und wie sollte es anders sein: Natürlich ist auch hier wieder nur ein einziges Boot auf unsere Seite, so dass ich mich etwas gefrustet nach einem Zeltplatz umsehe. (Das bedeutet für morgen nämlich, dass ich die ganze Strecke wieder dreimal rudern darf, um drüben ein Boot für andere Wanderer zu holen, die nach uns hier ankommen!)

P1070444 300x199 Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   SitojaureDirekt auf der kleinen Wiese, neben einem halb verfallenen Schuppen, bauen wir dann unser Zelt auf. Und auch heute machen wir das wieder wie vorgestern und sprühen einfach etwas Autan direkt auf den Reißverschluss des Innenzeltes. Dann huscht Claudia hinein, während ich ihr durch einen Spalt alles hineinreiche, was wir aus den Rucksäcken noch für die Nacht und das Frühstück brauchen.

Sie macht nun wieder die “Betten”, während ich noch schnell zum Bootsanleger gehe, um uns für die Nacht mit 4 Liter Wasser zu versorgen. Und dann könnte ich plötzlich jubeln: Draußen auf dem See sehe ich nämlich ein kleines Ruderboot, das direkten Kurs auf unseren Bootsteg hat! Dort kommt gerade unser Boot für morgen, damit wir die Strecke (immerhin 4,0 Kilometer!) nun doch nicht dreimal rudern müssen!

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Nun warte ich natürlich noch, bis die Zwei (ein schweizer Pärchen) das Ufer erreichen haben und helfe ihnen, “mein” Boot zu vertäuen. Dann unterhalten wir uns noch kurz, bevor auch sie vor den Moskitos das Weite suchen. Ich habe ihnen empfohlen, doch besser noch über die Baumgrenze aufzusteigen, weil sie dort dann vor den Moskitos ihre Ruhe hätten. Das wollten sie tun..!

Zusammenfassung der 7. Etappe: 22,4 Kilometer mit 727 Höhenmeter im Anstieg, und 528 Höhenmeter im Abstieg. Dauer: 11 1/4 Std.

Wer gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren will, oder ihn gar wandern möchte, dem empfehlen wir unbedingt den umfangreichen Führer Schweden: Kungsleden von Michael Hennemann. Er war unterwegs stets unsere “Bibel”!

Schweden: Kungsleden Kungsleden, 7. Etappe: Vakkotavare   Sitojaure*

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, dass es Dich etwas kostet!

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Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure – Aktsestugorna

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 Dieser Artikel ist Teil 9 von 9 in der Serie Mitternachts-Sonne über dem Kungsleden

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Inzwischen zeigt sich immer mehr Routine im Umgang mit den Moskitos. Obwohl wir hier am Kaskajaure-Ufer auf die bisher größten Stechmücken-Schwärme treffen, gehen wir recht gelassen mit ihnen um. Auch diesbezüglich spielt sich vieles wohl nur “im Kopf” ab. Denn seit wir wissen, dass die chemische Keule Autan uns sicher schützt, verlieren die Biester langsam ihren Schrecken..!

P1070447 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaAls der Garmin piepst muss ich die Augen gar nicht öffnen, um zu wissen, dass es draußen regnet. Ich kann es hören! Ganz momoton prasselt es nämlich schon seit geraumer Zeit auf den gespannten Stoff unseres Denali II.
So gemütlich und trocken im warmen Schlafsack liegend, ist dieses momotone Prasseln eigentlich ganz angenehm. Wenn man nur später dann nicht irgendwann hinaus müsste!
Ich mache uns erst mal Frühstück, denn mit einer heißen Tasse Kaffee in der Hand, erträgt sich vieles doch deutlich leichter! Und anscheinend bekommt da sogar Petrus ein Einsehen, denn plötzlich wird es über uns still. Und wenn man  keinen Regen mehr hört, dann ist eben auch kein Regen mehr da! Es hat doch tatsächlich aufgehört!

P1070453 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaDaß gestern Abend noch ein zweites Ruderboot vom anderen Seeufer herüber gekommen ist, hellt meine Stimmung natürlich erheblich auf! Ich hatte nämlich überhaupt keine Lust verspürt, die vor uns liegende Ruderstrecke gleich dreimal zu rudern, nur um ein weiteres Boot von drüben herüber zu holen, für die nachfolgende Wanderer. Die Strecke beträgt nämlich 4 Kilometer!

Wir packen daher rasch zusammen, als plötzlich das französische Wander-Pärchen von gestern auftaucht, und ebenfalls nach den Booten schaut. Da ist nun natürlich mein Handeln gefragt, bevor ich vielleicht doch noch dreimal rudern darf.
Da beide gut englisch sprechen, einigen wir uns schnell darauf, uns das Boot (und die Ruderstrecke) zu teilen. Bei zwei Ruderern kommen so auf jeden nämlich auch nur noch zwei Kilometer Ruderstrecke! Auch recht..!

P1070450 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaWir holen uns noch vier Schwimmwesten aus dem Kontainer, neben dem Zeltplatz und schöpfen dann zuerst mal ein paar Liter Regenwasser aus dem Kahn, bevor wir unser Gepäck in ihm verteilen.
Dann geht’s los. Gleich zu Beginn bemerken wir, dass uns ein kräftiger, eiskalter Wind genau entgegen bläst. Durch ihn kommen wir zwar kaum vorwärts, er verhindert aber auch, dass uns die Moskitos aufs Wasser hinaus begleiten.

Laut dem Kungsleden-Handbuch von Michael Henneman (Sehr zu empfehlen!), soll die Ruderstrecke auf dem See durch Bojen markiert sein. Dem ist jedoch leider nicht so! Die einzigen Bojen, die wir sehen, gehören nämlich einem samischen Fischer, der damit seine Netze gekennzeichnet hat. Daher bin ich auch einmal mehr froh darüber, schon zu Hause alle GPS-Tracks der Kungsleden-Etappen auf meinen Garmin geladen habe. So kann ich nun im Display zumindest sehen, wo wir drüben eigentlich hin müssen!
(Anmerkung: Der See Kaskajaure hat gewaltige Ausmaße, da er sich auf mehrere Wasserflächen aufteilt! Schaut Euch also unbedingt schon zu Hause genau an, wo drüben Euer Ruder-Ziel liegt, sonst sucht Ihr Euch hier tot!)
Dann hält der Kaskajaure aber gleich noch eine zweite Prüfung für uns bereit: Plötzlich berühren meine Ruder nämlich Grund und bevor ich noch reagieren kann, laufen wir auch schon ganz sanft auf eine Sandbank auf – und das mitten im See!

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Erst jetzt bemerken wir, wie flach es hier draußen überall ist und wir tun uns dann auch ziemlich schwer, wieder tieferes Wasser zu finden. Aber irgendwann erreichen wir doch endlich die zweite Landzunge und können von dort aus dann auch unsere Anlegestelle ausmachen. Erst nachdem man nämlich ein ganzes Stück nach Südosten gerudert ist, kann man diesen Teil des Seesdann ebenfalls einsehen!
Der Rest ist nun reine Fleiß-Arbeit: Immer noch schräg gegen den Wind anrudernd, wechseln wir uns einmal mehr ab, bevor ich irgendwann am Bootssteg anlege. Claudia hat mich sauber zum Ziel dirigiert, das man im Boot rückwärts sitzend, ja selbst nicht sehen kann!

IMG 3312 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaBis hierher hatten wir das Glück gehabt, dass es draußen auf dem See nicht geregnet hat. Das ändert sich jetzt aber, kaum dass wir am Ufer angelegt haben! So suchen wir dann auch erst mal gemeinsam die kleine Schutzhütte auf, die etwas zurückgesetzt zwischen den Birken steht.
Hier ist es nun zwar trocken, dafür gibt es drinnen aber wieder unzählige Moskitos. Irgend eine Prüfung hält der Kungsleden anscheinend immer für uns parat. Die beiden Franzosen ziehen dann auch bald weiter! Ich mache uns nun aber zuerst einmal eine schnelle Nudelsuppe, sozusagen als Belohnung.
Die heiße (lösliche)Fleischbrühe weckt dann auch rasch wieder neue Lebensgeister in uns und lässt es in der kleinen Hütte – für einen kurzen Augenblick zumindest – sogar fast gemütlich werden.
Du hast aber auch wirklich an alles gedacht..!“, lobt mich Claudia, während sie ihr Süppchen schlürft.
Nun, ich habe mir zu Hause natürlich auch lange über unsere Kungsleden-Tour Gedanken gemacht und dabei alle Utensillien und Ausrüstungs-Teile auch mit viel Bedacht zusammen gestellt. Um ja nichts zu vergessen hilft es da übrigens manchmal auch, einfach nur die Online-Seiten eines Outdoor-Ausstatters, wie z. B. Bergfreunde.de durchzustöbern. Dabei stolpert man dann ganz automatisch immer wieder über Ausrüstungsteile, an die man bis dahin noch gar nicht gedacht hat!

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Nach dem kurzen “Lunch” ziehen wir dann ebenfalls wieder los und dürfen auch gleich aufs Neue feststellen, wieviel Regenwasser sich doch an Birkenzweigen sammeln kann. Immer wieder streife ich nämlich ganze Liter von diesen ab und bin daher wirklich froh, die Ponchos dabei zu haben. Unter denen ist es zwar immer etwas “wärmer”, wie in den üblichen Goretex-, oder Texapore-Jacken, dafür ist aber hinten gleichzeitig auch der Rucksack, und vorne sogar die Kamera-Tasche mit unter ihrem Schutz.

Zu einem Poncho gehört aber zwingend(!) eine Regenhose. Wenn Ihr die nicht habt, dann fließt Euch nämlich das ganze Wasser vom Poncho aus, direkt auf die Hosenbeine!
IMG 3315 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaDie Schwachstelle unserer eigenen Ausrüstung liegt dann aber nochmal etwas tiefer: Nämlich zwischen Regenhose und Schuhen.
Wir hätten unbedingt auch gute Gamaschen mitnehmen sollen, die dann verhindert hätten, dass das ganze Wasser der Birkenzweige (über Poncho und Regenhose) dann von oben auf den Schuhen landet! Und glaubt mir bitte, auf Dauer kann es selbst der beste GoreTex-Stiefel nicht ertragen, wenn ihr seine “Zunge” ständig mit Wasser begießt!
Es dauert zwar wieder mehrere Stunden, aber irgendwann spüre ich dann doch, wie meine Füße im Schuh langsam nass werden und fluche über meine eigene Blödheit. Mein neuer Hanwag-Tatra ist nämlich wirklich der beste Wanderstiefel, den ich je hatte. Aber was nützt ihm die beste Vulkanisierung im Sohlenübergang, wenn sein Besitzer zu doof ist, Gamaschen einzupacken..?

Bereits seit Stunden steigen wir nun immer weiter aufwärts und nähern uns ganz langsam wieder der Baumgrenze. Im Dauerregen hat das den Vorteil, dass nun wenigstens die Birken langsam weniger werden! Gleichzeitig nähern wir uns aber von unten auch immer weiter der tiefen Wolkendecke, denn es wird nun immer nebliger. Irgendwann sind wir dann auch völlig von dieser “Suppe” eingeschlossen.

Völlig überraschend kommen uns dann aber irgendwann unsere französischen Rudergefährten wieder entgegen und bitten uns um Hilfe: Sie haben weiter oben im Nebel den Weg verloren und kommen nun nicht mehr weiter.
IMG 3318 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaErst jetzt fällt mir auf, dass sie völlig unzureichend ausgerüstet sind: Er trägt nur eine bereits völlig durchgeweichte Jogging-Hose und einen Pullover, ohne jeden, weiteren Regenschutz. Offensichtlich hat er nicht einmal eine Jacke dabei. Mütze ja, aber Handschuhe? Fehlanzeige!
Sie hat nur dünne Bluejeans und eine leichte Jacke an, und einfache Winterstiefelchen. So stehen die Beiden nun schlotternd vor uns, während ihnen das Regenwasser in Strömen über das Gesicht läuft.

Und nun zeigt der Kungsleden einmal sein wahres Gesicht: Umkehren? Wohin? Sie wären in diesem Zustand nun ja wieder stundenlang unterwegs, nur um die kleine Schutzhütte zu erreichen, in der wir vorhin gevespert haben. Und dort war ausnahmsweise auch kein Holz gewesen, um den Ofen anzuzünden. Wärme ist nun aber das Allerwichtigste, das sie benötigten!

Uns bleibt daher nichts anderes übrig, als sie vollends mit über den Bergkamm zu lotsen, damit sie drüben dann so schnell wie möglich die Aktse-Schutzhütten ansteuern konnten.
Ohne Karte und Kompass ist man unter solchen Bedingungen hier oben wirklich verloren, denn im Nebel ist eine Orientierung ohne Hilfsmittel absolut unmöglich! So bin ich dann auch hier wieder froh, den Garmin bei mir zu haben. Er zeigt mir den (hier nicht vorhandenen) Pfad nämlich zumindest als blaue Linie im Display an! Und was noch viel wichtiger ist: Immer in Verbindung mit meinem eigenen Standort! So weiß ich selbst im dichtesten Nebel immer, wo ich gerade bin, und wo der Weg verläuft.

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Claudia müht sich inzwischen sichtlich, den steilen Abschnitt etwas schneller zu bewältigen. Trotzdem bleibt mir immer wieder genügend Zeit, ein paar Fotos zu schießen, während wir auf sie warten müssen. Trotzdem bestehe ich darauf, dass sie sich diese Zeit auch lässt! Der hier oben liegende, tief verharschte Schnee mahnt in der steilen Nordostseite des Njunjes nämlich sehr zur Vorsicht (Siehe Titelfoto, ganz oben..!). Ein einziger Fehltritt würde nämlich schon ein zumindest schmerzhaftes Abrutschen bedeuten, wenn nicht mehr..!

IMG 3316 300x199 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaDann überschreiten wir aber den Pass und finden dort endlich wieder regelmäßige Wegmarkierungen. Und sobald ich davon ausgehen kann, dass das nun wohl so bleiben würde, schicke ich die Beiden dann auch alleine los. Der Weg sollte sie nun geradewegs zur Aktsestuga führen und mit ihren leeren Rucksäckchen sind sie ohne uns natürlich deutlich schneller unterwegs. Nur eine Minute später sind sie dann auch schon im Nebel verschwunden..!

Hoffentlich geht das gut..!“, macht sich Claudia trotzdem berechtigte Sorgen.
Heute Abend wissen wir es..!” antworte ich und setze Claudia davon in Kenntnis, dass ich inzwischen ebenfalls die Aktsestuga ansteuern möchte. Bei diesem Wetter habe ich nämlich ebenfalls keine Lust mehr, noch irgendwo zu zelten.

IMG 3321 2 Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   AktsestugornaDann erreichen wir wieder die Baumgrenze und tauchen kurz darauf auch in richtigen Wald ein. Nun ist es nicht mehr weit, wie mir der Garmin zeigt! Kurz darauf erreichen wir dann die Hütten der Aktsestuga, die hier sehr idyllisch zwischen den Bäumen liegen.
Wir melden uns bei der Frau des Stugwarts und fragen höflich nach zwei Betten: Ja, es sind welche frei – und ja, die beiden Franzosen sind auch schon da, erklärt sie uns auf Englisch!
Gott sei Dank..!” rutscht da Claudia leise über die Lippen.
Auf unsere Bitte hin legt sie uns mit den Beiden zusammen und wir gehen hinüber, um nun ebenfalls endlich unsere nassen Klamotten los zu werden. Nur noch schnell die durchgeweichten Stiefel ausziehen (in den Häusern herrscht grundsätzlich Stiefel-Verbot!), dann watscheln wir auch schon auf klatschnassen Socken in die gut eingeheizte Stube hinein! (Von wegen, es gibt kein schlechtes Wetter..!)

Péha, so heißt der junge Franzose, hat inzwischen schon gut eingeheizt! Und während über dem Ofen die komplette Kleidung der Beiden hängt und dort gut vernehmbar vor sich hin tropft, sitzen die beiden – nur in ihre Bettdecken gehüllt – am Tisch und essen.
Nun ist das “Hallo” natürlich erst mal groß und ich schenke mir auch die kräftige Standpauke, die ich mir unterwegs bereits für sie zurecht gelegt habe. Die Beiden sind heute auch so schon genügend für ihre Dummheit bestraft worden!

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Nachdem wir uns dann ebenfalls gewaschen haben, gehen Claudia und ich noch kurz in den gut ausgestatteten Shop der Stuga. Wir haben beide Heißhunger auf eine Dose Obstsalat, und Claudia ergänzt ihre Trockenfrüchte, von denen sie unterwegs immer mal wieder knabbert. (Die sind leicht, und gehaltvoll!) Dann mache ich uns wieder einen Tee und ein heißes Süppchen, danach lassen wir den Tag mit etwas Kerzenschein, gemütlich ausklingen. Natürlich nur der Gemütlichkeit wegen – denn Dunkel wird es natürlich auch in dieser “Nacht” wieder nicht werden..!

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Zusammenfassung 8. Etappe: 12,4 Kilometer mit 442 Höhenmeter im Anstieg, und 517 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 9,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden Kungsleden, 8. Etappe: Sitojaure   Aktsestugorna

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!


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Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte-Hütten

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Man gewöhnt sich wohl nur beim Lesen dieser Berichte daran: Es regnet nämlich schon wieder! Unter diesen Umständen beschließen wir, auf das Rudern zu verzichten und uns per Motorboot über den Laitaure bringen zu lassen. Und auch Justine und Péha, unsere beiden Franzosen, schließen sich dieser Entscheidung nach nur einem einzigen Blick aus dem Fenster an!

IMG 3329 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenDer Preis von 400 SK/46,51 Euro für uns beide ist zwar wieder mal stolz, aber es wären ja immerhin auch 3,0 Kilometer gewesen, die wir im Regen hätten rudern müssen. Und dabei haben wir noch nicht einmal nachgesehen, ob wir diese Strecke nur einmal, oder vielleicht sogar dreimal hätten zurücklegen müssen, um auch für die nachfolgenden Wanderer wieder ein Boot zu hinterlassen.

Für alle, die noch nicht mit dieser Vorgehensweise vertraut sind: Der STF (Svenska Turistföreningen) stellt für alle Kungsleden-Wanderer an den zu Überquerenden Seen jeweils drei Ruderboote (kostenlos) zur Verfügung. Somit liegen auf einer Seite eines Gewässers immer zwei Boote, auf der anderen Seite jedoch nur Eines.
Kommt man nun dummerweise auf der Seite an, an der nur ein Boot liegt, dann muss man hinüber rudern, drüben ein 2. Boot in Schlepp nehmen und damit wieder zurück rudern, bevor man dann die eigentliche Ruderstrecke in Angriff nehmen kann, um selbst überzusetzen. So wird sicher gestellt, dass jeder Wanderer, egal von welcher Seite er auch kommt, immer ein Boot vorfindet!

IMG 3330 580x386 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte Hütten

Kurz vor Neun treffen wir uns beim Stugwart und seiner Frau, um dann gemeinsam hinunter zu gehen, zum Laitaure. Es ist etwa noch ein Kilometer, von den Aktse-Hütten bis zum See, der überwiegend auf Bohlenwegen zurück gelegt wird. Unterwegs bückt sich die Frau des Stugwarts dann plötzlich und zeigt uns ein paar kleine, recht unscheinbare Plänzchen, die hier unmittelbar neben den Holzbohlen wachsen.
IMG 3332 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenSpider-Orchids..!“, erklärt sie uns. Winzig kleine, einheimische Orchideen.
Schade, die hätten wir uns natürlich schon gerne genauer angeschaut, und vor allem auch fotografiert. Aber dafür ist der Regen einfach zu stark, und das Licht zu schwach.

Durch unsere vier Rucksäcke ist es im Boot ziemlich eng. Außerdem ist alles nass vom Regen der vergangenen Nacht. So sind wir sind froh, die wasserdichten Regenhosen und unsere Texapore-Jacken anzuhaben.
Der Stugwart überquert den See mit dem Boot zügig, steht dabei aber immer wieder auf und sucht das Wasser ab.
When we have strong rain in the Mountains, many trees are coming down from Sarek..!“, erklärt er mir, als er meinen fragenden Blick sieht. Und auch, dass der Sarek der heilige Berg der Samen sei.

IMG 3333 2 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenIMG 3336 2 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte Hütten

Die Überfahrt dauert nur 15 Minuten, dann passieren wir auch drüben wieder eine kleine Schutzhütte, in der man trocken auf das Motorboot warten kann. Hinter einem Zaun liegt eine große Rentier-(Geweih)-Stange, die Claudia mit Bewunderung betrachtet. Leider ist sie viel zu schwer, um sie mitzunehmen. (Auch die Rentiere werfen ihr Geweih im Winter ab, bevor ihnen dann im Sommer wieder ein Neues nachwächst!)

P1070463 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenInzwischen hat es wenigstens wieder aufgehört zu regnen, so dass wir die Ponchos hinter den Schultern zusammen rollen können, um nicht unnötig zu schwitzen.
Der Weg verläuft hier nun erst mal recht eben. Trotzdem verlangt er uns bereits wieder höchste Aufmerksamkeit ab. In den Bohlenwegen fehlen nämlich immer wieder Planken, oder manchmal verläuft auch gleich der ganze Bohlenweg “unter Wasser”!
So etwas gehört natürlich immer dazu und wäre hier eigentlich auch gar nicht erwähnenswert, aber mit den schweren Rucksäcken ist man da schon etwas unbeweglicher. Und sind die zwanzig Kilo auf dem Rücken erst mal in eine bestimmte Richtung “unterwegs”, dann bedarf es schon eines relativ hohen Kraftaufwandes, die Richtung wieder zu ändern, oder diese Bewegung gar völlig zu stoppen! Und bitte auch nicht vergessen, dass wir dabei meist auf nassen, schlüpfrigen Bohlen unterwegs sind!

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Dann steigt der Pfad aber wieder steil an und führt uns erneut hinauf, ins baumlose Kahlfjäll. Rasch lassen wir die Baumgrenze hinter uns und wandern dann erneut auf schmalen Pfaden durch eine herrliche Gebirgslandschaft, mit der ihr typischen Tundra-Flora: Hier wachsen nun nämlich wieder nur noch niedere Moose und Flechten.
IMG 3345 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenInzwischen befinden wir uns am Rand des berühmten Sarek-Nationalparks. Leider jedoch, ohne viel von ihm sehen zu können, da wir einmal mehr in dichten Wolken unterwegs sind!
Dabei hat sich Claudia doch gerade auf dieses Teilstück so sehr gefreut. Die umliegenden Seen waren Anfangs gerade noch im Nebel zu sehen gewesen, jetzt entschwinden sie unseren Blicken aber immer weiter – schade!

Im dichten Nebel wird es dann auch gleich wieder fühlbar kälter und zudem ach ziemlich feucht! Ein ganz feiner Wassernebel hängt in der Luft und verschafft uns beim kontinuierlichen Aufstieg zwar angenehme Kühlung, gleichzeitig raubt er uns aber auch jede Sicht.
Als wir wieder einmal kurz verschnaufen, zeige ich Claudia im Display des Garmin den großen See, der hier nun direkt unter uns liegt, ohne dass wir etwas von ihm sehen können.

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Wenn man unterwegs beim Wandern nichts sehen kann, dann driften die Gedanken irgendwann ganz automatisch zum Etappenziel ab. Parte heißt unser heutiges Tagesziel, aber im Augenblick ist das für uns auch nur eine weiteren Stuga, an einem weiteren See. Und wenn man derart stumpfsinnig vor sich hin stampft, dann scheint zu allem Überfluß auch plötzlich die Zeit stehen zu bleiben. Ein kurzer Blick auf den Garmin bestätigt mir dann auch, dass es wohl noch knappe 8 Stunden dauern wird, bis wir die Hütten erreichen werden! Mist..!

IMG 3347 176x176 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenIMG 3352 176x176 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenP1070467 176x176 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte Hütten

Dann löst sich der Nebel aber ganz plötzlich auf und gibt uns sogar schon bald wieder erste Blicke hinunter, ins Tal frei! Natürlich wird es dabei dann noch einmal etwas nasser, denn das Wasser aus den Wolken muss nun ja irgendwo hin. Der Nebel “regnet” also erst mal ab! Wir erreichen aber gerade noch rechtzeitig die Schutzhütte, die mir mein Garmin bereits seit einer ganzen Weile avisiert, und machen dort dann eine verdiente Rast im Trockenen.

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Kurz darauf sehen wir dann durchs Fenster schon erste Sonnenstrahlen und Claudia drängt zum Aufbruch. Und obwohl es schon längst aufgehört hat zu regnen, müssen wir nun unsere Regen-Ponchos noch einmal einem kurzen Härtetest unterziehen: Von der Hütte aus führt der Pfad nun nämlich erst mal durch übermannshohes und vom Regen triefnasses Gestrüpp! Noch einmal streifen wir dabei dann wieder unzählige Liter Wasser von den Fjällbirken ab!

IMG 3355 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenIn meinen Schuhen wird es kurz darauf auch wieder kalt und Claudias verzogenes Gesicht bedeutet wohl das Gleiche: Wir haben beide schon wieder nasse Füße!
In solchen Situationen träume ich dann immer wieder von diesen Gamaschen! Und ich verspreche mir selbst hoch und heilig, dass ich sie mir gleich nach unserem Urlaub zulegen werde. Nie wieder nasse Füße..!

Dann wird der Weg noch einmal unglaublich anstrengend. Auf Blockhalden werden wir nun nämlich über den Pass zwischen Huornati (884m) und Faunaive (1.117m) geführt. Da die Felsen jedoch noch nicht vollständig abgetrocknet sind, verlangt dieser Abschnitt jetzt noch einmal unsere volle Konzentration. Man weiß nun nämlich nie, ob man mit dem nächsten Schritt auf den feuchten Steinen Halt findet, oder nicht! So sind wir dann auch wirklich froh, als wir den Pass endlich hinter uns haben.

IMG 3358 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenWo sich der Pfad hinter dem Scheitelpunkt senkt, bleiben wir dann beide andächtig stehen. Von hier aus können wir nämlich bereits hinunter sehen, auf unser Ziel. Der See Sjabtjakjaure, an dem unser heutiges Etappenziel liegt, glänzt gut sichtbar in der Ferne. Und direkt vor unseren Füßen, aber eben noch tief unter uns, beginnt ein intensiv-grünes Waldgebiet, das sich bis ganz hinüber zu den Bergen erstreckt, die dieses Tal mit dem See umrahmen.

Ich kenne jemand, der würde jetzt wohl wieder sagen: Einfach zum Niederknien..!”, meint Claudia ganz andächtig, und ohne dass es sich kitschig anhört.
Und ich kenne den Urheber dieses Spruches natürlich ebenfalls. Es ist Klaus Gülker, Moderator von vielen Wander-Sendungen bei SWR4!
Doch..!“, pflichte ich Claudia daher bei, “Auch ich würde jetzt sehr gerne hören, was er wohl zu diesem Panorama sagen würde..!
Dann noch schnell ein paar Fotos, bevor wir uns zügig auf den Weg hinunter machen, ins Tal. Es ist bereits wieder kurz vor Sieben!

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Der Abstieg ist lang, steil und rutschig und so natürlich wieder wahres Gift für Claudias geschundene Knie. Einmal fällt sie sogar hin, rappelt sich aber tapfer wieder auf. Und mit der Baumgrenze kommen dann zu allem Überfluss auch wieder die Moskitos. Wir machen daher einen schnellen Boxenstop, um uns Gesicht, Hals und Hände mit Mygga einzucremen, einem schwedischen Mückenschutz-Mittel. Das haben wir gestern noch geschenkt bekommen, um es einmal auszuprobieren. Fazit: Es ist genauso gut wie Autan, stinkt aber nicht ganz so penetrant.

IMG 3362 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenDann wird es endlich ebener und als wir uns schon fast am Ziel glauben, stehen wir nur vor einem Fluß, ohne Brücke.
Ach nein..!“, stöhnt Claudia auf. “Bitte nicht..!
Aber es hilft ja nichts, wir müssen durch. Er ist sogar recht tief und hat zudem auch eine ziemlich starke Strömung. Gedankenlos ziehe ich also den ersten Schuh mit dem Strumpf aus und werde dort dann von den Moskitos buchstäblich aufgefressen.
Halt..!“, rufe ich daher Claudia zu und greife gleichzeitig nach dem Mygga-Stick. Danach habe ich an diesem Fuß Ruhe. Erst dann ziehe ich den zweiten Schuh mit dem Strumpf aus und gebe den Viechern auch dort gleich Saures!
Dann reiche ich den Stick an Claudia weiter, hänge mir die Schuhe um den Hals und wate hinüber, auf die andere Seite.

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Da das Wasser beim Durchwaten natürlich viel von der Wirkung des Mücken-Schutzmittels abgewaschen hat, warten die Moskitos drüben bereits wieder auf mich. Aber sie sind nun doch nicht mehr ganz so vehement, wie zuvor ohne Mygga. Ich ziehe mich daher in aller Ruhe wieder an und habe dann sogar Zeit, noch ein Foto von Claudia zu machen.
IMG 3365 300x199 Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte HüttenDanach gehen wir zum Endspurt über und erreichen kurz darauf die Partestuga. Zuvor müssen wir jedoch noch ein paar längere “Unterwasser-Bohlenstege” überwinden, die uns noch einmal volle Konzentration und viel Zeit kosten. Hierbei geht es nämlich nicht mehr nur um nasse Füße, vielmehr würde ein Fehltritt im Moor ganz zwangsläufig auch einen Sturz bedeuten! Und das mit den schweren Rucksäcken..?

Als wir die Stuga endlich erreichen, ist es daher bereits auch schon nach 22.00 Uhr! Nur Justine und Péha, unsere beiden Franzosen begrüßen uns noch. Der Stugwart schläft wohl schon, oder hat vielleicht auch einfach nur keine Lust mehr uns noch zu begrüßen. Als ich vorsichtig bei ihm klopfe, sieht Claudia, wie sich eine Gardine bewegt. Sonst nichts!
Na gut! So zelten wir halt einfach hinter den Hütten und lassen den Abend dann trotzdem gemütlich auslaufen: Waschen, Tee und Suppe kochen, und anschließend den Moskitos eine lange Nase machen..!

Zusammenfassung 9.Etappe: 24,4 Kilometer, 669 Höhenmeter im Anstieg, 739 Höhenmeter im Abstieg – Dauer: 13,5 Std.

Wenn Du gerne noch mehr über den Kungsleden erfahren möchtest, dann empfehlen wir Dir den kleinen Reiseführer von Michael Hennemann:

Schweden: Kungsleden Kungsleden, 9. Etappe: Aktsestugorna – Parte Hütten

Achtung: * Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon – wenn Du etwas darüber bestellst, dann erhalten wir eine kleine Provision. Auf diese Weise ist es Dir möglich, Rainer & Claudia zu unterstützen, ohne dass es Dich etwas kostet!

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